22. November 2003

Partnerschaftliche Zusammenarbeit bekräftigt

Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, Volker E. Dürr, hat die aktuellen und künftigen Aufgaben der Landsmannschaft beim 28. siebenbürgisch-sächsischen Kirchentag in Heilbronn und der 12. Tagung der siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften in Immendingen präsentiert. Sowohl das Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD als auch die Heimatortsgemeinschaften bekräftigten ihr Interesse, die Probleme gemeinsam zu schultern.
In seinem Grußwort zum Kirchentag betonte Volker Dürr am 7. November in Heilbronn: „In allen Ländern, wo sie heute als Gemeinschaft leben, sind die Siebenbürger Sachsen kulturell akzeptiert und wegen ihrer Gemeinschaftstreue geschätzt. Wir sollten daher in unserer heutigen Situation nicht einen Verlust, nicht das Ende unserer Identität, sondern eine Chance, eine Herausforderung sehen, mit unserem Gemeinschaftsleben, mit unserem Brauchtum, mit unserer reichen und wertvollen siebenbürgisch-sächsischen Kultur auch in den größeren Dimensionen der Gegenwart und der Zukunft zu leben und zu wirken, in Europa, in Kanada, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo immer wir leben.“

Die aktuellen Problembereiche, die insbesondere unsere hier in Deutschland lebenden Landsleute aus Siebenbürgen betreffen, präsentierte der Bundes- und Föderationsvorsitzende wie folgt:

„Die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Integration unserer siebenbürgischen Landsleute in Deutschland dürfte weiterhin das Hauptanliegen unserer gemeinsamen Anstrengungen bleiben. Neben der Akzeptanz und der Solidarität mit Aussiedlern ist auch weiterhin ihre Aufnahme in die Bundesrepublik Deutschland zu fördern, wobei Härten wie Familientrennung und Abschiebung vermieden werden müssen.“ Dürr bat um Unterstützung der von den Siebenbürger Sachsen initiierten Interessengemeinschaft gegen die Fremdrentenkürzung, „mit der wir bisher erfolgreich die Aufhebung der Kürzungen durch das Bundesverfassungsgericht anstreben“.

„Angesichts der derzeitigen demografischen Struktur unserer in Siebenbürgen lebenden Landsleute engagiert sich die Landsmannschaft in enger Abstimmung mit dem Hilfskomitee und den Heimatortgemeinschaften nach wie vor in der materiellen und moralischen Unterstützung der Landsleute in Siebenbürgen und ist sich gleichzeitig der Bedeutung ihrer Brückenfunktion auch zu den osteuropäischen Ländern bewusst.“

Die Sicherung und Erhaltung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes ist eine wichtige Aufgabe der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen, die nur in enger Zusammenarbeit mit allen anderen Einrichtungen gelingen kann. „Ich bitte Sie aktiv mit dazu beizutragen, dass die in fünf Jahrzehnten geschaffenen Einrichtungen des siebenbürgisch-sächsischen Kulturzentrums in Gundelsheim durch unser gemeinsames finanzielles Engagement stabilisiert und für die Zukunft gesichert werden“, sagte Dürr. Es sei gelungen, die Zerschlagung des Siebenbürgischen Museums abzuwenden. Neues Sorgenkind sei der Kulturrat in Gundelsheim; das Patenland Nordrhein-Westfalen beabsichtige, die finanzielle Förderung zu halbieren und im übernächsten Jahr einzustellen.

Die Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit ist und bleibt weiterhin die Hauptaufgabe unseres landsmannschaftlichen Verbandes und seiner Partnerorganisationen.

Notwendig sei die Zusammenarbeit auch aus folgendem Grund: „Dass der enge Zusammenhalt dringend nötig ist, zeigt das politische Klima in Deutschland und die nachlassende Bereitschaft der Politik, die kulturelle Breitenarbeit der Siebenbürger Sachsen und unsere historisch gewachsenen Einrichtungen in Gundelsheim zu fördern. Deshalb sind wir gemeinsam gefordert, in geschwisterlicher vertrauensvoller Zusammenarbeit ein selbsttragendes Netzwerk aufzubauen.“



Bundesvorsitzender Volker Dürr (rechts) würdigt den ehemaligen Vorsitzenden des HOG-Verbandes, Horst Göbbel, mit einem Buchpräsent. Foto: Günther Melzer.
Bundesvorsitzender Volker Dürr (rechts) würdigt den ehemaligen Vorsitzenden des HOG-Verbandes, Horst Göbbel, mit einem Buchpräsent. Foto: Günther Melzer.


olker Dürr dankte für den herzlichen Empfang durch die Kreisgruppe Tuttlingen unter Martin Brenndörfer, die im 20. Jahr ihres Bestehens so fest verankert und integriert sei, dass sie die große Tagung der siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften vom 14. bis 16. November so hervorragend organisiert habe. Bürgermeister Helmut Mahler hatte die Delegierten in der Fremdenverkehrs- und Garnisonsgemeinde Immendingen bereits am Samstagvormittag willkommen geheißen. Die Landsmannschaft sei eine feste Größe im örtlichen Vereinsleben, die Siebenbürger brächten sich engagiert in das Leben der Gemeinde und des Landkreises ein, betonte Mahler.

Der Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmannschaft, Alfred Mrass, lobte die Heimatortsgemeinschaften, die wichtige Aufgaben bei der Heimathilfe, der Organisation von Heimattreffen, dem Erhalt des Kulturgutes durch die Herausgabe von Heimatbüchern, bei der Sicherung von Kirchenburgen, Friedhöfen und Gemeinschaftsbauten wahrnehmen. Die HOGs entsprechen einem „inneren Bedürfnis“, HOGs und Landsmannschaft seien „verschiedenartige Geschwister“, die gemeinsame Lasten zu tragen haben, sagte Mrass

Dekan i. R. Hermann Schuller, stellvertretender Vorsitzender des Hilfskomitees, betonte in seinem Grußwort, dass die Zeit der Konfrontationen vorbei sei. Es gelte nun, gemäß dem Motto des Kirchentages in Heilbronn, „Bewahre sie, dass sie eins seien“, alle zu sammeln, die guten Glaubens seien. „Wir werden auch nicht mehr.“ Deshalb hätte er nichts dagegen, wenn die verschiedenen siebenbürgischen Vereine eines Tages zusammengelegt würden.

Landeskirchenkurator Dr. Paul Niedermaier sprach über die Zusammenarbeit der Heimatkirche mit den Heimatortsgemeinschaften. „Ausgewanderte sind ebenso wie Dortgebliebene Eigentümer und Verwalter der Kirchenburgen“, betonte Dr. Niedermaier. Frühere Spannungen, die es zwischen den ausgwanderten und dortgebliebenen Sachsen gegeben habe, seien mittlerweile überwunden: „Wir stehen erst am Anfang eines neuen gemeinsamen Wirkens.“

In seinem eingangs erwähnten Grußwort präsentierte der Bundesvorsitzende Volker E. Dürr die aktuellen Aufgaben und warb darum, diese gemeinsam zu schultern. Stellvertretend für die zahlreichen Beispiele guter Zusammenarbeit dankte Dürr drei Personen und überreichte ihnen je ein Buchgeschenk: Horst Göbbel, dem früheren Vorsitzenden des HOG-Verbandes, Michael Konnerth, dem derzeitigen Vorsitzenden, und Georg Gross, dem ehemaligen Sprecher der HOG-Regionalgruppe Burzenland. Angesichts einer erheblichen Haushaltslücke forderte Dürr die Heimatortsgemeinschaften auf, 10 000 Euro der Gesamtkosten in Höhe von rund 49 000 Euro, die bei der Erstellung der HOG-Seiten jährlich anfallen, zu finanzieren.



Michael Konnerth, Vorsitzender des HOG-Verbandes, befürwortet ein finanzielles Engagement für die Rubrik HOG-Nachrichten der Siebenbürgischen Zeitung. Foto: Günther Melzer
Michael Konnerth, Vorsitzender des HOG-Verbandes, befürwortet ein finanzielles Engagement für die Rubrik HOG-Nachrichten der Siebenbürgischen Zeitung. Foto: Günther Melzer
Die Heimatortsgemeinschaften nutzen nicht nur intensiv die Siebenbürgische Zeitung und die Internetpräsenz der Landsmannschaft, sondern fühlen sich auch in die Pflicht genommen. Die Delegierten der Heimatortsgemeinschaften beschlossen in Immendingen einmütig, sich nach Kräften an der Finanzierung der Rubrik „HOG-Nachrichten“ dieser Zeitung zu beteiligen. Ein geringer Grundbetrag wird durch den HOG-Verband gesichert, zusätzlich zahlen die Heimatortsgemeinschaften für ihre veröffentlichten Artikel zweckgebundene Spenden in einen Topf ein, aus dem der HOG-Verband seine finanzielle Beteiligung an der Zeitung bestreitet. Zudem beschlossen die Heimatortsgemeinschaften, gemeinsam mit der Landsmannschaft neue Mitglieder zu werben, um deren Basis zu verbreitern und somit die Finanzlücke zu schließen. Eine Arbeitsgruppe des HOG-Verbandes unter dessen Vorsitzendem Michael Konnerth wurde beauftragt, den Beschluss umzusetzen. Gesucht wird schließlich ein Redaktionsteam, das die Beiträge der einzelnen Heimatortsgemeinschaften redigiert und gebündelt an die Zeitung weiterleitet.

Überaus positiv aufgenommen wurde auch das Ortschaftenprojekt von www.SiebenbuergeR.de, das von der Landsmannschaft initiiert wurde und gemeinsam mit den Heimatortsgemeinschaften weiter entwickelt werden soll. (Lesen Sie Beiträge über den Kirchentag in der Beilage „Kirche und Heimat“ und auf Seite 3 der Siebenbürgischen Zeitung vom 30. November, ein Bericht über die HOG-Tagung folgt in der Ausgabe vom 15. Dezember).

Siegbert Bruss


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 19 vom 30. November 2003, Leitartikel)

Fotoalbum: Impressionen 12. HOG-Tagung in Immendingen, 14.-16. November 2003, Fotos: Günther Melzer

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