Die Katzenbescherung: aus Geschichten des Soxen Pitz

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klaus dieter untch
schrieb am 01.06.2011, 08:12 Uhr (am 01.06.2011, 08:12 Uhr geändert).
Im Herzen des Burzenlandes gibt es den typischen Katzensegen, bestens integriert in den lebhaft tierischen Hasugemeinschaften. Das passt harmonisch wie Würmer zum Misthaufen. Solange es keine Katzenbescherung gibt.

Nur beim unserem Soxen Pitz , die beliebteste Ulknudel im Herzen des Burzenlandes hängt schon seit einer Weile der Katzensegen schief. Seine letzte Katze hieß Mitz und stürzte erst vor einigen Tagen aus Versehen in den Abflusskanal. Sowas kann vorkommen, vor allem beim Soxen Pitz, wenn der schief aufgelegte Kanaldeckel wegen einer verschobenen Ent-stopfung plötzlich umkippt. Da hilft auch kein Katzenjammer mehr. Pitz in Trauerstimmung wegen Mitz. Die unerwünschten Hausmäuse bejubelten die Befreiung ihres Terrorregimes.

Pitz erwartete einen Gast. Sein ehemaliger Nachbar, der ausgewanderte Ointz hatte sich zum Mittagsessen angemeldet. Ointz war für einige Tage im Herzen des Burzenlandes zu Besuch und wollte vor seiner Rückreise beim Soxen Pitz wichtige Mitnimsel kaufen. Heimat-shopping nennt man das. Im Angebot vom Soxen Pitz war alles zu haben was ein nostalgissches Sachsenherz begehrt: geräucherte Hauswurst, Schnapps, frische Gartentomaten, original Hof-Hühnereier, echtes Paluckesmehl, Büffelmilch und etwas Geruch aus dem Kustall.

Pitz bereitete ein dampfendes Mittagsmahl: Krautwickel mit geräuchertem Schweinehaxel. In der Küche verbreitete sich der angenehme Kraut-Geruch, wie zu Omas Zeiten. Pitz hatte sich wirklich mühe gegeben, damit seine immer seltener gewordene Gastfreundschaft, nicht zu kurz kommen sollte.

Plötzlich hörte Pitz ein Geräusch an der Tür, als er gerade am mächtigen Topf rührte. "Jaja, Moment - Ointz!" , rief Pitz und schob eilig den Topf an den Ofenrand, ließ den Deckel etwas schief aufgelegt, damit der Dampf besser entweichen konnte.

Ale er die Tür öffnete, staunte Pitz ganz schön stutzig. Ointz war zwar noch nicht da, aber dafür eine fremde heruntergekommene Katze, mit einer toten Maus im Mund. Pitz verstand sehr wohl was sie da schnurrte: "Assssyl..." Er bückte sich um sie zu streicheln und flüsterte: " Na Koatz, wat broanst tea ? Än inig Kadaver ?!" Die Katze schnurrte ganz besonnen und legte dem Pitz die tote Maus vor seinem Fuss. Pitz total gerührt, hob das leblose Wesen auf und sagte zur Katze: "Asyl kostet Moaise..." Die Katze nickte mit dem Schwanz und huschte wie selbstverständlich in die Küche unter den Kochherd.

Pitz begab sich zum Misthaufen, wo seine Hofhühner herumscharrten um die Maus zu entsorgen.

"Puuutputpuput, hiar bitte - än Trophäe...!"

Dann erschien auch der Ointz im Hof. Pitz begrüßte ihn stürmisch: "No kam hier dat dech det Dannerwetter...!"

Nach einer kurzen Hof-führung durch den Kuhstall in den Garten ging es dann zur Küche zum Mittags-Schmaus.

Der Tisch war schon gedeckt und Pitz stellte dazu noch den mächtigen Topf mit dampfenden Krautwickel und geräuchertem Schweinehaxel. Dann schenkte er dem Gast ein, von seinem Marillen-Schnapps und feierlich wurde mit einem "hälf Gott" angestoßen. "Willkommen än der Heimat!" sagte Pitz zu Ointz während mit den dicken Schöpflöffel in den Topf steckte um den Gast zu bedienen. Plötzlich hielt er inne. "Nanuuu, wott äs denn datt ...?!"

Mit seinem Schöpflöffel zog er aus dem Topf, dickes , klumpiges - nee , das war nicht der Schweinehaxel: das war die asylgefundene Katze. Mausetot und fein gekocht. Sie hatte wohl ohne Eraubnis am Topf zu stürmisch geschnuppert. Der schief aufgelegte Deckel hatte erst nachgegeben und kippte wieder zu über die unglücklich hineinstürzende Katze. Welch ein Katzenjammer. Ointz war traumatisch entsetzt. Pitz hingegen stellte den Topf mit seiner Katzenbescherung weg und sagte: "So, dat äs für die Schwein... mir aißen nau Zwiebel mätt Speck!"

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