Reibungslose Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde Brenndorf

1. Dezember 2002

Nachrichten aus dem Heimatort

Anfang Mai 2002 weilte Otto Gliebe, Vorsitzender der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (HOG Brenndorf) zu einer Arbeitsbesprechung mit der Kirchenleitung in Brenndorf. Er wollte sich persönlich überzeugen, wie unser Friedhof, unsere Kirche, unser Brenndorf aussehen und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde und ihrer neuen Kuratorin, Rosi Rusu, geborene Graef, aufnehmen und unsere Erfahrungen an sie weitergeben. Otto Gliebe berichtet.
Wichtig bei diesem Besuch war für mich auch, die Verbindung mit der alten Heimatgemeinde zu festigen und unseren dort verbliebenen Nachbarn die Gewissheit zu vermitteln, dass wir sie nicht vergessen haben. Die Kuratorin Rosi Rusu freute sich sehr über mein Kommen, denn sie ist noch neu in diesem Ehrenamt und dankbar für jede ehrlich gemeinte Hilfe.

Um alle Missverständnisse auszuräumen sei vornweg gesagt: Diese Reise wurde nicht, wie manche vermuten, aus der Kasse der Dorfgemeinschaft, sondern von mir persönlich finanziert.

Wie ich diese Tage in Brenndorf erlebt habe, möchte ich in einigen Sätzen schildern. Nach einer 24 Stunden langen Busfahrt mit Schinker-Reisen, kamen die vier noch verbliebenen Reisegäste am Sonntag, dem 5. Mai, kurz vor 16 Uhr, in Kronstadt an. Hier erwartete mich ein rumänisches Ehepaar, für die ich etwas mitgenommen hatte. Sie boten mir an, mich mit ihrem PKW nach Brenndorf zu fahren, denn sie waren informiert, dass ich bei Rosi und Fritz Schuster, die sie persönlich kennen, Quartier machen werde. Da in Rumänien an diesem Sonntag das orthodoxe Osterfest gefeiert wurde, brachten sie gleich eine Flasche Wein und rotgefärbte Eier mit um, wie das in Rumänien Brauch ist: "Să ciocnim cu ouă roşii". Es wurde ein wenig politisiert über Euro und Teuro usw., bis sie sich gegen 19 Uhr verabschiedeten.

Mit Rosi und Fritz hatten wir uns noch viel zu erzählen, denn in den drei Jahren seit der Instandsetzung der Friedhofsmauer hat sich allerhand, sowohl in Brenndorf als auch in Deutschland, verändert.

Am Ostermontag, bei herrlichem Wetter, gingen wir mit Fritz gleich nach dem Frühstück auf den Friedhof. Zu meiner Freude sah er sehr gut und gepflegt aus, was uns auch Pfarrer Klaus Nösner nach seinem Besuch in Brenndorf bestätigt hatte. Alle Stege zwischen den Gräbern waren gehackt und die Gräber in Ordnung. Die Tulpen, Narzissen und Osterglocken, die wir in den letzten Jahren nach Brenndorf geschickt hatten, waren teilweise verblüht, doch viele Gräber lockerten die großen Felder mit ihren lilafarben Teppichblumen auf. Das Einzige was da störte, war die äußere Friedhofsmauer die, seitdem die Pappeln nicht mehr schützend davor stehen, immer wieder von LKW-Fahrern angefahren und eingedrückt wurde. Nur notdürftig repariert, weisen dunkle Flecken auf die beschädigten Flächen hin.

Um weitere Beschädigungen der Friedhofsmauer zu vermeiden, bat ich Bürgermeister Paul Cernat, an das abgeschrägte Eck der Friedhofsmauer, Friedhofgasse/Baffeltweg, einen dicken Grenzstein setzen zu lassen, damit die langen Lastkraftwagen, die in der Kaufmes-Scheune ein Möbellager anfahren, keinen Schaden mehr anrichten können. Versprochen hat er es uns, aber bis heute noch nichts getan.

Die Gemeinde verkaufte im Frühjahr 2002 auch die letzten Pappeln auf der Nordseite des Friedhofes, zum Kaufmes hin, an die Papierfabrik in Zărneşti. Beim Abholzen der hohen Bäume wurden die Dachziegeln fast von der ganzen Mauer beschädigt bzw. abgebrochen. Trotz Protesten durch Kuratorin Rosi Rusu und Pfarrer Lothar Schullerus beim Bürgermeister und Anzeigen bei der Polizei, dauerte es bis Mai 2002 , bis das Bürgermeisteramt wenigstens das Material für die Reparatur bereitstellte. Hans Zacharias hat sich angeboten, zusammen mit Klaus Schuster diese Arbeit zu machen. Die Unkosten sollen vom Verursacher gezahlt werden.

Anschließend gingen wir durch die Schulgasse bis auf den Pfarrhof. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, wenn man durch die Gassen geht und feststellen muss: Es ist nicht mehr das Brenndorf, das wir einst gekannt haben. Viele Häuser sind in den letzten Jahren renoviert, man könnte sagen, umgebaut und neu gestrichen worden, so dass man sie gar nicht mehr erkennt. Großflächige Fenster starren einem entgegen, an denen Gesims und Umrahmung fehlen, die Farben sind meist in grau-weißem oder dunkelgrünem Farbton gehalten und nur an der Lage des Hauses weiß man noch, wer da einmal gewohnt hat.

Was mich aber bei diesem Rundgang sehr bedrückt hat, war der Zustand, in dem sich unsere kirchlichen Gebäude befanden. Am Pfarrhaus, das Ende der 80er Jahre anlässlich der Präsentation von Pfarrer Helmut Kramer renoviert worden war, bröckelte nun der Putz zwischen Sockel und Fenstern fast auf die ganze Länge des Hauses ab. An zwei Stellen über den Fenstern waren zwei große Wasserflecken zu beobachten, was darauf schließen ließ, dass einige Dachziegeln erneuert werden müssen.

Auf dem Kirchturm, der vor einigen Jahren von einer Gruppe von Bergsteigern renoviert wurde, dabei sollte auch das Turmkreuz ausgerichtet werden, klaffen einem zwei große Löcher entgegen und das Kirchendach, das erst 1999 renoviert wurde, sieht stellenweise wie ein Sieb aus. Dies alles sind Zeichen dafür, dass all diese Arbeiten nicht fachgerecht ausgeführt bzw. die Ausführung der Arbeiten nicht überprüft wurden.

Auch das Dach der Sakristei ist wieder renovierungsbedürftig, weil immer wieder Schneelawinen vom Kirchendach darauf fallen. Die Linde vor der Kirche ist inzwischen so groß gewachsen, dass deren Äste auf dem Kirchentorbogen liegen und bei Wind und Unwetter das Dach beschädigen. Als Sofortmaßnahme hat Hans Zacharias die Äste abgesägt.

Wenn da nicht sofort etwas unternommen wird, führt das zu dauerhaften Schäden an den Gebäuden.

Mit dieser Erkenntnis beteiligten wir uns am Mittwochabend an einer von Rosi Rusu kurzfristig einberufenen Sitzung des Presbyteriums und der Gemeindevertretung und fassten gemeinsam einige Beschlüsse in dieser Richtung.

1. Zunächst soll die Friedhofsmauer von Hans Zacharias und Klaus Schuster repariert werden. Diese Arbeit wurde inzwischen durchgeführt.

2. Der abgebröckelte Putz an der Straßenfront des Pfarrhauses soll erneuert und anschließend das ganze Pfarrhaus gestrichen werden. Die Maurerarbeit wurden von Maurermeister Ernst Schuster (275) und die Malerarbeiten von Franz Kelp (Zuckerfabrik) fachmännisch ausgeführt. Glücklicherweise wird das Pfarrhaus noch immer von Frau Munteanu, einer sehr ordentlichen Flüchtlingsfrau aus dem Buchenland (Bukowina) bewohnt, und zwar die Küche, ein Schafzimmer und das Bad. Sie ist über 75 Jahre alt, spricht sehr gut deutsch und hält das Pfarrhaus sowie den vorderen Teil des Pfarrhofes in Ordnung. Täglich lüftet sie das ganze Pfarrhaus und achtet darauf, dass alles seine Ordnung hat, sonst wäre der Schaden sicher größer.

3. Die Dächer an sämtlichen Gebäuden der evangelischen Kirchgemeinde wie Pfarrhaus, Torbogen, Kirchturm, Kirchendach, Kirchentor und Sakristei sollen von Hans Zacharias und Klaus Schuster in Ordnung gebracht werden, damit wenigstens der Verfall der Gebäude gestoppt wird und ihre Substanz erhalten bleibt.

Dabei soll aber die Arbeit auf dem Friedhof nicht vernachlässigt werden.

Die kleine Kirchengemeinde in Brenndorf kann diese Kosten leider nicht auffangen, so dass die anfallenden Kosten teilweise durch Spenden an die Kirchengemeinde, aber auch durch Zuschüsse der "Dorfgemeinschaft der Brenndörfer" (HOG Brenndorf) gedeckt werden müssen. Es wäre unverantwortlich von uns, alles verfallen zu lassen.

4. Die Turmuhr soll wieder in Gang gesetzt werden. Das ist bisher noch nicht geschehen.

5. Schon vor Jahren hatte Hermann Schmidts in einer Vorstandssitzung der Dorfgemeinschaft der Brenndörfer angeregt, eine Gästewohnung im Pfarrhaus einzurichten, damit Landsleute, die für ein paar Tage nach Brenndorf fahren möchten, dort übernachten können. Die Einnahmen würden in die Kirchenkasse fließen und somit die Kirchenmitglieder ein wenig entlasten. Seit Jahren funktioniert mit Erfolg der KirchenBurgenSchutzVerein im Kokelgebiet rund um Mediasch und im Alten Land bei Hermannstadt, zahlreiche Pfarrhäuser wurden in Gästehäuser umfunk-tioniert und erfreuen sich großen Zuspruchs durch Besucher aus Deutschland.

Unser Vorschlag fand in Brenndorf bisher kein Gehör. Deshalb griff ich das Thema im Mai 2002 wieder auf, kam aber wegen Meinungsverschiedenheiten im Presbyterium zu keinem Ergebnis. Meinem Vorschlag, die Sommerküche und das angrenzende Zimmer zu einer abgeschlossenen Gästewohnung umzubauen, standen Vorschläge entgegen, die leeren Zimmer der Pfarrerwohnung als Gästewohnung einzurichten. Hierbei müssten die Gäste aber immer durch die Küche von Frau Munteanu gehen und gemeinsam Bad und Toilette benutzen. Dieses entspricht aber nicht mehr den Anforderungen heutiger Touristen.

Das Thema wurde vorerst vertagt, soll aber mit Pfarrer Lothar Schullerus, mit dem ich leider nicht sprechen konnte - er war auf einer Tagung im Ausland -, erörtert werden. Es wäre sicher für manchen von uns ein Anreiz nach Brenndorf zu fahren, wenn Übernachtungsmöglichkeiten gegeben wäre.

Am Nachmittag des Ostermontags machte ich, wie erwähnt, einen Spaziergang durch Brenndorf, wobei ich das Dorf und den Friedhof auf Video filmte. Es ist für uns alle eine Dokumentation, die die Veränderungen des Dorfbildes aufzeigt. Sehr stark hat sich das Zentrum verändert, denn das Rathaus wurde renoviert. Großflächige Fenster mit weißen Rahmen und eine weiße Eingangstür geben dem, in beige-weiß gestrichenen und mit einem rostfarbenen Sockel versehenen Rathaus ein ganz anderes Aussehen. Die schönen Kugelakazien, die einst das Dorfbild von Brenndorf prägten, mussten einer mit Eisengittern eingezäunten Blumenrabatte weichen. Auch das Vereinshaus und der große Saal mit dem Geschäft, einst das große Wirtshaus genannt, wurden außen renoviert und farblich dem Rathaus angepasst.

In der Brückengasse haben einige der neuen Besitzer die breiten Zeilen auf der Parkseite eingezäunt und lassen dort ihre Pferde oder Schafe weiden. Hinter der Kantine wird jetzt Gemüse auf der ehemaligen Zeile angebaut. Im Park stehen noch etwa zehn Linden in einer Gruppe, der Rest wurde abgeholzt.

Die gegenüberliegende Straßenseite sieht nicht viel besser aus. Ein schmaler Fußweg führt entlang der Häuserzeile bis an die Kaserne. Auf den breiten Zeilen wuchert das Unkraut. Auf der kleinen Seite vom Dworschak-Haus Nr. 30 soll ein Neubau entstehen, wobei die alte Mauer zur Straße hin stehen geblieben ist und als Fundament dienen soll. Auf dem Graef-Hof wird das Haus von den Verwandten aufgestockt. Auf dem Tontsch-Hof (Nr. 41), wo Hans und Herta Seimen gewohnt haben, ist der große Torbogen im Frühjahr eingestürzt. Auch in der Honigbergergasse (330), ehemals Fritz und Elsi Rothenbächer, ist eine große Koppel bis an die Straße eingezäunt. So verändert sich das Dorf zusehends.

Am Donnerstag war ich für ein paar Stunden in Kronstadt, besuchte die Schwarze Kirche und frischte Erinnerungen an meine Schulzeit auf. Den Freitag nutzte ich für abschließende Gespräche mit Rosi Rusu, die mir versprach, alles zu tun, was in ihren Kräften liegt, um all die angesprochenen Arbeiten in diesem Jahr abzuschließen.

Nachts um 2 Uhr fuhr mich Hans Zacharias nach Kronstadt, wo der Reisebus um 3.30 Uhr in Richtung Deutschland startete. Die Heimfahrt verlief nicht so reibungslos, weil alle Grenzen überfüllt waren. So gab es mehrere Stunden Wartezeit und statt der vorgesehenen 24 Stunden brauchten wir von Kronstadt bis Nürnberg 31 Stunden.

Abschließend kann ich sagen, dass die Reise nach Brenndorf sehr notwenig war. Erstens habe ich Rosi Rusu einiges aus unserer langjährigen Erfahrung aus der Arbeit des Vorstandes vermitteln können und sie darin bestärkt, manche dringend notwendige Sachen etwa die Reparaturen der kirchlichen Gebäude durchzusetzen, auch gegen den Widerstand einiger Skeptiker, die meinen, dass alles keinen Sinn mehr hätte.

So lange es uns möglich ist, sollten wir das Erbe unserer Väter schätzen und versuchen, es zu bewahren.

Otto Gliebe

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