Kolumbus... in Pretai?

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medwescher
schrieb am 19.09.2012, 18:51 Uhr
Es ist hinlänglich bekannt, dass Pretai älter ist als Kolumbus, und um den Weg dorthin zu finden, war sicher weniger Aufwand nötig, als den, dem jener im Jahre 1492 trieb, und statt Indien die "Neue Welt" entdeckte. Was also hat dann Pretai mit Kolumbus zu tun? Dort verbarg sich, irgendwo in der Kirche, eine deutsche Fassung von Kolumbus legendärem Logbuch!

Spass beiseite: Im Mediascher Museum befindet sich - in leinenbezogenen Buchdeckeln, auf die Muscheln und Sand geklebt sind, ein 39 Seiten starkes Buch mit dem vielversprechenden Titel "Christoph Columbus Logbuch, als Geheimschrift von mir selbst, für meinen Sohn Diego, vom 3ten August 1492 an, geführt und mit Schildereien und Karten versehen worden.", Es soll zu einem bisker unbekannten Zeitpunkt (vermutlich jedoch nach 1944) in der Kirche / oder auf dem Pfarrhof? / in Pretai gefunden worden sein. Von da kam es auf einigen Umwegen ins Mediascher Museum. Mich interessiert alles, was über dieses Artefakt zu erfahren ist. Folgende Informationen will ich mitteilen, die vielleicht helfen, Licht in die Angelegenheit zu bringen:
Kolumbus hat auf seiner ersten Entdeckungsfahrt tatsächlich ein "Bordbuch" geführt. Eine 1941 im Karl Rauch Verlag in Zürich erschienene Ausgabe soll die erste deutsche Übersetzung sein. Der Pretaier Text folgt der Chronologie der Reise, hat aber offenbar eine andere Intenntion, als das nachzuerzählen, was Kolumbus in sein Bordbuch notiert hat. Er ist vor allem viel kürzer - die Druckausgabe des Bordbuchs hat mehrere hundert Seiten. Vielmehr mutet es eher als ein Kommentar des trockenen Seemannstextes an. Der Pretaier Text ist überwiegend in Versen verfasst, deren Versmaß abschnittweise wechselt; teilweise wurden so anspruchsvolle Formen wie der Distychon verwendet. Ausserdem sind viele Seiten mit sehr originellen Graphiken aufwändig bebildert. Eine auf dem Vorsatz und dem letzten Blatt befindliche, leicht kryptische Signatur in auffäliger dreieckiger Anordnung findet sich in den Illustrationen des Bordbuches und legt nahe, dass der unbekannte Autor die Ausgabe aus dem Rauch Verlag kannte und das Werk demnach jünger ist als 1941.
Viel mehr ist über das "Logbuch" aus Pretai nicht zu sagen. Der Aufwand, der bei seiner Produktion getrieben wurde, muß erheblich gewesen sein. Es gibt einen Hinweis, dass das Werk in sächsischen Kreisen bekannt war. Eine Zeitzeugin sagte spontan, als in ihrer Gegenwart das Logbuch erwähnt wurde: "Daot mät Muscheln uch mät Keakelsaond?" /also "Das mit Muscheln und Kokelsand (auf dem Buchdeckel)?"
Wer etwas über das Werk, den Anlaß und die Umstännde seiner Entstehung und den Autor weiß, möge sich doch bitte melden!

Euer
Medwescher
siebenschläfer
schrieb am 25.09.2012, 19:26 Uhr
Soll die bekannte Anekdote mit den zwei Siebenbürger Sachsen, die Kolumbus 1492 nach Amerika begleiteten, eine Spur von Realität beinhalten?
In der Ausgabe der SbZ vom 31. Januar 1971, findet man auf Seite 8 kurzen Eintrag von Luitpold Michaelis mit folgendem Wortlaut:
Auch der Erzählung von dem Siebenbürger Sachsen, der seinerzeit Kolumbus als zuverlässigen Zahlmeister auf seine Entdeckungsreise nach Amerika mitgenommen haben soll, traue ich nicht ganz. (Leider keine weiteren Details zu dieser Erzählung).
Vielleicht fällt jemanden noch etwas zu diesem Logbuch ein.

Logbuch
schrieb am 26.09.2012, 06:05 Uhr
Es handelt sich um ein Werk von Carl Maria von Seyppel im Verlag Bagel, Düsseldorf; das Buch ist künstlich auf alt hergestellt worden, als ob es im Meer gefunden worden wäre, wahrscheinlich 1892 zur 400-Jahr-Feier der Entdeckung Amerikas.
Ich selber sammele Werke von Seyppel und habe besitze dieses "Logbuch" in englischer Ausgabe.
Titeldaten:
Seyppel, C. M.: Christoph Columbus Logbuch, als Geheimschrift von mir selbst, für meinen Sohn Diego, vom 3ten August 1492 an, geführt und mit Schildereien und Karten versehen worden. Aufgefischt von C. M. Seyppel.
Angebote im Internet kann mir hier finden:
http://www.zvab.com/buch-suchen/titel/christoph-columbus-logbuch/autor/seyppel
MfG Theodor Schmidt.
medwescher
schrieb am 26.09.2012, 15:30 Uhr
Hallo, Herr Schmidt,
haben Sie vielen Dank für Ihre präzise Auskunft. Es gibt da einige Details im Zusammenhang mit dem Exemplar in Mediasch, die ich gerne abklären würde. Ich würde Ihnen gerne auch ein paar Bilder des Ex. aus Mediasch zum Vergleich mit Ihrer englischen Fassung senden. Dazu möchte ich gerne direkt mit Ihnen in Verbindung treten. Es würde mich freuen wenn Sie mich über info@mediasch.de kontaktieren könnten, wir tauschen dann direkt die e Mail Adressen aus.
Danke und Gruß
Medwescher

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