Könnt ihr euch an eure Ein/Auswanderung erinnern?

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harryweinford
schrieb am 04.12.2015, 10:49 Uhr
Manchmal frage ich mich wie alles war, als ich nach Deutschland kam. Positiv, negativ, komisch, zum lachen zum nachdenken.
Hier einige Feststellungen: ich bin in Bayern und es gefällt mir sehr, und ich musste mich nicht umstellen, dass man "servus" und "Grüssgott" sagt. Etwas unheimlich mutete sich mir das Kreuz in den Schulklassen an. Womit ich mich auch heute nicht abfinden kann, ist wenn jemand beim Bäcker sagt; "ich kriege...."
Kulinarisch: mit dem Weizenbier Semmelklos und zuviel Kümmel auf den Braten kann ich mich nicht abfinden. Damals skuril, heute etwas dazugelernt: die Haltung zum Schlachten der Tiere. (Allerdings machte ich mir keine Gedanken zur MASSENschlachtung) Bis heute finde ich es nicht in Ordnung, wenn Hunde nicht an der Leine sind und in Geschäfte bzw. Restaurants hinein gehen dürfen!
Ich würde mich über Eure Schilderungen freuen.
Slash
schrieb am 04.12.2015, 14:26 Uhr (am 04.12.2015, 14:29 Uhr geändert).
Wir landeten in einem für Deutschland untypischen schneereichen Winter in einem Kaff in der Oberpfalz. Dahin haben uns die Herren von der Durchgangsstelle Nürnberg geschickt. Es war ein Asylantenheim bestehend aus kleinen Blocks, wie ich sie aus Rumänien kannte, nur 2 -3 Stockwerke hoch. Im Nachbareingang war nur noch ein sächsisches älteres Ehepaar untergebracht, ansonsten waren die restlichen Bewohner mehr oder weniger dunkelhäutig.

Zugeteilt wurde uns ein Familienzimmer, Gemeinschaftsküche am Flur, sowie im Keller Duschräume mit Münzeinwurf, die unbeheizt waren und vor Gebrauch im eigenen Interesse mit Kohle beheizt werden konnten - oder auch nicht. Das Zimmer war geschätzte 22 - 25 m² möbliert mit 2 Paar Stockbetten, ein Tisch mit 4 Stühlen, ein Schrank, ein Waschbecken mit Spiegel und einem Kohleofen, der zum Deutschlandsymbol wurde.

Meine Oma, die ja intensiv gegen unsere Ausreise gebetet hatte, nannte stets das Heizen mit Kohle als Gegenargument der Ausreise, da sie ja die Kriegsjahre in D verbracht und das zertrümmerte Land ewig in schlechter Erinnerung behalten hatte. Wir lachten sie natürlich immer aus, wenn sie uns davor warnte, daß wir in D mit Kohle heizen müßten. So wurde während unseres Aufenthaltes dieser Kohleofen das Objekt, aus dem der Galgenhumor täglich aufs Neue geboren wurde und frische bis derbe Witze darüber entstehen ließ. In unserer Phantasie stellten wir uns die Reaktionen der Oma vor, falls wir ihr über ihre wahrgewordene Prophezeiung je berichten würden. Es gab ja sonst nichts zu lachen, da es draußen öde und winterlich kalt war, das Dorf einem kurzen Spaziergang glich und der Alltag einem täglich eh nur Behördengängen in der nächsten größeren Stadt kredenzte.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir im Schnee zu den Ämtern gestapft sind und trotz deutschen Sprachkenntnissen die Ohren höllisch gut spitzen mußten, wenn das oberpfälzische Beamtendeutsch unentrinnbar auf uns niederprasselte. Jedes Mal lachten wir erstmal leise vor der Tür, weil mein Bruder sein Talent, Leute zu imitieren, köstlich vorführte, denn zugegeben das wunderbare Deutsch hörte sich tatsächlich so an, als würde der Bürokrat zwei Pflaumen im Mund haben, die er während des Sprechens auch noch zu entkernen versuchte. Nach der Belustigung mußten wir das Gehörte bündeln und logisch zusammenzufassen, damit jedem klar wird, was für Akten, samt welchen Beglaubigungen, notariellen Dokumenten, Stempel, Siegel und sonstigem bürokratischen Schnick-Schnack noch von uns erbracht werden mußte.

Der Galgenhumor mit dem Kohleofen endete nach 2,5 Monaten als meine Eltern eine Wohnung in ihrer Wunschstadt fanden – ohne Kohleofen. Mit meinem Bruder waren wir bereits einen Monat früher aus dem Heim ausgezogen, da wir noch die Schulbank drücken mußten.
Jedenfalls, denke ich, der perfekte Lehrmeister, wie Deutschland tickt, war keineswegs die hiesige Verwandtschaft mit ihren rosa Deutschlandstorys, auch gab`s keine allgemein hilfreiche Wir-schaffen-das-Rezeptur, sondern es war vielmehr die Bereitschaft stets beharrlich ins kalte Erfahrungswasser zu hüpfen – und das war gut so!
getkiss
schrieb am 04.12.2015, 23:27 Uhr
Die Story mit dem Kaffee hast vergessen
Slash
schrieb am 05.12.2015, 09:56 Uhr
Nix vergessen, die gehört eigentlich in den thread "Liebe auf den ersten Schluck"... nun, sie ist aber schnell erzählt:

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harryweinford
schrieb am 05.12.2015, 14:57 Uhr
ßßßOh so lange Ausführungen habe ich mir nicht vorgestellt... bei mir war die ankunft total gut, ich habe nur gute erinnerungen, bis auf die beengten Wohnverhältnissen. Ich kam aus der rum. Armee mit der Einstellung:niergendwo ist es schlechter. Und so war es auch.
was ich euch fragen möchte sind so die kleineren Detaills wie dies zB:wann habt ihr erfahren , dass in Deutschland ein zentner nur 50kg ist
harryweinford
schrieb am 05.12.2015, 15:02 Uhr
oder seid ihr nicht der meinung, dass man aus dem automaten geld gewinnen kan,so wie man erdöl gewinnt, ich bin der meinug, dass das völlig korrekt ist auch wenn es im hiesigen sprachgebrauch nicht verwendet wird
gehage
schrieb am 07.12.2015, 10:27 Uhr
zB:wann habt ihr erfahren , dass in Deutschland ein zentner nur 50kg ist

oder auch 100 pfund. darum zentner...

nichts für ungut...
Heiderose
schrieb am 07.12.2015, 16:14 Uhr
Ich wollte immer die Türen hinter mir zuziehen,da lachte mein Bruder und sagte:Hey merk Dir .Du bist in Deutschland..hier gehen die Türen bvon alleine zu..langsam,lautlos...
_grumpes
schrieb am 07.12.2015, 17:12 Uhr
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Deutschland am ersten Morgen
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Nach dem verlassen des Durchgangslagers kamen wir abends zu Verwandten wo wir auch übernachteten. Morgens beim Blick aus dem Fenster dachte ich nur: Wo bist Du hier gelandet?, wenn das Deutschland ist, will ich sofort zurück nach Siebenbürgen!
rhe-al
schrieb am 07.12.2015, 18:12 Uhr
_grumpes:
(...) wenn das Deutschland ist, will ich sofort zurück nach Siebenbürgen!

Warum grumpes?
Hättest lieber ein einheitliches Schwarz auf der B-Kuhhaut gehabt? :)
gerri
schrieb am 07.12.2015, 18:28 Uhr (am 07.12.2015, 18:40 Uhr geändert).
@ Also mit Kohle heizen hatten wir nicht die Gelegenheit,das "Vergnügen" hatte ich beim Militär (Scoala Regimentala Radna),gemischt mit Bocancsi und Sockengeruch,in den zum Glück übermächtigen Schlafsälen.Verwöhnt mit Gasheizung von Daheim,wäre es schon ein Schritt zurück gewesen.Das mit dem Zentner habe ich auch nur hier erfahren,wunderte mich nur das es in der K.u.K. anders war,hatte aber kein Problem damit.
Es ist interessant,es störte uns alle das gleiche,zum Beispiel beim Einkaufen das "ich kriege".Da wir in eine Flüchtlingstadt kamen wo meine Schwester mit Familie und seit zwei Jahren meine Eltern wohnten,waren wir wenigstens nicht so einsam. Wohnungen waren genügend frei,wir suchten uns die schönste aus die 8. an einem großen Spielplatz. In den vielen kleinen Betrieben der ersten Flüchtlingen nach dem Krieg,waren keine oder sehr schwach bezahlte Arbeitsplätze.Sie,die auch im Rathaus das Sagen hatten,sorgten das kein größerer Betrieb in die von Ihnen gegründete Ortschaft kam.Sonst hätten sie viel besser entlohnen müssen.Den Spätaussiedlern gegenüber waren Manche
auch nicht unbedingt freundlich,weil wir soviel Jahre nach dem Krieg,viel besser empfangen wurden wie sie....
Das wird wohl auch stimmen,aber was konnten wir dafür? Wir die "Rumänen" hätten sie ja auch Tchechen und Polen nennen können,aber mit den Jahren kamen dann Andere u.s.w.
Als wäre es in so einem Fall besser in einer Großstadt,wo man sich nicht so kennt und weniger kümmert was Andere betrifft. -Das Nächstemal dann,aber nicht mit mir!
gehage
schrieb am 07.12.2015, 20:25 Uhr (am 07.12.2015, 20:26 Uhr geändert).
Das mit dem Zentner habe ich auch nur hier erfahren,wunderte mich nur das es in der K.u.K. anders war

nochmal zum zentner. es scheint "nicht verstanden" worden sein, warum ein zentner 50kg und nicht 100kg sind. bevor es kg gab, gab es das pfund. und das zentner stammt aus dieser zeit.

50kg = 100pfund = zentner

quelle wikipedia:

1854 legte der Deutsche Zollverein das Pfund (Zollpfund) auf exakt 500 Gramm fest. 1858 wurde es in Berlin eingeführt. Es war etwa sieben Prozent schwerer als das abgelöste Pfund. Jetzt hatte 1 Zentner 100 Pfund.

nichts für ungut...

gerri
schrieb am 07.12.2015, 20:48 Uhr (am 07.12.2015, 20:52 Uhr geändert).
In Deutschland verstehen die meisten Menschen noch heute die Definition des ehemaligen Zollvereins von 1858, das heißt 100 Pfund zu je 500 Gramm. Ein Zentner sind somit 50 kg.

In Österreich und der Schweiz sowie einigen anderen Ländern (Italien, Russland, Polen, Slowakei, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland, Estland) wird hingegen inoffiziell und zum Teil auch in amtlichen Verlautbarungen noch heute der (Meter-)Zentner oder das (neue) französische Quintal (q) von 100 kg verwendet.

In der Republik Österreich ist der Zentner mit dem Einheitenzeichen q durch Gesetz vom 5. Juli 1950 als gesetzliches Maß eingeführt und dabei als 100 Kilogramm definiert worden; er durfte bis zum 31. Dezember 1977 als gesetzliches Maß verwendet werden.

In der Schweiz hat der Zentner 100 kg, in Deutschland sagt man Doppelzentner dazu.

-Und was jetzt,verstanden?
Harald815
schrieb am 07.12.2015, 22:06 Uhr
Man sieht, dass du aus Rumänien stammst. Eine echte Doktor-Arbeit, schön beinahe alles abgeschrieben, aber nicht entsprechend gekennzeichnet.
gerri
schrieb am 07.12.2015, 23:44 Uhr (am 07.12.2015, 23:46 Uhr geändert).
@ Sicher habe ich alles von "Wicki" kopiert,ohne Hintergedanken,da war die Antwort auf hochgeistige Behauptungen.Von wo sollte man auch alles wissen,schreib doch keine Doktorarbeit.
Das ich aus dem heutigen Rumänien komme,sehe ich auch kein Problem,da gibt es Menschen wie Du und ich....

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