25. Juni 2003

Kinder- und Jugendveranstaltungen beleben Heimattag in Dinkelsbühl

Der Heimattag in Dinkelsbühl, so der Bundesvorsitzende Dürr in seiner Pfingstansprache, sollte auch „zwischen Jung und Alt“ ein „Zeichen des Gemeinsinns setzen“. Insgesamt fast 500 Besucher ließen die beiden Veranstaltungen „Unser Nachwuchs präsentiert sich“ am Pfingstsamstag sowie „Zaubern und magische Spiele“ (Pfingstsonntag) zu Gemeinschaftserlebnissen für alle Generationen werden. Es hat sich gezeigt, dass die siebenbürgisch-sächsische Jugend durch ihr Engagement den Heimattag wohltuend belebt und bereichert.
Es musste umdisponiert werden, der unsicheren Wetterlage wegen. Daher fand das Platzkonzert der „Siebenbürger Blasmusik“ unter der Leitung von Hans-Otto Mantsch am Samstagnachmittag nicht vor, sondern in der Schranne statt. Im unmittelbaren Anschluss folgte an Ort und Stelle die im Programm unter dem Titel „Unser Nachwuchs stellt sich vor“ angekündigte Veranstaltung. Gut 350 Besucher erwarteten im Festsaal mit Spannung den Auftritt der Kinder und Jugendlichen. In manchen Fällen waren es die Eltern, Verwandte und Bekannte, die der Talentprobe der Sprösslinge aufmerksam folgten.
Siebenbürgisch-sächsischer Nachwuchs gab Talentprobe im Schrannen-Festsaal. Foto: Günther Melzer
Siebenbürgisch-sächsischer Nachwuchs gab Talentprobe im Schrannen-Festsaal. Foto: Günther Melzer

Die Idee zu dieser „Eltern-Kind-Initiative“ war in einer Sitzung des Heimattagsausschusses im Frühjahr entstanden. Für die konzeptionelle und organisatorische Realisierung zeichneten neben Kulturreferentin Ingwelde Juchum-Rausch und Bundesjugendleiter Rainer Lehni seitens der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland“ (SJD) insbesondere Hannelore Scheiber, Öffentlichkeitsreferentin der Kreisgruppe Augsburg und Moderatorin des Trachtenzuges, Doris Hutter, Leiterin der siebenbürgischen Theatergruppe in Herzogenaurach und Geschäftsleiterin des Hauses der Heimat in Nürnberg, sowie Bundesfrauenreferentin Enni Janesch verantwortlich.

Eins, zwei, drei - Bühne frei


Einen 90-minütigen bunten Reigen aus Musik- und Tanzeinlagen, heiter gewürzt mit Mundartvorträgen, präsentierte der Bühnennachwuchs – nicht inspiriert von „Deutschland sucht den Superstar“ – unter der Moderation von Ingwelde Juchum-Rausch. Prunkstück der Veranstaltung war das von Hans-Otto Mantsch geleitete Jugendorchester. Die Mitwirkenden hatten ihre Einsätze selbstständig geübt und nur eine gemeinsame Probe. Das Resultat ließ sich hören, ach was, riss das Publikum zu Zugaberufen hin. Es wirkten mit: aus der Jugendtanzgruppe München Heidi Krempels (19) und Patrick Krempels(14), Andreas Roth (19), Heike Spielhaupter (16) von der Jugendkapelle München, aus der Theatergruppe Herzogenaurach Ingrid Hutter (19) und Dagmar Hutter (18), Katharina Ziegler (14), Michael Schuster (10) Tobias Krempels (20) und Matthias Berner (16), aus der Kindertanzgruppe Augsburg Natalie Schwarz (10), Katharina Szilagyi (13), Angelika Vetro (10) und Vivian Kellinger (9), Fiona Bordon (12), schließlich aus der Kindertanzgruppe Drabenderhöhe Manfred Thalmann (14) und Melanie Thalmann (12) sowie Franziska Scharpel (12).

Schon mit „Kein schöner Land“, „Lustige Musikanten“, „Dona nobis pacem“ und zum Ausklang „Muss I denn …“ ließ das Jugendorchester sein Können anklingen. Außerordentliche Wirkung erzielten die jungen Musiker unter dem dynamischen Hans-Otto Mantsch mit „One Moment in Time“. Das hatte beinahe Big-Band-Charakter. Die Stimmung im Schrannen-Festsaal schlug hohe Wellen, und die Zugaberufe wurden vom Orchester erhört. Den nachfolgenden Applaus hatte sich das Jugendorchester redlich verdient.

Wehe, wenn sie losgelassen


Nach ihrem Aufmarsch zeigten die gemischten Kindertanzgruppen unterschiedliche Formationen und Figuren. Beherzt und flotten Schrittes wirbeln die Kinder nur so dahin. Kein Wunder, dass es auch zu Turbulenzen kommt. Die Szene ruft allgemeine Heiterkeit hervor, als Hannelore Scheiber kurzerhand auf die Bühne eilt, das ineinander vertanzte „Knäuel“ entzerrt und dirigiert. Die Ordnung ist wiedergefunden, es kann weitergehen. Viel Beifall erhielten die Kindertanzgruppe Augsburg unter Leitung von Rosemarie Schwarz und die Kindertanzgruppe Drabenderhöhe unter Christa Brandsch-Böhm für ihre teils traditionellen, teils modernen Tänze.

Der Auftritt von Doris Hutter mit Tochter Dagmar unterstrich die Idee der Mutter-Kind-Initiative. Zur Melodie der alten Volksweise „Medchen, wällt’e Zepcher dron?“ schrieb Doris Hutter eine kleine Dialogszene, ein typischer Mutter-Tochter-Konflikt um die Frage nach dem rechten Outfit des Teenagers: Jeans ja, Zöpfchen nein. Den Reaktionen aus dem Publikum nach zu schließen, eine wohl bekannte Alltagsszene.

Für Erheiterung sorgten auch und besonders die Mundartvorträge von Simon Theil aus Oberasbach bei Nürnberg. Erfrischend selbstbewusst trug der Zehnjährige Verse aus „Saksesch Wält e Wirt uch Beld“ sowie „De Subtraktion“ vom Schuster Dutz vor. Er schien seinen Auftritt sichtlich zu genießen.

Am Ende hatten sich alle Mitwirkenden kräftige Ovationen verdient. Für ihre Arbeit im Hintergrund überreichte die Bundesfrauenreferentin Enni Janesch der Moderatorin Ingwelde Juchum-Rausch und Doris Hutter jeweils eine siebenbürgische Kachel, Rosemarie Schwarz (Kindertanzgruppe Augsburg) und Christa Brandsch-Böhm (Kindertanzgruppe Drabenderhöhe), zum 25. Mal in Dinkelsbühl dabei, nahmen je einen Blumenstrauß entgegen. Auch die jungen Akteure wurden belohnt in Form eines Stadtspiels, das die Stadt Dinkelsbühl neu entwickelt hat, und für den siebenbürgisch-sächsischen Nachwuchs als Premiere veranstaltete. Fazit: Ein stimmungsvoller Nachmittag im Schrannen-Festsaal ging zu Ende, seine Fortsetzung beim kommenden Heimattag wäre sehr zu begrüßen.

Ein Magier verzaubert Klein und Groß


Drückend-schwül war es draußen, am Pfingstsonntag, gegen 14 Uhr. Nicht so im Konzertsaal des Spitalgewölbes, wo sich weit mehr als 100 Gäste zur Zaubershow von Hans Benning-Polder eingefunden hatten. Etliche Nachzügler mussten gar stehen. Es lohnte sich allemal. In den ersten Reihen saßen scharenweise Kinder mit großen Augen und verfolgten die volle Stunde über aufmerksam das Tun des weisen Magiers, um ihm auf die Schliche zu kommen. Am Schluss belohnte Polder seine jungen „Augenzeugen“ mit der Anleitung zu seinem Trick „Die Zahlenkarten“.

„Zaubern und Magische Spiele – eine amüsante Zaubershow für Groß und Klein“, so der Titel jenes Programms, das der gebürtige Großprobstdorfer (Jahrgang 1933) zur Aufführung brachte. Den Kindern zugewandt, kündigte Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster einen hervorragenden Zauberkünstler an, der bevorzugt in Kindergärten und Schulen in die Welt der Magie einführt. Gleich vorneweg erklärt Polder im bunten Magierkostüm den Kindern, „dass Zaubern eine Kunst ist, die gelernt werden kann, die auf magische Art und Weise Freude und Unterhaltung bringt“. Wie man sich einen gütigen Großvater nur vorstellen kann: schlohweiße Haare, mit freundlichen Augen und sanfter Stimme.
Magischer Moment: Mädchen assistiert dem großen Zauberer auf der Bühne. Foto: Christian Schoger
Magischer Moment: Mädchen assistiert dem großen Zauberer auf der Bühne. Foto: Christian Schoger

Schnell findet der Künstler Zugang zu den Kleinen. Flinke Hände und Raffinesse bei der Durchführung verschiedener Kunststücke, zu denen er häufig Zuschauer zu sich auf die Bühne bittet, um zu assistieren, verraten den erfahrenen Zauberer. Die Kinder sind verblüfft von der „Wandernden Flasche“, der „Wundersamen Geldvermehrung“ auf dem Silbertablett, der „Illusion mit Schallplatten“ oder den Tricks mit den chinesischen Ringen und der Federbuschfärbung. Manche robben sich bis zur Bühne heran, um dem Magier so noch genauer auf die Finger zu sehen.

„Ein tolles Erlebnis“, schwärmt hinterher der elfjährige Andreas, der schon einmal eine Zauberschule besucht hat und – vielleicht, vielleicht – eines Tages dort oben auf der Bühne stehen wird, wie heute ein Polder, und Kinder wie Erwachsene verzaubert. Für dieses Mal verabschiedet sich ein schmunzelnder Hans Benning-Polder von seinem dankbaren Publikum.

Christian Schoger


(gedruckte Ausgabe: siebenbürgische Zeitung, Folge 10 vom 25. Juni 2003, Seite 7)

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