Eintrag Nr. 7508

24.03.2006, 21:07 Uhr

Guido Frank [none]

Der Palmsonntag war der Sonntag an dem in Kleinschenk die Kinder der achten Klasse
konfirmiert wurden und somit einer der feierlichsten Gottesdienste des Kirchenjahres.
Am Vortag trafen sich die Konfirmanden beim Pfarrer, um für den erteilten Konfirmationsunterricht zu danken. Jeder brachte als Geschenk 10 Eier mit. Im Hinblick auf ihre erste Teilnahme am heiligen Abendmahl, das am Palmsonntag nach dem Gottesdienst stattfand, baten sie den Pfarrer als auch ihre Taufpaten um Verzeihung.
Der Palmsonntag war gewissermaßen das Tor zur Karwoche und leitete in die stillen und zur
Besinnung mahnenden Tage über. Schon am Gründonnerstag wurde in allen Häusern Brot und Schar (Hefegebäck) gebacken. Die Häuser und der Hof wurden sauber gemacht. Der Karfreitag war ein Feiertag mit Abendgottesdienst, ein Tag an dem in den meisten Familien gefastet wurde.
Das Osterfest fällt in jedem Jahr auf ein anderes Datum. Der Grund, warum sich der Termin jedes Jahr verschiebt, sind die Mondphasen. So wurde im Jahre 325 auf dem ersten Ökumenischen Konzil in Nikäa in der heutigen Türkei beschlossen, dass dieses Fest zur Auferstehung Christi genau an dem Sonntag stattfinden soll, der auf den ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn folgt.
Das Ei, das heute ein Symbol für die Auferstehung Christi ist, und der Hase haben eine noch längere Geschichte. Schon in vorchristlicher Zeit kam dem Ei bei fast allen Völkern der Erde besondere Bedeutung zu. Es galt allgemein als Sinnbild der Fruchtbarkeit und des neuen Lebens.
Auch die Sitte, Eier zu verzieren und zu verschenken, ist keine neumodische Erfindung.
Schon die Babylonier, Inder und unsere heidnischen Vorfahren beschenkten sich anlässlich ihrer
Frühlingsfeste mit bemalten Eiern.
Die Germanen färbten sie beispielsweise rot und gelb. Rot zu Ehren des Donnergottes „Donar",
der im ersten Gewitter die Winterriesen vertreiben sollte. Mit gelben Ostereiern wollten sie ihrer Frühlingsgöttin „Ostara" eine Freude machen.
Der Sage zufolge wurde nach ihr auch das Osterfest benannt. Der Hase war das heilige Tier der Ostara, und galt als Fruchtbarkeitssymbol. Dass der Osterhase die Eier in die Nester der Kinder legte, lag vielleicht daran, dass sich die Hasen zur Osterzeit vermehrt um die Dörfer herumtrieben um in Gärten nach Kohlstrünken und vergessenen Rüben zu suchen. So konnte man den Kindern erzählen, dass es die Hasen seien welche die Eier bunt anmalen und verstecken. In Kleinschenk wurden die gekochten Eier nicht nur mit künstlichen Farben, sondern auch noch mit natürlichen Farben gefärbt. Sehr beliebt war der rotbraune Farbton der gekochten Zwiebelschalen.
Die Eier wurden zusammen mit kleinen Blättern aus dem Garten in Seidenstrümpfe eingebunden und in das kochende Wasser mit den Zwirbelschalen getan. Das ergab ein schönes Muster. Am Samstag holten die Kinder Moos aus dem Wald und bauten sich ihre Nestchen in den Garten. In der Nacht zum Ostersonntag legte der „Osterhase“ seine bunt gefärbten Eier, die Süßigkeiten und das Parfüm Gläschen hinein. In fast allen Häusern gab es an den Osterfeiertagen den Lammbraten mit Kartoffelsalat. Waren die Lämmer jedoch zu klein zum schlachten, gab es einen saftigen Schweinsbraten.
Am Nachmittag des ersten Ostertages gingen die Jungen Gruppenweise zu den Mädchen zum „bespritzen". In der neuern Zeit wurde mit Parfüm bespritzt. Früher gingen die Burschen mit Wasser. So geschah es manchmal das der Trog am Brunnen geleert, und die Brunneneimer entfernt wurden, damit sie kein Wasser mehr fanden. Versteckten sich die Mädchen und wurden dann von den Burschen gefunden, bekamen diese die doppelte Menge Wasser. Verheiratete Männer waren beim bespritzen vorsichtiger. Und bei den Schuljungen, die zu ihresgleichen bespritzen gingen, verlief auch alles friedlicher. Nach einem kurzen Aufenthalt und einem Gläschen Schnaps und etwas Kuchen ging man dann zur Nächsten. Die Schuljungen bekamen statt Schnaps gefärbte Eier. Meistens hatte einer ein Akkordeon oder eine Ziehharmonika dabei dann wurde gesungen und richtig Stimmung gemacht. Das dauerte meistens den ganzen Nachmittag. Am Abend versammelte man sich meist in einem leer stehenden Haus und unterhielt sich je nach Stimmung bis in die Nacht hinein. Am zweiten Ostertag gingen in Kleinschenk die Mädchen „bespritzen“. Und wehe einer hatte am Vortag zu viel Wasser geschüttet, so konnte er von den Mädel’s keine Gnade erwarten.
In diesem Sinne liebe Kleinschenker, wünsch ich Euch allen, ein gesundes und frohes Osterfest.
Guido Frank


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