16. Januar 2009
Das kulturelle Rückgrat unserer Gemeinschaft stärken
Dr. Bernd Fabritius, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, hat die siebenbürgische Gemeinschaft in Deutschland aufgefordert, die wichtige Arbeit der zentralen Kultureinrichtungen der Siebenbürger Sachsen in Gundelsheim zu unterstützen. In seiner Ansprache beim Neujahrsempfang des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates e.V. am 10. Januar 2009 auf Schloss Horneck beschwor Fabritius die kulturelle Verpflichtung jedes Einzelnen und betonte, dass sich Siebenbürgisches hier und heute hauptsächlich über Kultur definiere.
Im vergangenen Jahr hat der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland die wissenschaftlich und kulturell bedeutungsvolle Arbeit der Gundelsheimer Einrichtungen mit rund 50 000 Euro unterstützt. Eine substantielle Hilfe und nachahmenswerte Geste auch für andere. Dr. Fabritius zitierte in diesem Sinne die Bundeskanzlerin: „Der Jahreswechsel ist die Zeit, einmal Wichtiges von Unwichtigem zu trennen“ und demnach zu handeln.
Das war auch letzthin das Fazit aller Ansprachen des in herzlicher Atmosphäre und mit anspruchsvollem Programm gestalteten Neujahrsempfangs im Barocksaal des Schlosses Horneck. „Wichtiges von Unwichtigem trennen“ bedeutet auch, sich ins Bewusstsein zu rufen, was überhaupt – konkret hier in Gundelsheim – getan wird, weiterhin getan werden muss und von wem. Da sollten das Siebenbürgen-Institut mit Archiv und Bibliothek, das Siebenbürgische Museum, welches mit seinen über 15 000 Exponaten die wichtigsten Kulturleistungen dieser Gemeinschaft innerhalb des Karpatenbogens dokumentiert, und der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde genannt werden. Ihnen zur Seite stehen der Freundes- und Förderkreis der Bibliothek, die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, der Förderverein Siebenbürgisches Museum. All diese Institutionen haben ihre Wirkungsstätte in der ehemaligen Deutschordensburg, dem später zum Schloss Horneck umgebauten Architekturdenkmal, für dessen kostenintensiven baulichen Erhalt der Hilfsverein „Johannes Honterus“ aufkommt, der das Alten- und Pflegeheim „Heimathaus Siebenbürgen“ betreibt. Es ist nicht zuletzt der in Eigenverantwortung handelnden Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen, der Spendenbereitschaft vieler zu verdanken, dass das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv das geistige Erbe der Siebenbürger Sachsen im Kontext des Zusammenwirkens mit all den anderen Völkergruppen Siebenbürgens erfassen und dokumentieren, letztlich seine ganze „Arbeiten auf bisherigem Niveau weiterführen kann“, wie das Dr. Harald Roth, stellvertretender Vorsitzender des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates, in seiner Begrüßungsansprache formulierte. Eine gute Voraussetzung und Garant dafür ist auch die Wiederbesetzung der Geschäftstelle des Kulturrates mit einer akademischen Fachkraft, wie das in der Person von Annemarie Weber im vergangenen Jahr geschehen ist. Diese Stelle konnte nur dank der erwähnten Spendenbereitschaft finanziell gesichert werden.
Für viele Leser wird sich sicher die Frage stellen, ob die Existenz so vieler Vereine und Institutionen mit Schwerpunkt Siebenbürger Sachsen überhaupt notwendig ist. Die Frage ist berechtigt, aber leicht zu beantworten. Jeder Verein, jede Einrichtung hat ihre Berechtigung in Anbetracht der Tatsache, dass noch unübersehbar vieles in der Aufarbeitung der Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen zu leisten ist. Der größte Teil der Arbeit wird über das Ehrenamt erledigt. Diesen Menschen gilt unser aller Dank. Dr. Bernd Fabritius betonte in seiner Ansprache: „Auch wir Siebenbürger Sachsen stehen vor neuen Rahmenbedingungen, die das Engagement und den Einsatz jedes Einzelnen und damit unserer Gesamtgemeinschaft als solcher fordern.“ Die Vielzahl von Vereinen einschließlich des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ermöglicht es jedem, dort mitzuwirken, wo seine Interessen liegen – und jeder Siebenbürger Sachse ist gefordert. Gefordert, selbst etwas zu tun oder Mitglied des Verbandes zu werden, sind doch die meisten Menschen mit siebenbürgischen Wurzeln stolz auf ihre Herkunft und definieren sich diesbezüglich über die kulturellen Leistungen – historische wie zeitgenössische – dieser Gemeinschaft. Dr. Fabritius: „Geschätzt ist nur jede vierte siebenbürgisch-sächsische Familie, die in Deutschland lebt, Mitglied in unserem Verband und unterstützt unsere Ziele, obwohl es ja ausschließlich Ziele sind, die ALLE angehen.“ Er ist zuversichtlich: „Das Jahr 2009 erwartet uns mit bekannten und sicherlich auch mit neuen Herausforderungen. Hier sollten wir nicht auf Riesensprünge setzen. Auch viele kleine Schritte führen weiter, wenn sie in die richtige Richtung gehen. Wir sollten uns dabei stets von der Frage leiten lassen, was für unsere Gemeinschaft wichtig ist, nicht nur was dem eigenen Befinden schmeichelt.“ Die Wertigkeit der Eigeninitiative und des Beitrages jedes Siebenbürger Sachsen für die gemeinsame Sache stand auch im Mittelpunkt der Begrüßungsrede von Dr. Harald Roth: „Der Aufruf zur Selbstanstrengung freilich bleibt dennoch ungemildert bestehen, wollen wir unsere Einrichtungen auf Schloss Horneck als Orte des kollektiven sächsischen Gedächtnisses lebendig erhalten. Die Chancen dafür stehen gut!“ Wie wichtig gegenseitige Hilfeleistungen sind, zeigt auch das Verhältnis des Siebenbürgischen Museums und des Siebenbürgen-Instituts zum Hilfsverein „Johannes Honterus“, dem Eigentümer. Dessen Vorsitzender Dipl.-Ing. Bernd Schütz erklärte der Siebenbürgischen Zeitung gegenüber, der Hilfsverein sei als Träger des „Heimathauses Siebenbürgen“ an der engen, fruchtbaren Zusammenarbeit aller sozialen und kulturellen Einrichtungen auf Schloss Horneck interessiert.
„Die Synergie von Hilfsverein, Siebenbürgen-Institut und Siebenbürgischem Museum kam beim diesjährigen Neujahresempfang voll zum Tragen. Der Hilfsverein ‚Johannes Honterus‘ wird die enge, auf gegenseitiger Unterstützung beruhende Zusammenarbeit auch im Jahre 2009 nach Kräften fördern. Angedacht ist, siebenbürgischen Jugendgruppen Räumlichkeiten und Unterkunftsmöglichkeiten für Arbeitstreffen im beeindruckenden Ambiente des Heimathauses, hoch über dem Neckar, anzubieten“, so Berndt Schütz.
Wie ein roter Faden durchzog den diesjährigen Neujahresempfang der Gedanke, alle siebenbürgisch-sächsischen Vereine und Einrichtungen müssten viel stärker an die bundesdeutsche Öffentlichkeit treten. Kulturelle Leistungen müssen nicht nur wissenschaftlich dokumentiert, materielle Kulturgüter müssen nicht nur gesammelt und aufbewahrt, sondern auch der breiten deutschen Öffentlichkeit zugänglich gemacht und stärker in deren Bewusstsein gerückt werden.
In ihrer Ansprache zog Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Trägervereins Siebenbürgisches Museum, eine erfreuliche Bilanz über das Wirken dieser Institution in der Öffentlichkeit des abgelaufenen Jahres. Mit stetig steigenden Besucherzahlen, mit Ausstellungen im Hause und Kooperationen, die region- und grenzübergreifend gezeigt und rezipiert wurden, habe die Gundelsheimer Einrichtung in den letzten Jahren ihren Stellenwert in der deutschen Museumslandschaft kontinuierlich gefestigt. Die Vorsitzende dankte dem hauptamtlichen wissenschaftlichen Mitarbeiter, Marius Joachim Tataru, und den zahlreich zum Empfang erschienenen Förderern für die Unterstützung der Museumsarbeit. Als Besucher, als großzügige Spender von historischem siebenbürgischen Kulturgut hätten sie dazu beigetragen, den ohnehin schon beeindruckenden Sammlungsbestand zu ergänzen. In diesem Jahr geplant seien Ausstellungskooperationen mit Rumänien und Österreich, gemeinsame Forschungsprojekte mit Kollegen und Kolleginnen des ASTRA-Nationalmuseums in Hermannstadt und Buchprojekte, die die Schwerpunktsammlungen des Hauses wissenschaftlich aufgearbeitet an die Öffentlichkeit bringen würden. Gleichzeitig hob sie aber auch den prekären fachlichen Personalstand im Hause hervor, der die Arbeit – hauptamtliche wie ehrenamtliche – oft an die Grenzen des Leistbaren zwinge. „Das Siebenbürgische Museum wurde im Laufe der Jahre aus einer Heimatstube zu einer Institution“, so Sedler. Dieser Tatbestand veranlasste auch die Bürgermeisterin der Deutschordensstadt Gundelsheim, Heike Schokatz, in ihrer Ansprache hervorzuheben, dass die Gundelsheimer Einrichtungen jetzt schon fester Bestandteil der regionalen Tourismusplanung seien. Das Bürgermeisteramt hat in Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgischen Museum einen Kulturpfad für Gundelsheim ausgearbeitet, der voraussichtlich im Herbst dieses Jahres aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der musealen Einrichtung in die Tat umgesetzt wird. Auch der Tourismusverband mittlerer Neckar und im Besonderen die Staufer-Stadt Bad Wimpfen haben das Gundelsheimer Museum in ihre touristische Planung eingebunden. Mehr noch: In der städtischen Kunstgalerie, im historischen Ambiente von Bad Wimfen sollen in Zukunft auch Ausstellungen mit siebenbürgischer Thematik ihren Platz finden.
Aus Berlin brachte Sabine Deres, Ministerialrätin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Grüße mit. Sie habe die Gundelsheimer Einrichtungen bisher nur vom Aktenstudium gekannt und nun einen äußerst positiven Eindruck gewonnen, erklärte Frau Deres. Sie werde sich Gedanken darüber machen, wie der Bund diese Institutionen weiterhin so „vital“ erhalten könne. Nach der Neujahresfeier besichtigte Frau Deres das Museum und war von den Inhalten und der Qualität der Präsentation angetan.
Fachleute und Freunde, langjährige Mitstreiter und Neulinge verließen die Veranstaltung mit der Überzeugung, dass die in Gundelsheim ansässigen Institutionen eine Zukunft haben, dass sie eine substantielle kulturelle Leistung erbringen und auch künftig in einem grenzoffenen Europa erbringen würden. Ist doch Gundelsheim auch im Bewusstsein der in Siebenbürgen lebenden Landsleute, der rumänischen Kulturbehörden und -institutionen immer noch der Kristallisationspunkt sächsischer Kulturleistung und -verwaltung in Deutschland, wichtigster und vertrauenswürdiger Partner bei Gemeinschaftsprojekten. Zugleich aber war man sich einig, dass die Unterstützung dieser Arbeit aus der Gemeinschaft selbst, durch ihre Mitglieder notwendig bleibt, dass Spenden und ehrenamtliches Engagement weiterhin unerlässlich sind.
Die anregende Atmosphäre der Veranstaltung schaffte das virtuose Klavierspiel der Stuttgarter Konzertpianistin Polina Jakovleva. Sie brachte das Klavier nicht nur zum Klingen, sondern auch zum Sprechen, ergänzte die Musik durch Gesten und gelebte Emotionen bei den Werken von Chopin, Mussorgskij, Rachmaninow und Johannes Brahms.
Ein separater Bericht über die Würdigung von Oskar Pastior wird in der Siebenbürgischen Zeitung Online vom 18. Januar 2009 veröffentlicht.
Das war auch letzthin das Fazit aller Ansprachen des in herzlicher Atmosphäre und mit anspruchsvollem Programm gestalteten Neujahrsempfangs im Barocksaal des Schlosses Horneck. „Wichtiges von Unwichtigem trennen“ bedeutet auch, sich ins Bewusstsein zu rufen, was überhaupt – konkret hier in Gundelsheim – getan wird, weiterhin getan werden muss und von wem. Da sollten das Siebenbürgen-Institut mit Archiv und Bibliothek, das Siebenbürgische Museum, welches mit seinen über 15 000 Exponaten die wichtigsten Kulturleistungen dieser Gemeinschaft innerhalb des Karpatenbogens dokumentiert, und der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde genannt werden. Ihnen zur Seite stehen der Freundes- und Förderkreis der Bibliothek, die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, der Förderverein Siebenbürgisches Museum. All diese Institutionen haben ihre Wirkungsstätte in der ehemaligen Deutschordensburg, dem später zum Schloss Horneck umgebauten Architekturdenkmal, für dessen kostenintensiven baulichen Erhalt der Hilfsverein „Johannes Honterus“ aufkommt, der das Alten- und Pflegeheim „Heimathaus Siebenbürgen“ betreibt. Es ist nicht zuletzt der in Eigenverantwortung handelnden Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen, der Spendenbereitschaft vieler zu verdanken, dass das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv das geistige Erbe der Siebenbürger Sachsen im Kontext des Zusammenwirkens mit all den anderen Völkergruppen Siebenbürgens erfassen und dokumentieren, letztlich seine ganze „Arbeiten auf bisherigem Niveau weiterführen kann“, wie das Dr. Harald Roth, stellvertretender Vorsitzender des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates, in seiner Begrüßungsansprache formulierte. Eine gute Voraussetzung und Garant dafür ist auch die Wiederbesetzung der Geschäftstelle des Kulturrates mit einer akademischen Fachkraft, wie das in der Person von Annemarie Weber im vergangenen Jahr geschehen ist. Diese Stelle konnte nur dank der erwähnten Spendenbereitschaft finanziell gesichert werden.
Für viele Leser wird sich sicher die Frage stellen, ob die Existenz so vieler Vereine und Institutionen mit Schwerpunkt Siebenbürger Sachsen überhaupt notwendig ist. Die Frage ist berechtigt, aber leicht zu beantworten. Jeder Verein, jede Einrichtung hat ihre Berechtigung in Anbetracht der Tatsache, dass noch unübersehbar vieles in der Aufarbeitung der Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen zu leisten ist. Der größte Teil der Arbeit wird über das Ehrenamt erledigt. Diesen Menschen gilt unser aller Dank. Dr. Bernd Fabritius betonte in seiner Ansprache: „Auch wir Siebenbürger Sachsen stehen vor neuen Rahmenbedingungen, die das Engagement und den Einsatz jedes Einzelnen und damit unserer Gesamtgemeinschaft als solcher fordern.“ Die Vielzahl von Vereinen einschließlich des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ermöglicht es jedem, dort mitzuwirken, wo seine Interessen liegen – und jeder Siebenbürger Sachse ist gefordert. Gefordert, selbst etwas zu tun oder Mitglied des Verbandes zu werden, sind doch die meisten Menschen mit siebenbürgischen Wurzeln stolz auf ihre Herkunft und definieren sich diesbezüglich über die kulturellen Leistungen – historische wie zeitgenössische – dieser Gemeinschaft. Dr. Fabritius: „Geschätzt ist nur jede vierte siebenbürgisch-sächsische Familie, die in Deutschland lebt, Mitglied in unserem Verband und unterstützt unsere Ziele, obwohl es ja ausschließlich Ziele sind, die ALLE angehen.“ Er ist zuversichtlich: „Das Jahr 2009 erwartet uns mit bekannten und sicherlich auch mit neuen Herausforderungen. Hier sollten wir nicht auf Riesensprünge setzen. Auch viele kleine Schritte führen weiter, wenn sie in die richtige Richtung gehen. Wir sollten uns dabei stets von der Frage leiten lassen, was für unsere Gemeinschaft wichtig ist, nicht nur was dem eigenen Befinden schmeichelt.“ Die Wertigkeit der Eigeninitiative und des Beitrages jedes Siebenbürger Sachsen für die gemeinsame Sache stand auch im Mittelpunkt der Begrüßungsrede von Dr. Harald Roth: „Der Aufruf zur Selbstanstrengung freilich bleibt dennoch ungemildert bestehen, wollen wir unsere Einrichtungen auf Schloss Horneck als Orte des kollektiven sächsischen Gedächtnisses lebendig erhalten. Die Chancen dafür stehen gut!“ Wie wichtig gegenseitige Hilfeleistungen sind, zeigt auch das Verhältnis des Siebenbürgischen Museums und des Siebenbürgen-Instituts zum Hilfsverein „Johannes Honterus“, dem Eigentümer. Dessen Vorsitzender Dipl.-Ing. Bernd Schütz erklärte der Siebenbürgischen Zeitung gegenüber, der Hilfsverein sei als Träger des „Heimathauses Siebenbürgen“ an der engen, fruchtbaren Zusammenarbeit aller sozialen und kulturellen Einrichtungen auf Schloss Horneck interessiert.
„Die Synergie von Hilfsverein, Siebenbürgen-Institut und Siebenbürgischem Museum kam beim diesjährigen Neujahresempfang voll zum Tragen. Der Hilfsverein ‚Johannes Honterus‘ wird die enge, auf gegenseitiger Unterstützung beruhende Zusammenarbeit auch im Jahre 2009 nach Kräften fördern. Angedacht ist, siebenbürgischen Jugendgruppen Räumlichkeiten und Unterkunftsmöglichkeiten für Arbeitstreffen im beeindruckenden Ambiente des Heimathauses, hoch über dem Neckar, anzubieten“, so Berndt Schütz.
Wie ein roter Faden durchzog den diesjährigen Neujahresempfang der Gedanke, alle siebenbürgisch-sächsischen Vereine und Einrichtungen müssten viel stärker an die bundesdeutsche Öffentlichkeit treten. Kulturelle Leistungen müssen nicht nur wissenschaftlich dokumentiert, materielle Kulturgüter müssen nicht nur gesammelt und aufbewahrt, sondern auch der breiten deutschen Öffentlichkeit zugänglich gemacht und stärker in deren Bewusstsein gerückt werden.
In ihrer Ansprache zog Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Trägervereins Siebenbürgisches Museum, eine erfreuliche Bilanz über das Wirken dieser Institution in der Öffentlichkeit des abgelaufenen Jahres. Mit stetig steigenden Besucherzahlen, mit Ausstellungen im Hause und Kooperationen, die region- und grenzübergreifend gezeigt und rezipiert wurden, habe die Gundelsheimer Einrichtung in den letzten Jahren ihren Stellenwert in der deutschen Museumslandschaft kontinuierlich gefestigt. Die Vorsitzende dankte dem hauptamtlichen wissenschaftlichen Mitarbeiter, Marius Joachim Tataru, und den zahlreich zum Empfang erschienenen Förderern für die Unterstützung der Museumsarbeit. Als Besucher, als großzügige Spender von historischem siebenbürgischen Kulturgut hätten sie dazu beigetragen, den ohnehin schon beeindruckenden Sammlungsbestand zu ergänzen. In diesem Jahr geplant seien Ausstellungskooperationen mit Rumänien und Österreich, gemeinsame Forschungsprojekte mit Kollegen und Kolleginnen des ASTRA-Nationalmuseums in Hermannstadt und Buchprojekte, die die Schwerpunktsammlungen des Hauses wissenschaftlich aufgearbeitet an die Öffentlichkeit bringen würden. Gleichzeitig hob sie aber auch den prekären fachlichen Personalstand im Hause hervor, der die Arbeit – hauptamtliche wie ehrenamtliche – oft an die Grenzen des Leistbaren zwinge. „Das Siebenbürgische Museum wurde im Laufe der Jahre aus einer Heimatstube zu einer Institution“, so Sedler. Dieser Tatbestand veranlasste auch die Bürgermeisterin der Deutschordensstadt Gundelsheim, Heike Schokatz, in ihrer Ansprache hervorzuheben, dass die Gundelsheimer Einrichtungen jetzt schon fester Bestandteil der regionalen Tourismusplanung seien. Das Bürgermeisteramt hat in Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgischen Museum einen Kulturpfad für Gundelsheim ausgearbeitet, der voraussichtlich im Herbst dieses Jahres aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der musealen Einrichtung in die Tat umgesetzt wird. Auch der Tourismusverband mittlerer Neckar und im Besonderen die Staufer-Stadt Bad Wimpfen haben das Gundelsheimer Museum in ihre touristische Planung eingebunden. Mehr noch: In der städtischen Kunstgalerie, im historischen Ambiente von Bad Wimfen sollen in Zukunft auch Ausstellungen mit siebenbürgischer Thematik ihren Platz finden.
Aus Berlin brachte Sabine Deres, Ministerialrätin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Grüße mit. Sie habe die Gundelsheimer Einrichtungen bisher nur vom Aktenstudium gekannt und nun einen äußerst positiven Eindruck gewonnen, erklärte Frau Deres. Sie werde sich Gedanken darüber machen, wie der Bund diese Institutionen weiterhin so „vital“ erhalten könne. Nach der Neujahresfeier besichtigte Frau Deres das Museum und war von den Inhalten und der Qualität der Präsentation angetan.
Fachleute und Freunde, langjährige Mitstreiter und Neulinge verließen die Veranstaltung mit der Überzeugung, dass die in Gundelsheim ansässigen Institutionen eine Zukunft haben, dass sie eine substantielle kulturelle Leistung erbringen und auch künftig in einem grenzoffenen Europa erbringen würden. Ist doch Gundelsheim auch im Bewusstsein der in Siebenbürgen lebenden Landsleute, der rumänischen Kulturbehörden und -institutionen immer noch der Kristallisationspunkt sächsischer Kulturleistung und -verwaltung in Deutschland, wichtigster und vertrauenswürdiger Partner bei Gemeinschaftsprojekten. Zugleich aber war man sich einig, dass die Unterstützung dieser Arbeit aus der Gemeinschaft selbst, durch ihre Mitglieder notwendig bleibt, dass Spenden und ehrenamtliches Engagement weiterhin unerlässlich sind.
Die anregende Atmosphäre der Veranstaltung schaffte das virtuose Klavierspiel der Stuttgarter Konzertpianistin Polina Jakovleva. Sie brachte das Klavier nicht nur zum Klingen, sondern auch zum Sprechen, ergänzte die Musik durch Gesten und gelebte Emotionen bei den Werken von Chopin, Mussorgskij, Rachmaninow und Johannes Brahms.
Werner Sedler
Hinweis:Ein separater Bericht über die Würdigung von Oskar Pastior wird in der Siebenbürgischen Zeitung Online vom 18. Januar 2009 veröffentlicht.
Schlagwörter: Gundelsheim, Siebenbürgisches Museum, Schloss Horneck
15 Bewertungen:
Neueste Kommentare
- 18.01.2009, 13:09 Uhr von Karl: Trotzdem: das Thema ist ernst - die bisherigen Verantwortlichen für das Gundelsheimer National ... [weiter]
- 17.01.2009, 14:36 Uhr von Karl: Ja Schreiber, alles OK. welchen Vorwurf gegen mich meinst Du genau (hier erhalten 80% meiner Texte ... [weiter]
- 17.01.2009, 09:39 Uhr von Schreiber: Unterhaltsames zwischen Theater und Kabarett erfordert Einblick, Analysevermögen, treffsicheres ... [weiter]
Artikel wurde 7 mal kommentiert.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.