Bericht aus dem kirchlichen Leben 2016-2017

5. Januar 2018

Nachrichten aus dem Heimatort

Die Jahreslosung A.D. 2018 ist aus dem letzten Buch der Bibel entnommen. Das ist die Offenbarung des Johannes, manchmal auch Apokalypse genannt. Der Name zeigt an, dass es hier um sehr ernste Dinge geht. Der heilige Evangelist und Apostel Johannes möchte die in Bedrängnis und Verfolgung befindlichen Christen und die junge, bedrängte christliche Kirche trösten und ermahnen, angesichts ihrer Not standhaft zu bleiben und - mit Gottes Hilfe - ein christliches Leben zu führen. Dies tut er, indem er von seinen eigenen Erfahrungen berichtet. Er schreibt nieder, was er erlebt hat, damit „ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen“ (Johannes 20, 31).
Denn Johannes ist um seines christlichen Glaubens willen auf die Insel Patmos verbannt worden, wo ihm inmitten aller Widrigkeiten während des sonntäglichen Gottesdienstes eben der HERR selbst begegnet. Der HERR zeigt sich im Gottesdienst und begegnet ihm im heiligen Mahl. Dort, wo schon keine irdische Hoffnung mehr bestand, erlebt Johannes die Nähe und Anrede des dreieinen Gottes. So weiß er sich - vom Geist ergriffen und - beauftragt, sein Wort an sieben christliche Gemeinden zu richten und seine Erfahrungen weiterzugeben. Schon allein das ist bemerkenswert. Denn die Tatsache, dass Johannes nicht in Trauer und Verzweiflung über seine Verbannung vergeht, sondern Anteil am Weg dieser Gemeinden und der Kirche überhaupt nimmt, zeigt die Stärke seines Glaubens. Die Mächte dieser - vergänglichen – Welt haben bei ihm nicht das letzte Wort. Von Resignation angesichts der Verfolgung ist da keine Spur. Der HERR ist der Erste und der Letzte, ER ist es, der alles neu macht, auf Gottes Wort ist unbedingt Verlass. Denn Er ist es, der den Himmel, die Erde und den Menschen durch Sein Wort geschaffen hat. Sein Wort aber ist in den letzten Tagen Fleisch geworden. Johannes hat das selbst erlebt. Gott wurde Mensch. Diesem Gott ist Johannes begegnet. Jesus hat Johannes und seinen Bruder Jakobus berufen und aufgefordert, ihm nachzufolgen. Beide haben ihren Beruf als Fischer an den Nagel gehängt und sind Jesus nachgefolgt. Wie die anderen Jünger hat Johannes auf der Hochzeit zu Kana miterlebt, wie Jesus auf Bitten seiner Mutter Wasser in Wein verwandelt, nachdem dort der Wein ausgegangen war. Später hat Jesus sie zusammen mit Petrus auf den Berg Tabor genommen, wo der HERR vor ihnen verklärt wurde. Sie sind Zeugen seines Lebens, seines Todes am Kreuz, seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt geworden. Johannes hat Leib und Blut des HERRN in sich aufgenommen, ließ sich verwandeln und wurde so ein anderer Mensch. Denn diese Begegnung mit dem wahrhaftigen, lebendigen Gott hat das Leben des Johannes umgewandelt und neu gemacht. Johannes hat den wahren Glauben gefunden, Angst und Kleinmut für immer abgelegt. Er ist - wie sein Bruder Jakobus und viele andere - bereit, für Jesus sein Leben zu geben. Er will dort sein, wo sein HERR auch ist. Nichts soll ihn mehr von diesem HERRN trennen. Denn er hat den Himmel offen gesehen. Im wahrsten Sinne des Wortes begeistert berichtet er vom himmlischen Gottesdienst, wo himmlische Heerscharen, Engel, göttliche Kräfte und Gewalten, Älteste, Heilige und Märtyrer, vereint mit der noch im Kampfe stehenden Kirche, dem dreieinen Gott die Ehre geben und ihr Halleluja singen. Unter dem Kreuz stehend hat Johannes seine Aufgabe gefunden.

Im Oktober des vergangenen Jahres wurde das Jubiläumsjahr anlässlich der 500. Wiederkehr der Reformation Martin Luthers mit einem ökumenischen Gottesdienst und einem wissenschaftlichen Symposium in Thorenburg begangen, wo der Petersdorfer Ortspfarrer und Dechant Dr. Wolfgang Wünsch einen Vortrag zum Thema „Toleranz in systematischer Perspektive“ hielt. Das Reformationsfest in Petersdorf wurde am 6. November A.D. 2016 in einem Hauptgottesdienst mit Beichte und Abendmahl begangen, die Predigt hatte „Grund und Aktualität der Reformation“ zum Thema. Am 11. November A.D. 2016 haben wir dann mit circa 160 Teilnehmern das Martinsfest gefeiert. Am Toten- und Ewigkeitssonntag, 20. November A.D. 2016, haben wir unserer im Kirchenjahr 2015-2016 entschlafenen Gemeindeglieder und Landsleute aus Petersdorf gedacht. An den Adventssonntagen kamen circa 30 Gottesdienstbesucher in die Kirche, am landeskirchlichen Bet- und Bußtag, an welchem wir auch das heilige Abendmahl feierten, waren es 31. Zum Krippenspiel am Heiligen Abend wurden 149 Teilnehmer gezählt, zum Leuchtersingen im Morgengottesdienst um 7.00 Uhr 16 Teilnehmer, im Predigtgottesdienst am 1. Christtag 27 Teilnehmer und am 2. Christtag 28 Teilnehmer.

Beim Zugang am 5. Februar A.D. 2017 hielt unser Kirchenvater Johann Fakner einen interessanten Vortrag über unsere Nachbarschaften und ihre Geschichte. Zuvor hatten wir den Gottesdienst zum Marientag und zum Abschluss der Epiphaniaszeit gefeiert, Thema war dabei die „Gottesschau“. Schön war auch, dass wir, wie immer, in einer fröhlichen Runde das traditionelle Tokanaessen halten und zum Aschermittwoch dann den Fasching begehen konnten.

Konfirmanden hatten wir in diesem Kirchenjahr insgesamt vier, zwei aus Petersdorf, und zwei Jungen aus Dimmrich(Deva), die für die Zeit des Konfirmandenunterrichts jeweils ein bis zweimal im Monat das ganze Wochende von Freitag bis Sonntag bei uns im Pfarrhaus untergebracht waren und fleißig den ganzen Stoff gelernt haben: Aufbau und Inhalt von Gottesdienst, Gesangbuch und Bibel, die zehn Gebote, das apostolische Glaubensbekenntnis, die Sakramente gemäß dem Kleinen Katechismus und Heiliger Schrift, Martin Luther, Johannes Honterus und die Reformation in Siebenbürgen, Leben der Kirche heute, usw. Die Konfirmandenprüfung fand dann für alle Konfirmanden am 20. Mai A.D. 2017 (26 Teilnehmer) und die Konfirmation am Sonntag Rogate (21. Mai A.D. 2017) im Hauptgottesdienst mit Beichte und Heiligem Abendmahl statt (68 Teilnehmer).

Der Weltgebetstag hatte diesmal die Philippinen als Thema und wurde zusammen mit einer Gruppe von orthodoxen und evangelischen Frauen in der orthodoxen Pfarrei mit Pfr. Dr. Marius Slevaș gefeiert. Die vorösterliche Fastenzeit, die Karwoche mit Gründonnerstag und Karfreitag und das Osterfest mit den entsprechenden Gottesdiensten waren wieder ein Höhepunkt im Leben unserer Gemeinde, ebenso der Sonntag nach Ostern (Quasimodogeniti) mit Beichte und Heiligem Abendmahl, und natürlich auch Himmelfahrt und Pfingsten (Pfingstsonntag mit 37 Teilnehmern), diesmal wieder nach alter Tradition mit Pfingstbäumen vor Kirche und Pfarrhaus. Am Pfingstmontag bestellte Stadtpfarrer Wolfgang H. Rehner den Gottesdienst (22 Teilnehmer), da das löbliche Presbyterium an diesem Tag nach Deal (bei Kelling) eingeladen war, wo Pfarrer Dr. Wünsch im orthodoxen Gottesdienst die Predigt hielt. Zu nennen sind hier natürlich auch noch die Gottesdienste zum Schuljahresschluss und zum Schuljahresanfang mit jeweils etwa 200 Teilnehmern, wobei wir auch die weiterhin sehr gute Zusammenarbeit mit der deutschen Schule erwähnen wollen. Auch zum Muttertag wurde z.B. zusammen mit den Lehrerinnen ein schönes Programm der Kinder und Schüler einstudiert und aufgeführt, das - wie immer - die Herzen der Frauen, Eltern und aller Anwesenden erfreut hat.

Vom 23. bis 25. Juni A.D. 2017 fand in Bad Kissingen das Petersdorfer Treffen statt, an welchem für unsere Gemeinde Herr Kurator Ing. Boer und seine Frau teilnahmen, was sehr wichtig für uns alle ist. Zeitgleich fand in Petersdorf die „ziua iei“ – der Tag der Volkstracht statt, wobei auch eine Reihe sächsischer Trachtenträger als Vertreter unserer Gemeinschaft mit dabei waren. Am 24. Juni fand in diesem Zusammenhang nach dem Gottesdienst zum Tag des heiligen Johannes, des Täufers, unter höchst zahlreicher Beteiligung auch eine Art Wiedereröffnung des Museums neben der Orthodoxen Kirche statt. An dieser Stelle können sicher auch die sehr guten Beziehungen zu den beiden Orthodoxen Kirchengemeinden und den anderen christlichen Gemeinschaften des Ortes erwähnt werden, am orthodoxen Himmelfahrtstag immer bekräftigt durch einen ökumenischen Gottesdienst beim Denkmal der in den Weltkriegen, während der Deportation, im Kommunismus bzw. während der Revolution umgekommenen Petersdorfer Landsleute.

Erwähnung finden sollen auch noch verschiedene Vorträge bzw. Veröffentlichungen des Petersdorfer Pfarrers bei verschiedenen Gelegenheiten. Bei der Bezirkskirchenversammlung am 18. März A.D. 2017 ein Vortrag zum Thema: „Sichtbare und unsichtbare Kirche in Reformperspektive“, am 8. Mai A.D. 2017 an der Universität Karlsburg einen Vortrag zum Thema: „Das Bild der Kirche in der Theologie Martin Luthers“, am 9. Juli A.D. 2017 in Schäßburg einen Vortrag zum Thema: „Religiöses Bild und Ikone in der Theologie Joseph Ratzingers“ und beim Evangelischen Kirchentag in Reschitz am 13. Oktober A.D. 2017 einen Vortrag zum Thema: „Reformation, kirchliche Reform und kirchliche Erneuerung bei Joseph Ratzinger“. Zum Kirchentag in Reschitz fuhren wir zusammen mit unserem Kurator Ing. Georg Boer, wo wir am 14. Oktober A.D. 2017 zugleich auch am Festgottesdienst in der Evangelischen Kirche teilnahmen, in welchem der hochwürdige Herr Bischof Reinhart Guib die Predigt hielt und anschließend eines von insgesamt 12 geplanten Apfelbäumchen pflanzte (im Rahmen der Aktion „Zwölf Apfelbäumchen für ein klares Wort“: Laibach, Thorenburg, Krakau, Wittenberg, Marburg, Mediasch, Karpfen, Kronstadt, Augsburg, Reschitz, Klausenburg, Broos, Birthälm, Basel, Hermannstadt), wobei es sich in Reschitz um die sechste Ortschaft handelte, die ein Batullapfelbäumchen bekam, eine alte siebenbürgische Art, in der Hoffnung, beim evangelischen Kirchentag in zwei Jahren nach entsprechender Pflege, wie der Herr Bischof ausführte, „köstliche, saftige Früchte“ zu ernten. Sachsentreffen, Kirchentage und Reformationsjubiläum brachten uns im Berichtszeitraum auch immer wieder liebe Gäste nach Petersdorf. Vom 23. bis 25. Juni hatten wir Pfarrer mit Familie aus Mecklenburg-Vorpommern zu Gast, in der ersten Augusthälfte besuchten uns u.a. die „Siebenbürger Adjuvanten“ (Siebenbürgische Blasmusik) unter Leitung von Peter Dengel, die in dem zutiefst beeindruckenden musikalischen Gottesdienst am 6. August A.D. 2017 (8. Sonntag nach Trinitatis) mitwirkten (75 Teilnehmer).

Am Donnerstag, den 10. August A.D. 2017 hatten wir dann ebenfalls einen festlichen Gottesdienst unter Beteiligung der Blasmusik in Deutsch-Pien anlässlich des diesjährigen Sachsentreffens bei Michael Lutsch. Und in der ersten Septemberhälfte besuchte uns anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft mit Mühlbach eine Delegation der Stadt Büdingen unter der Leitung von Herrn Bürgermeister Erich Spamer, der mit einem Teil der Delegation dann auch am 10. September A.D. 2017 am Sonntag der Diakonie der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien bei uns am Gottesdienst teilnahm. Insgesamt waren es im Berichtszeitraum (31. Oktober A.D. 2016 - 28. Oktober A.D. 2017) circa 66 Gottesdienste mit durchschnittlich 46 Besuchern.

Trotzdem ist es manchmal nicht einfach, wir kämpfen im Grunde Tag für Tag ums Überleben. Deshalb sind wir für jeden einzelnen dankbar, der im Presbyterium, in der Gemeindevertretung und im gesamten Leben der Kirchengemeinde mitmacht, mithilft und mitträgt. Ich danke unserm lieben und treuen Kurator für seinen umsichtigen Dienst, und zwar nicht nur im administrativen Bereich, für die umfassende und kluge Begleitung unserer Arbeit, ich danke unseren beiden Kirchenvätern, unserem Zimmermann und ebenso auch den beiden Frauen im Presbyterium, die alle keine Zeit und Kraft gespart haben im Einsatz für unsere Gemeinde. Ein ebensolcher Dank geht auch an die Ehegemahle aller Mitglieder des Presbyteriums, die auf ihre Weise an dem Packen mittragen, welche die Verantwortung in der Gemeinde mit sich bringt. Mathias Dengel (Heidenheim) danken wir für die mühevolle Erstellung einer ausführlichen Petersdorfkarte, Peter Dengel und seinen Adjuvanten für die schöne Blasmusik. Von Herzen danken wir allen, dem Kurator, den Kirchenvätern, den Presbytern und ihren Ehegemahlen, den Mitgliedern der Gemeindevertretung, unserem Kirchendiener und seiner Mutter, unserm Organisten und dem Chor, den aushelfenden Gästen, den Jugendlichen, den Mitarbeitern der Diakonie, den Vorstehern der Nachbarschaften, unsern Freunden in nah und fern, und allen, die auf die eine oder andere Weise, durch Handanlegen, kontinuierliche Mitarbeit, Mitdenken, kleinere und größere Reparatur- und Pflegearbeiten am Pfarrhof, am Kirchhof und in der Kirche oder am Friedhof, durch Vorbereiten, Mitwirken und Organisieren bei den verschiedensten Veranstaltungen(Erntedankfest, Martinsfest, Päckchenaktionen und Schmücken der Kirche zu Weihnachten, Weinachtsbaum, Zugang, Tokana-Essen, Fasching, Kreuzweg am Karfreitag, Muttertag, Aufstellen der Pfingstbäume) oder durch unauffälliges Mithelfen und einfache Präsenz zum Leben der Gemeinde beigetragen haben.


Petersdorf, den 30. Oktober A.D. 2017
Dechant Dr. Wolfgang Wünsch, Ortspfarrer Petersdorf


Aus: Petersdorfer Nachrichten 2017, erhältlich bei Karin Frühn

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