11. August 2004

Fest der Begegnung in den USA und Kanada

Die in den Vereinigten Staaten und in Kanada ansässigen siebenbürgischen Landsleute haben vom 16. bis 18. Juli in Chicago im US-Bundesstaat Illinois ihren Heimattag abgehalten. Das jährliche Treffen findet abwechselnd in einem der beiden nordamerikanischen Länder statt. Veranstalter war dieses Mal die Alliance of Transylvanian Saxons (ATS), der Zentralverband der Siebenbürger Sachsen in den USA. Als Spitzenvertreter sächsischer Körperschaften nahmen an dem Treffen neben dem gastgebenden ATS-Präsidenten David P. Bokesch auch der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft in Kanada, John Werner, seine Amtsvorgängerin Käthe Paulini und der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Paul Jürgen Porr, teil. Aus Deutschland reiste anlässlich des diesjährigen Kulturaustausches im Rahmen der Föderation der Siebenbürger Sachsen eine Kulturgruppe der Kreisgruppe Heilbronn an, bestehend aus der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Heilbronn (Leitung Christine Göltsch und Ines Wenzel) sowie der Band Amazonas-Express (Leitung Erhard Bartesch). Die Reise war eigens auf den „Saxon Heimattag“ in Chicago terminlich abgestimmt worden. Lesen Sie in Folgenden den Erlebnisbericht der Heilbronner.
Am 5. Juli war es endlich soweit. Zum diesjährigen Kulturaustausch im Rahmen der Föderation der Siebenbürger Sachsen trafen sich - nach monatelanger Vorbereitung und in großer Vorfreude - die teilnehmenden Mitglieder der Band Amazonas-Express (Leitung Erhard Bartesch) und der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Heilbronn (Leitung Christine Göltsch und Ines Wenzel) zur Abfahrt auf der Heilbronner Theresienwiese. Vom Frankfurter Flughafen aus erreichten wir nach zehnstündigem Flug Toronto, wo uns der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, John Werner, willkommen hieß.

Mit einem kanadischen „Schoolbus“ fuhren wir zu unserem ersten Aufenthaltsort: Kitchener (Waterloo). Im dortigen Transylvania Club begrüßten uns die Mitglieder aufs Herzlichste und wir wurden mit unseren Gastfamilien bekannt gemacht. Unter der ortskundigen Leitung des stellvertretenden Bundesvorsitzenden John Penteker und des Jugendreferenten des Transylvania Clubs, Jeremy Frim, besichtigten wir Toronto, die Hauptstadt Ontarios mit dem CN-Tower, den Rathäusern und dem imposanten Bankenviertel und am nächsten Tag St. Jacobs, eine kleine Mennonitenstadt in der Nähe von Kitchener, in der ein kleines Museum Auskunft über die Herkunft und das Leben dieser besonderen Glaubensgemeinschaft gab.



Präsentierten siebenbürgisch-sächsische Kultur beim Heimattag in Chicago: Tanzgruppe Heilbronn, „Amazonas Express“ und die Tanzgruppe aus Kitchener.
Präsentierten siebenbürgisch-sächsische Kultur beim Heimattag in Chicago: Tanzgruppe Heilbronn, „Amazonas Express“ und die Tanzgruppe aus Kitchener.


Am zweiten Abend bestritten wir im Transylvania Club unseren ersten großen Auftritt. Nachdem die Hofbräu-Blaskapelle unter der Leitung von Steve Schatz sen. den Abend eröffnet hatte, sang der Transylvania Chor unter der Leitung von Carl Schropp einige Lieder. Der anschließenden Begrüßung durch John Werner und Alfred Löwrich, folgte das Programm unserer Kulturgruppe. Nach dem Eröffnungsstück von Amazonas-Express boten wir im Wechsel Tanz- und Gesangsdarbietungen. Unter der Leitung von Melitta Wonner wurde eigens für diese Reise ein vierstimmiger Chor gegründet. Die Aufregung der jungen Sänger war bei dieser ersten Präsentation wahrscheinlich nicht zu übersehen. Astrid Sutoris trug gekonnt zwei Gedichte vor, und Amazonas-Express bereicherte das Programm durch Volkslieder. Nach der ersten Hälfte unseres Kulturprogramms führte die Transylvania Jugendtanzgruppe aus Kitchener einige Schautänze in Dirndl und Lederhose vor. Gemeinsam tanzten wir zum Abschluss die Sternpolka, wobei nicht nur jeder Tänzer, sondern auch das Publikum sehr viel Spaß hatte. Im Anschluss an den kulturellen Teil spielte Amazonas-Express zum Tanz.

Naturereignis und Kultur

Erleichtert, den ersten Auftritt erfolgreich absolviert zu haben, konnten wir uns am darauf folgenden Morgen zu den Niagara-Wasserfällen aufmachen. In Begleitung der Kulturgruppenleiterin Grete Giebat und der Frauenvereinspräsidentin Helgard Werner sowie von John Penteker und Jeremy Frims (diesen beiden danken wir auch für die besonderen Fahrdienste während des Aufenthalts in Kitchener) erreichten wir, gestärkt durch leckere Lunchpakete (für die an dieser Stelle dem Frauenverein noch mal gedankt sei), das fantastische Naturschauspiel zwischen Kanada und den USA. Bei einer Filmvorführung im IMAX-Kino erfuhren wir einiges über die Legenden der Wasserfälle. Tief beeindruckt machten wir uns wieder auf den Heimweg. Dieser wurde uns durch Erhard Bartesch und Alfred Elst, Mitglieder der Band, musikalisch verkürzt. Die gemeinsam gesungenenen Stimmungslieder beeindruckten sogar unsere kanadische Busfahrerin. Auf der Residenz von Familie Bauer erlebten wir anschließend bei Barbecue, Musik und guter Unterhaltung einen sehr gemütlichen Abschlussabend mit den Gastfamilien und Organisatoren. Am Samstag hieß es am Transylvania Club Abschied nehmen von Menschen, die uns innerhalb weniger Tage ans Herz gewachsen sind, mit denen wir Freundschaft geschlossen und bei denen wir uns zuhause gefühlt haben. Wehmütig bestiegen wir unseren Bus, winkten ein letztes Mal „unseren“ Familien zu und ließen diese wunderbaren Menschen und ihren Club hinter uns.

Die nächste Station unserer Reise war Aylmer, wo uns Clubpräsident Michael Ungar und seine Gattin Helga sowie weitere Vorstandsmitglieder im Deutsch-Karnadischen Club Saxonia herzlich begrüßten. Unsere neuen Gastfamilien zeigten uns Rinder-Farmen, Tabak-Plantagen, den Lake Erie und viele andere ländliche Besonderheiten. Noch am selben Abend trafen wir uns dann wieder in der Saxonia-Halle, wo wir vor einem sehr gut gefüllten Saal unser gemeinsames kulturelles Programm mit anschließendem Tanz vorführen durften. Es waren sogar Zuschauer aus Kitchener angereist, und einige Mitglieder ihrer Tanzgruppe. So konnten sie auch hier unser Programm mit ihrem Auftritt ergänzen. Obwohl der Aufenthalt in Aylmer sehr kurz war, fiel der Abschied schwer. Wir lernten auch dort sehr nette und äußerst gastfreundliche Landsleute kennen. Vor der Abfahrt nach Windsor, unserer letzten Station in Kanada, wurden noch Adressen ausgetauscht und Verabredungen für den Heimattag in Chicago getroffen.

In Windsor wurden wir alle gemeinsam in einem Motel untergebracht. Nach Zimmerbezug brachte uns der Bus zum Teutonia Club, wo anlässlich der 75-Jahr-Feier des Windsor Sachsen-Clubs, unser Auftritt stattfinden sollte. Nach der Begrüßung durch den Clubpräsidenten Frank Klein und den Grußworten zahlreicher Gastredner folgte unser Kulturprogramm mit anschließender Tanzveranstaltung. Zurück im Motel, feierten wir den Geburtstag von Helmut Wenzel. In Gesellschaft einiger Vorstandsmitglieder begann der nächste Tag mit einem ausgiebigen Brunch im Teutonia Club, woraufhin wir zu einer Stadtbesichtigung mit Kasinobesuch eingeladen wurden. Der Tag fand seinen gemütlichen Ausklang mit einem Grillfest im Club. Der nächste Morgen stand ganz im Zeichen des Abschieds. Gestärkt durch ein letztes kanadisches Frühstück mit Speck und Eiern, packten wir unser Gepäck in den Bus und fuhren über die Ambassador Bridge in die USA.

Heimattag in der Millionenstadt Chicago

Nach sechsstündiger Busfahrt erreichten wir das feucht-schwüle Youngstown und seinen Saxon-Club. Hier erwarteten uns bereits Clubpräsident Peter Karsti und die lieben Gastfamilien mit kulinarischer Stärkung und erfrischenden Getränken. Wir waren wieder privat untergebracht, zum Teil sogar im benachbarten Pennsylvania. Und wieder nahmen sich unsere Gastgeber Zeit, uns ihre neue Heimat und deren Sehenswürdigkeiten wie Naturschönheiten, die Universität oder Tara, die Plantage aus dem Film „Vom Winde verweht“, zu zeigen. Abends führten wir unser Kulturprogramm in Youngstown auf. Beim anschließenden Tanz herrschte besonders gute Stimmung, die mit dem dort sehr beliebten Ententanz noch mal gesteigert wurde. Beim Abschied am nächsten Morgen flossen bei dem ein oder anderen auch wieder Tränen.

Die nächste Station unserer Reise war das Sachsenheim in Cleveland. Nach dem herzlichen Empfang durch die Frauenpräsidentin Monica Weber und den Clubpräsidenten Arthur Kramer, erlebten wir eine von Prof. Erika Botsch und Tochter Elisabeth geleitete Stadtrundfahrt mit Zoobesuch. Auch der nächste Tag begann vorerst mit der Erkundung der Stadt: in Begleitung einiger Gasteltern und unter der Führung von Monica und Arthur starteten wir zur „Rock 'n' Roll - Hall of Fame“, zur Besichtigung eines U-Bootes aus dem 2. Weltkrieg und zum Schluss zu einer interessanten und zugleich erholsamen Bootsfahrt. Der Abend stand wieder im Zeichen der siebenbürgisch-sächsischen Kultur. Hier in Cleveland erhielten wir zum ersten Mal auch stehenden Applaus für unser Programm.

Die Clevelander Landsleute verabschiedeten uns mit der schon gewohnten Herzlichkeit und einer großzügigen Reiseverpflegung in Richtung Chicago, wo wir nach neun Stunden Fahrt unsere Hotelzimmerschlüssel in Empfang nehmen konnten. Die Gastgeber warteten bereits in der Donauschwaben-Halle mit dem Abendessen, wo auch schon alles für den bevorstehenden Heimattag vorbereitet war. Zurück im Hotel, feierten wir gemeinsam mit den Jugendlichen aus Kitchener in den Geburtstag von Christine Göltsch. Am nächsten Morgen um 7 Uhr startete man zur Besichtigung der Millionenstadt Chicago, die für alle Heimattagsteilnehmer angeboten wurde. Nach einer Rundfahrt bestiegen wir das John-Hancock-Building, besichtigten Navy-Pier und ließen uns bei einer Bootsfahrt auf dem Chicago-River und dem Lake Michigan, die architektonischen Besonderheiten der Stadt verdeutlichen.

Am Abend des 17. Juli wurde in der Donauschwaben-Halle in Chicago der Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Kanada und den USA eröffnet. Nach dem Einzug der Fahnen der Mitgliedsländer der Föderation der Siebenbürger Sachsen erklangen die kanadischen und amerikanischen Hymnen sowie das Siebenbürgenlied. Hilde Müller, Vorsitzende der Landsleute in Chicago, begrüßte die Anwesenden. Grußworte überbrachten David Bokesch, Präsident der Alliance der Transylvanian Saxons (ATS), John Penteker, Stellvertretender Vorsitzender der Landsmannschaft in Kanada, Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen. Zur musikalischen Begleitung spielte die Hofbräu-Blaskapelle aus Kitchener. Sodann führten die Jugendtanzgruppe Heilbronn und „Amazonas Express“ zum letzten Mal auf ihrer Nordamerikatournee das siebenbürgisch-sächsische Kulturprogramm auf. Die Stimmung während der Abschlussfeier wechselte zwischen Wehmut und Heiterkeit. Wehmut, weil es nun vorbei war, und Heiterkeit, weil wir froh über den sehr guten Verlauf des Kulturaustauschs und der ganzen Reise waren.

Gastfreundschaft und Wärme

Der zweite und letzte Tag des Heimattages begann mit einem Festgottesdienst. Dieser wurde von Pfarrer Haiko Behrens gehalten. Es spielte wieder die Hofbräu-Blaskapelle aus Kitchener, und der Eintracht-Saxonia Sachsenchor sang einige Lieder. Danach sprachen die Vertreter der einzelnen Föderationsländer, David P. Bokesch, John Werner und Dr. Paul J. Porr. Ines Wenzel, stellvertretende Bundesjugendleiterin der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland, überbrachte ein Grußwort seitens der Landsmannschaft in Deutschland. Das Kulturprogramm gestalteten der Kitchener Transylvania Club-Chor, die Tanzgruppen aus Kitchener, Cleveland und Heilbronn sowie der Eintracht-Saxonia Sachsenchor. Nach dem gemeinsamen Mittagessen und einigen Musikstücken boten alle anwesenden Tanzgruppen Volkstänze dar. Am Spätnachmittag wurde der Heimattag offiziell beendet. Wir verabschiedeten uns von unseren neuen Freunden aus Kitchener, Aylmer und Windsor sowie aus Youngstown, Cleveland und Chicago. Den Abend ließen wir mit einem Teil der Chicagoer Landsleute und Dr. Paul-Jürgen Porr in unserem Hotel ausklingen. Tags darauf ging es zum Flughafen von Chicago und über Paris wieder zurück nach Deutschland.

An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bedanken; in erster Reihe bei der Föderation der Siebenbürger Sachsen für die Ermöglichung eines solchen Projektes. Unser herzlichster Dank geht an die Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, an die Landesgruppe Baden-Württemberg und an unsere Kreisgruppe Heilbronn für die großzügige finanzielle Unterstützung, sowie an die Besucher unserer Generalprobe für die Spenden und hier besonders auch an die Gäste aus dem Alten- und Pflegeheim Heimathaus Siebenbürgen in Gundelsheim für ihre Sammlung. Ein ganz besonderes Dankeschön geht an unsere Landsleute in Kanada und den USA. Die dort erfahrene Gastfreundschaft und Wärme unserer Gastfamilien hat diese Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lassen. Die Investition von Mühe, Zeit und auch finanziellen Mitteln, die die dortigen Familien und Clubs auf sich genommen haben, um uns ihre neue Heimat und die Arbeit in ihren Vereinen zu zeigen, sehen wir nicht als selbstverständlich an und möchten hier noch mal deutlich machen, wie sehr wir das zu schätzen wissen. Die einzelnen Namen aufzuführen ist im Rahmen dieses Berichtes leider nicht möglich; stellvertretend für alle möchten wir jedoch Monica Weber und John Werner, unseren Kontaktpersonen, die uns vor und während dieser Fahrt immer zur Seite gestanden sind, noch einmal unseren besten Dank aussprechen. Ein weiteres Dankeschön geht an die einzelnen Teilnehmer dieser Reise. Die gute Zusammenarbeit der beiden Gruppen sowie das freundschaftliche Miteinander hat nicht nur bestehende Freundschaften gestärkt, sondern auch einige neue entstehen lassen. Last but not least bedanken wir uns bei unserer Christine Göltsch. Sie hat sich um alle organisatorischen Details gekümmert (was mit Sicherheit nicht immer einfach war) und alles hat super geklappt. Bilder von dieser erlebnisreichen Reise können auf der Internetseite www.amazonas-express.debetrachtet werden.

Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn & Amazonas Express


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