Bericht aus dem kirchlichen Leben 2012-2013

16. Dezember 2013

Nachrichten aus dem Heimatort

Manche Ereignisse im nun zu Ende gehenden Kirchenjahr erinnerten uns massiv an die Vergänglichkeit alles irdischen Daseins. Dass die Hälfte des oberen Tores und das Wasserbecken zum Blumengießen vom Friedhof gestohlen wurden oder dass frisch eingesetzte Fensterscheiben bei dem der Gemeinde zurückerstatteten Schulgebäude eingeworfen wurden, gehört sicher zu diesen Dingen. Auch dass unser Kirchenvater Simon Lenz im Sommer verstorben ist, hat uns traurig gestimmt. Dennoch sind wir froh, dass nach wie vor viele zupackende Hände und mitdenkende Herzen im Leben der Gemeinde mitmachen, dass sich das alte Sprichwort bewahrheitet: „ Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtschein her.“ Tatsächlich gab es in diesem Jahr gleich an drei Orten Baustellen im buchstäblichen Sinn des Wortes.
Zuerst wurden die Renovierungsarbeiten am Gebäude der ehemaligen deutschen Schule fortgesetzt, dessen endgültige Bestimmung nun bald festgelegt werden muss, sei es als deutschsprachige Schuleinrichtung, sei es als Jugendtreffpunkt, sei es als Altersheim, vielleicht in Verbindung mit einer Ausstellung bzw. einem Museum zur Ortsgeschichte mit einem Schwerpunkt auf der örtlichen, nicht zuletzt auch sächsischen Kultur. Der Eindruck der überaus gelungenen Ausstellung zum Petersdorfer Treffen 2009 am gleichen Ort ist uns allen ja noch in guter Erinnerung. Doch braucht es eben eine Lösung, welche zugleich auch den Erhalt sowie den Schutz des Gebäudes vor Vandalismus mit gewährleistet. Im Blick ist auch einen größeren Raum im oberen Stockwerk als Winterkirche einzurichten. Vielleicht ist auch eine Kombination der eben erwähnten Nutzungsvorstellungen anzustreben.. Eine Entscheidung in dieser Sache steht jedenfalls nun an. Die zweite Baustelle in diesem Jahr war der Kultursaal, der in Zusammenarbeit mit der Petersdorfer Blasmusik für deren 135-jähriges Jubiläum im kommenten Jahr vorbereitet werden soll und muss. Wir erwarten aus diesem Anlass viele Gäste und hoffen, dass auch viele Petersdorfer bei dieser Gelegenheit in die alte Heimat kommen werden. Die Vorbereitungen für das große Ereignis laufen jedenfalls schon jetzt auf Hochtouren.

Ebenfalls erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass die Petersdorfer Jugendtanzgruppe, die ja in enger Verbindung mit der Kirchengemeinde steht, nun auch dabei ist, sich als eingeschriebener Verein zu konstituieren. Immer wieder beeindrucken die jungen Leute durch ihre Professionalität bei den Tänzen, eine mittlere Gruppe ist auch schon nachgewachsen, und, wie an anderer Stelle schon erwähnt, ist auch eine dritte Gruppe aus der Grundschule im Entstehen begriffen. Es ging uns jedenfalls durchaus nahe, dass zum Schuljahresabschluss im vergangenen Sommer zum ersten Mal in unserer Zeit hier in Petersdorf die Kinder us der deutschen Abteilung der Grundschule sowohl sächsische Volkstänze aufführten als auch deutsche Volkslieder sangen. In diesem Zusammenhang sollte vielleicht erwähnt werden, dass wir gern auch das ehemalige Konfirmandenhäuschen als Treffpunkt der Jugendlichen auf Vordermann bringen möchten, und zwar so, dass die Jugendlichen vor allem selber mit Hand anlegen. Schließlich ergab sich die Notwendigkeit, das Dach des Schopfens auf dem Pfarrhof zu erneuern, nachdem dort eine Giebelmauer einzustürzen drohte. Wir sind froh, dass diese Arbeit zügig und gut erledigt werden konnte, so dass dabei niemand zu Schaden gekommen ist. Der ausführenden Baufirma und ihren Mitarbeitern möchten wir, ebenso wie auch im Fall von Schule und Kultursaal, sehr herzlich für die Arbeit danken, aber auch allen aus Presbyterium und Gemeindevertretung, die hier mitgeholfen und sich organisatorisch engagiert haben.

Das kirchliche Leben als solches verlief in den gewohnten Bahnen. Am Martinstag z.B. hatten wir wieder den Laternenumzug von der Schule zur Kirche, wo die Kinder die Martinsgeschichte zeigten. Dabei waren circa 230 Teilnehmer, was wiederum ein Hinweis ist für die sehr gute Zusammenarbeit mit der deutschen Abteilung der Petersdorfer Schule. Am zweiten Advent begingen wir wie jedes Jahr den landeskirchlichen Bet- und Bußtag mit Heiligem Abendmahl. Mit viel Liebe und Geduld wurden das Keksbacken und die Päckchenaktion in der Vorweihnachtszeit durchgeführt. Auch das Krippenspiel und die mit dem Weihnachtsfest verbundenen Traditionen, das Puer-natus-Singen, das „Stille Nacht, heilige Nacht“-Blasen mit der Petersdorfer Blasmusik, das Leuchtersingen und die großen Fest- und Predigtgottesdienste an den Weihnachtsfeiertagen fanden unter großer Beteiligung und Anteilnahme statt. Auch hatten wir wieder viel Freude an der weihnachtlich geschmückten Kirche. Nach Epiphanias zogen wir dann mit unseren Gottesdiensten wieder in den Gemeinderaum im Pfarrhaus um. In der Fastenzeit hatten wir wieder die Konfirmandenbefragungen, diesmal mit fünf Konfirmanden, die dann am Samtag nach Ostern mit der Konfirmandenprüfung und am Sonntag Quasimodogeniti mit der Konfirmation ihren guten Abschluss fanden. Wichtig waren natürlich auch das Osterfest und die Zeit der Vorbereitung mit ihrem Höhepunkt in der Karwoche, der Besuch bei den Kranken und der Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag, der Kreuzweg am Karfreitag, Ostersonntag, Ostermontag, die österliche Freudenzeit, der Muttertag und anschließend Pfingsten, was insofern dann noch einmal etwas besonderes war, als dass die Jugend zum Pfingstfest in sächsischer Tracht in die Kirche kam und anschließend auf dem Pfarrhof tanzte. Nach altem Brauch waren in diesem Jahr vor Pfarrhaus und Kirche wieder die Pfingstbäume aufgestellt. Ein großes und wichtiges Ereignis war hne Zweifel auch das Erntedankfest. Auch dabei war die Kirche festlich geschmückt, die Kinder brachten ihr zuvor sorgfältig und mit Fleiß einstudiertes Programm. 140 Teilnehmer waren dabei, davon etwa 60 Kinder bzw. Schüler.

Auch über das Thema der sächsischen Trachten haben wir weiter nachgedacht, und damit verbunden auch über die Frage, was sächsische Kultur und Tradition überhaupt ausmacht, und was es bedeutet, dass wir diese eben als Christen an diesem Ort weiterführen wollen, an den uns der HERR nun einmal hingestellt hat. Es ist kein Zufall, dass z.B. die Jugend beginnt, nach ihrer Geschichte, nach der Geschichte des Ortes, nach der Geschichte von Petersdorf zu fragen. Das ist deshalb spannend, weil wir den Eindruck haben, dass z.B. in der rumänisch-sprachigen Geschichtsschreibung des Ortes der sächsische Anteil gar nicht vorkommt, und nun ist eine neue Generation da, die genau danach fragt. Die damit verbundenen Identitätsfragen sind überaus spannend. Hier kommen ja Entwicklungen zum Tragen, die vor sehr langer Zeit begonnen haben, mit denen wir aber angemessen umgehen müssen, und die vielleicht auch für unsere Gemeinschaft große Chancen bereithalten.

Wichtig ist jedenfalls, dass wir bei unseren Aktivitäten sowohl jung als auch alt im Blick behalten müssen. Denn die Kirche ist ja kein Konventikel, der sich nur mit jungen oder nur mit alten Menschen, oder nur mit Frauen oder nur mit Männern beschäftigt. Das heilige Pfingstfest als Geburtstag der Kirche zeigt mit aller Klarheit, dass diese eben dort ist, wo jung und alt, Männer und Frauen, alle Generationen, ebenso die uns vorangegangenen, wie die heutige und die kommenten Generationen miteinander verbunden sind.

Deshalb ist die Zusammenarbeit mit der Schule auf Gemeindeebene genaus wichtig wie die Arbeit unseres Diakonievereins, die auch im vergangenen Jahr dank vielfältiger Spenden und Unterstützungen weitergeführt werden konnte, oder die Pflege des Friedhofes, das Instandhalten der Gebäude und der Aufbau nach innen und nach außen durch Religionsunterricht, kirchenmusikalische Arbeit, den Dienst an der Orgen, Gebet und Gottesdienst, Kontaktpflege, geistige und geistliche Präsenz.

Im Zuge der bevorstehenden Wahlen hoffen wir, noch weitere Kräfte und Mitarbeiter für unseren Dienst und Arbeit hinzugewinnen zu können.

Von Herzen danken wir allen, dem Kurator, den Kirchenvätern, den Presbytern und Mitgliedern der Gemeindevertretung, den Mitarbeitern der Diakonie, unsern Freunden in nah und fern, und allen, die auf die eine oder andere Weise, durch Handanlegen, kontinuierliche Mitarbeit, Mitdenken, kleinere und größere Reparatur- und Pflegearbeiten, Abschneiden von totem Holz, Pflanzen von neuen Bäumen oder durch unauffälliges Mithelfen und einfache Präsenz zum Leben der Gemeinde beigetragen haben.

Von Herzen danken wir allen, die in der Nähe oder in der Ferne unser Leben und unsere Arbeit begleitet haben, und bitten Euch darum, dies auch weiterhin zu tun. Und in diesem Sinn bitten wir auch den allmächtigen und barmherzigen Gott, den Vater, den † Sohn und den Heiligen Geist, ER möge unsere Gemeinde auch weiterhin segnen und leiten.

Dieser Beitrag von Dr. Wolfgang Wünsch, Ortspfarrer in Petersdorf, ist erschienen in den Petersdorfer Nachrichten 2013. Die jährlich erscheinenden Nachrichten können Sie bei Karin Frühn anfordern.

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