11. Dezember 2002

Siebenbürgische Wurzeln erforscht

Ein kurzfristig angesetztes Genealogentreffen fand am 9. November unter dem Motto "Familiengeschichte auf Ortsebene und in Verwandtschaftbeziehungen" in Gundelsheim am Neckar statt.
Dazu hatte die Sektion Genealogie des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde etwa 15 Kollegen aus der engeren Umgebung, vor allem per E-Mail, zusammengerufen. Über 30 Teilnehmer fanden sich ein! Das ist ein deutlicher Ausdruck des Interesses und der Notwendigkeit, weitere Forschungsmöglichkeiten zu erörtern sowie Informationen und Erfahrungen auszutauschen.

Zentrales Anliegen der siebenbürgischen Familienforscher ist es, das vorhandenes Material zu erfassen und für die Zukunft zu sichern. Natürlich sollen die Ergebnisse möglichst unverzüglich vielen Interessenten zugänglich gemacht werden. Daher bestimmten moderne Formen der Datenerfassung, der Sicherung und des Datenaustausches weitgehend die Diskussion.

Zwei Themenschwerpunkte hatte Balduin Herter gesetzt, die sich in den Referaten und Arbeitsgruppen (Projektteams) wiederfanden. Dr. Harald Lienert referierte mit Hilfe eines Notebooks zum Thema Ortsfamilienbuch am Beispiel von Hamruden und Katzendorf. Lienert schilderte, wie er zur Computergenealogie gekommen ist, und zeigte deren Ergebnisse auf. Michael Konnerth bot eine aktuelle Marktübersicht der gängigen EDV-Programme für Genealogie. 70 siebenbürgische Genealogen haben jahrelang erfolgreich mit dem AHN-DATA-Computerprogramm gearbeitet. Heute müsste das Programm weiter entwickelt und auf den neuesten Stand gebracht werden. Angesichts der Fülle an Software-Angeboten ist es zurzeit weder möglich noch nötig, dass sich alle siebenbürgische Genealogen auf ein einziges EDV-Programm einigen. Weiterer Beratungsbedarf ist also vorhanden. Daher wird sich ein erstes Projektteam mit dem Computereinsatz befassen. Karl Bertleff, Josef Kraus und Paul Salmen erklärten sich bereit, diesen Bereich zu koordinieren; die Informatikerin Christa Tabara, Schriftleiterin der Zeitschrift „Siebenbürgische Familienforschung“, wird voraussichtlich ebenfalls mitarbeiten.

Eine zweite Arbeitsgruppe, bestehend aus Dr. Harald Lienert, Ingeborg Graef und Thomas Albrich, wird sich dem Thema Ortsfamilienbuch widmen. Hierfür wollen einige Burzenländer Ortsvertreter für die nächste Sitzung ein gemeinsames Muster vorbereiten, wobei den Zu- und Abwanderern, aber auch der Binnenwanderung Rechnung getragen werden soll: Kronstadt (I. Graef), Rosenau (H. Binnen), Tartlau (P. Salmen), Wolkendorf (H. Hermannstädter), Zeiden (B. Herter).

Dr. Werner Klemm berichtete über den „Fund“ der Sächsich-Regener Matrikel und damit im Zusammenhang über die Arbeit von Dr. Karl Zsigmond, Neumarkt am Mieresch (Târgu Mures). Zsigmond arbeitet an einer zweiten, ergänzten Auflage der Veröffentlichung von Dr. Ernst Wagner „Siebenbürgische Nachkommen des Exulanten Paul Regius“ (1993). Damit der Band von der Stückzahl und den Kosten her eingeschätzt werden kann, werden Interessenten der Veröffentlichung gebeten, sich in den nächsten Wochen bei der Sektion Genealogie zu melden (Adresse siehe unten).

Familie Peter hat die Digitalisierung der Schäßburger Matrikel begonnen. Für die langwierige Arbeit werden weitere Helfer (Computer-Könner und Matrikelleser) dringend gesucht. Richard Ackner zeigte Bücher seiner Familienbibliothek, die sich auch in Gundelsheim befinden, und übergab die gerade fertig gestellte Arbeit „Siebenbürger Sachsen im Adelsstand“. Archivbenutzer berichteten über gute Ergebnisse bei Quellenstudien in Deutschland und Rumänien sowie über weiter führende Forschungen, z.B. in Teilungsbüchern u.a. Gefordert wurde ein für die genealogische Arbeit brauchbares siebenbürgisches Namenbuch. Peter Handel stellte eine interessante Arbeit aus Heltau vor: An Hand der Steuerlisten aus vier Jahrhunderten wurde verdeutlicht, wann Familien erstmals in den Urkunden auftauchen und wann sie wieder verschwanden. Die Untersuchung gehört zum Thema Binnenwanderungen, mit dem sich auch Burzenländer Familienforscher befassen.

Die Sektion Genealogie braucht mehr Mitglieder, und die seit 1984 herausgegebene Zeitschrift Siebenbürgische Familienforschung mehr Abonnenten. Es wurde angeregt, beispielsweise den Dokumentaranteil der Zeitschrift zu verstärken. Auch die Suche nach einem neuen Sektionsvorsitzenden geht weiter. Nach dem Tod von Prof. Dr. Paul Roth liegt der kommissarische Vorsitz weiter bzw. wieder in den Händen von Balduin Herter. Der beste Dank für seine langjährige erfolgreiche Arbeit wäre die baldige Wahl eines Nachfolgers. Dr. Christian Weiß, langjähriger Pfarrer in mehreren siebenbürgischen Gemeinden, erklärte sich zunächst bereit, den Vorsitzenden aktiv zu unterstützen. Ein erfreulicher Hinweis zum Schluss dieses Berichts: Jüngster Teilnehmer des Treffens war der 23-jährige Student Volker Schullerus, der eher durch Zufall über die Mailingliste zur siebenbürgischen Genealogie eingeladen worden war. Die Familie Schullerus wurde genealogisch schon gut aufgearbeitet. Daher will der Student an seiner mütterlichen Vorfahren-Reihe arbeiten. Und bei der Verabschiedung sagte er: „Zum nächsten Treffen komme ich wieder“.

Für 2003 plant die Sektion Genealogie zwei Veranstaltungen:

1.) Seminar „Sammlung und Darstellung der Familiengeschichte“ vom 4.-6. April 2003 in Gundelsheim am Neckar. Erörtert werden die Themen: Genealogisches in Archiv und Bibliothek, Binnenwanderungen und Ortsfamilienbücher, Alte und neue Wege der EDV-Erfassung.

2.) Genealogisches Luxemburger-Siebenbürger Kolloquium am 13. September 2003 in Schengen (Luxemburg), gemeinsam mit der Association luxembourgeoise de Généalogie et d’Héraldique, wobei Kooperationen angebahnt werden.

Voranmeldungen zu den Veranstaltungen nimmt die Sektion Genealogie des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, Schloss Horneck, D-74831 Gundelsheim (Neckar), entgegen.

Richard Ackner
Balduin Herter

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