8. März 2003

Amis am Schwarzen Meer

Bukarest/Konstanza. – Eine klare proamerikanische Haltung nimmt Rumänien im Irak-Konflikt ein. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg und auch gut 50 Jahre danach warteten die Rumänen immer wieder auf die Amis, nun sind sie da: Hercules-Transporter und Hubschrauber der US Army flogen unentwegt seit dem 20. Februar oftmals bei Nacht und Nebel den internationalen Flughafen "Kogalniceanu" nahe Konstanza an und luden hier Soldaten wie logistische Ausrüstung ab.
Die Zone rund um die Landebahn wurde weitläufig abgeriegelt und zu einem militärischen Sperrgebiet erklärt, selbst zu den Nobelhotels im Kurort Mamaia hat man seither keinen Zugang mehr. Und eine Nachrichtensperre wurde ohnehin verhängt, Medien sind auf Informationen aus zweiter Hand angewiesen, lediglich Spekulationen zirkulieren so rund um Anzahl der Streitkräfte oder den Umfang der Militärtechnik. Schon Anfang Februar hatte sich der Oberste Verteidigungsrat Rumäniens für die Unterstützung Amerikas in der Irak-Krise ausgesprochen, wenige Tage später wurde diese Empfehlung von den Bukarester Senatoren und Abgeordneten mit nur zwei Gegenstimmen gutgeheißen. US-Inspektoren nahmen daraufhin die Meeresküste unter die Lupe und versicherten, die mögliche Präsenz der Amis auf diesem neuen Stützpunkt werde „nur vorübergehend“ sein. Auch die rumänische Regierung bekräftigte, dass von hier aus keine direkten Angriffe gegen den Irak geflogen werden. In einem Telefongespräch dankte der US-Präsident George W. Bush seinen rumänischen Amtskollegen Ion Iliescu unterdessen für die konstruktive Haltung Rumäniens in der Krise. Derzeit rechnet man hier allerdings nicht mehr mit einer nur vorübergehenden Präsenz der Amerikaner an der Schwarzmeerküste, zumal sich die Türkei bislang zu keiner klaren Strategie im Irak-Konflikt durchringen konnte. Medien spekulieren über eine dauerhafte Verlagerung amerikanischer Streitkräfte aus Deutschland in das „neue Europa“, wie US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld die osteuropäischen Länder nannte. Ein erstes amerikanisches Kriegsschiff, als Frachter getarnt, lief kurz vor Redaktionsschluss mit Panzern an Bord im Hafen von Konstanza ein. Harsche Kritik mussten Rumänien und Bulgarien indes für ihre proamerikanische Haltung im Irak-Konflikt von den Franzosen hinnehmen. Präsident Jacques Chirac drohte, der EU-Beitritt der beiden Länder werde dadurch in Frage gestellt.

mo


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