„Partner“ - dieses Wort ist vorangestellt und damit wurde ein Motto, der Inhalt dieses Treffens umschrieben. „Partenire“ - Anteil haben, Anteil nehmen, Teilhaber sein, so könnte man das lateinische Wort übersetzen. Dass wir Anteil haben wollen, uns ins Gespräch einbringen, die Gemeinschaft pflegen und auch der Gemütlichkeit und dem Nachsinnen Raum geben wollen, ist für uns Siebenbürger Sachsen fast „selbst-verständlich“!

Bundesobmann Volker Petri bei seiner Rede in Dinkelsbühl. Foto: Josef Balazs

Was das heute bedeutet, will ich dennoch an den drei Dimensionen der Geschichte kurz aufzeigen:

- Anteil haben an unserer gemeinsamen Vergangenheit in Siebenbürgen, Partner der Geschichte, Teil der Geschichte, unserer Kultur unseres reichen Brauchtums. Viele Ausstellungen, Bücher, Referate machen uns diese reiche Geschichte anschaulich. Sie erfüllt uns noch immer, ihre Bilder sind lebendig in den Erinnerungen aufbewahrt und unvergessliche Erlebnisse und Begegnungen haben sich unauslöschlich eingeprägt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass uns älteren Siebenbürgern unsere Geschichte eine wertvolle, einzigartige aber all zu oft uns belastende Dimension ist.

- Anteil haben an den neuen Herausforderungen in den neuen Heimaten der Gegenwart, d.h. Partner in den Prozessen sein auf den neuen Wegen, in neuen Zusammenhängen. Anteil haben an den Fragen und Antworten auf der Suche nach dem Lebens-Sinn im heutigen Leben. Als österreichische, deutsche, amerikanische und rumänische Siebenbürger Sachsen erleben wir uns im gegenwärtigen Kontext und tragen unser Siebenbürger Sein mit alten vertrauten Werten und Inhalten in neuen und herausfordernden Umständen einer nicht nur zeitlich und geographisch veränderten Welt. Anteil haben an der Gegenwart, das macht nachdenklich. Wie haben wir Anteil? Durch unser Schaffen, unseren wirtschaftlichen, politischen und vor allem auch kulturellen Beitrag in den neuen Heimaten Deutschland, Österreich, Kanada und den USA.

- Anteil haben an der Zukunft im vereinten Europa und der globalisierten Welt. Partner sein bedeutet, sich leidenschaftlich für die Zukunft, für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung dieser wunderbaren Schöpfung einzusetzen. Diesem Einsatz aus den Erfahrungen der Geschichte, den täglich-gegenwärtigen Fragen und Antworten versucht auch dieser Heimattag gerecht zu werden.

Anteil an der Zukunft kann man nur durch die Hoffnung haben, wohnt doch die Zukunft im Hause von Morgen. Unsere Erfahrungen in der ethnischen, kulturellen und konfessionellen Vielfalt sind eine Türe in diese Zukunft. „Partner in Gemeinschaft“ ist der volle Titel des Mottos. Anteil haben ist das eine, ganz Persönliche und Individuelle jedes Einzelnen von uns. Es ist aber zugleich auch der erste Schritt des Heraustretens aus dem Ich zum Du und Wir. Nun tritt das fast „unzeitgemäße Wort" Gemeinschaft ins Blickfeld. Antoine de Saint-Exupery schreibt: „Gemeinschaft ist nicht eine Summe von Interessen, sondern die Summe an Hingabe!“ Hingabe, Liebe des Einzelnen für die Gemeinschaft, das Einbringen unserer Stimme in den Chor des Lebens, das Einfügen unseres Mosaiksteinchens in das lebendige Bild des Lebens heißt unseren Egoismus, unsere Schwerfälligkeit und unseren Materialismus überwinden.

Ich wünsche uns allen von ganzem Herzen, dass wir hingebungsvolle Augenblicke erleben, Tage der Gemeinschaft erfahren und uns als Partner in dieser beschenkten Gemeinschaft begegnen dürfen.

Im Herbst 2004 feiern die österreichischen Siebenbürger Sachsen ein wichtiges Fest. Es werden 270 Jahre seit der ersten Transmigration unserer evangelischen Landler aus dem Salzkammergut nach Siebenbürgen und es sind 60 Jahre seit der Ankunft der Trecks der Siebenbürger Sachsen aus Nordsiebenbürgen und fünf Dörfern in Österreich. Zu diesem Fest lade ich auch Sie alle herzlich in unsere Partnerstadt Wels ein.

Volker Petri

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 10 vom 25. Juni 2003, Seite 7)