FAZ: Claus Stephani und die Securitate

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.

ALK
schrieb am 20.11.2010, 13:52 Uhr (am 23.11.2010, 14:33 Uhr vom Moderator geändert).
Bericht eines Securitate-Mitarbeiters
Schwester Lüge, Bruder Schmerz

Wie ich IM „Moga“ wurde und mich diese Erfahrung bis heute verfolgt:
Aufgewühlt von der Debatte um Oskar Pastior, erinnert sich der Journalist Claus Stephani an seine eigene Tätigkeit für den rumänischen Geheimdienst Securitate.
20. November 2010

„Le roi est mort, vive le roi!“, hieß es einst in Frankreich, wenn ein Thronfolger die Macht übernahm. Nun könnte es heißen: Die Securitate ist tot, es lebe die Securitate! Denn das, was damals in Rumänien nicht gelungen ist, weil wir alle - Rumänen, Deutsche, Juden, Ungarn und andere - gemeinsam unter einer schicksalhaften, nonkonformen Decke steckten und angesichts der kommunistischen Partei- und Staatsbehörden doch meist solidarisch waren -, das schafft jetzt eine unsichtbare Immer-noch-Securitate, die sogar hier in Deutschland als Untote dämonisch wieder präsent ist. Auch wenn sie inzwischen einen anderen Namen trägt.

Hier der komplette Artikel (FAZ) ...

gerri
schrieb am 20.11.2010, 14:23 Uhr
Hallo,jetzt soll noch einer sagen ER hätte sich dagegen gestellt,hätte dies oder jenes unternommen.Ja hier im Westen große Klappe,um Andere zu provozieren und zu beleidigen überhaupt wenn sie sich nichtmehr wehren können.
Ich würde sagen,lasst dieses Thema und schürt nicht mehr
den Verursachern auf den Gefallen,am beßten man ignoriert von nun an dieses Thema.Lasst Euch das Leben nicht vermiesen,antwortet nicht mehr.

Gruß,Geri
sandu
schrieb am 20.11.2010, 15:09 Uhr
Zitiert aus der Akte meines Vaters:
"La întâlnirea avuta în ziua de 31. dec. a.c. (das war 1988) sursa "Marin" m-a informat: În dimineata zilei de 31 dec. sursa a fost anuntata telefonic de sotia preotului Ambrosi ca în noaptea de 30-31 dec. a.c. a decedat Hauser Arnold, redactorul sef al revistei Neue Literatur. Sursa, care este redactor sef adjunct la aceeasi revista a fost instruita sa discute si cu ceilalti membri ai redactiei precum si cu alte persoane din anturajul sau aspectele ce fac trimitere la decesul respectivului, cum se comenteaza evenimentul, urmând sa ne informeze în continuare, eventualele speculatii sau interpretari ce se dau acestui caz."
gezeichnet Lt. col. Celescu
sandu
schrieb am 20.11.2010, 15:35 Uhr
Zitiert aus der Akte meines Vaters:
"La data de 23 septembrie 1976 am efectuat o întâlnire cu informatorul "Moga" care, printre altele, mi-a relatat urmatoarele:
La putin timp dupa ce a fost pus în libertate WILLIAM TOTOK s-a prezentat la redactia "Neue Literatur" cu o serie de texte noi. (...) CSEYKA GERHARD si ANEMONE LATZINA au selectionat cca. opt texte pe care le-au prezentat redactorului sef adjunct HAUSER ARNOLD care i-a avertizat spunând ca respinge montajul, urmând ca dupa o luna, doua în functie de rezolvarea problemei studiilor lui TOTOK si a comportarii sale sa se hotareasca. Aceasta hotarâre a lui HAUSER a fost primita de CSEYKA si LATZINA cu destula neîntelegere.(...)
Sursa "Moga" concluzioneaza ca atât "grupa de actiune Banat" cât si grupa CSEYKA-MOTZAN continua sa colaboreze în spirit antisocialist ca si pâna acum. Se consulta frecvent la telefon formînd astfel o opinie de idei. Datele de mai sus au fost furnizate de informator în baza sarcinilor pe care le are.
Semnat Maior Gheorghe Preoteasa
Gernamus
schrieb am 20.11.2010, 16:37 Uhr
Es wird spannender und teils auch unglaubwürdiger!
cäsar
schrieb am 20.11.2010, 21:01 Uhr
Hallo Herr Stephani,

merken Sie denn nicht, dass sie auf dem falschen Dampfer sind? Wieviel mal muss ich mir noch die Sprichwörter von den Steinen (mit dem Glaushaus, mit dem der ihn als erster wirft) die Teile einer Rechtfertigungsmaschinerie der enttarnten IM sind, anhören? Ex- Aussenminister Joschka Fischer lässt grüssen!(Analogie zu den Altnazis im AA)20 Jahre hätten Sie Zeit gehabt ihr Gewissen - vorausgesetzt Sie haben eines- erleichtern zu können. ZB. wie es Ihr Kollege Söllner getan hat. Dafür fehlt Ihnen aber das Format! Staatdessen gross die Klappe aufreissen am Anfang dieses Jahrhunderts, mit einem reisserischem Aufsatz über das Bildungswesen in Deutschland. Wahrscheinlich weil Sie immer noch Diener Ihrer Gönner sein wollten!? Ich weiss es nicht. Noch nie gab es soviel Neid und Hass Verdächtigungen unter den Rumäniendeutschen wie jetzt, sagen Sie! Kann man denn Neid und Hass quantifizieren? Ich kann Sie beruhigen, es gibt nicht viel und nicht weniger als in anderen Zeiten! Sie sollten lieber mal in sich kehren, innehalten, bevor Sie weiterhin Ihr moralisches Versagen, in grossen Lettern in marktschreierischer Art, an den Mann bringen.

Ave
Cäsar
seberg
schrieb am 20.11.2010, 22:23 Uhr
„Noch nie waren die ehemaligen Rumäniendeutschen so argwöhnisch wie heute. Noch nie gab es unter ihnen so viel üble Nachrede, so viele Stammtischkommentare, Verdächtigungen, Gerüchte ohne Belege, öffentliche Anprangerungen, so viel Neid und Hass“

Joi, Claus Stephani! Diesen Satz hättest du lieber nicht schreiben sollen, denn zu gut macht er sich als poetisches Geraune, zu beletristisch beklagt er eine gute alte Zeit, die es nie gab, es sei denn für Manche immer schon, zu sehr bringt er einen auf die Idee, folglich den ganzen Text als Geschichte mit kunstvoll vernebelten Bezügen zur Realität lesen zu müssen!
alma_si
schrieb am 20.11.2010, 22:24 Uhr (am 20.11.2010, 22:31 Uhr geändert).
@gerri: "Ich würde sagen,lasst dieses Thema..."

gerri, Sie sind in diesem Forum die sanfte, ruhige Stimme, der ich gerne zuhöre. Erlauben Sie mir aber bitte Ihnen diesmal zu widersprechen.

Jetzt ist die Diskussion über „Verstrickungen“ unserer Landsleute mit der Securitate im Gange und ich denke nicht, dass diese aufgehalten werden darf. Es geht um nichts mehr und nichts weniger als um Menschen und ihre Seelen, die noch immer vergiftet sind. Lebende und Tote sind davon betroffen. Verstrickt wurde mit Stricken und jetzt ist es an der Zeit, dass die endlich reißen.

Frei nach dem Rechtslexikon (http://www.rechtslexikon-online.de/Verstrickung.html) besteht die Verstrickung darin, dass der damalige Staat Seelen beschlagnahmt hat.

„Die Verstrickung begründet die Verfügungsmacht des Staates über die beschlagnahmte...“ Seele. Und sie begründet „ein relatives Veräußerungsverbot des privatrechtlich Berechtigten über die Sache“. Das kann man in diesem Fall so interpretieren, dass der Betroffene nicht darüber reden darf.

„Ist die Pfändung [...] nicht ordnungsgemäß erfolgt, beispielsweise weil [...] der Gerichtsvollzieher unpfändbare Sachen pfändete, kommt es in der Regel dennoch zu einer Verstrickung der Sache. Die Pfändung kann dann nur mittels der Erinnerung (§ 766 ZPO) gerichtlich angefochten werden.“

Es wurden Seelen gepfändet - die von ihrer Natur aus unpfändbar sind. Es wird aber nicht vor Gericht angefochten, sondern vor Gott und der Welt. Der Leitsatz ist unserem Grundgesetz entnommen: Artikel 1 Absatz 1.

Man ist an einem Punkt angelangt, der nicht ein Sandloch sein darf, in das das bisher Gesagte wie Wasser in die Erde vesichert. Diese Lebensgeschichten sind kostbar und müssen, wie das kostbare Wasser, in ein Auffangbecken gelangen, der unsere kollektive Erinnerung auffängt. Wir haben nur noch sie, die Erinnerung. Und sie ist alles, was von uns (als Volksgruppe) bleiben wird. Und es ist niemandem egal, ob sie Wahres oder Falsches erzählen wird. Denn im Moment werden wir (Rumäniendeutsche) alle in einen Topf geworfen und das ist keinem von uns egal.

Lesen, sammeln und später herauslesen...
der Ijel
schrieb am 20.11.2010, 22:57 Uhr (am 20.11.2010, 23:00 Uhr geändert).
zitat Carl Gibson: Die Debatte über Schuld und Sühne, Opfer, die zu Tätern wurden, wird noch eine Weile weiter gehen.
dieser Satz und einiges andere veranlsst mich wieder zum homonymischen Wortspiel:

faule birnen faule feigen
ein Wachhund der heißt ciobănesc und bellt
grad weil die feige sich für weise hält.

genossen rüttelt nicht am feigenbaum,
es fallen leicht die weichen
früchte schmecken süß doch kaum
genossen, muß dem geschmack ein bitterer weichen.
und weichen sind schon längst gestellt,
auch wenn die feige sich für weise hält.

ob das geschick nun siebenzwetschgen oder feigen
zu falle bringt, wird sich noch zeigen
und weichen sind schon längst gestellt,
auch wenn der feige sich für weise hält.
den feigen und den zwetschgen ist es eigen
ohn rütteln faul vom baum zu steigen.
gerri
schrieb am 21.11.2010, 12:42 Uhr
Hallo alma_si, meinetwegen soll ein jeder der es für nötig hält weiter machen,es ist auch sein Recht,aber es sollte nicht auf die Seelen unserer Kinder/Enkelkinder übergreifen.
Sie sollten diesen "berechtigten" Hass-Richtigstellung nicht auch übernehmen,es wäre nichts Gutes für ihren Umgang mit anderen Nationen.Es ist meine Meinung.

Gruß, Geri
grumpes
schrieb am 21.11.2010, 13:36 Uhr (am 21.11.2010, 13:46 Uhr geändert).
@gerri, @alma_si,
...... Ihr habt beide Recht, dazu fällt mir etwas passendes von Friedrich Schiller ein:
"Ein unsichtbarer Feind ist`s den ich fürchte,
Der in der Menschen Brust mir widersteht,
Durch feige Furcht allein mir fürchterlich.

Nicht, was lebendig, kraftvoll sich verkündigt,
Ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz
Gemeine ist`s, das ewig Gestrige,
Was immer war und immer wiederkehrt
Und morgen gilt, weil`s heute hat gegolten.
Gruß
grumpes
PS. Kann es sein, dass viele von uns noch nicht angekommen sind in diesem Land ?, kann es sein, dass Sie die Vergangenheit nicht loslassen können ?
mutapitz
schrieb am 21.11.2010, 15:13 Uhr
Es ist zumindest bezeichnend, dass Claus Stephani sich erst zu Wort meldet, als auf einer wissenschaftlichen Tagung in Hermannstadt (dieses Wochende) Dr. Peter Motzan (IKGS München) zu folgendem Thema referiert: Ein Securitate-Bericht des IM „Moga” und seine Folgen: Zur Eröffnung des operativen Vorgangs „Mocanu”.
Bestand bis dato keine Notwendigkeit sich zu outen, oder war die Geschichte - oder sollen wir sagen, das Märchen, dafür ist Stephani ja Spezialist - noch nicht zu Ende gedacht?!
Pillepalle
schrieb am 21.11.2010, 15:25 Uhr
Das Kennzeichen der geistigen Landschaft des SB-Forums ist im Hinblick auf zeitgeschichtliche menschliche Verstrickungen das gnadenlose Anklagen geprägt von Streit, Hass, Neid und Zwietracht.
Lasst doch ein für allemal die Vergangenheit ruhen, man kann sie weder korrigieren, geschweige denn ungeschehen machen.
Öffnet die Herzen und lasst die Sonne rein. Setzt endlich die Segel für ein besseres, sinnvolles Miteinander und für ein höheres ethisches Niveau. Die Welt hat sich verändert, die Zeiten sind besser geworden, die Menschen – man muss das zugestehen – leider nicht viel.
BieneX
schrieb am 21.11.2010, 20:01 Uhr
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Herr Stephani fragt:“ Gilt das nicht auch für jemanden, der diese Welt verlassen musste und sich daher weder wehren noch rechtfertigen kann?“
Auch die Toten haben ihre Würde. Nur die Barbaren graben Toten aus und peitschen die Überreste.
alma_si
schrieb am 21.11.2010, 21:29 Uhr
@gerri: „...aber es sollte nicht auf die Seelen unserer Kinder/Enkelkinder übergreifen...“

Das ist ja, meinesachtes, der wichtige Punkt: Jetzt aufklären, solange die Zeitzeugen es tun können. Wenn die Sache unter dem Teppich gekehrt bleibt, stolpern nacheinander die kommenden Generationen darüber und wissen nicht richtig, was sie damit anfangen sollen. Diese Geschichte ist kein edler Tropfen, der mit der Zeit besser wird, also sollte man sie auch nicht in einem Fass lagern, in der Hoffnung, dass sie irgendwann von alleine schön und gut wird.

Hier und drüben, bei den Banatern, haben wir (mich einbegriffen) ausgiebig und uneinig über die Zeit um den Ersten WK diskutiert und diese interpretiert, obwohl es Unmengen an Literatur über jene Zeit gibt. Wie werden aber unsere Nachkommen das aktuelle Thema angehen können, wenn sie nichts darüber lesen können? Werden aus uns allen, pauschal und nachträglich, Agenten der Securitate gemacht?
---

@grumpes, ich habe neulich anderswo gesagt, dass ich meine Vergangenheit nicht hergeben will, weil sie unter all dem, was ich besitze, das am teuersten Bezahlte ist. Das muss sich nicht unbedingt auf negative Erfahrungen beziehen, denn zahlen tut man immer und für alles. Das gilt für alle. Die Vergangenheit kann man nur durch Verdrängen still legen*; manche können das gut, das Verdrängen, andere wiederum wollen das nicht tun. Ich glaube, man muss sich vorstellen, wie es wäre, eine Amnesie zu erleiden, um realisieren zu können, welch wichtige Stellung all das bisher Erlebte im Sein und im Werden jedes Menschen einnimmt.

*Nicht immer, denn wir müssen nur den Mund öffnen und da singt sie schon, die Vergangenheit, in den Ohren der Hiesigen.
„Angekommen“ kann man auch mit Gepäck sein. Wie ärgerlich das Verlieren des Gepäcks ist, weiß mancher Reisende.
---

Aber zurück zum Thema: Ich denke an die Kinder der Schuldigen. Ich fände es wichtig, dass diese Väter/Mütter ehrliche und ausführliche Gespräche mit ihnen führen – aus Liebe zu ihnen. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass viele dieser Eltern echte Henker waren. Wenn sie aber schweigen, dann kann es passieren, dass sie mit der Zeit dazu stilisiert werden. Ein Koffer, dessen Inhalt bekannt ist, wirkt leichter als der, bei dem man sich fragen muss: Was schleppe ich da mit mir herum? Ist doch so, oder?

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.