17. Januar 2021
Hinter den Kulissen eines besonderen Gottesdienstes
„Die Leute brauchen keine Medizin so sehr wie Hoffnung!“ (Jurek Becker – Jakob, der Lügner). Dieser Satz passt sicher genauso in das unbekannte Ghetto, in welchem Jurek Beckers Roman „Jakob, der Lügner“ spielt, wie in die von der Corona-Pandemie gezeichnete siebenbürgische Welt. Und das war auch der Zweck des Weihachtsgottesdienstes „Von Daheim für Daheim“: ein bisschen Medizin zu bringen in Form von Hoffnung für die Menschen, die wegen Ansteckungsgefahr zu Weihnachten nicht in die Kirche gehen konnten.
![„Trio Saxones Plus“ singt in der Kerzer Kirche, ...](/bild/artikel/normal/2021/weihnachtsgottesdienst1_2021.jpg)
Wer mal in Mühlbach vorbeikommt, sollte sich auch das Musik- und Filmstudio von Edy Schneider ansehen. Es liegt im Hinterhof einer aufgelassenen Fabrik im Zentrum Mühlbachs und empfängt seinen Besucher mit Fachwerkarchitekur und einem riesigen alten Anker. „Don‘t judge a book by its cover“ (Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband) liest man in Majuskeln auf der alten Fabrikmauer und sobald man die Türe öffnet, wird man von ambientaler Musik und einem Sammelsurium von Artefakten eingehüllt. Eine wundervoll ausgeleuchtete Bar auf Schienen dient als Tür zu Edys Tonstudio. Dort nahmen wir an einem Nachmittag die Lieder für den Gottesdienst auf. Weitere Aufnahmen wurden geplant. Bischof Reinhart Guib sagte sofort zu, ein Grußwort zu sprechen. Ebenso der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Rainer Lehni, der mithilfe seiner Frau in Drabenderhöhe filmte. Offen blieb noch die Frage nach einem Drehort für den Gottesdienst. In der Hoffnung auf ein bisschen Schnee fragten wir den Kerzer Pfarrer Michael Reger. „Na kommt“, kam prompt die typisch siebenbürgische Antwort. So konnte die zweite Phase des Projektes „Hoffnung“ eingeleitet werden.
![Drohnenflug durch die Ruine der ehemaligen ...](/bild/artikel/normal/2021/weihnachtsgottesdienst2_2021.jpg)
Auf dem geschichtsträchtigen Pfarrhof in Kerz, wo einst der siebenbürgische Dichter Viktor Kästner aufwuchs, fühlt man sich sofort willkommen. Das liegt vor allem an Ortspfarrer Michael Reger und an seiner Frau Nuți. Die Kulisse mit den Mauern des alten Zisterzienserklosters war malerisch, allerdings dominierte statt dem winterlichen Weiß das satte Grün. Solange das Licht noch gut war, mussten die Außenaufnahmen gemacht werden. Wie bei einem professionellen Musikvideo filmte Edy aus verschiedenen Winkeln. Als es dunkler wurde, lud uns Famile Reger zu einem Mittagessen ins Pfarrhaus ein, wo auch ein guter Tropfen Kerzer Weins aufgewartet wurde. Weiter ging‘s mit den Aufnahmen in der Kirche, wo extra ein Weihnachtsbaum für die Dreharbeiten aufgestellt wurde, obwohl der Adventskalender noch gut zwei Wochen bis zum Weihnachtsfest aufzeigte. Der Schlagzeuger Wolfgang Schüller wurde kurzfristig ins Lektorat berufen und las die Epistel. Pfarrer Andreas Hartig wollte das Evangelium gerne aus seiner eigenen Kirche in Zeiden aufnehmen. Es folgten die Aufnahmen für die Predigt und das Hauptgebet des Ortspfarrers. Vorher hatten wir noch zwei Lieder in der Kirche aufgenommen, unter anderem das bekannte Weihnachtslied „Stille Nacht.“
Auf dem Nachhauseweg kehrten wir in Neppendorf ein, wo Pfarrer Dietrich Galter uns den Weihnachtsbrauch des Leuchtersingens zeigen wollte. Wir zündeten gemeinsam die vielen Kerzen auf den Weihnachtsleuchtern an und erfreuten uns an dem Licht. Nach der Heimfahrt lag der Löwenanteil der Arbeit bei Edy, der das Filmmaterial schnitt.
![Eduard (Edy) Schneider in seinem Tonstudio in ...](/bild/artikel/normal/2021/weihnachtsgottesdienst3_2021.jpg)
Alfred Dahinten
Schlagwörter: Weihnachten, Gottesdienst, EKR, Verband, Siebenbuerger.de, Karpatenblech, Trio Saxones, Kerz, AK Internet
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