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Saksesch Wält
Saksesch Wält in einhundert siebenbürgisch-sächsischen Dialekten?

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Autor Thema:   Saksesch Wält in einhundert siebenbürgisch-sächsischen Dialekten?
Robert
Administrator

Beiträge: 751
Von:BRD
Registriert: Sep 2000

erstellt am 30.10.2004 um 02:07 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Robert anzusehen!   Klicken Sie hier, um Robert eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Man hört und liest ja immer wieder dass unser Sächsisch das "einzige, echte siebenbürgische Merkmal" ist.

Im Rahmen unseres Ortschaftenprojektes unter Siebenbuerger.de http://orte.siebenbuerger.de haben wir schon einige Male darueber nachgedacht die einzelnen Ortschaftenangebote um eine Mundart-Audiodatei zu erweitern. Beim Anklicken dieser Datei soll ein bekannter Text in der enspr. ortsspez. Mundart zu hoeren sein.

Was haltet ihr davon?
Ist es ein Beitrag um die bedrohte siebenbürgisch-sächsische Sprache vom Aussterben zu bewahren?
Was fuer einen Text schlagt ihr vor?
Wie geht man am besten vor. Nach welchen Kriterien soll die/der jeweilige SprecherIn ausgewaehlt werden?
Wie kommen wir an all die SprecherInnen?

Kennt ihr das Internetprojekt:
<<"Der Kleine Prinz" in einhundert Sprachen>> http://www2.germanistik.uni-halle.de/prinz/
Dort findet ihr unter http://www2.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/054.htm
den Text auch in sieb.-saechsischer Mundart.

Und was meint ihr, machen wir daraus "Saksesch Wält in einhundert sieb.-saechs. Dialekten"?

De Saksesch Wält im Internet:

»Saksesch Wält e Wirt uch Beld« vun Helene Platz uch Berta Stegmann (1912) http://www.christianmelzer.de/sw/

Weitere Mundart-Audio-Dateien zum Anhören findet ihr im Multimedia-Bereich unserer Homepage
z.B. Gedichte vom Schriftsteller "Schuster Dutz" (Gustav Schuster; 1885 - 1968; Mediasch) http://www.siebenbuerger.de/sbz/landundleute/multimedia.html

Viel Spass und vergesst nicht eure Meinung hier zu hinterlassen.

[Dieser Beitrag wurde von Robert am 30.10.2004 editiert.]

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Kellinger
Mitglied

Beiträge: 40
Von:Haiger / Weingartskirchen
Registriert: Mrz 2002

erstellt am 31.10.2004 um 11:51 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Kellinger anzusehen!   Klicken Sie hier, um Kellinger eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Super Idee !!!

Auf die Frage: "In welcher Form ?", gibt`s vielleicht die Möglichkeit, dies in Form eines Interview`s mit einem Einheimischen bzw. Ortskundigen des entsprechenden Ortes zu machen. Thema des Interview`s könnte die Geschichte des Ortes oder einige Ortsspezifische Geschichten bzw. Begebenheiten sein.

Gruß
Michael

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Robert
Administrator

Beiträge: 751
Von:BRD
Registriert: Sep 2000

erstellt am 31.10.2004 um 14:50 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Robert anzusehen!   Klicken Sie hier, um Robert eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Ein Sprachforscher würde sicherlich vorschlagen die Wenker-Sätze vorlesen zu lassen.
"1876 hatte Georg Wenker im Rheinland begonnen, 40 ausgewählte Sätze in die jeweilige Mundart verschiedener Dörfer übersetzen zu lassen. Diese "Wenker-Sätze" waren die Basis für die Herausgabe des Deutschen Sprachatlasses."

Mehr dazu hier:
Digitaler Wenker-Atlas (DiWA) http://www.sprachatlas.de/
Deutscher Sprachatlas http://www.diwa.info/

Ich meine, Ziel sollte sein, die rund 240 siebenbürgisch-sächsischen Ortmundarten in ihrer lautlichen Eigenart möglichst weitgehend zu erfassen... und sich nicht von wissenschaftlichen Grundsätzen allzu sehr "behindern" lassen, sonst wird es ja nie was

Willi Roth aus Augsburg hat bspw. angeregt einen Text herzunehmen den jeder kennt. Er schlug das "Vaterunser" vor.

Eure Meinung?

[Dieser Beitrag wurde von Robert am 31.10.2004 editiert.]

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der Ijel
Mitglied

Beiträge: 455
Von:
Registriert: Apr 2004

erstellt am 31.10.2004 um 17:52 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von der Ijel anzusehen!   Klicken Sie hier, um der Ijel eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat

-Sächer äs diet an "mega-supper" Idee- - -
mer wärren es bemoaien asü orthographesch wä akkustesch bä der Woiret ze bleiwen.
-diet es der Dialekt vü´(Röd) Rode.
Vün Ziendersch,Moalderf uch Gehonnes hün iech akkustesch Áfzaichnengen.
Wot es met der Sib.Zeitung helft sä meat ???

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E.Eitel
Mitglied

Beiträge: 57
Von:Deutschland 89075 Ulm / Donau
Registriert: Okt 2002

erstellt am 01.11.2004 um 11:26 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von E.Eitel anzusehen!   Klicken Sie hier, um E.Eitel eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo Robert
Hallo Freunde der Sak(ch)sesch Wält,

Dies wäre eine sinvolle Multimediale erweiterung bei Siebenbuerge.de/Ortschaften
Mundart Audio-Dateien bereitzustellen.
Vielleicht lässt diese Idee sich auch gut mit hilfe der bereits vorhandenen Tondokumente verwirklichen ?
Für das Siebenbürgen Institut in Gundelsheim hat das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, frühere Tonbandaufnahmen Digitalisiert.

Das Deutsche Spracharchiv für gesprochenes Deutsch am IDS hat folgende Bestände:
(E.Eitel: ich kann jedoch nicht sagen, ob es sich hierbei nur um Tondokumente der Siebenbürgischen Mundart handelt!!!)

Quelle:
http://dsav-oeff.ids-mannheim.de/DSAv/KORPORA/RU/RU_DOKU.HTM
Rumäniendeutsche Mundarten

--------------------------------------------------------------------------------

1. Korpusinformationen
Bestandteile: 2036 Tonaufnahmen
Aufnahmeleiter: Dr. Ruth Kisch, Prof. Dr. Heinrich Mantsch, Institut für Linguistik Bukarest; et al.
Aufnahmedatum: Mai 1966 bis Dezember 1975
Aufnahmeorte: ca. 200 Gemeinden in Rumänien
Aufnahmedauer: unterschiedlich; Gesamtdauer: 401 Stunden, 22 Minuten
Art / Inhalte: Erzählmonologe
Sprecher: Kinder, Frauen und Männer aller Alterstufen

--------------------------------------------------------------------------------

2. Dokumentation der Interaktionen
Dokumentierte Informationen: Interaktion: Datum und Ort der Aufnahme, Inhalt, Gesprächstyp.
Sprecher: Alter, Geschlecht.
Aufnahme: Dauer der Aufnahme.

--------------------------------------------------------------------------------

3. Bearbeitungsstand
Dokumentation: 53 Interaktionen
Material: komplett digitalisiert auf CD-Audio, davon 53 Tonaufnahmen als WAV-Dateien

Weitere Auskünfte hierzu kann vielleicht das Siebenbürgen Institut erteilen

Natürlich wäre es sinvoll weitere
Sprachaufnahmen zu erstellen
vielleicht gibt es diese ja auch in der ein oder anderen Siebenbürgischen Familie.

Grüße aus Ulm

Eduard Eitel

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Robert
Administrator

Beiträge: 751
Von:BRD
Registriert: Sep 2000

erstellt am 01.11.2004 um 11:54 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Robert anzusehen!   Klicken Sie hier, um Robert eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo Eduard,

ein wertvoller Hinweis, Danke.
Die Copyrighthinweise haben meine Erwartungen schon gedaempft. Ich werde trotzdem mal anfragen.

Eine andere Sache ist ja auch der Webspace der dafuer benoetigt wird. Da muessen noch einige Vorbereitungen auf Siebenbuerger.de getroffen werden...

Ich kann mir gut vorstellen, über die Ortseditoren der einzelnen Ortschaften an geeignetes Audiomaterial zu kommen.
Damit die Tondokumente vergleichbar sind sollte man die gleichen Texte aufzeichnen.

Gruesse aus Augsburg Land,
Robert

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Oswald-Otto Kessler
Moderator

Beiträge: 46
Von:D 81549 München
Registriert: Dez 2002

erstellt am 02.11.2004 um 19:22 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Oswald-Otto Kessler anzusehen!   Klicken Sie hier, um Oswald-Otto Kessler eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Wenn schon ein solches Proiekt angegangen werden soll, dann sollte es gut überlegt sein, damit es auch den verdienten Nutzen bringen kann. Da kann und soll sich jeder seine Meinung sagen. Wichtig ist jedoch die Hilfe von Fachleuten, die Sprachforscher, die Germanisten. Wir haben nicht viele Germanisten die sich heute noch mit unserer Mundart befassen, doch den wenigen die es tun, liegt die ganze Problematik sehr am Herzen. Ich habe die Anfrage heute bei Frau Hanni Markel gestartet. Frau Markel meinte aufs erste ungefähr folgendes:
Die Anwendung der Wenker-Sätze würde noch immer viel Nutzen bringen, bloß deren Anwendung muss durch einen Fachmann in ein Gespräch so eingebettet sein, dass der Befragte unbefangen antworten kann; Fazit, für den Umfang und das Vorgehen mit der Audiodatei sind die W.-Sätze kaum anwendbar.
Das Vaterunser ja, weil es schon vor 150 Jahren Bestandteil der Befragungen war, bloß ist die Vorgabe des Vaterunser an sich auch eine starre, künstliche Konstruktion, die dem Satzaufbau in Mundart nicht entspricht. Sagt der Mundartsprecher "gehelicht werd Deng Numen"? Sagt er nicht eher: "Deng Numen soll hellich sen." u.s.w.
Ja, dieses Proiekt ist das Beste was wir machen könnten, bloß nicht übereilt beginnen! Holen wir den Rat der Fachleute, suchen wir den Kontakt zu ihnen. Es ist keine Selbstverständlichkeit dass diese Fachleute unsere Rubrik verfolgen.
Ech wänschen allen det best Gelaingen uch noch en gaden Owend!

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E.Eitel
Mitglied

Beiträge: 57
Von:Deutschland 89075 Ulm / Donau
Registriert: Okt 2002

erstellt am 03.11.2004 um 15:30 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von E.Eitel anzusehen!   Klicken Sie hier, um E.Eitel eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo Freunde der Sak(ch)sesch Wält,
Hallo Robert,

hier noch ein Link zu einem Projekt der Uni Trier, hier wird unter anderem der Deutsche Dialektraum anhand der Wänker Sätze behandelt.

Bitte den Punkt Animationen
unter
Zweite Lautverschiebung besonders beachten.

http://gaer27.uni-trier.de/CLL/welcome.html

Für den Siebenbürgischen Mundartforscher ist diese Website durchaus interessant
weil hier auch auf das Moselfränkische eingegangen wird.
Die Siebenbürgischen Mundarten waren ja
bekanntlich an der zweiten Lautverschiebung nicht beteiligt.


Quelle:

Merian Siebenbürgen Heft 22.7
Es saß ein kleines Vögelein...
nach Bernhard Capesius

Fremde Reisende haben sich jahrhundertelang immer wieder gewundert, in Siebenbürgen, 600 Kilometer östlich von Wien, Städte und Dörfer deutsch sprechender Menschen anzutreffen. Martin Opitz, der 1622 bis 1623 ein Jahr lang am fürstlichen Kollegium Weißenburg (Alba Julia) unterrichtete, nannte diese Leute sogar respektvoll germanissimi Germani, ganz echte Deutsche. Noch größer aber war das Erstaunen des luxemburgischen Abbé de Feller, als er 1768 in Bistritz feststellte, daß dessen sächsische Bewohner sich im Umgang mit Fremden zwar der deutschen Hochsprache bedienten, "mais" leur langage propre est l'allemand de Luxembourg... L'etonnement de ces Saxons, ainsi que le mien, fût extréme, quand nous decouvrîmes I'identite de ces langues" (Aber ihre Verkehrssprache ist das Luxemburgische. Diese Sachsen erstaunten wie ich, als wir die Übereinstimmung unserer Dialekte entdeckten.) Wie klingt nun diese Mundart? Hören wir ein altes Volkslied:


Et såß e kli wält Vijeltchen

Af enem gräne Nestchen.

Et song de gånz Wängternocht,

De Stämm dä moßt äm klängen.


"Säng ta mer mih,säng ta mer mih,

Ta klenet wäldet Vijeltchen.

Ech wäll dir schreiwen auf denge Flijel

Mät giëlem Guld uch gräner Sekt."


Hålt ta de Guld, hålt ta deng Sekt,

Ech wäll dir nemih sängen.

Ech bän e kli wält Vijeltchen,

Und nemest kå mich zwängen.

(Es saß ein klein wild Vögelein / Auf einern grünen Ästchen. / Es sang die ganze Win-ternacht, / Die Stimme mußt ihm klingen. / "Sing du mir mehr, sing du mir mehr, / Du kleines wildes Vögelein. / Ich will dir schreiben auf deinen Flügel / Mit gelbem Gold und grüner Seid' "/ Halt du dein Gold, halt deine Seid', / Ich will dir nicht mehr singen. / Ich bin ein klein wild Vögelein, / Und niemand kann mich zwingen.)


Die Siebenbürger datten und watten


Die Eigenheiten der sächsischen Mundart, die den Abbé de Feller die identité rnit dem Luxemburgischen entdecken ließen - eine Feststellung, die auch immer wieder, bis auf den heutigen Tag, die irrige Ansicht über eine luxemburgische Herkunft der Siebenbürger Sachsen zur Folge hat - liegen vor allem im konsonantischen Lautstand. Die Siebenbürger Sachsen datten und watten nämlich, wie schon Sebastian Münster in seiner "Cosmography" (1543) vermerkt hatte. Er stellte sie dabei freilich den "nideren Teutschen", den Niederdeutschen, gleich, obwohl es dat und wat statt "das" und "was", (und noch dazu et für "es") auch bei allen Rheinländern bis südlich der Mosel heißt. Dagegen sagen die Niedersachsen Water, aber die Rheinländer südlich von Benrath wie auch die Luxemburger und die Siebenbürger Wasser. Noch weiter nach Süden, den Rhein aufwärts, reicht das luxemburgische und siebenbürgische Appel.

An Luxemburg und das nördliche Rheinland erinnern auch gutturale Verstärkungen (deng und Sekt in unserem Text); dazu kommt noch eine Reihe anderer Erscheinungen, die dem Siebenbürgischen einen ausgesprochen westfränkischen Charakter verleihen. Und doch finden sich auch ostmitteldeutsehe Elemente (f statt p in Fangd für "Pfund"), die beweisen, daß sich im Laufe der Jahrhunderte an der Einwanderung nach Siebenbürgen Angehörige verschiedener deutscher Gebiete beteiligt haben. Hier hat sich dann durch Mundartmischungen und Mundartausgleich ein sprachlicher Neustamm entwickelt, der mit dem Luxemburgischen nur die Basis gemein hat. Außerdem enthält unsere Mundart noch mancherlei, was im großen deutschen Sprachgebiet überhaupt nicht oder wenigstens nicht mehr vorkommt. Das gilt besonders für den Wortschatz. Alte deutsche Wörter sind noch erhalten (gedohn für "gespannt voll"), andere wieder haben zusätzliche Bedeutungen angenommen (gewinnen heißt auch und vor allem "herausnehmen", sich hüten auch "ausweichen"), manchmal sogar eine entgegengesetzte (hähär heißt "von hier" und nicht "hierher"). Andere allgemeine deutsche Wörter wieder fehlen, etwa "Wald", wofür man Bäsch, oder "Speck", wofür man Baflisch, Fleisch von der Bache (mhd. bache "Speckseite"), sagt. Vor allem aber sind aus den Sprachen der anderen auf dem Boden Siebenbürgens lebenden Völker zahllose Fremdwärter eingedrungen, die heute oft nicht mehr als solche empfunden werden, sondern die einzig gängige Bezeichnung darstellen (Kratzewetz für "Gurke" aus dem Rumänischen,Bika für "Stier" aus dem Ungarischen). Und schließlich gibt es allgemein verbreitete Ausdrücke, deren Herkunft gar nicht erklärt ist (Palukes für "Maisbrei", ängem für "schlimm"). Während der geschriebene konsonantische Lautstand in der ganzen siebenbürgisch-sächsischen Sprachlandschaft ziemlich einheitlich ist, herrscht bei den Vokalen eine "Buntscheckigkeit" vor, die immer wieder Anlaß zu Verwunderung und zu allerlei Späßen gibt. So heißt es: Was die Bistritzer anziehn (Hosen "Hosen"), essen die Schässburger (Huesen "Hasen"), und was die Schässburger anziehn (Huesen "Ho-sen"), essen die Hermannstädter (Huesen "Hase"). Die Buntscheckigkeit geht so weit, daß für das Wort "Gans" allein in der Hälfte der 248 Orte, in denen heute die sächsisehe Mundart noch gesprochen wird - oder bis vor kurzem gesprochen wurde -, 65 verschie-dene Lautungen gezählt wurden. Dabei kommt es auch vor, daß das Wort für "Gans" in Bodendorf Guiß ist, in einem andern Ort, in Hahnbach, Guiß aber "Geiß" bedeutet. Was Wunder, wenn bei dieser Sprachverwirrung die Legende auftauchte, sächsische Bauern aus verschiedenen Landesteilen müßten, wenn sie einander verstehen wollten, rumänisch sprechen.


Schriftdeutsch nur für die Gebildeten

Warum sprechen sie dann nicht hochdeutsch? Das erklärt nun eine andere Eigentümlichkeit dieser Sprachlandschaft. Jahrhundertelang ist die Mundart nur gesprochen, die Hochsprache aber ausschließlich beim Lesen und Schreiben verwendet worden. Das ging so weit, dass die Kinder in der Schule hochdeutsch buchstabieren, aber sächsisch "heraussprechen" lernten. Und nicht nur etwa"g-u-t" gat, sondern auch "W-a-l-d" Bäsch und"S-p-e-c-k" Båflisch. Diese Doppelsprachigkeit soll sich ein kleiner Schlaumeier zunutze gemacht haben, indem er seinem Vater, der nicht lesen konnte, einen Zettel des Lehrers folgendermaßen vorlas: D-e-r H-a-n-s i-s-t äs s-e-h-r sihr f-a-u-I fleißich. So konnten die Bauern wohl einen schriftdeutschen Text verstehen - und ihn aus den Ge-sangbüchern in der Kirche auch singen -, aber schriftdeutsch sprechen konnten nur die Gebildeten und auch diese nicht immer fließend. Als nach dem Tode Karls VI. (1740) die üblichen Leichenpredigten gehalten wurden, kam, so erzählt die Chronik, "in Kronstadt auch Stadtpfarrer Igel an die Reihe. Hierzu wurden allerhand katholische Officiers und Herrschaften invitieret, die auch zugegen gewesen. Damit sie ihn nun verstehen möch-ten, so sollte der gute Mann in hochdeutscher Sprache reden, er ist aber stecken geblieben und hat in seiner lieben Muttersprache fortreden müssen, darüber sich die Herren sehr moquieret."

Dieser mangelnden Beherrschung des gesprochenen Hochdeutschen lag sogar eine gewisse Feindseligkeit zugrunde. Darüber vermerkt der schwedische Gesandtschaftsprediger Conrad Jacob Hiltebrand im Jahre 1656: "Den so ein Studiosus aus Teutschland wieder heim kömbt, muß er nicht mehr Hochteutsch reden; sollte Er in Hochteutseher Sprach einen Sermon in der Kirchen zu halten Sich unterstehn, würden Ihn die Einwohner von der Cantzel herunter steinigen."

Was veranlaßte die germanissimi Germani zu einer solchen Einstellung? Die anderthalb Jahrhunderte hindurch gültige Theorie, das Siebenbürgisch-Sächsische sei nichts ande-res als die Fortsetzung des Dakischen der Ureinwohner, das als ein Zweig des Getischen angesehen, welches wieder dem Gotischen gleichgestellt wurde. Damit aber wollte die politische Führung den Ungarn gegenüber das Vorrecht der Sachsen auf dem Boden Siebenbürgens unterbauen, und daher galt die "gemeine Landsprache" bei allen öffentlichen Veranstaltungen aIs allein zulässig.

Das Revolutionsjahr 1848 machte auch diesem alten Zopf ein Ende. Seither wird in Predigt und Unterricht schriftdeutsch gesprochen, die Mundart dient nur noch als Hilfssprache im Kindergarten oder in manchen Orten auch bei Trau- oder Grabreden. Das hindert aber nicht, daß sie etwa wie das Schwyzerdütsch oder das Luxemburgische bis in die Kreise der Intellektuellen hinein heute noch die allgemeine Umgangssprache ist und auch eine umfangreiche Literatur hervorgebracht hat.



Grüße
Eduard Eitel


[Dieser Beitrag wurde von E.Eitel am 03.11.2004 editiert.]

[Dieser Beitrag wurde von E.Eitel am 03.11.2004 editiert.]

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der Ijel
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erstellt am 15.12.2004 um 16:41 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von der Ijel anzusehen!   Klicken Sie hier, um der Ijel eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo matenuunder !
kannt emmest fun Oich det Bach: "Die Weihnachtsgeschichte in allen Deutschen Dialekten".?
Wo as dátt gena erschinen uch wonni ?
Ech bedunken mech, end wänschen állen hiisch Feertdach.

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Jeff
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erstellt am 28.02.2005 um 21:48 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Jeff anzusehen!   Klicken Sie hier, um Jeff eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
Original erstellt von Robert:

Kennt ihr das Internetprojekt:
<<"Der Kleine Prinz" in einhundert Sprachen>> <A HREF="http://www2.germanistik.uni-halle.de/prinz/" TARGET=_blank>http://www2.germanistik.uni-halle.de/prinz/</A>
Dort findet ihr unter <A HREF="http://www2.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/054.htm" TARGET=_blank>http://www2.germanistik.uni-halle.de/prinz/sprachen/054.htm</A>
den Text auch in sieb.-saechsischer Mundart.

Den eischten a leschten Satz verstin ech ouni problemer,

awer daat hei mecht mer schwieregkeeten:
"Long Zett huëst te, am dech ze zerstoan, nest undert gehuët als de Schienhiet des Sannenajndergungs"......

"zerstroan" ?
"nest under gehuët" ?

hmm

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Georg51
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Beiträge: 200
Von:BW
Registriert: Nov 2004

erstellt am 28.02.2005 um 23:18 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat; @ jeff,
========================================
"Long Zett huëst te, am dech ze zerstoan, nest undert gehuët als de Schienhiet des Sannenajndergungs"......
=========================================
Sollte wohl heissen;
"Lange Zeit hast du, um dich zu zerstreuen,
nichts anderes gehabt als die Schönheit des
Sonnenuntergangs"

Ich bitte um Berichtigung, wenn es falsch ist.

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Jeff
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Von:Luxemburg
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erstellt am 01.03.2005 um 01:53 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Jeff anzusehen!   Klicken Sie hier, um Jeff eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
@Georg51

klar wird wohl so sein
aber es klingt so komisch
irgendwie witzig "nest under gehuet"

:-)

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