Geschichte & Sprüche aus Siebenbürgen......

Siebenbürgischer Dorfturm

Siebenbürgischer Dorfturm

"Siebenbürgischer Dorfturm“ von Wolf von Aichelburg

Über verbrauchten Treppen
knarrend, durch kalten Staub,
spinnverklebtes Gebälk,
Geruch von Eulen, Taubenmist
und Nest an Nest, verzweifelt viele
von Wespen, Kauz und Fledermaus....

Was schrickst du auf, wenn nah die Glocke hallt,
hart wie ein Hieb und dringend wie ein Schmerz?

Im Sparrenkreuz die Spinnen schlafen lang,
die Würmer sterben stumm in ihren Gängen,
das Taubenei im Reisigrest ist taub.

Der dieses Haus bewohnte, ist gegangen..
Es bleib ein Ort für Späher und Verstoßne,
ein Haus für niemand. Wirt ist hier der Wind.
Mauthaus, in dem die Zeit gefangen sitzt:
ein Knacken dunkel surrender Gewichte...
und dann der Schlag.
So nimmt der Tod sein Recht.

Wolf von Aichelburg war ein siebenbürgisch-deutscher Dichter, Maler und Komponist.
Aichelburg wurde am 3. Januar 1912 im heute kroatischen Pula geboren. 1918 ließ sich die Familie in Hermannstadt (Sibiu) in Siebenbürgen nieder. Von 1928 bis 1934 studierte er in Klausenburg und Dijon Germanistik und Romanistik. Nach jahrelangem Aufenthalt in Westeuropa kehrte er 1939 in seine siebenbürgische Heimat zurück. Im Kronstädter Schriftstellerprozess im Jahre 1959 wurde er zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt. Erst im Jahre 1964 kam er aufgrund einer Generalamnestie für politische Häftlinge auf freien Fuß und konnte in der Folgezeit wieder auf Deutsch publizieren. 1980 verließ Aichelburg Rumänien und übersiedelte nach Freiburg im Breisgau. Am 24. August 1994 ertrank er vor der Küste von Mallorca.

Foto: über M.D.

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