Nachrichten aus Petersdorf

21. Dezember 2009

Nachrichten aus dem Heimatort

"Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!"(Johannes 14,1) Die Jahreslosung für 2010 kommt auf ein altes und wichtiges Thema zurück, nämlich unsern Glauben an Gott. Der Glaube an Gott war es einst, der unsern Vorfahren die Kraft gegeben hat, hier am Fuße der Karpaten unser Dorf zu gründen.
700 Jahre sind seit der ersten urkundlichen Erwähnung von Petersdorf vergangen und wir können davon ausgehen, dass unser Dorf sogar noch älter ist, weil die Erwähnung des Ortes ja voraussetzt, dass dieser schon vorhanden war. Mit zu den ersten Bauten gehörte unsere alte Kirche auf dem heutigen Friedhof, ein Ort, der vielen Generationen eine Stätte der Zuflucht und Geborgenheit war, so wie uns heute unsere Evangelische Kirche A.B. Petersdorf ein zu Hause bietet. Dankbar sind wir auch, dass unser Pfarrhaus nun so schön renoviert ist.

Wir leben in einer Zeit, in welcher der Glaube in vielfacher Hinsicht gefährdet ist. In vielen Ländern der Erde wird heute der christliche Glaube verfolgt, denken wir nur an Indien, Pakistan, Eritrea, Nigeria, Somalia, die Malediven, Ägypten, Iran, Indonesien, Vietnam oder Nordkorea.

Zwar blicken wir nun auf zwanzig Jahre seit dem Fall des eisernen Vorhangs zurück. Zusammen mit dem Pfarrer der orthodoxen Gemeinde Petersdorf, Alexandru Coman, haben wir im Herbst 2009 die Gedenkstätte Marienborn bei Helmstedt besichtigen können, welche an die ehemalige Staatsgrenze zwischen Ost- und Westdeutschland erinnert. Dass Rumänien nun zum freien Europa gehört, ist ausdrücklich zu begrüßen. Dass nun aber in demselben Europa im Namen der Menschenrechte das Kreuz als Symbol der Liebe Gottes und unseres Glaubens angegriffen und juristisch verfolgt wird, muss uns nachdenklich machen.

Konrad Möckel (rechts) übergibt wieder ...
Konrad Möckel (rechts) übergibt wieder ausgegrabene österreichisch-ungarische Karten an Securitate-Offiziere. Das Foto aus dem Archiv der CNSAS wurde in dem Buch "Procesul Biserica Neagră 1958" von Corneliu Pintilescu veröffentlicht.
Wir erinnern uns anlässlich dieses 700. Jahresjubiläums an wichtige Petersdorfer Persönlichkeiten wie Konrad Möckel, Johann Hermann oder Albert Klein. Henning von Petersdorf verteidigte die Rechte der Sachsen vor dem ungarischen König. Bischof Christian Barth meinte 1649 auf der Synode unserer Kirche: "Wir folgen dem Worte Gottes, mögen andere den Wahngebilden ihrer Vernunft nachjagen!" Ähnlich hat es auch schon der biblische Josua gesagt: "Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen." Diese Worte scheinen uns heute aktueller denn je zu sein, nicht zuletzt angesichts der Beobachtung, wie viele Menschen in unseren Tagen in den zweifelhaften Gedankengängen der Esoterik ihr Heil suchen. Wir wollen darum am Glauben festhalten, wie wir ihn von unsern Vorfahren überliefert bekommen haben, und vor allem wollen wir uns dabei an unseren lebendigen HERRN und sein Wort halten. Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit, aber vor Menschen sollen wir uns nicht fürchten, vgl. Josua 1,9: "Ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt sein sollst. Lass Dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott ist mit dir in allem was du tun wirst." Wir wollen und wir können nicht zurückweichen mit unserem Glauben. Deshalb stand auch im vergangenen Jahr der Gottesdienst im Zentrum des Gemeindelebens, der nach wie vor gut besucht ist.

Natürlich sind besonders auch die hohen Feiertage wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten mit ihren jeweiligen Gebräuchen wichtige Feste für uns, ebenso auch Erntedank oder der Muttertag. Mit Gottes Hilfe wollen wir an den guten, alten Traditionen und Bräuchen unserer Vorfahren festhalten und auch das Leben der Nachbarschaften aufrechterhalten. Nach altem Herkommen feiern wir am zweiten Advent, am Palmsonntag, am Gründonnerstag, am Sonntag nach Ostern – Quasimodogeniti – und am Reformationstag das Heilige Abendmahl.

An Weihnachten halten wir das Krippenspiel, das Puernatus-Singen, das Turmblasen und das Leuchtersingen. Die Jugend kümmert sich um das Aufstellen und Schmücken des Weihnachtsbaumes. Am Karfreitag sind wir unter Beteiligung der Kinder einen Kreuzweg gegangen und haben die einzelnen Stationen des Leidens Jesu näher bedacht.

An Ostern grüßen wir uns mit dem Gruß, welcher die Grundlage unseres Glaubens ausdrückt "Der HERR ist auferstanden, ER ist wahrhaftig auferstanden." An Pfingsten werden die Pfingstbäume aufgestellt. Zu allen Festtagen gehören die großen, festlichen Gottesdienste. Immer ist es ein Fest der ganzen Gemeinschaft zu welcher alle: jung und alt, Männer und Frauen, die Gesunden und die Kranken, in gleicher Weise dazu gehören so wie es in der Kirche von Anfang an gewesen ist.

Im Mai 2009 besuchte uns Prof. Dr. Adolf Martin Ritter aus Heidelberg und hielt einen beeindruckenden Vortrag über Johannes Chrysostomos. Mit der Jugendgruppe waren wir im Sommer ein paar Tage in der Partnergemeinde in Wolferborn mit Michelau. Sie treffen sich noch immer regelmäßig bei uns am Pfarrhof, ebenso auch die Kindertanzgruppe. Der Religionsunterricht von Klassenstufe 1-12 ist weitergegangen. Das Martinsfest erinnert uns und die Kinder daran, wie wichtig das Teilen ist.

Die Arbeit unseres Diakonievereins ist weitergegangen. Nach wie vor werden im Pfarrhaus täglich von Montag bis Freitag 20 bis 30 Portionen Essen für alte, arme und kranke Menschen in Petersdorf zubereitet und zu den Bedürftigen gebracht.

Zu Weihnachten 2008 konnte wieder eine Päckchenaktion getätigt werden. Von Herzen danken wir an dieser Stelle allen, die durch ihre Spenden oder ihre Arbeit dazu beigetragen haben, dass dies möglich wurde. Vom 1.Januar 2010 an werden wir voraussichtlich auch in eine Kooperation mit der Orthodoxen Kirchengemeinde Petersdorf eintreten, um die Arbeit der Diakonie weiterhin zu gewährleisten. Selbstverständlich sind wir dankbar für alle Spenden, die für Kirchengemeinde, Diakonie und Friedhofspflege eingegangen sind und auch weiterhin eingehen werden. Im Herbst hat nun auch wieder ein Konfirmandenkurs begonnen.

Die Blasmusik, welche heuer 130 Jahre ihres Bestehens feiern konnte, hat wieder einen Aufschwung genommen. Sie probt weiter regelmäßig bei uns im Kulturhaus, wirkt bei Beerdigungen, Hochzeiten und sonstigen Unterhaltungen mit. Auch am 1.Mai war sie wieder nach altem Brauch und von etlichen Kindern begleitet in Petersdorf unterwegs und erfreute viele Häuser und Familien mit ihrer Musik. Mitte Oktober gab es im Anschluss an einen Posaunengottesdienst in unserer Kirche eine wichtige Begegnung mit einem Posaunenchor aus Lomatzsch in Sachsen, fast eine Art Bläserwettstreit, und wir hoffen, dass sich daraus eine fruchtbare musikalische Partnerschaft zum Segen der Gemeinde entwickeln kann.

Sehr dankbar sind wir auch für die sehr wichtige Verbindung mit unserer Partnergemeinde in Wolferborn mit Michelau und das Engagement der Menschen, die diese Partnerschaft tragen. Dasselbe gilt auch für die Zusammenarbeit mit der HOG Petersdorf, die sehr gut funktioniert. Dankbar sind wir auch für unsere Kontakte nach Zürich und Schöningen. Es zeigt sich immer mehr wie wichtig es ist, dass wir Christen füreinander einstehen und gemeinsam unseren Glauben bezeugen.

Beitrag von Dechant Dr. Wolfgang Wünsch erschienen in den Petersdorfer Nachrichten 2009. Die jährlich erscheinenden Nachrichten können Sie bei Karin Frühn anfordern.

Weitere Nachrichten »