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Thema: Kommentar: Leserecho: Mehr für die Jugend tun
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joker Mitglied Beiträge: 390 Von:Frankreich Registriert: Jan 2001
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erstellt am 03.10.2006 um 01:45 Uhr
Hallo Christian! Zunächst mal finde ich es beachtens- und lobenswert, dass du dir Gedanken über die Zukunft der Gemeinschaft machst. Bissl pessimistisch oder vielleicht auch realistisch finde ich die Aussage: Zitat: Ich schließe nicht aus, dass vielleicht eines Tages mit rumänischer Hilfe ein neues modernes Siebenbürgen entsteht, doch das ist ebenso unwahrscheinlich wie die Möglichkeit, dass es uns in Hunderten von Jahren noch gibt.
Ehrlich gesagt, ich glaube nicht daran, dass ein neues modernes Siebenbürgen entstehen wird, und ob es uns in "Hunderten von Jahren" noch geben wird bezweifle ich auch. Und genau da liegt der Hund begraben: "Die meisten von uns glauben nicht mehr daran!" Es fällt einem auch schwer an eine Zukunft der Siebenbürger Sachsen zu glauben:
- ...wenn man ein bisschen in die Geschichte blickt und sich das Schicksal der anderen Völker oder Nationen "ohne Land" anschaut.
- ...wenn man sich die Aktivitäten der Organisationen in den letzten 30 Jahren anschaut
- ... wenn man sich die aktuellen Aktivitäten der Organisationen anschaut
Und weil die meisten eben nicht mehr an eine Zukunft der Sachsen glauben, wird nur noch museale Konservierungsarbeit geleistet und gefördert, nur noch die Interessen der Älteren in Betracht gezogen. Das ist das Problem. Du hast Recht wenn du eine Förderung der Jugend ansprichst, was ich ein bisschen vermisse sind konkrete Ideen. Wie stellst du dir das Herstellen eines Kontaktes und die Öffentlichkeitsarbeit in dem Bereich vor? Und zunächst gilt es ja die "Altvorderen" von dieser Notwendigkeit zu überzeugen, und das wird eine schwierige Aufgabe. Ebenso hast du Recht wenn du von dem Zwiespalt der in der Seele der hiergeborenen bzw. hier aufgewachsenen Jugend sprichst, dieses Hin- und Hergerissensein zwischen der neuen Heimat, zw. dem modernen Deutschland und dem "altbackenen" konservativen Zuhause. Ich kann sehr gut nachfühlen und ich denke einige andere hier auch. Wenn Du Lust hast an einer interessanten Möglichkeit etwas für die Gemeinschaft und die Sprache der Siebenbürger Sachsen zu tun, etwas was nicht nach Tanzgruppe und Folklore klingt, dann kontaktiere mich. Was meinen die anderen hier zu diesem Leserecho? IP: gespeichert |
serva0 Mitglied Beiträge: 128 Von: Registriert: Aug 2004
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erstellt am 03.10.2006 um 13:53 Uhr
Siebenbürgen ist einfach auch nur eine der unzähligen historischen Landschaften in Europa. Albern sich deswegen groß aufzuregen.Jede/r Volkskundler/in weiß, dass in Europa kaum eine realistische Chance besteht, dass kleine Volks/Dialektgruppen als eigenständige kulturelle Gruppen überleben können. Einmal abgesehen davon, dass fast bei keiner dieser kleinen Gruppen wirkliche kulturelle Kinder- und Jugendarbeit geleistet wird, gibt es meist kaum ein entsprechendes "materielles Substrat". Unter "materiellem Substrat" verstehe ich z.B. Ton- und Bildträger im jeweiligen Dialekt, z.B. dem siebenbürgisch-sächsischen, die für die Arbeit mit Kindern geeignet sind. Meist gebricht es bereits an zeitgenössischen Kinderbüchern im/in der jeweiligen Dialekt/Sprache. Wann ist denn das letzte siebenbürgisch-sächsische Kinderbuch, das sich mit den realen Gegebenheiten in der "neuen Umgebung" in Deutschland auseinandersetzt, erschienen? Die aus dem Vorbeitrag irgendwie entnehmbare pauschale Ablehnung allen traditionellen Volkstums wie Volkstanz und Volksmusik ist irgendwie symptomatisch für diese zeitgenösssische Situation. Eine den aktuellen Gegebenheiten in Deutschland entsprechende Weiterentwicklung der volkstümlichen Traditionen hat doch überhaupt nicht stattgefunden. Junge, ein bisschen besser ausgebildete, Menschen fühlen sich nun einmal von alten sentimentalen Schmachtfestzen eher abgestossen. Mit rumänischem Zeugs können und wollen die schon gar nichts anfangen. Selbst in relativ grossen Kulturgruppen, wie z.B. der serbischen, gibt es derzeit praktisch keine nennenswerten wirklichen Eigenproduktionen von Kinder- und Jugendton- und -bildträgern. Was käuflich ist, ist nahezu ausnahmslos aus anderen Kulturkreisen - zum allergrößten Teil dem englischsprachigen - entnommen und in die Landessprache übersetzt worden. Das Problem sitzt vermutlich in erster Linie in unseren eigenen Köpfen und nicht in irgendwelchen Organisationen, die frau/man aus Bequemlichkeit gerne dafür verantwortlich zu machen versucht. IP: gespeichert |
seberg Mitglied Beiträge: 40 Von:Hessen Registriert: Okt 2002
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erstellt am 03.10.2006 um 15:22 Uhr
Zitat serva0: „Das Problem sitzt vermutlich in erster Linie in unseren eigenen Köpfen . . .“Ja: Bequemlichkeit überwinden und das Problem im eigenen Kopf anpacken.
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joker Mitglied Beiträge: 390 Von:Frankreich Registriert: Jan 2001
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erstellt am 03.10.2006 um 16:27 Uhr
Zitat: Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen geht nach fast neun Jahrhunderten unweigerlich ihrem Ende entgegen. Dieser Prozeß ist unumkehrbar und eine Folge des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegsordnung in Europa.
und weiter: Zitat:
Die modernen Zeiten sind individualistischer. Die Menschen haben mehrere segmentierte Identitäten. Ihre Herkunft, sei es die familiäre, ethnische oder konfessionelle hat nur eine nachrangige Bedeutung. Dies mag man beklagen, zu ändern ist es nicht.
siehe: http://tinyurl.com/zshqm IP: gespeichert |
rhe-al Mitglied Beiträge: 83 Von: Registriert: Dez 2003
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erstellt am 03.10.2006 um 16:58 Uhr
Im Großen und Ganzen kann ich den Ausführungen von serva0 zustimmen.Ergänzen möchte ich jedoch, dass die Schriftsprache der Siebenbürger Sachsen in der angestammten Heimat, also Siebenbürgen, seit vielen, vielen Jahren die deutsche Sprache ist. Es gab nur sehr wenige Autoren welche auch in siebenbürgisch-sächsischer Mundart veröffentlichten. Zitat serva0: Zitat: Meist gebricht es bereits an zeitgenössischen Kinderbüchern im/in der jeweiligen Dialekt/Sprache. Wann ist denn das letzte siebenbürgisch-sächsische Kinderbuch, das sich mit den realen Gegebenheiten in der "neuen Umgebung" in Deutschland auseinandersetzt, erschienen?
Auch diese Bücher gibt es, zwar ist es seit dem Erscheinen dieser schon einige Zeit her, aber sie sind dennoch aktuell was die behandelten Themen betrifft. Ich verweise hiermit auf die Bücher: -In der Fremde und andere Geschichten von Karin Gündisch -Im Land der Schokolade und Bananen. Zwei Kinder kommen in ein fremdes Land ebenfalls von Karin Gündisch für Interessierte: Karin Gündisch IP: gespeichert |
serva0 Mitglied Beiträge: 128 Von: Registriert: Aug 2004
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erstellt am 03.10.2006 um 19:54 Uhr
Danke für den Hinweis! Ich werde mir sicher das eine oder andere Buch dieser Schriftstellerin besorgen und lesen. Natürlich hätte ich hinzufügen sollen, dass Gruppen die über keine eigene geschriebene (kodifizierte) Sprache verfügen sondern nur oral tradieren ungleich grössere Probleme haben als solche, deren Sprache/Dialekt nicht nur oral tradiert wird. Ohne diese Gruppen jetzt in einen direkten kulturellen Vergleich mit den Siebenbürger Sachsen oder den Donauschwaben setzen zu wollen sind die mannigfaltigen Romagruppen in Europa ein recht illustratives Beispiel dafür. Der Kulturerhalt und vor allem der Spracherhalt der Angehörigen dieser Gruppen kann einerseits gerade durch die teilweise noch immer vagierende Lebensweise noch irgendwie bewerkstelligt werden. Andererseits ist die Organisationsverweigerung der meisten Individuen dieser Gruppen das vermutlich schwerste Hindernis deren Kulturen wirklich in "die Moderne zu katapultieren". Das Phänomen der "Organisationsverweigerung" tritt bei einem immer größeren Prozentsatz der Angehörigen kleinerer Gruppen immer mehr in Erscheinung. Den Menschen ist einfach ihr individuelles Schicksal ungleich wichtiger als das ihrer Gruppe. Eine unterbewußte Identifikation erfolgt häufigst bereits eher mit irgendwelchen imaginären "Helden", mit Symbolfiguren der Unterhaltungsindustrie, etc., jedoch nur noch in geringerem Ausmaße mit den jeweiligen gruppenspezifischen traditionellen Archetypen. Das weitgehendste Fehlen der gruppenspezifischen Kinderliteratur/ton-/bildträger bei kleineren Gruppen scheint für mich einer der Hauptgründe für diese Entwicklung zu sein. Wer bereits in zartem Kindheitsalter mit standardisiertem im Niveau auf raschen profitablen Umsatz abgestimmten Unterhaltungskommerz "abgefüttert" worden ist, wird in den meisten Fällen kaum noch eine besondere kulturelle Phantasie zu entwickeln imstande sein. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. IP: gespeichert |
Fabritius Moderator Beiträge: 483 Von:81679 München Registriert: Feb 2005
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erstellt am 05.10.2006 um 21:24 Uhr
Hi Zusammen,kann allem Zustimmen, was hier geschrieben wurde. Kompliment auch an Christian. Es wäre schon genial, wenn es mehr Christians gäbe, die sich Gedanken machen und diese auch einbringen. Christian hat leider Recht, wenn er auch schreibt, die Landsmannschaft sei "nicht voll krass". Einige bemühen sich aber, sie dorthin zu bringen. Das schaffen aber nicht die Opas oder Eltern von Christian. Deren Leistung war es, die LM bis heute zu erhalten, damit die Jüngeren überhaupt noch etwas haben, was sie "voll Krass" gestalten können, wenn sie nur wollen. Ich würde Cristian gerne mal zu einer Vorstandsbesprechung einladen, wenn auch Themen wie Jugendförderung und noch besser Einbeziehung der Jugend in Entscheidungsprozesse auf dem Programm stehen. Würde mich freuen, wenn dort neue Impulse dazu kämen. Dass dieses Echo hier kommt, finde ich sehr gut und sehe es als einen der Schritte zum "voll Krass" an IP: gespeichert |
Cristiano Mitglied Beiträge: 10 Von:BW Registriert: Okt 2006
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erstellt am 07.10.2006 um 00:45 Uhr
Nun es wird Zeit, dass der Autor auch einmal zu Wort kommt. Eigentlich möchte er ja gar nicht zu Wort kommen und nur Leute auf ein akutes Problem hinweisen, welches keiner ?! ernst genug nimmt ?!. Zumindest haben sich bis jetzt 7 Antworten damit beschäftigt. So, das ist jetzt die 8. und mit dieser Einleitung möchte ich nun zum Hauptteil switchen ;-) 1.) @Joker: Bei dem Namen dachte ich zuerst an einen Komödianten, doch zum Glück (pour moi) hast du meinen Text och ernst aufgefasst. Ich möchte nun klar stellen wieso ich nicht direkt in details geh, weil jede Reform, die man machen müsste ein wenig radikal ist und ich denke für mein Debüt in der SbZ muss das doch nicht gleich sein, oder? Nun gut, ich versuche dir ein wenig näher zu kommen...
Zitat: Und genau da liegt der Hund begraben: "Die meisten von uns glauben nicht mehr daran!" Es fällt einem auch schwer an eine Zukunft der Siebenbürger Sachsen zu glauben...
Klingt alles plausibel und nicht weniger versteckt sich auch in meiner Aussage: Denn ich schließe ja nichts od. nicht alles aus, doch leider ist es unwahrscheinlich. Und den Rest, weshalb es so ist, hast du ja perfekt interpretiert. Note: 1 ;-) 2.) Die fehlenden konkreten Ideen wurden angesprochen... Also wir sind nur ein kleines "Völkchen", dass inzw. hauptsächlich in Deutschland lebt. Es ist eine Gemeinschaft, die ein größeres Volk wäre, wenn man diejenigen hinzu zählen würde, die von der Abstammung her Sachsen sind und auch als jene gelten würde. Dieses Thema habe ich ja bereits aufgegriffen (...). Nun dennoch müsste man mit konkreten Ansätzen ja alle miteinbeziehen und nicht nur Beispiele geben, sondern diese auch analysieren und Überlegungen anstreben. Ich möchte das nicht unbedingt, zudem enstand mein Text aus einer "Unterhaltung" und ich hab nur Kritikpunkte aufgefasst und das mit Absicht ohne hart und direkt "Dinge" anzusprechen. Wieso? Ganz einfach, denn in diesem Punkt muss sich v.a. die "Elite der Sachsen" beschäftigen, also jene, die durch eigenes Handeln Ansätze geschickt umformen können und somit eine kleine Reform in Bezug auf die Zukunft anzusetzen haben. Ich habe mir bereits Gedanken gemacht, jedoch hat man viele Details zu beachten um solch einen Hünen in bewegung zu setzen. Außerdem wollte ich nicht speziell eine Vorgehensweise beschreiben, sondern nur ein wenig Aufmerksamkeit für ein relativ unfreundliches Problem erregen. 3.) Ich finde es leider ein wenig schade, dass man z.B. über Kinderbücher diskutiert und nach Belegen für die Existenz solcher Medien sucht. Auch wenn "serva0" noch einmal die Kurve gekriegt hat, ist das doch nicht die Lösung des eigentl. Problems/Sachverhalts. Deshalb stelle noch einmal eine konkrete Frage: Wie stellt ihr euch das vor, einen neuen Geist zu erwecken oder den Leuten einiges im Kopf klar zu machen? Und wie war das mit der glaubwürdigkeit - Wie soll man den ein neues Feuer entfachen und viele Sachsen zu mehr Motivation anregen? 4.) @Fabritius: Danke für die Betonung auf "voll krass", wobei das nur ein letzter Versuch war soweit wie möglich viele Leser auf ein "Zukunfts- und Existenzproblem" anzusprechen... (einfacher form.: Mehr für die Jugend tun). Nun zu deinem Angebot: Vielen Dank für den Vorschlag, dass man Leute mit ähnlichen Ideen zur Förderung der Jugend bewegen sollte. Ich stehe Ihnen ab sofort per E-Mail zur Verfügung, denn inzwischen habe ich mich ja wieder neu angemeldet :-)
Gruß
Christian [Dieser Beitrag wurde von Cristiano am 07.10.2006 editiert.] [Dieser Beitrag wurde von Cristiano am 07.10.2006 editiert.] IP: gespeichert |
dieter Mitglied Beiträge: 456 Von:BW Registriert: Mrz 2001
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erstellt am 08.10.2006 um 20:47 Uhr
Eigentlich ist das sehr einfach: wenn die LM - oder andere sb. Orgs.- die Sb. Sachsen mehr motivieren, etwas für die Erhaltung bzw. Umgestaltung der sb. sächsischen Gemeinschaft zu tun, ist der Fisch schon fast gegessen.Oder: wenn die LM zB ihr "Angebot" d.h. Zeitung, Aktivitäten, KOmmunikation, etc. so gestaltet, daß es mehr (jugendliche) Sb. SAchsen anspricht, wird es mehr Sb. Sachsen geben, die sich in ihre sb.-s. Gemeinschaft aktiv einbringen. Ansonsten sehe ich die Gefahr, daß die sb.-s. Gemeinschaft mehr und mehr zersplittert, und die eigentlich aktiven Sb. Sachsen oft nichts mehr mit ihrer LM zu tun haben wollen- weil diese nicht "krass" oder interessant genug ist, oder weil einfach die Kommunikation zwischen LM und oder einfach zwischen den Sb. Sachsen nicht mehr funktioniert. Der Punkt ist leider dann der, daß die Gemeinschaft durch diese Zersplitterung mehr und mehr geschwächt wird. D.h. letztendlich daß auch die Außenwirkung mehr und mehr abnimmt und die Sb. Sachsen von selbst in der Versenkung der Geschichte verschwinden. Was ist zu tun: z.B. "alle" Interessierten an einen Tisch (zB der LM, welche ja sagt, die Interessen der Sb. S. zu vertreten und deren größte Org. ist) zu bringen. die Frage ist: wer sind alle-- was wollen/können die miteinander besprechen, tun? Die Jugend ist nicht mehr so stark an den Sb. Sachsen bzw. LM interessiert, weil deren Eltern nicht in dieser Richtung gewirkt haben. In dieser Hinsicht haben die Elterngenerationen also nicht den Erhalt der LM bewirkt, sondern oft das Gegenteil- sonst hätte die LM kein Jugend-Problem und es wäre genügend "Nachwuchs" da. Vielleicht ist die LM auch mehr eine Orga für diejenigen gewesen, welche frisch in DE zugezogen waren. Mit dem schrittweisen Begreifen der eigenen Freiheit haben sich dann die Betroffenen mehr und mehr von der LM entfernt- bzw. "integriert". Die "aktiven" Mitglieder der LM sind auch anscheinend mehr die über-50-60jährigen (die ihre nun in De lebenenden Schul- und Arbeitskollegen und Siebenbürgen noch aus der Kindheit kennen) Es kann auch sein, daß die LM keine (krassen) INhalte mehr anbietet, und deswegen die Jugend wegbleibt. Vielleicht sollte die LM auch nach neuen Inhalten suchen, welche Identifikation und Motivation für ihre jungen Mitglieder bieten? Dh eine Ursachenanalyse bzw. ein Brainstorming an einem Tisch mit - auch unbequemen- Sb. Sachsen würde der LM sicherlich einige interessante und umsetzbare Vorschläge und vielleicht auch neue Wege aufzeigen. Die Frage ist nur, ob die LM-Entscheider sowas machen wollen. Bisher haben sie es versäumt, und oft Vorschlage anderer, insbesondere wenn diesen auf den ersten Blick den eigenen widersprachen, nicht ernst genommen bzw. ignoriert. Ich sehe die Chance der LM auch darin, Aktivitäten und Vorschläge in Synergien zusammenzufassen und nicht so weiterzumachen, wie bisher. Viele Grüsse aus Hermannstadt. Übrigens bzgl. sb.-sächs. Literatur: der Hora- Verlag in Sibiu hat aktuell ca. 71 Bücher aus Siebenbürgen im Angebot.
Davon folgende Kinderbücher: Josef Guggenmoos: Eine Gans aus Buntpapier Erika Hübner-Barth: Knopf Knöpfchen Ricarda Terschak: Die Bunte Omi, Bootzi, ein Junge von elf Jahren Anne Junesch: Eva und das kleine Dorf Anselm Roth: Anabel und die verschwundenen Zwillinge Man kann sich nun fragen: warum werden in Siebenbürgen anscheinend -- proportional zur Anzahl der Sb. Sachsen- mehr Bücher der Sb. Sachsen als in De publiziert, wenn es doch in De 250.000 Sb. Sachsen gibt, und in RO nur noch ca. 30.000, sollten in De dann auch ca. 8,33 mal mehr Bücher der Sb. Sachsen als in RO publiziert werden- was nicht der Fall ist. Weiterhin werden in RO mindestens 2 sb.-sächs. Zeitungen publiziert, in De aber nur die SbZ (1) usw Es kann doch nicht sein, daß die LM bisher alle Aktivitäten der Sb. SAchsen fokussiert hat, und daß trotzdem weniger als in RO geleistet wurde. Aber es sieht sehr stark danach aus, daß in Ro eine handvoll Sb. Sachsen mehr zum Erhalt der eigenen Identität und Kultur leisten als ihre Landsleute in Deutschland.
[Dieser Beitrag wurde von dieter am 08.10.2006 editiert.] IP: gespeichert |
serva0 Mitglied Beiträge: 128 Von: Registriert: Aug 2004
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erstellt am 09.10.2006 um 20:01 Uhr
Zu den Reaktionen auf meinen Beitrag: von Cristiano: "3.) Ich finde es leider ein wenig schade, dass man z.B. über Kinderbücher diskutiert und nach Belegen für die Existenz solcher Medien sucht. Auch wenn "serva0" noch einmal die Kurve gekriegt hat, ist das doch nicht die Lösung des eigentl. Problems/Sachverhalts.:" Über Kinderbücher zu diskutieren ist von elementarer Bedeutung, wie überhaupt alle Diskussionen über Kinder. Eine Volksgruppe kann doch nur bestehen bleiben, wenn ihre Angehörigen erstens einmal überhaupt ausreichend Kinder haben, also etwas mehr als 2 Kinder pro Frau im Durchschnitt. Frauen, die Kinder bekommen, müssen auch für Frauen, die keine oder nur ein Kind bekommen, Kinder "mitbekommen". Ebenso versterben leider gelegentlich Kinder bereits vor dem Erwachsenwerden. Auch für diese vor dem Erwachsenwerden verstorbene Kinder muß "Ersatz" geschaffen werden. Daher die über "2" liegende erforderliche Durchschnittszahl. Nur bei ausreichendem Reproduktionsverhalten der Angehörigen einer Volksgruppe kann der physische Bestand gehalten werden. Natürlich gibt es auch Wanderbewegungen, aber deren Effekte sind im positiven Bereich naturgemäß begrenzt. Eine "Zuwanderung" von Menschen zur siebenbürger-sächsischen Volksgruppe ist in der Praxis kaum vorstellbar. Allenfalls wird noch gelegentlich ein/e Ehepartner/in einer Sächsin/eines Sachsen bei entsprechender Familienkonstellation bereit sein die siebenbürger-sächsische Kultur zu übernehmen. Andere "Zuwächse" sind praktisch ausgeschlossen. Die Verluste brauche ich wohl hier nicht aufzuzuzählen. Jede Sächsin/jeder Sachse kennt die bis zum Überdruss. Sind die Kinder einmal da, dann müssen sie auch in Sprache und Lebensgewohnheiten (im weitesten Sinn) der Volksgruppenangehörigen instruiert werden. Je nach Volksgruppe findet diese Instruktion nur in der Familie oder auch ausserhalb, z.B. in Schulen, statt. Für diese Instruktionen werden Materialien benötigt. Vor allem Materialien, die mit der Attraktivität von geschickt suggestiv operierenden Kommerzmedien zu konkurieren imstande sind. Fehlen solche Materialien, so ist von Anbeginn an bereits ein Handicap vorhanden, das im späteren Sozialisierungsverlauf wahrscheinlich nur mehr schwer auszugleichen sein wird. Auf länger Sicht betrachtet ist jegliche Volksgruppenarbeit völlig sinnlos, wenn diese Arbeit mit Kindern nicht ausreichend, nachhaltig und vor allem völlig kontinuierlich geleistet wird. Jede/r Siebenbürger Sächsin/Sachse kann sich die Frage ob ausreichend siebenbürger-sächsischer Nachwuchs geschaffen und in der Kultur der Gruppe geschult wird gerne selber beantworten. von dieter: "Übrigens bzgl. sb.-sächs. Literatur: der Hora- Verlag in Sibiu hat aktuell ca. 71 Bücher aus Siebenbürgen im Angebot. Davon folgende Kinderbücher:" Ich kenne diese Kinderbücher nicht. Daher kann ich sie auch nicht beurteilen. Vermutlich sind diese Bücher aber im siebenbürger-sächsischen Milieu in Siebenbürgen "angesiedelt". In Siebenbürger benötigt allerdings heutzutage kaum wer siebenbürger-sächsische Kinderbücher, da es in Siebenbürgen praktisch keine siebenbürger-sächsischen Kinder mehr gibt. Wenn es dort deutschsprachige Kinder noch gibt, dann fast nur aus gemischten Familien in denen ein Elternteil Deutsch spricht. Diese Kinder sprechen aber nicht mehr Siebenbürger- Sächsisch. Wenn sie gut Deutsch beherrschen, dann Standarddeutsch, das sie in der Schule lernen. Die ganz wenigen Ausnahmen von dieser Regel sind, so sie überhaupt bestehen, zahlenmäßig so geringfügig, dass sie praktisch vernachlässigt werden können. In Deutschland oder Österreich ihre Kinder erziehenden siebenbürger-sächsischen Eltern werden diese Bücher kaum erfolgreich einsetzen können. Diese benötigen zeitgenössische Bücher mit Bezug auf den tatsächlichen Lebensmittelpunkt ihrer Kinder. Die siebenbürger-sächsischen Kinder leben in Deutschland und in geringem Ausmasse vielleicht auch noch in Österreich. Siebenbürgen kennen sie nur aus Erzählungen ihrer Angehörigen und allenfalls noch von kurzen Besuchen. Mit den in Siebenbürgen aus nostalgischen oder sonstigen Gründen gedruckten Büchern wird kaum viel Staat zu machen sein. Es sei denn sie sind nur aus wirtschaftlichen oder sonstigen Erwägungen dort erzeugt worden und haben die von mir beschrieben erforderlichen Inhalte für in Mitteleuropa lebende Kinder von Siebenbürger Sachsen. Zuletzt noch etwas Allgemeines: Ich habe mich mit etlichen Volksgruppen in diesem Zusammenhang befasst. Was mir besonders aufgefallen ist: Volksgruppen, die über keine nennenswerte geschriebene Kultur verfügen, wie z.B. die Siebenbürger Sachsen, deren Kultur von recht wenigen Ausnahmen abgesehen primär oral tradiert wird, haben nur dann eine gewisse Chance bei ihren Kindern eine nennenswerte Akzeptanz für die weiterzugebende Kultur zu erreichen, wenn sie mit Materialien operieren können, die mit der Suggestivkraft der bewegten bunten Bilder der modernen Medien zu konkurieren imstande sind. Da schaut es überall sehr "finster" aus. Die Ergebnisse sind daher auch dem entsprechend. Im Klartext: Wenn die Siebenbürger Eltern keine geeigneten audiovisuellen Hilfsmittel zur Weitergabe ihrer Sprache und Kultur zur Verfügung haben, dann sind sie von Anfang an "behindert". Ihre Kinder werden dann eben im Sinne derer, deren audiovisuelle Mitteln ihre Kinder konsumieren, instruiert und werden deren "Werte" übernehmen. Da eine siebenbürgisch-sächsisch sprechende Umwelt in Deutschland oder Österreich kaum verfügbar ist, sind die Chancen der Eltern ihren Kindern eine siebenbürger-sächsische Erziehung mitzugeben zu können sehr gering. Kinderbücher sind sicher nicht so ohne weiteres gegenüber audiovisuellen Medien "konkurrenzfähig". Ergänzend zu anderen Medien sind Kinderbücher ganz gewiß wertvoll. Als alleiniger "letzter rettender Strohhalm" sind sie unzureichend. Zum Abschluss noch ein ganz konkrete Frage an alle Leser hier: Was können siebenbürger-sächsische Eltern ihren Kindern ganz konkret als siebenbürgisch-sächsisches Ambiente in ihrer alltäglichen Umgebung anbieten? Die Antworten auf diese Frage sollten die Ansatzpunkte für die Gestaltung einer konkreten und konstruktiven Kinder- und Jugendarbeit der Siebenbürger Sachsen schaffen. [Dieser Beitrag wurde von serva0 am 09.10.2006 editiert.] IP: gespeichert |
dieter Mitglied Beiträge: 456 Von:BW Registriert: Mrz 2001
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erstellt am 10.10.2006 um 13:39 Uhr
Antwort auf die letzte Frage: sb. sächs. Ambiente für sb.-sächs. Kinder in DE: - die Eltern sind aufgefordert, entsprechende Aktivitäten zu entfalten, und die Kinder dadurch zu erziehen:Beispiele: - einen positiven "Rucksack" an interessanten Büchern für verschiedene Alterstufen bereitzuhalten und mit den Kindern durchzugehen - den Kindern von Siebenbürgen zu erzählen (nicht im nostalgischen Sinne sondern mehr der psych. Notwendigkeit Genüge zu tun, daß jeder Mensch seine Wurzeln kennen will) - entsprechende sozio-kulturelle Aktivitäten zu entfalten wie zB: passende Vereinstätigkeit, Organisation einer Art NAchbarschaften etc-- was nicht so einfach sein wird. Die Grundfrage, welche zu beantworten ist, ist meiner Meinung nach: von wo kommen wir, wohin können wir uns als Sb. Sachsen noch hinentwickeln, durch welche Aktivitäten? Meiner MEinung nach gibt es sehr wohl eine "nennenswerte" geschrieben Kultur bei den Sb. Sachsen, welche natürlich hauptsächlich aus dem 19-20. Jhd stammt. Es gibt auf jeden Fall einige sb.-s ächsische Schriftsteller, welche bedeutendes geleistet haben, und welche auch in einem europäischen oder internationalen Kontext lesenswert sind. Ich sehe mehr das Problem darin, daß immer weniger Sb. Sachsen lesen (wollen), und weiterhin in Deutschland, daß die Behörden, Schulen etc. in keinster WEise über unsere Kultur- auch nur am Rande- berichten. In DE, wo jedes dorthin ausgewanderte oder vertretene Völckchen oft in vielen Städten Vereinslokale (zB Kroaten, Serben, Sorben, etc. etc.), eigene Kirchen, evtl. sogar Unterricht in der eigenen Sprache hat, haben die Sb. Sachsen es nicht geschafft, mitzuhalten. Ich vermute sehr stark, daß die LM in dieser Richtung nichts gemacht hat, und das damit begründet,"daß kein Geld da ist". Das ist ein Armutszeugnis für alle Sb. Sachsen in Deutschland. Nur mit einer Sb. Zeitung, deren Inhalt zu 50% Todes- oder sonstige (kommerzielle) Anzeigen ausmacht, ist jedenfalls keine Fortführung der Kultur der Sb. Sachsen oder sogar deren ERhalt zu bewerkstelligen. [Dieser Beitrag wurde von dieter am 10.10.2006 editiert.] IP: gespeichert |
xyz Mitglied Beiträge: 41 Von: Registriert: Mai 2004
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erstellt am 10.10.2006 um 16:09 Uhr
Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen und meine Erfahrungen haben mich doch nur eins gelehrt: In Deutschland möglichst gut Deutsch sprechen, lesen und schreiben und sich als Deutschen ausgeben, die rumänischen/siebenbürgisch-sächsischen Wurzeln verschweigen. Und umgekehrt in Rumänien möglichst gut Rumänisch sprechen, lesen und schreiben, und sich nicht anders verhalten als jeder andere Rumäne. Ich kenne aber auch Sachsen, die genau das Gegenteil gemacht haben: in Rumänien wollten sie unbedingt der "sas" sein, und in Deutschland sind sie der Rumäne.Die Landsmannschaften wurden/werden von der Bundesregierung unterstützt, weil sie eine Hilfe für die Neuankömmlinge in Deutschland waren. Sobald man aber in Deutschland Arbeit gefunden hat und einigermassen integriert war, hat man immer weniger Interesse an den Aktionen der Landsmannschaft. Die aktiven Mitglieder in der Landsmannschaft sind die älteren Leute, vor ein paar Jahren erfuhr ich, dass ich der jüngste in unserer Kreigruppe war, und dass es nur zwei Mitglieder unter 40 gab. Selbst die Mitglieder, die berufstätig sind, können es sich nicht erlauben in der freien Zeit Tätigkeiten für die Landsmannschaft zu tun. Die Inhalte in der Siebenbürgischen Zeitung fand ich aber schon lange nicht mehr zeitgemäß, habe mich vor den Nachbarn wegen dieser Zeitung geschämt. Manchmal sahen die Nachbarn, in unserem Haus, was für eine Zeitung bei mir im Briefkasten liegt. Dann war dieses Forum, nur Müll war hier zu lesen. Dann bin ich aus der Landsmannschaft ausgetreten. In Rumänien haben wir zuhause siebenbürgisch-sächsisch gesprochen. 1990 als es klar wurde, dass wir auswandern, haben wir begonnen Deutsch, auch zuhause in Rumänien, zu sprechen. Unsere Kinder werden Deutsch, Englisch und Rumänisch ganz bestimmt lernen. Das siebenbürgisch-sächsische Dialekt hat praktisch keine Zukunft und ist somit wertlos.
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serva0 Mitglied Beiträge: 128 Von: Registriert: Aug 2004
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erstellt am 10.10.2006 um 16:36 Uhr
von Dieter: "In DE, wo jedes dorthin ausgewanderte oder vertretene Völckchen oft in vielen Städten Vereinslokale (zB Kroaten, Serben, Sorben, etc. etc.), eigene Kirchen, evtl. sogar Unterricht in der eigenen Sprache hat, haben die Sb. Sachsen es nicht geschafft, mitzuhalten." Dem Argument möchte ich etwas widersprechen. Es haben weder Kroaten noch Serben bislang in Deutschland oder Österreich geschafft eine echte Kontinuität ihrer - literarischen - Kultur bei den Folgegenerationen zustandezubringen. Das mit den Kirchen stimmt wohl. Die Kroaten haben in einigen Orten im Rahmen der Römisch-Katholischen Kirche ihre "eigenen Kirchen". Dort wird auch kroatisch gepredigt. Aber damit hat es sich auch schon. Über vereinzelten Grundschulunterricht geht die kroatischsprachige Literarisierung der Kinder kaum hinaus. Die meisten kroatischen Eltern legen anscheinend auch kaum Wert darauf. Das Erlernen der einwandfreien Beherrschung der deutschen Schriftsprache hat bei den meisten kroatischen Eltern in Deutschland und Österreich absoluten Vorrang. Dann legen sie noch Wert darauf, dass ihre Kinder auch Englisch lernen, und dann, wenn noch Zeit und Energie übrigt bleibt, vielleicht auch noch ein bißchen auf Kroatisch. Bei den Serben schaut es mit dem Kulturerhalt im Durchschnitt noch weit trauriger aus. Selbst die Abgrenzung durch die orthodoxe christliche Religion scheint kaum mehrere Generationen übergreifend etwas zum Kulturerhalt beizutragen. Was die in Deutschland und Österreich lebenden Südslawen den Siebenbürger Sachsen voraus haben ist ein "Heimatland" aus dem gelegentlich noch - im Schnitt recht bescheidene - kulturelle Impulse kommen. Siebenbürgen als "kulturelles Heimatland" der Siebenbürger Sachsen ist bereits seit 1 1/2 Jahrzehnten "außer Betrieb". Es wird auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie mehr "in Betrieb" gesetzt werden können. Zu den Sorben ist zu bemerken, dass diese westslawische Gruppe die Reste der Elbslawen repräsentieren dürfte. Die Sorben dürften also bereits länger in diesem Teil Deutschlands siedeln als die jetzt dort lebende deutschsprachige Bevölkerung. Ein Vergleich mit erst seit maximal 3 Generationen im Lande lebenden Zuwanderern aus jüngerer Zeit ist nicht so recht zielführend. Der Spracherhalt bei der jungen sorbischen Generation ist überaus problematisch. Wenn die Entwicklung so weitergeht, wie sie derzeit läuft, dann wird in der nächsten Gereration kaum mehr wer Sorbisch als Umgangssprache verwenden. Die Sorben teilen hier das Schicksal mit den Burgenlandkroaten, einem anderen seit bald einem halben Jahrtausend im deutschen Sprachgebiet "eingesprenkelt" lebenden slawischen Völkchen. Es gibt praktisch keine burgenlandkroatischen Dörfer mehr in denen die Kinder noch miteinander auf Burgenlandkroatisch kommunizieren. Wohl lernen sie in der Schule noch gut Burgenlandkroatisch zu sprechen und zu schreiben, sprechen auch mit der älteren Generation je nach Ortschaft mehr oder minder intensiv Burgenlandkroatisch, aber untereinander nur noch, wenn sie dazu "gezwungen" werden. Dabei sind die Burgenlandkroaten keinesfalls unterprivilegiert. Ganz im Gegenteil, sie haben überall Vertreter ihrer Volksgruppe präsent. In Relation zu ihrer Bevölkerungsanzahl sind sie vermutlich in den meisten politischen Vertretungskörpern sogar weit überrepräsentiert. Sie sind auch bestens in vielen burgenlandkroatischen Organisationen "durchorganisiert". Trotz gutem Selbstbewußtsein und kulturellem Selbstverständnis können sich die Angehörigen dieser kleinen Volksgruppe kaum der "schleichenden Germanisiserung" erwehren. Gleiches gilt für den kleinen in Ungarn verbliebenen Teil ihrer Volksgruppe in Bezug auf Magyarisierung. Die Bewohner der paar zur Slowakei gehörenden burgenlandkroatischen Dörfer sind wegen der relativen Ähnlichkeit ihrer Sprache mit der der Mehrheitsbevölkerung in einer noch schlechteren Position. Wo sich meiner Meinung nach Dieter und andere engagierte Vertreter der "siebenbürger-sächsischen Sache" echt hervortun könnten, ist bei der Erhebung von halbwegs zuverlässigen statistischen Daten. Minderheiten haben auf Grund leidvoller Erfahrungen ihrer Vorgenerationen praktisch nirgendwo Lust sich vom jeweiligen Staat oder sonstwem "zählen und registrieren" zu lassen. Behauptungen über tatsächlich praktizierte spezifische Verhaltensweisen von Angehörigen einer Volksgruppe und auch über deren tatsächliche zahlenmäßige "Stärke" gehören im Durchschnittsfall bestenfalls zur "schöngeistigen Literatur". Ihre "Schönheit" und Ausdruckskraft ist meistens abhängig von der Fabulierkunst der jeweiligen Verfasserin/des jeweiligen Verfassers. Mit der Realität haben sie fast nie wirklich etwas gemein. Das scheint bei den Siebenbürger Sachsen ebenso zu sein. Um daher überhaupt über konkrete Maßnahmen diskutieren zu können sollte einmal versucht werden realistisch den Istzustand zu erheben. Vor allem wieweit überhaupt noch in den Familien Siebenbürger Sächsisch gesprochen wird. Wieweit versucht wird die eigene Sprache an die Folgegeneration weiterzugeben. Wieweit die Folgegeneration die Elternsprache noch akzeptiert. All diese Arbeiten sind überaus mühselig und unbedankt zu verrichten. Es gibt tonnenweise verfügbare Literatur zu jeder Art Minderheitenthematik in Europa. Interessierte Siebenbürger Sachsen brauchen soetwas nur zu lesen um Dokumentationsansätze und den einen oder anderen Lösungsansatz für ihre eigene Sache zu finden. Wenn sich die Siebenbürger Sachsen gerade erst mal daranmachen das Rad neu zu erfinden zu versuchen, dann wird ihnen wohl die Zeit sehr schnell davon laufen. Es wird sehr rasch nichts Siebenbürger Sächsisches in der Folgegeneration mehr geben. Dafür gibt es leider Beispiele in ganz Europa. [Dieser Beitrag wurde von serva0 am 10.10.2006 editiert.] IP: gespeichert |
schully Mitglied Beiträge: 339 Von: Registriert: Mai 2003
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erstellt am 10.10.2006 um 17:01 Uhr
was werden wir in europa verlieren, das wir in siebenbürgen in den letzten 50 jahren noch hatten, serva? wie gut kennst du die sachsen? wir sind in deutschland keine minderheit!!! vergleiche mit serben, kroaten usw. ist wie äpfel mit birnen vergleichen. verwechselst du was? servusIP: gespeichert |
serva0 Mitglied Beiträge: 128 Von: Registriert: Aug 2004
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erstellt am 10.10.2006 um 18:12 Uhr
Zitat: Original erstellt von schully: was werden wir in europa verlieren, das wir in siebenbürgen in den letzten 50 jahren noch hatten, serva? wie gut kennst du die sachsen? wir sind in deutschland keine minderheit!!! vergleiche mit serben, kroaten usw. ist wie äpfel mit birnen vergleichen. verwechselst du was? servus
Ich habe auf Dieters: "In DE, wo jedes dorthin ausgewanderte oder vertretene Völckchen oft in vielen Städten Vereinslokale (zB Kroaten, Serben, Sorben, etc. etc.), eigene Kirchen, evtl. sogar Unterricht in der eigenen Sprache hat, haben die Sb. Sachsen es nicht geschafft, mitzuhalten." geantwortet. Ob die Siebenbürger Sachsen in Deutschland oder in Österreich eine Minderheit darstellen oder nicht, das sollte meiner Ansicht nach in erster Linie von ihrem eigenen Selbstverständnis abhängen. Ich selber kann und will diese Frage nicht beantworten. Wenn davon ausgegangen wird, dass alles was vom Durchschnittsverhalten der Mehrheitsbevölkerung abweicht eben "Minderheit" darstellt, dann wird man die Siebenbürger Sachsen in Deutschland als Minderheit bezeichnen können, wenn ihr Verhalten "abweichend" ist. Daher auch mein Rat an Dieter intensiv mitzuarbeiten und herauszufinden zu versuchen in welchem Umfang sich Siebenbürger Sachsen in Deutschland noch ihrer aus Siebenbürgen mitgebrachten Kultur bedienen. Persönlich habe ich keinerlei Literatur mit halbwegs ernstzunehmend zuverlässigen Aussagen darüber gefunden. Sollten sie kein "abweichendes" Verhalten (mehr?) aufweisen, dann besteht allerdings auch keinerlei Grund für irgendwelche "Sonderstellungen" der Siebenbürger Sachsen in Deutschland oder Österreich. Die Diskussion darüber wäre dann soetwas wie "ein Streit um des Kaisers Bart". IP: gespeichert | |