19. November 2001

Hagi vor Entlassung als Nationalcoach

Wie deutsche und englische Medien am Abend übereinstimmend berichten, droht Gheorghe Hagi der Rauswurf als Teamchef der Nationalmannschaft. Mircea Sandu, Präsident des Rumänischen Fußballverbands FRF, schließt eine Ablösung des "Königs" nicht aus.
Gheorghe Hagi hatte erst im Juni die Nachfolge von Laszlo Bölöni angetreten, der zum portugiesischen Spitzenklub Sporting Lissabon gewechselt war. Nach anfänglichen Erfolgen – u.a. feierten Hagis Mannen den ersten Sieg einer rumänischen Nationalmannschaft beim Erzrivalen Ungarn – verpasste Rumänien am 14. November durch ein 1:1 gegen Slowenien (Hinspiel 1:2) die Qualifikation zur Fußball-WM 2002. Daraufhin wurde in der einheimischen Presse Kritik an der taktischen Einstellung der Mannschaft und an der Person Hagis laut. Auch FRF-Präsident Sandu kritisierte den Nationalcoach: "Hagi hat nur das gemacht, was er wollte. Er hat sich nicht beraten lassen" und fügte hinzu: "Wir werden morgen ein klärendes Gespräch führen. Ich kann eine Trennung nicht ausschließen." Nachdem sich die Nationalspieler geschlossen hinter ihren Trainer gestellt hatten, übte dieser wiederum harte Kritik am Verhalten der FRF-Offiziellen: "Während der letzten elf Jahre haben die Verbandsfunktionäre enorm von unseren Leistungen profitiert und waren immer die ersten, die uns nach Erfolgen gratuliert haben. Aber nach dem Mittwoch-Spiel ist kein einziger Vertreter des FRF in die Kabine gekommen. Man hat uns im Stich gelassen", so der Rekordnationalspieler.
Das Verhältnis zwischen Hagi, der noch einen Vertrag bis 2004 besitzt, und Sandu ist schon seit ihrer gemeinsamen Zeit als Spieler bei Sportul Studentesc Anfang der 80er Jahre angespannt. Deshalb verwunderte es nicht, als Mircea Sandu nach Bölönis Rücktritt im Sommer zunächst Ex-Nationaltrainer Anghel Iordanescu den Posten anbot. Dieser lehnte aber ab, weil er der von den Fans vehement geforderten Ernennung Gheorghe Hagis zum Teamchef nicht im Weg stehen wollte. Der "Karpaten-Maradona" machte nach dem bitteren Aus gegen Slowenien keinen Hehl daraus, dass er seinen Vertrag erfüllen möchte: "Ich bin zu jung um zurückzutreten. Wenn der FRF aber keinen Wert mehr auf meine Dienste legt, werde ich selbstverständlich gehen und auf alle finanziellen Ansprüche verzichten."
Vor seiner Trainerkarriere spielte Gheorghe Hagi u.a. bei Steaua Bukarest, Real Madrid, FC Barcelona und Galatasaray Istanbul. Den türkischen Spitzenklub führte er zu vier Meisterschaften in Folge und krönte seine Vereinskarriere letztes Jahr mit dem Gewinn des UEFA-Pokals und des Europäischen Supercups. Zu seinen Ehren wird das Trikot mit der Nummer 10 bei Galatasaray nie mehr vergeben werden. "Gica" Hagi absolvierte 125 Länderspiele und wurde 1999 zum "Besten rumänischen Fußballer aller Zeiten" gekürt.

Christian Zgârdea


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