erstellt am 24.02.2007 um 16:40 Uhr
Zitat:
Original erstellt von Fabritius:
Die Zeit der "Pioniergründungen" in Rumänien ist längst vorbei, auch wenn ich nicht gleich ganz entmutigen will... Infos am sichersten bei dem Deutschen Wirtschaftsclub Siebenbürgen vor Ort (Kontakt über Internet www.dws.ro )
Viel Erfolg und Augen auf beim Partnersuchen (ohne Partner dort geht nichts und die meisten wollen eher das flotte Geld vom gutgläubigen ausländischen Kleininvestor als eine dauerhafte Investition. Also: Achtung Achtung Achtung)
[Dieser Beitrag wurde von Fabritius am 22.02.2007 editiert.]
Diesen Feststellungen kann von jeder/m, die/der die aktuelle Situation in Rumänien in den letzten Jahren ein wenig beobachten durfte, nur beigepflichtet werden!
Ausländisches Kleinkapital ist in allen "Wendestaaten" prädestiniertes Opfer allerlei unguter Elemente. Das "Achtung Achtung Achtung" kann gar nicht laut und oft genug wiederholt werden.
Wenn es nicht direkte kriminelle Machenschaft ist, die den Kleininvestoren ihr oft mühsam zusammengekratztes bißchen Kapital kostet, dann ist es oft die eigene Fehleinschätzung der realen wirtschaftlichen Möglichkeiten im Lande. Rumänien ist in vielen Regionen mittlerweile "zugepflastert" mit nie wirklich fertiggestellten kleinen Beherbergungsbetrieben und sonstigen Dienstleistungsunternehmungen, welche von Arbeitsmigranten aus Rumänien und zum kleineren Teil auch von bzw. in Partnerschaft mit von aus Rumänien stammenden Arbeitsmigranten "importierten" nicht aus Rumänien stammenden Lebenspartnern aufgezogen worden sind.
Einem guten Teil dieser Investitionen ist schon auf dem ersten Blick anzumerken, daß sie aus reichlich subjektiven Motiven getätigt worden zu sein scheinen und sich auf Grund der konkreten wirtschaftlichen Verhältnisse kaum je rechnen dürften.
Das - grob betrachtet - übliche "Entwicklungsmuster" einer derartigen "Investition" beim "blauäugigen Import": Urlaub im - vermeintlichen - "neu entdeckten" und sofort über allem grünen Klee gepriesenen "gelobten Land" Rumänien. "Entdeckung" bzw. "Anpreisung" der "phantastischen wirtschaftlichen Möglichkeiten" in der "am raschesten wachsenden Volkswirtschaft Europas". Mobilisierung der - meist eher bescheidenen - Inverstitionsmitteln im Herkunftland.
Dann kommt meist bereits die erste Phase der Ernüchterung. Die Eigentums- bzw. Nutzungstitel erweisen sich bei genauerer Prüfung als nicht ganz so einwandfrei wie versprochen und in der ersten Euphorie auch überzeugt angenommen worden ist. Nun, da man(n) - ist ja meist auch ein "Männchen" - nicht sofort aufzugeben gewohnt ist, steht man(n) das noch irgendwie durch.
Die Bauphase ist meist noch ernüchternder. Die Bauqualität ist ein Krampf ohne Ende und Preiszusagen werden so gut wie nie eingehalten. Fertigstellungstermine sind Ausflüsse schöngeistiger Poesie, die jede/r gerne vernimmt, aber von denen jede/r weiß, dass darauf sowieso kein Verlaß ist. Nur der dämliche Ausländer weiß das nicht so recht . Mit großen Opfern, vermehrtem Mitteleinsatz und der unvermeidbaren persönlichen Anwesenheit wird dann das Werk so irgendwie halbfertig und kommt ins erste Stadium der Brauchbarkeit.
Dann folgt die nächste Ernüchterung auf dem Fuße. Die der Investition zugrunde liegende Markteinschätzung erweist sich als reichlich überoptimistisch. Brauchbares Hilfspersonal - von qualifiziertem Fachpersonal erst ganz zu schweigen - ist im Lande Rumänien kaum zu bekommen. Wer kein Holzbein, kein Glasauge, kein steifes Kreuz, kein usw. hat, ist längst den Kalamitäten des Landes nach irgendwohin entfleucht. Die "erfolgsgestählten Entfleucher" kommen meist einmal im Jahr mit blitzeblankpolierten Automobilen auf "Heimatbesuch" - hmm, an welche Menschen erinnert uns das denn so sehr? waren da nicht, meist zu Ostern, Autokolonnen mit meist bundesdeutschen Kennzeichen, die den frustrierten Rumäniendeutschen allerlei Flausen in den Kopf gesetzt und ihren Frust noch enorm vergrößert haben? - und hauen ganz enorm "auf den Putz". Die zu Hause Gebliebenen nehmen das natürlich als Indikator, was sie so alles entbehren müssen und warum sie keinesfalls zu "Hungerlöhnen" zu werken bereit sein dürfen.
Die Frustspirale dreht sich ...
Nach einiger Zeit hat auch der Ausdauernste genug und will wieder "sein normales Leben" leben. Also, den so mäßig dahintümpelnden Betrieb in Rumänien entweder mit entsprechendem Verlust verramschen oder das holde Eheweib zur standhaften und unentbehrlichen "Platzhalterin" hochjubeln und selber "schweren Herzens und betrübt" das nötige neue Moos im Westen anschaffen gehen.
Der schöne Nebeneffekt: Man hat die auf Grund der täglichen kleinen bis größeren Ärgernisse inzwischen selber zum "Ärgernis" mutierte Ehefrau aus Rumänien ein wenig auf Distanz gebracht und kann endlich aufatmen und darüber nachdenken, was man(n) denn so für Schwachfug getrieben hat .
So nebenbei: All das folgt nahezu deckungsgleich den alten Frustmustern der ausgewanderten (Ex)Jugoslawen, die all das Elend bereits vorgelebt und bis zur "bitteren Neige ausgekostet" haben. Überall in Serbien und anderen Teilen Exjugoslawiens stehen meist überdimensionierte Häuser in der Landschaft herum, die nur sporadisch benützt worden, nie wirklich fertiggestellt worden und so irgendwie übergangslos von der Bauphase in die Verfallsphase übergegangen sind.
Eigenartig, dass Menschen nur so ungern aus den Fehlern anderer Menschen zu lernen bereit zu sein scheinen ....
[Dieser Beitrag wurde von serva0 am 24.02.2007 editiert.]