erstellt am 12.08.2006 um 23:39 Uhr
Das Türmchen auf der Steilau(F. von Sternheim)
Zu Schässburg auf der Steilau, da steht ein Türmchen schmal, das sieht von hoher Heide herab ins Kokeltal. Und selten zieht ein Wand'rer die Straße hier vorbei, dass er nicht bald gefragt, was dieses Denkmal sei.
Da steht seit alten Zeiten ein Denkmal kühner Tat, die in des Volkes Mundes sich treu erhalten hat. In frühen trüben Tagen zog einst mit Mord und Brand ein mächtiger türk'scher Pascha mit Heeresmacht durchs Land.
Da wollt' er auch erobern die Sachsenkokelstadt, doch diese war gerüstet zur Wehre und zur Tat. Und auf der Steilau droben, auf einem Elefant, der Ali Pascha saß, den Säbel in der Hand.
Und flucht' bei seinem Barte, dass er die Sachsen all' mit Weib und Kind vertilgen gleich würde allzumal. Da traf den stolzen Heiden eine Kugel in die Brust, den Fluch noch auf der Zunge er gleich ersterben musst'.
Die Kugel kam geflogen zweitausend Schritte weit aus jenem grauen Turme, verwittert und zerstreut. Es hatt' ein wack'rer Goldschmied den guten Schuss getan; die Türken aber fasste ein wild Entsetzen an.
Und ließen, hastig fliehend, den Pascha tot zurück, der auf dem Elefanten noch saß mit starrem Blick. Da zogen uns're Väter verfolgend straks hinaus und sah'n den toten Pascha mit Freud' und auch mit Graus.
Da haben sie den Ali in jenes Türmchen klein, gradstehend und gerüstet, vermauert mit festem Stein; und auch der Elefante liegt unterm Denkmal da. Geschrieben steht's am Steine, wie dieses all geschah.
Ein leises, dumpfes Klagen oft nachts beim Türmchen schallt, auch sah man es umschweben dann eine Luftgestalt. Man sagt, es sei der Pascha, dem Gott die Ruh' entzog, weil unter grausem Fluche die Seel' dem Leib entflog.
Quelle: http://freepages.genealogy.rootsweb.com/~bgwiehle/siebenburgen/turmchen.htm
[Dieser Beitrag wurde von Kokeltaler am 12.08.2006 editiert.]