"Denn wo ist Heimat?"

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bankban
schrieb am 16.10.2009, 10:34 Uhr (am 16.10.2009, 11:05 Uhr geändert).
"Sprache ist keine Heimat" antwortete Herta Müller auf eine Frage von Ernst Grandits in der Kulturzeit. Wenn ich sie richtig verstanden habe, so ist Sprache für sie deshalb keine Heimat, weil sie von den Unterdrückern so einfach missbraucht werden kann.
Meine Frage: stimmt ihr der Aussage zu? Bezogen auf die Sachsen oder die Schwaben (gell, getkiss;-)): war die Sprache auch "drüben" im Banat bzw. Siebenbürgern keine Heimat? Oder dort erst recht nicht? Oder war der familiäre Umkreis (Nachbarschaft, Verwandtschaft, Heimatdorf, Stadt etc.) die Heimat? Ist Heimat ein geografischer und ein abstrakter Begriff? Fährt, wer des Sommers ins Banat fährt, in die (alte) Heimat? (Kann man zwei Heimaten haben?) Gibts eine Generation, die womöglich weder da noch hier ihre Heimat (gefunden) hat? Ist es womöglich unsinnig, sich über so etwas den Kopf zu zerbrechen? Ein Luxus?
Bankban
Ps. Der Threadname entstammt einem Gedicht von Rose Ausländer.
Regine ( Jini )
schrieb am 18.10.2009, 20:29 Uhr
an bankban.
Das ist ein hochemotionales Thema für jeden "Entwurzelten".

Für mich ist Heimat weder ein geografischer noch abstrakter Begriff, sondern ein Gefühl, tief in meinem Herzen, in meinem Inneren verankert. Heimat hat m.E. nichts mit Sprache zu tun. Sprache ist lediglich ein Medium, dessen sich jeder Mensch bedienen MUSS, will er denn mit anderen Menschen kommunizieren. Sprache ist variabel, ein Spielball, leicht zu lernen/zu verlernen/zu wechseln. Guckt Euch doch nur Kinder an: sie wechseln schnell von einer Sprache zur anderen, verarbeiten Ortswechsel schnell, aber jedes Kind weiß insgeheim was Heimat ist, wenn es das erste Mal Heimweh empfindet.

Die Sentimentalitäten mit der "Muttersprache" halte ich für übertrieben. Mein Lebensgefährte hat drei (!) "Muttersprachen": Deutsch, Französisch, Farsi. Wenn er beginnen würde, "Muttersprache" mit Heimat zu verbinden, würde er bei seiner Vita alsbald dem Wahnsinn verfallen.

Für mich gibt es nur eine (!) Heimat. Das ist nun mal die Gegend in die ich hineingeboren wurde, in der ich meine erste Sozialisation erfahren habe, die mich für den Rest meines Lebens geprägt hat. Punktum.
Alle anderen schönen Flecken dieser Erde sind für mich wohnens- und lebenswert, aber Heimat können sie niemals sein.

Erich58
schrieb am 19.10.2009, 10:49 Uhr
So wie Regine sehe ich das auch!
Heimat ist die Gegend wo man geboren wurde und die einen geprägt hat. Zu dieser Prägung haben unter anderem auch Kultur, soziales Umfeld und Lebensart in der jeweiligen Region mit beigetragen, es gehört meiner Meinung nach auch die Sprache dazu. Das Gefühl Heimat ist nicht allgemein zu beschreiben, jeder fühlt da anders. Und der Begriff Heimat ist auch so komplex das ich erst gar nicht versuche ihn zu definieren. Meiner Meinung nach hat jeder Mensch jedoch nur eine Heimat (nix mit "alte" und "neue") und die ist da wo man, wie schon geschrieben, geboren und geformt wurde!
Es gibt aber auch Sachsen die in ihrem aus der Heimat mitgebrachten, gestickten Wandbehang das Wort "süße" herausgetrennt und durch "alte" ersetzt haben...
Herzlichst - Erich
bankban
schrieb am 19.10.2009, 15:28 Uhr
Hallo,
vielen Dank für die bisherigen Wortmeldungen. Es scheint ja ein Konsens zu bestehen, dass "Heimat" jene Gegend ist, in der man aufgewachsen ist und als Kind sowie Jugendlich(r) sozialisiert wurde.
Meine Fragen wären:
Was aber nun, wenn es die Gegend so gar nicht mehr gibt ? (Da ja die dortige Kultur nicht mehr existiert, die damaligen Strukturen sich verändert haben, die damalige Gemeinschaft sich aufgelöst hat?) Wo ist dann die Heimat bzw. gibt es dann noch eine? Gibt es sie nur noch in der Erinnerung, die immer stärker verblasst? Ist man dann heimatlos in dem Sinne, dass man diese Heimat im wortwörtlichen Sinne nicht mehr betreten und begehen kann?
Lebt die Heimat dann aber nicht nur noch im Gedächtnis, in und als Gedächtnisfetzen weiter? Als aufblitzende Sprach-, Bild und Musiktorsi? Eventuell noch in ritualisierten Handlungen (und "Pilgerfahrten" - Dinkelsbühl etc.)?

Und was bleibt schließlich, wenn dieses Stückchen (Pseudo?-) Heimat im Laufe der Zeit immer kleiner wird wie ein Wassertropfen auf der heißen Herdplatte?
Erhard Graeff (Moderator)
schrieb am 19.10.2009, 15:46 Uhr
Was halten Sie von der Aussage, Heimat ist dort, wo wir gemeinsam unterwegs sind. (Habe nicht ich geprägt, gefällt mir trotzdem.)

Somit verlassen wir den (geografisch bestimmten) Herkunftsort, der so wie gehabt nicht mehr vorhanden ist und begeben uns in eine Gemeinschaft, die keine geografischen Abgrenzungen kennt. Diese Heimat wird von gemeinsamen Handlungen und Erlebnissen - vom Leben - mit Gleichgesinnten geprägt.
VeriTass1
schrieb am 19.10.2009, 16:37 Uhr
Denn wo ist Heimat?? In der Gegenwart! Wo man Freunde hat. Wo man glücklich und in Frieden/Freiheit leben kann...ohne Hunger aufwachsen kann Menschenwürdig!!! Fragen wir mal ein ArmenKind in Äthiopien was Heimat für es bedeutet..bin sehr gespannt auf seine Antwort...vermutlich würde dieses Kind sofort Deutsch lernen, sollte es die Gewißheit haben niemehr in seinem Leben hungern zu müßen... ich glaube, ob ihrer Antwort müßten wir uns schämen..ziemlich schämen!!!
schully
schrieb am 19.10.2009, 18:04 Uhr (am 19.10.2009, 18:05 Uhr geändert).
@VeriTass:
so kommst du nie und nimmer in`s premiumforum. schreib ein bisschen was romantisches, mit sächsischem hintergrund. es geht ja um unsere heimat. auch wenn "unten" nur noch die "Kulissen eines längst gedrehten films" zu finden sind.
servus
Erich58
schrieb am 19.10.2009, 18:36 Uhr
@ bankban
natürlich ist Heimat nach Generationen getrennt zu betrachten und zu definieren.
Auch wenn manches verschwunden ist, vieles sich rasant verändert – für meine Generation, bleiben etliche Komponenten erhalten. Damit und mit den vorhandenen Erinnerungen fühle ich mich durchaus noch nicht heimatlos.
Unsere Kinder, dort geboren aber bei der Aussiedlung noch nicht geformt, werden Ihre Heimat hier haben und nur ihre Abstammung in Siebenbürgen.
Unsere Enkelkinder werden sich nur noch ihrer aus Siebenbürgen stammenden Vorfahren erinnern, und ihre Heimat problemlos in Hessen, Bayern oder Schleswig definieren können. Spätestens hier dürfte dann auch Dinkelsbühl zu Ende gehen.
@ Erhard Graef
der Satz klingt nicht schlecht, aber entscheidend ist m. E. die Dauer dieses gemeinsamen Weges und das Alter der Wanderer.
Denkt an das Sprichwort vom alten Baum...
@ VeriTass1
gut, das Kind lernt deutsch und wird satt – hat es dadurch automatisch auch Freunde hier, ist das hier die Freiheit? Leicht möglich das sich in Äthiopien Freiheit vollkommen anders definiert und anfühlt!
Wenn man Deine Formel reduziert bleibt nur „Heimat = satt sein“ übrig. Das ist viel zu wenig!
@ schully
ja, auch wenn unten nur noch die Kulissen eines längst gedrehten Films zu finden sind... auch diese Kulissen bedeuten Heimat, für mich zumindest.
Vielleicht erklärst Du uns mal was Du unter Heimat verstehst, einfach frei von der Leber und ohne ironische Anspielungen auf das nicht existente Premiumforum!
Das schaffst Du doch, oder?
Herzlichst - Erich
VeriTass1
schrieb am 19.10.2009, 19:15 Uhr
Mit Euch zu diskutieren ist recht anstrengend:-)) bitte lest nochmal meine Ansichten über Heimat...u.z. im ganzen Zusammenhang. Ich habe geschrieben- Freiheit,Frieden, Satt-Wohlstand!!
Hatten wir das alles in Siebenbürgen? Freiheit, freie Meinungsäußerung? Wenn wir Achtung, Respekt, Wohlstand, Freiheit hätten, dann wäre es sch...egal an welchem Fleck wir uns befänden, wir wären überall zu hause...weil wir uns nie Sorgen machen müßten, ey- ist da vielleicht einer der mich über den Tisch ziehen will, will der mich betrügen/ans Bein pinkeln? Will der mich bestehlen? Ich gebe zu es klingt ziemlich utopisch-- ich träume/strebe eine Welt/meine Welt ohne Wohnungsschlüßel, ohne Angst und Sorgen an... ja genau, das wäre das Paradies auf Erden... warum nicht? Wär hätte da was dagegen? DAS WÄRE HEIMAT!!!!
joyflight
schrieb am 19.10.2009, 19:28 Uhr (am 19.10.2009, 19:53 Uhr geändert).
irgendwie haben alle in bisschen recht.
liegt's vielleicht daran, dass man "heimat" nicht alleinstehen lassen kann, als abstrakten begriff? (vor allem in unserer schönen, neuen, mobilen Welt)

es gibt nämlich "meine heimat" "deine heimat" oder "sächsische heimat"
wäre jetzt meine spontane ergänzung, zu der offenen frage.

für meine heimat kann ich einiges sehr leicht definieren: z b, da wo ich mich "heimisch" fühle, da bin ich gern zuhaus.
dass eine sprache oder ein dialekt "nichts damit zu tun hat" stimmt natürlich nicht - wer's ausprobieren will, der soll mal ein paar monate in shanghai leben, dann wird er schon verstehn wie sehr die sprache zum heimatlichen wohlbefinden beitragen kann. (ich geh mal davon aus, die meisten sachsen sprechen nicht fließend mandarin)
aber genausosehr wie sprache, gemeinschaft und nestwärme, gibt es viele weitere faktoren die zu "heimatgefühlen" der einzelnen beitragen - jeder einzelne faktor trägt bei, ist aber für sich genommen nie ein alleiniges objektives kriterium.

und so verstehe ich auch die aussage (HM), dass man sich nicht über manipulative elemente (wie z b sprachverbote oder sprachmissbrauch) tief in seinem inneren täuschen lassen kann.

über diese individuellen überlegungen hinaus, ergibt sich ein noch komplexeres bild für die gruppe: sächsische heimat (oder banater, oder landler ...)
mit der möglichkeit des vielen und häufigen reisens, schaue ich mir regelmäßig alte, aktuelle, neue, und potentiell zukünftige heimaten an - ich könnte nie spontan entscheiden, aufgrund einer vorgegebenen liste á la heimat-warenkorb, welcher faktor entscheidend sein wird, für eine "traditionelle heimat"

daheimsein ist ein instinkt - wohl wahr dass man den nicht mit sprache, kultur, bildung oder gar materiellen werten direkt und von aussen beeinflussen kann. sehr wohl aber werden sich von innen heraus diese gefühle bilden - und solange wir "leben" auch verändern (können), aufgrund dem ganzen paket.
bankban
schrieb am 19.10.2009, 19:36 Uhr (am 19.10.2009, 19:42 Uhr geändert).
Hallo,

erst einmal danke ich Euch allen für Eure Meinungen und Euer Interesse am/fürs Thema. Sodann möchte ich sagen, dass ich natürlich weder über eine Definition de Begriffes verfüge noch eine allgemeingültige von Euch erwarte. Mein Ziel war/ist, "brainstorming" zu betreiben, Meinungen zu hören. In der Hoffnung, so eine Diskussion entstehen zu lassen.
@ Herr Graeff: was Sie geschrieben haben, fand ich hochinteressant. v.a. weil es etwas Prozessuales-Dynamisches und zugleich auch etwas Konstruktivistisches an sich hat. Sie scheinen ja sagen zu wollen, dass Heimat immer im Jetzt und im Miteinander des Augenblicks mit Anderen stattfindet und wesentlich von uns bestimmt wird. "Heimat ist immer da, wo ich mich mit den Anderen gut fühle" - könnte man demnach sagen. Die ersten beiden Beiträge deuteten dagegen nach meinem Verständnis etwas Statisches und Abgeschlossenes an; auch etwas, was verloren und wohl kaum widerzubringen ist.
Ich finde diesen Gegensatz (für mich zumindest hört sich das nach einem an) sehr spannend.
Wenn das tatsächlich einer ist, stellt sich die Frage: lässt er sich auflösen? (Muss man ihn auflösen?) Gibt es so etwas wie eine virtuelle Heimat? Wenn "Heimat" tasächlich "nur" ein konstruierter und individueller Begriff ist (denn jeder erlebt sie einzeln und aus dem eigenen Blickwinkel), was ist es dann, wenn manche vom "Recht auf Heimat" sprechen?
Erhard Graeff (Moderator)
schrieb am 19.10.2009, 20:22 Uhr
Guten Abend,
jedenfalls habe ich Heimat nicht unbedingt nur in einer siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft gesehen (dies für Erich). Und wie alt oder jung die Menschen sind, die sich in einer Gemeinschaft beheimatet fühlen, hängt natürlich von vielen anderen Faktoren ab. Selbstverständlich werden ältere Menschen schwerer die "alte Heimat" mit einer anderen tauschen können, als jüngere. Ältere Menschen leben - so meine Erfahrungen - viel mehr im Gewesenen. Und dazu gehört auch die verlorene Heimat.
@bankban
"Recht auf Heimat" kann auch mit "Recht auf Besitz", "Recht auf redlich Erworbenem" bedeuten. Allerdings liegt es mir fern, Menschen diese Interpretation aufzudrücken.
Grüße
E. Graeff
schully
schrieb am 19.10.2009, 20:28 Uhr
@Erich: du schriebst, ich zitiere:"Und der Begriff Heimat ist auch so komplex das ich erst gar nicht versuche ihn zu definieren." wieso verlangst du dann von mir, es zu tun?

und:wieso sollten heimatgefühle nur positiv sein? für die meisten hier scheint das jedenfalls der fall zu sein. oder ist "das heimatgefühl" nur eine sehnsucht nach (verlorener?) harmonie, jugend, nach geordneten verhältnissen, nach unbeschwertheit? verdrängen wir nicht die negativen erinnerungen? ich glaube nämlich das heimat nur eine erinnerung ist. an gute zeiten, für die einen. und an z.b. bürgerkrieg, vertreibung und großer not für andere.
servus
Lavinia
schrieb am 19.10.2009, 20:40 Uhr
Bankban, du hast hier eine sehr interesssante Diskussion angestoßen und ich hoffe, dass sie nicht bei der Romantisierung des Heimatgefühls stehenbleibt.
„Heimat“ ist natürlich ein vielschichtiger Begriff.
In erster Reihe ist er ein geographischer Begriff.
Der Ort der Geburt, der Sozialisation, die Region, die Landschaft, die Provinz, das Vaterland, etc. Schon lange vorbei die Zeiten, in denen Arme ihren Geburtsort nicht als Heimat bezeichnen konnten, weil der Erwerb eines Heimatscheins ihnen erst das Recht auf die Heimat ermöglichte.
Das ‚Exil ‚oder die ‚Wahlheimat‘ sind auch Wörter, die den Heimatbegriffs in Bezug zum Raum, zum Geographischen bringen. „Die Heimat ist das Exil“ sagt R. Wagner in , Nachruf auf die rumäniendeutsche Literatur‘.
Das vielzitierte „Ubi bene, ibi patria“ Ciceros verweist ebenfalls auf die Prädominanz des Raumes bei der Prägung des Begriffs
Der Begriff Heimat beinhaltet aber auch eine zeitliche Dimension. Denn Heimat ist der Raum, der über die Zeit, historisch und kulturell geprägt wurde. Heimat ist auch Kindheit, das Vergangene, der Rückzug, das Heile. Dies kommt zum Ausdruck in dem Wort „Heim“, aber auch dem Wort „unheimlich“ der gleichen Wortfamilie. Die sentimentale Sehnsucht nach Rückzug in eine solche idealisierte Raum/Zeit führte dazu, dass oft eine Ausblendung und eine selektive Wahrnehmung geschichtlicher Ereignisse stattfindet und der Heimatbegriff von einer spezifischen emotionalen Aura umgeben wird , zu etwas Sakrosanktem, Verehrungswürdigem wird.
Der Heimatbegriff verweist auch auf ein Kollektiv, eine Gemeinschaft. Sie ist sozusagen das Symbol dieses Kollektivs und bindet das Individuum emotional an das Kollektiv. Dieser Aspekt veranlasst Herta Müller von der Heimat als vom „Betrug der Dinge“ zu sprechen. Denn das Kollektiv übt eine starke soziale Kontrolle aus, die die Unterdrückung der Subjekte als Geborgenheit fingiert.
Das „stärkste“ Gegensatzpaar jedoch scheint mir „Heimat“ und „Heimweh“ zu sein. Und Paradox zugleich, denn Heimat ist Heimweh.
Ich meine es so: Heimat verweist auf ein statisches Raum- Zeit –Kollektiv- Gebilde, welches den Rückzug in eine „heile Welt“,( gleichsam dem Paradies) verspricht, vorgaukelt, wünschenswert erscheinen läßt… Zeit und Raum sind allerdings nicht statisch. Erinnerungen müssen sich realen Veränderungen oder Verlusten stellen. Veränderung greift überall um sich. Insofern ist Heimat auch immer, neben Erinnerung, auch ein Stück Utopie. Und weil das Gefüge, welches „Heimat“ ausmacht sich ändert und die Sehnsucht nach Stillstand dieses Gefüges trachtet, ist „Heimat“ auch gleichzusetzen mit „Heimweh“. Heimweh nach etwas, was es nicht mehr so gibt, dass es die Sehnsucht danach stillen könnte.

VeriTass1
schrieb am 19.10.2009, 20:48 Uhr (am 19.10.2009, 21:15 Uhr geändert).
Mal ganz Hand auf´s Herz, als ich früher in der Tanzgruppe war, wurde NIE über die eigenen Gefühle/Gedanken gesprochen, es war keinerlei Interesse an den Zukunftsplänen/wünschen am anderen Menschen da, meistens wurden nur die nächsten Auftritte geplant und MEISTENS nur rumgeblödelt.. ich weiß bis heute nicht welche Träume oder Wünsche/Ziele mein Tanzpartner hegte... Ich kenne viele vom "Sehen", aber richtig kennen, tue ich sie eigentlich nicht..ist das Gemeinschaft/Heimat? Einer stirbt, man fährt auf die Beerdigung, steht am Grab und denkt sich.."eigentlich kenne ich ihn/sie gar nicht" ?????? Und man fragt sich -war das alles? Was waren seine Vorlieben, seine Abneigungen, welche Meinung hätte er zu diesem oder jenem Thema gehabt? War er jemals wirklich glücklich? Ist es ihm gelungen seine Träume zu leben trotz Widerstand seitens der Gesellschaft? Welches waren seine Lieblingsfilme, Essen, Weine, welche Bücher hat er verschlungen etc....damit meine ich nicht,dass ich keinerlei Interesse an meinen Mitmenschen habe, aber es ist immer eine Art Selbstschutz wahrnehmbar. "Wa gït et dir? Wat mochst ta noch esu?" "Mir gït et gat, danke!" ?????
Da beneide ich die Schriftsteller, diese können ihre Gedanken und Gefühle niederschreiben, ohne das sie in Direktdiskussionen mit den Mitmenschen zermalmt werden... und wenn sie den Nerv der Mitmenschen beziehungsweise der Zeit getroffen haben, kriegen sie noch einen Nobelpreis!

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