Kontinuitätstheorie versus Migrationstheorie

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lucky_271065
schrieb am 12.04.2011, 18:08 Uhr (am 12.04.2011, 18:08 Uhr geändert).
@ Bankban
Sollte man nicht immer für die Wahrheit (oder was man dafür hält) eintreten? Ohne Rücksicht auf mögliche Verluste oder Gewinne?

Ich sehe das etwas differenzierter.

Normalerweise ist unser Einsatz für die eine oder andere "Wahrheit" verhältnismässig zu dem, was wir durch diesen Einsatz gewinnen oder verlieren können.

Manchmal darf auch gelten:

"Der Klügere gibt nach."

(Vor allem, wenn es nicht um einen ihm wichtigen Gewinn geht).

Eine Bekannte von mir hat auf ihren "Status" geschrieben:

"Mai bine sa fii fericit decat sa ai dreptate."

Also, ich würde es von Fall zu Fall beurteilen ...

Übrigens, auch Ärzte sagen ihren Patienten nicht immer die (volle) Wahrheit. Und auch dafür gibt es gute Gründe. Wenn es auch von Land zu Land gesetzlich verschieden geregelt sein mag.
Popescu
schrieb am 12.04.2011, 18:16 Uhr
@Lucky: "Übrigens, auch Ärzte sagen ihren Patienten nicht immer die (volle) Wahrheit. Und auch dafür gibt es gute Gründe."
Ist einer der Gründe, dass sie die Wahrheit auch nicht in Erfahrung bringen konnten?
wamba
schrieb am 12.04.2011, 18:17 Uhr
Manchmal darf auch gelten:

"Der Klügere gibt nach."


Bis er der Dumme ist.
lucky_271065
schrieb am 12.04.2011, 18:36 Uhr (am 12.04.2011, 18:37 Uhr geändert).
@ Popescu
@Lucky: "Übrigens, auch Ärzte sagen ihren Patienten nicht immer die (volle) Wahrheit. Und auch dafür gibt es gute Gründe."
Ist einer der Gründe, dass sie die Wahrheit auch nicht in Erfahrung bringen konnten?


Natürlich kann das einer der Gründe sein.
Der menschliche Körper ist um Einiges komplizierter gebaut als z.B. ein Atomkraftwerk. Und die ganzen Krankheiten auch ein sehr weites und kompliziertes Feld...

Und in Japan sehen wir ja seit über einem Monat, wie Hunderte von Ingineuren, Technikern usw herumrätseln, was denn nun wirklich los ist in und um die Reaktorenkerne und wie man am Besten den Schaden begrenzen könnte ...

Aber ich meinte jene Situationen, wo der Arzt aus medizinischer Sicht "die Wahrheit" kennt (oder zu kennen meint), sie aber dem Patienten (teilweise) vorenthält. Eventuell teilt er sie eher den Angehörigen mit.
cäsar
schrieb am 12.04.2011, 19:22 Uhr
Hallo Lucky,

ich habe mich des öfteren ziemlich deutlich ausgedrückt worum es mir geht: gegen die rumänische Fälscherwerkstätten, gegen den Geschichtsraub, gegen eigenartige den heutigen Methoden nicht entsprechenden Interpretationen- das sind alles Folgen der KT! Daraus lässt sich nicht folgern, dass ich die Migrationstheorie verteidige, beide Theorien sind für mein persönliches Wohlbefinden schnuppe! Dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit kann dieses Forum nicht gerecht werden, aber gute Ansätze sind da. Für eine Diplomarbeit könnte es reichen.

Ich weiss nicht auf welchem Planeten die Apologeten Rumäniens leben: die Aussage über die Aggressionskriege saugt quasi jeder Rumäne mit der Muttermilch auf(das rumänische Volk in der Opferrolle).

ave
lucky_271065
schrieb am 12.04.2011, 19:31 Uhr (am 12.04.2011, 19:35 Uhr geändert).
@ Cäsar

Ich muss gestehen, dass ich es auch bedenklich finde, was ein grosser Teil der Jugend dieses Landes so alles aufgesogen hat. Allerdings steht die rumänische Presse dazu eher kritisch:

www.evz.ro/detalii/stiri/viitor-sumbru-portretul-elevului-roman-rasist-si-dornic-de-dictatura-926516.html

P.S. Ich fürchte, in Ungarn sieht es auch nicht viel anders aus. Zumindest habe ich ziemlich viel von ungarischen Rechtsextremisten, Skinheads, der inzwischen verbotenen Magyar Garda usw. gehört.
Popescu
schrieb am 12.04.2011, 19:58 Uhr
Lucky, auch Sie nehmen mich gelegentlich zu ernst. Fac şi eu haz de necaz, was bleibt mir übrig?
Ich bin mir absolut im Klaren, dass auch Ingenieure nicht viel taugen. In Japan kann man ihnen wenigstens zu gute halten, dass die Natur etwas "unvorgesehenes" produziert hat. In Tschernobil war es aber reine Überheblichkeit, Unfähigkeit usw. eines Einzelnen und das Fehlen jeder Kontrollinstanz. Wie viele derartige EINZELNE haben wohl auf der Welt schon Zugriff auf derart gefährliche Mittel? Sagen wir mal, KEINE, denn ich will mich zum Optimisten mausern.
wamba
schrieb am 12.04.2011, 20:10 Uhr
Und in Japan sehen wir ja seit über einem Monat, wie Hunderte von Ingineuren, Technikern usw herumrätseln, was denn nun wirklich los ist in und um die Reaktorenkerne und wie man am Besten den Schaden begrenzen könnte ...

Sind es nicht doch die Medien und die Politiker die herumrätseln? Einen herumrätselnden japanischen Ingenieuren welcher sich im AKW Fukushima aufhält haben uns die Medien noch nicht gezeigt. Wie sollen sie auch, sie berichten hautnah aus weiter Ferne vom Ort des Geschehnisses.
cäsar
schrieb am 12.04.2011, 20:34 Uhr
Hallo,

Die KT ist ein rumänisches Dogma.Und dieses Dogma zieht sich wie ein roter Faden durch viele Publikationen, Beispiele gibt es jede Menge. Extremismus nährt sich zwar aus diesem Dogma, aber man darf dann doch nicht 80% der Rumänen als Extremisten bezeichnen. Dies wäre der Umkehrschluss von luckys Argumentation. Nein, nein, hier schreibe ich nicht gegen eine rumänische Minderheit sondern gegen eine wie auch immer geartete satte Mehrheit. Und berechtigt ist das allemal!

ave
bankban
schrieb am 12.04.2011, 20:52 Uhr
Cäsar,

angenommen, es gäbe ein Volk irgendwo in Osteuropa, dessen Bevölkerung zu 80% felsenfest davon überzeugt wäre, die Erde sei eine Scheibe. Man würde die Theorie in den Schulen und an den Unis des Landes unterrichten und jeden verteufeln, der das Gegenteil behauptet. Die Leute würden sich lächerlich machen und insgeheim wissen sie das auch - dennoch halten sie aus irgendeiner irrationalen Einstellung heraus an ihrem Dogma fest.

Deine Meinung, cäsar, scheint zu sein, diese Leute beinahe zwangsweise von der Unrichtigkeit des Dogmas aufklären zu wollen.

Du weisst ja mittlerweile, dass ich, was die Haltbarkeit der KT angeht, weitgehend auf deiner Linie bin. Deshalb argumentiere ich hier wiederholt dagegen an. Doch bin ich zugleich auch der Meinung, dass, meine Güte, wenn die Leute dieses Dogma glauben, denn ohne es würden sie sich schlecht, unglücklich etc. fühlen, dann sollen die das doch glauben dürfen... wenn die damit ihr Leben besser meistern... Ist ja wie mit der Religion...

Vergiss es nicht, nur die die im Unrecht sind, sind verkrampft...
cäsar
schrieb am 12.04.2011, 21:20 Uhr
Herr Bankban,

Ihre Argumentation ist richtig, aber nicht zielführend. Man kann an Gott glauben,oder an Mohamed usw. mit wenig negativen Folgen(wenn man damit glücklich ist,ist nichts einzuwenden) aber auch mit sehr vielen(Kriege in Namen der Religionen, oder heute ziemlich primitive islamische Strukturen in einigen Staaten).Wie gesagt, die Folgen der KT entzürnen mich, nicht unbedingt die KT an sich, die ja auch wie ich schon sagte....scheisse ist.


Noch so eine Ungereimtheit: einige die die KT als historische Theorie verstehen und meinen Geschichte =Geschichte möchte ich auch fragen warum unter "Wiener Schiedsspruch" die Suchmachine viel solidere Ergebnisse liefert als "das Wiener Diktat"? Ist das etwa auch eine herablassende Äusserung des Westens gegen eine kleine weniger bedeutende Nation in Osteuropa?

ave
bankban
schrieb am 12.04.2011, 22:02 Uhr (am 12.04.2011, 22:04 Uhr geändert).
Es gibt in jeder Sprache bestimmte, sich allmählich eingebürgerte Ausdrücke zur Beschreibung historischer Ereignisse und Tatsachen. Dieselben Ereignisse und Tatsachen werden in unterschiedlichen Sprachen auch unterschiedlich bezeichnet, was zugleich auch Ausdruck der Einstellung gegenüber jenem Ereignis ist. Sprache ist zugleich immer subjektiv aufgeladen. Und all dies kann man sehr schön eben an solchen Bezeichnungen wie "Wiener Schiedsspruch" - "bécsi döntés" oder eben "dictatul de la Viena" merken. Genauso interessant ist, dass dafür die Ungarn sehr häufig und gerne vom "trianoni diktátum" sprechen (allerdings eher die rechtskonservativen Kreise; seriöse Wissenschaftler wie etwa Ignác Romsics schreibt vom "Friedensvertrag von Trianon" - Buch vor einigen Jahren auf Dt. erschienen), hingegen reden die rumänischen Historiker vom "tratatul de la Trianon". Im Deutschen hat man sich vom revisionistischen Duktus der Zwischenkriegszeit verabschiedet, als man vorrangig vom "Schandfrieden von Versailles" oder gar vom "Versailler Diktat" sprach. Heute wird dies als "Versailler Vertrag" bezeichnet - und der Wandel in der sprachlichen Ausdrucksweise entspricht auch einem Wandel in der mentalen Einstellung gegenüber dem Phänomen.

Es lässt sich, denke ich, folgendes festhalten: Die Wirklichkeit schafft die Sprache, doch schafft die Sprache ihre Wirklichkeit auch.
lucky_271065
schrieb am 13.04.2011, 00:17 Uhr
Es lässt sich, denke ich, folgendes festhalten: Die Wirklichkeit schafft die Sprache, doch schafft die Sprache ihre Wirklichkeit auch.

Good point!
Ich denke, das ist es, was die Amerikaner "self fulfilling prophecy" nennen. "Sich selbst erfüllende Prophezeiung". Und auch unsere Geschichte ist zum grossen Teil ... "erfunden". Zumindest durch sehr selektive Auswahl und eine besondere Art der Darstellung der "historischen Realität"...
lucky_271065
schrieb am 13.04.2011, 00:28 Uhr
@ Cäsar
Extremismus nährt sich zwar aus diesem Dogma, aber man darf dann doch nicht 80% der Rumänen als Extremisten bezeichnen. Dies wäre der Umkehrschluss von luckys Argumentation.

Ich komme nicht ganz mit. Der Umkehrschluss aus welcher meiner Argumentation? Was Extremismus betrifft, habe ich nur einen Link zu einem rumänischen Zeitungsartikel gestellt, wo die Ergebnisse einer Studie der Sörös-Stiftung zur sozial-politischen Haltung der rumänischen Jugendlichen (recht kritisch) kommentiert werden. Und noch angemerkt, dass ich auch über Rechtsextremismus in Ungarn ziemlich viel zu hören bekomme. Aber auch Deutschland hat da nach wie vor noch seine Probleme (siehe zB den Skandal neulich zwischen den Grünen und dem Bund der Vertriebenen betreffs Kürzung von öffentlichen Subventionen wegen dem Extremismus der "Schlesischen Jugend").
lucky_271065
schrieb am 13.04.2011, 00:43 Uhr
@ Popescu
Lucky, auch Sie nehmen mich gelegentlich zu ernst. Fac şi eu haz de necaz, was bleibt mir übrig?
Ich bin mir absolut im Klaren, dass auch Ingenieure nicht viel taugen.


Ich wollte keine Aussage gegen die Ingineure machen, weder allgemein noch speziell auf jene in Fukushima gemünzt. Ich wollte nur unterstreichen, dass es, wenn es um den Körper des Menschen und um seine Krankheiten geht, mit der "Wahrheitsfindung" noch um Einiges komplizierter sein kann als beim Auffinden und Beseitigen der Lecks am Havarien-AKW in Fukushima.

Dass Sie gerne "haz de necaz" machen, gibt mir Hoffnung für Ihre Wandlung zum Optimisten.

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