Die wirtschaftlichen Leistungen der Siebenbürger Sachsen


2. Österreichisch-großstaatliche und kleinsächsische Wirtschaftspolitik

Autor: Dr. Michael Kroner
Quelle: "Die wirtschaftlichen Leistungen der Siebenbürger Sachsen".

2. Österreichisch-großstaatliche und kleinsächsische Wirtschaftspolitik (Anfang des 18. Jahrhunderts bis 1867)
2.1 Merkantilistische Wirtschaftspolitik

In den 150 Jahren vom Anfang des 18. Jahrhnderts bis Mitte des 19. Jahrhunderts vollzogen sich auf dem Sachsenboden in der Wirtschaftsweise keine grundlegenden Veränderungen . Der sächsische Bauer bestellte die Felder weiterhin nach dem "bewährten altväterischen" System der Deifelderwirtschaft, während in Städten und Märkten die in Zünften organisierten Handwerker das Wirtschaftsleben bestimmten. Die sächsischen Kaufleute standen in einem schweren Konkurrenzkampf mit nichtsächsichen Handelsunternehmen.

Beim Übergang Siebenbürgens an Österreich waren sowohl den Sachsen als auch dem Adel und den Szeklern ihre Standesprivilegien zugesichert worden. Dazu gehörte auch das ausschließliche Bürger-, Besitz- und Wohnrecht der Sachsen auf dem Königsboden. In den Vorstädten und in den sächsischen Dörfern nahm jedoch die Zahl der Rumänen stark zu. Sie gaben sich anfangs mit der Ansässigmachung zufrieden. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahmen sie jede sich bietende Gelegenheit wahr, auch Besitz- und später auch Bürgerrechte zu fordern, um auf diese Weise den Sachsen gleichgestellt zu werden. Als Joseph II. durch das Konzivilitätsreskript (1781) die oben erwähnten Exklusivrechte der Sachsen aufhob, kam er diesen Bestrebungen entgegen. Trotzdem konnten sowohl die sächsischen Städte als auch die Dörfer mit einigen Ausnahmen ihr ethnisch-wirtschaftliches und verfassungs­rechtliches Gepräge, die Gemeinschaft der Sachsen ihren Status als ständische Nation auf dem Königsboden bis 1848 wahren und sich durch ihren Wohlstand und das Bild ihrer Ortschaften positiv von den Ortschaften des Komitats- und Szeklerbodens, einschließlich der Militärgrenzgebiete, abheben. Dadurch blieb der Sachsenboden weiter ein Anziehungs­punkt für rumänische Flüchtlinge vom Komitatsboden.

Nach dem Kuruzzenkrieg (1711) konnte sich Siebenbürgen nach mehreren Jahrhunderten zerstörender Kriege allmählich erholen, da es bis zur Revolution von 1848/49 von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont blieb. Hinzu kam, daß die Habsburger eine geregelte Verwaltung einführten. Sie war aber auch von einer drückenden Steuerpolitik begleitet. Der österreichische Beamtenapparat suchte durch wiederholte Konskriptionen die wirtschaftlichen Ressourcen des Landes ausfindig zu machen. Die dem Fürstentum bzw. Großfürstentum Siebenbürgen von Wien auferlegten Steuern waren höher als der seinerzeitige Tribut an die Hohe Pforte. Besonders die Sachsen wurden vom Fiskus hart bedrückt und bedrängt und mußten in mehreren Fiskalprozessen ihre Rechte verteidigen.

Auf wirtschaftlichem Gebiet förderte der österreichische Absolutismus im 18. Jahrhundert den Merkantilismus. Entsprechend dieser Wirtschaftspolitik ergriff der Staat im Sinne der Aufklärung Maßnahmen zur Förderung einer rationalen Ökonomie, um auf diese Art höhere Einnahmen zu erzielen. Der Merkantlismus schenkte vor allem der Entwickulng von Manufakturen, der Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion und dem Aussenhandel große Bedeutung. Dabei stieß er auf den Widerstand der ständischen Nationen, die auf wirtschaftlichem Gebiet verschiedene Monopolstellungen innehatten und die merkantilistische Politik als Eingriffe in ihre Rechte betrachteten. So sind vom Merkantilismus in Siebenbürgen zwar wirtschaftliche Impulse ausgegangen, trotzdem hat er aber wenig bewegt und die Wirtschaftsentwicklung kaum weiter gebracht. Die feudalen Schranken erwiesen sich als sehr widerstandsfähig. Zeichnen wir dennoch die wichtigsten Umgestaltungen nach.

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Die wirtschaftlichen Leistungen der Siebenbürger Sachsen

"Die wirtschaftlichen Leistungen der Siebenbürger Sachsen" von Dr. Michael Kroner.
Heft 5 aus der Schriftenreihe Geschichte der Siebenbürger Sachsen und ihrer wirtschaftlich-kulturellen Leistungen.

Herausgeben vom Bundesreferat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und von der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V.

Bezugsquelle: Dr. Michael Kroner, Tel. +49 (0)911 69 19 09



Stand 18.01.2000      top