26. Mai 2004

Festzelt in Dinkelsbühl: Heiße Musik für coole Leute

Rund 10 000 Besucher erhoffen sich die Organisatoren des Heimattages der Siebenbürger Sachsen zu Pfingsten. Vielfältige kulturelle und Brauchtumsveranstaltungen werden in der mittelalterlichen Stadt geboten. Zudem feiern vorwiegend junge Leute, vor den Toren der Stadt, im Festzelt auf dem Schießwasen. Den Festzeltbetrieb organisieren seit 1992 die beiden Freunde Gerhard Roth und Tiberius Donea. Mediaberater Gerhard Roth, 1959 in Martinskirchen geboren, ist 1977 in die Bundesrepublik ausgesiedelt, vier Jahre vor dem 1962 in Mediasch geborenen Maschinenbautechniker Tiberius Donea. Einen Stapel von Aufgaben hat das Gespann Roth/Donea zu bewältigen, damit am Ende des Pfingstwochenendes eine positive Bilanz gezogen werden kann. Am Siedepunkt der Stimmung füllen rund 2 500 Gäste das Festzelt. In dem folgenden Gespräch, das Christian Schoger führte, gewähren uns die beiden Festzeltmanager einen Blick hinter die Kulissen ihrer organisatorischen Arbeit.
Ihr macht einen guten Job. Wieso harmoniert das Gespann Roth/Donea so gut?

Tiberius: Danke, danke. Weil wir uns privat und auch geschäftlich sehr gut verstehen und uns blind vertrauen. Wir lernten uns Ostern 1986 beim Bespritzen in Würzburg kennen, organisierten anschließend gemeinsam Veranstaltungen und sind seither in einer Clique gute Freunde.

Gerhard, wie bist du eigentlich zum Festzelt gekommen?



Gerhard (links) schwärmt für Rock, Blues und Soul; seine Devise: "Leben und Leben lassen". Tiberius hört bevorzugt Österreichrock; sein Motto: "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen". Foto: G. Seiwerth
Gerhard (links) schwärmt für Rock, Blues und Soul; seine Devise: "Leben und Leben lassen". Tiberius hört bevorzugt Österreichrock; sein Motto: "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen". Foto: G. Seiwerth

Ich habe seit meiner Aussiedlung jeden Heimattag besucht und war auch immer dort zu finden, wo eine Party stieg. Am Anfang in der Turnhalle, später dann im kleinen Festzelt auf der Bleiche und dann natürlich im großen Festzelt am Schießwasen. Es war immer super Party, nur die Organisation und die Sicherheit des Zeltes waren eine einzige Katastrophe. Trotz Ordnungspersonal gab es viele Schlägereien mit zum Teil starken Verletzungen. Der gute Ruf der Siebenbürger Sachsen wurde beschädigt. Das konnte und wollte ich mir einfach nicht mehr ansehen. Nach meinen Verbesserungsvorschlägen erhielt ich bereits 1992 die Gesamtverantwortung für das Festzelt.

Davor schmiss der Festwirt den „Laden“. Weshalb wurde die Verantwortung einer zusätzlichen Mannschaft übertragen?

Tiberius: In erster Linie wollte man eine interessantere Gestaltung des Heimattages durch den Auftritt verschiedener siebenbürgischer Bands und zweitens wurde so auf die erwähnten organisatorischen und Sicherheitsmängel reagiert. Sicherheitsmängel, die zum damaligen Zeitpunkt das Überleben des Festzeltes gefährdeten.

Wie hat sich diese Änderung inzwischen ausgewirkt?

Tiberius: In fast allen Belangen sehr positiv. Erstens finanziell für die Landsmannschaft. Der Abzeichenverkauf ist geregelt. Und dann fühlen sich die Gäste wieder wohl und sicher im Festzelt.

Die Zahl der im Festzelt verkauften Abzeichen nimmt tendenziell ab. Nach 1 476 Abzeichen in 2001 waren es 2002 gerade mal 1 072 und im letzten Jahr 1 062. Was sind die Gründe hierfür? Wie kann man gegensteuern?

Gerhard: Die wirtschaftliche Rezession der letzten Jahre geht auch an unserem Heimattag nicht vorbei. Außerdem registrieren wir ein Wegbleiben der älteren Generation, hauptsächlich bedingt durch die vielen HOG-Treffen außerhalb des Heimattages. Hauptziel sollte es sein, dieser Tendenz schnellstens entgegen zu wirken, indem wir innerhalb der Verbände Überzeugungsarbeit in puncto Sinn und Zweck unseres Heimattages leisten.

Stichwort Aufgabengebiet: Wer kümmert sich worum?

Gerhard: Unsere Aufgabengebiete sind seit Jahren gut und sinnvoll verteilt. Tiberius kümmert sich ums Personal, um Absperrungen und die Logistik, und ich um die Einteilung der Bands, um Security, Werbung und um den Schreibkram.

Wie groß ist euer komplettes Team? Sind die Mitarbeiter ehrenamtlich dabei oder gibt es "Bares"?

Tiberius: Ehrenamtlich ist hier keiner dabei, das kann man von den fast rund um die Uhr im Einsatz befindlichen Personen nicht verlangen. Unser Team besteht aus ca. 20 Personen inklusive unserer Familienmitglieder, denen wir an dieser Stelle für ihre tatkräftige Unterstützung herzlich danken. Jeder weiß, was er zu tun hat.

Welche Musik kommt beim Festzeltpublikum an?

Gerhard: In erster Linie Stimmungs- und Partymusik, wobei der deutsche Schlager nicht zu kurz kommt - und das ist gut so.

Beschreibt mal das Festzeltpublikum. Wie diszipliniert sind die Leute? Gibt es auch „Exzesse“?

Tiberius: Es ist seit Jahren ein Superpublikum zwischen 16 und 40 Jahren, am Freitag und Samstag. Sonntag sind alle Generationen vertreten! Sie sind sehr tanzlustig und, zu unser aller Verwunderung, auch sehr diszipliniert geworden. Dafür ein herzliches Dankeschön an alle. Randalierer haben bei uns im Festzelt nichts mehr zu suchen, sondern nur Partypeople. Bei uns kann jeder sein Bier wieder genießen.

Sind diese Partygäste auch Gäste des Heimattages oder „bloß“ Festzeltbesucher?

Gerhard: Mindestens 90 Prozent sind Gäste des Heimattages und vorwiegend Landsleute. Wir hoffen, dass unsere Landsleute auch weiterhin so zahlreich nach Dinkelsbühl kommen, denn mit ihnen steht und fällt der Heimattag der Siebenbürger Sachsen.

90 Prozent scheint doch etwas hoch gegriffen. Auf welche Bands dürfen wir uns in diesem Jahr freuen?

Gerhard: Am Freitag, dem 28. Mai, spielt die AKUSTIK-Band, am Samstag MELODY 4 YOU und am Sonntag dann AMAZONAS-Express.

Nach welchen Gesichtspunkten wählt ihr die Bands aus?

Gerhard: Es sollten in erster Linie siebenbürgische Bands sein, und natürlich spielt die Qualität eine große Rolle. Alle Bands werden im Vorfeld angehört. Es bewerben sich übrigens immer wieder Newcomer-Bands, die auch ihre Chance erhalten.

Kommen die Musikgruppen nur der Gage wegen?

Tiberius: Auf dem Heimattag zu spielen ist immer etwas ganz Besonderes, schon wegen der großen Kulisse. Die Gage darf hier keine große Rolle spielen. Viele Newcomer-Bands haben ihre Karriere am Heimattag gestartet.

Danke, dass ihr euch Zeit genommen habt für dieses Gespräch. Ihr habt das letzte Wort.

Gerhard: Abschließend möchten wir uns bei der Heimattagsorganisation, bei Johann Schuller und insbesondere beim Team um Erhard Graeff für die tatkräftige Unterstützung bedanken. Wir freuen uns auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.
Tiberius: Auch ich danke den genannten Personen für das über die Jahre geschenkte Vertrauen, ebenso der Stadt und der Polizei von Dinkelsbühl. Nicht zu vergessen Sunnyboy Papert, der immer für Leib und Seele sorgte.

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