Der Musik und Gemeinschaft gedient: Nachruf auf Ernst Fleps

10. April 2009

Nachrichten aus dem Heimatort

Einer reichen siebenbürgisch-sächsischen Tradition folgend, hat sich Ernst Fleps als herausragender Musiker in den Dienst der Gemeinschaft gestellt und damit seine Erfüllung gefunden. Er hat Generationen von Schülern geprägt, Kompositionen und Arrangements für die von ihm geleiteten Blaskapellen und Chöre geschrieben und das Kulturleben Siebenbürgens durch zahlreiche musikalische Darbietungen bereichert. Er starb am 25. März 2009 in Kronstadt.
Zahlreiche Trauergäste und die von ihm gegründete Burzenländer Blaskapelle erwiesen ihm am 27. März auf dem Innerstädtischen Friedhof in Kronstadt die letzte Ehre.

Ernst Georg Fleps wurde am 29. März 1926 in Brenndorf als Sohn des Lehrers Michael Fleps (Langenthal) und der Katharina Riffelt geboren. In der Burzenländer Gemeinde erlebte er zusammen mit seinen drei Schwestern eine glückliche Kindheit. Bald jedoch zogen seine Eltern um – „wegen der unseligen Spaltung der sächsischen Gemeinschaft in den dreißiger und vierziger Jahren“, wie Fleps in autobiographischen Notizen festhält. In der Jugend war er ein herausragender Sportler und Turner.
Ernst Fleps und seine „Burzenländer ...
Ernst Fleps und seine „Burzenländer Blaskapelle“ vor dem Honterus-Haus in der Schwarzgasse in Kronstadt bei der Gedenkveranstaltung „500 Jahre Johannes Honterus“ am 22. Mai 1998.
Nach der Grundschule in Brenndorf wechselte er in die Prima an das Honteruslyzeum in Kronstadt, besuchte die Secunda bis Quarta am Stephan-Ludwig-Roth-Lyzeum in Mediasch und kam zum Abschluss in das Landeskirchliche Lehrerseminar nach Hermannstadt. Fünf Monate hielt er sich im Zibinsgebirge bei den antikommunistischen Widerstandskämpfern versteckt, um der Russlanddeportation im Januar 1945 zu entgehen. In Hermannstadt verhaftet, verhört und dann freigelassen, konnte er das Lehrerseminar 1946 abschließen und wurde als Lehrer nach Tartlau zugeteilt. Seine „Wanderjahre“ fanden, bedingt durch die unsicheren Jahre der kommunistischen Einschüchterung, ihre Fortsetzung in Gergeschdorf und Hamlesch, wo er sogar ein Jahr lang als Schuldirektor tätig war, um danach wieder nach Tartlau zurückzukehren. Hier heiratete er 1950 Rosa Figuli, eine Tartlauerin, die ihm drei Kinder schenkte: Dieter, Karin und Heinz.

Ernst Fleps erhielt die erste musikalische Ausbildung im Elternhaus, dann später von Musiklehrern wie Victor Bickerich, Franz Xaver Dressler, Adolf Hartmut Gärtner und Kurt Mild.

Hans Bruss („Muerks“), langjähriger Dirigent der Tartlauer Blaskapelle in Deutschland, erinnert sich: „1953 fand Ernst Fleps den Anschluss zur Tartlauer Blaskapelle. Das war der Anfang seiner Karriere als Tonsetzer und Komponist von volkstümlichen Melodien.“

Als Dirigent habe Fleps die ganze Kapelle nach seinem Muster in Spielweise und Vortrag geprägt. Seinem Ziel, gute Musik zu pflegen, zu fördern und andern zu vermitteln, sei er stets treu geblieben. „Dank seiner Aktivität wurde unser heimisches Musikgut und Repertoire bereichert. Ihm verdanken wir ein beträchtliches Stück Musikkultur, das ein wichtiger Faktor unseres Gemeinschaftslebens war“, schreibt Hans Bruss. Mit seinen Arrangements brachte er schon Mitte der fünfziger Jahre frische Züge in das Repertoire der Burzenländer Blaskapellen.

Voll ausgelastet mit Proben des Orchesters, der Blaskapelle, des Chores, der Theatergruppe im Tartlauer Kulturhaus, fand er dennoch Zeit, im Fernkurs das Ciprian-Porumbescu-Konservatorium in Bukarest zu besuchen und erfolgreich zu absolvieren. Von 1971 bis zu seiner Verrentung im Jahr 1986 war Ernst Fleps als Musiklehrer an der Honterusschule und anderen deutschsprachigen Schulen in Kronstadt tätig. Er hat Generationen von Schülern geprägt, manche seiner Zöglinge haben eine beachtliche Musikerlaufbahn eingeschlagen.

Als Gastdirigent führte Ernst Fleps die Blaskapelle Brenndorf zu beachtlichen Erfolgen. Er studierte klassische Konzertstücke und Ouvertüren ein und errang mit der Brenndörfer Blasmusik, gemeinsam mit den Heldsdörfer Musikanten, den 2. Platz beim Landeswettbewerb für Blaskapellen in Bukarest und einige Jahre darauf, zusammen mit den Tartlauer Musikanten, den 2. Platz in Ploieşti. Auch bei den regionalen Wettbewerben erreichten die Brenndörfer immer wieder gute Ergebnisse und unternahmen Konzertreisen in fast alle Burzenländer Gemeinden sowie nach Fogarasch, Mediasch, Keisd und Scharosch an der Kokel.

Als erster Musikpädagoge führte Fleps auf Landesebene Orff-Instrumente im Unterricht ein, was ihm die Auszeichnung „Verdienter Lehrer“ einbrachte. Für sein segensreiches Wirken ist Fleps vielfach geehrt worden. 2000 erhielt er den Apollonia-Hirscher-Preis und 2001 die Honterus-Medaille des Siebenbürgenforums. 1984 wurde er zusammen mit dem Zeidner Männerchor mit der Karl-Zelter-Plakette der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. In Zeiden leitete Ernst Fleps neben dem Chor auch die Blaskapelle. Als bedeutendste Leistung, die seinen Lebensabend erfüllte, betrachtete Ernst Fleps die 1991 von ihm gegründete und geleitete Burzenländer Blaskapelle. Nach der massiven Auswanderung nach 1989 waren viele traditionelle Blaskapellen verschwunden. Ernst Fleps sammelte Bläser aus dem ganzen Burzenland und baute eine professionelle Kapelle auf. Die Blaskapelle gehörte zum Kronstädter Kreisforum, wurde aber landesweit zum Aushängeschild des Forums. Sie bestritt 30 Ausfahrten und Auftritte pro Jahr und erfreute sich großer Beliebtheit bei den Sachsentreffen in Birthälm, den Kronstädter Kulturabenden, den Platzkonzerten auf der Burgpromenade und vielen Festlichkeiten im In- und Ausland. Anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums gab die Blaskapelle eine CD heraus.

Siegbert Bruss

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