21. September 2004

Erstklassige Aufnahmen von Kirchenburgen

Junge rumänische Akademiker sind an der siebenbürgisch-sächsischen Kultur interessiert. Eine Gruppe schloss sich zum Verein "Mioritics" (www.mioritics.ro) zusammen und dokumentierte 60 ehemals deutsche Gemeinden in Siebenbürgen in erstklassigen Fotoaufnahmen.
Aus der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien hatte meine Frau erfahren, dass das Festival der mittelalterlichen Kunst, neuerlich unter dem Namen "Transsilvanische Burgen", am 27. August mit einem Umzug in Hermannstadt eröffnet wird. Wir eilten in die Heltauer Gasse, wo uns auch schon der Festzug mit Bürgermeister Klaus Johannis an der Spitze entgegenkam.

Ihm folgte allerlei "Volk" des Mittelalters von wilde Schwerter schwingenden Recken, über edle Fräuleins, Gaukler, Priester bis hin zu Hexen und Zauberinnen. Endstation des Umzuges war die offene Bühne der ehemaligen 90-er Kaserne, wo er mit Posaunenklängen und Böllerschüssen empfangen wurde. Bürgermeister Johannis begrüßte die Anwesenden und sein Hofnarr kündigte alsdann an, was noch alles zu erleben sei und wo.

Leider setzte alsbald ein heftiger Landregen ein, und wir flüchteten uns in einen der Hatenecktürme, wo die Überraschung perfekt war: Eine wunderbare Fotoausstellung über unsere heutige sächsische Welt in Siebenbürgen. Erstklassige Aufnahmen von Kirchenburgen zwischen Schäßburg, Mediasch, Agnetheln und Hermannstadt reihten sich an stimmungsvolle Bilder von Manualen einer Orgel bis hin zu den ganz wenigen noch Übriggebliebenen und denen die nun an ihrer Statt gekommen sind.

Eine Gruppe junger Akademiker hat sich zum Verein "Mioritics" (www.mioritics.ro) zusammengeschlossen, um den Kultur-Tourismus zu fördern. Im Juli bereisten sie auf eigene Kosten 60 sächsische Gemeinden, legten dabei 1 250 km zurück und fotodokumentierten das Erlebte, finanziell unterstützt von der Eminescu-Stiftung in London. Einen Teil ihrer Ausbeute stellten sie nun anhand der hier präsentierten über 100 Bilder aus, zusammen mit einer Einführung über die Siebenbürger Sachsen in Rumänisch, Englisch und Deutsch.

Das Engagement ist beeindruckend. Es gibt also doch - auch unter der Jugend, unter unseren gewesenen rumänischen Mitbürgern - ein echtes Interesse an uns Sachsen. Sollten unsere Foren hier in Deutschland, ob nun über die Kulturverantwortlichen der Landsmannschaft oder der Heimatortsgemeinschaften solche Initiativen nicht anerkennend fördern? Ich meine ja! Der Verein wird übrigens im kommendem Jahr weitere Dörfer in Siebenbürgen bereisen, abschließend das Burzenland. Bei aller Geldknappheit unserer „öffentlichen“ Kassen sei darauf hingewiesen, dass eine Bagatelle bei uns schon ein kleines Vermögen in Rumänien bedeutet. Und Idealismus braucht auch ein Minimum, um zu überleben!

Und noch etwas. Wir besuchten im Frühjahr das Harbachtal mit seinen Dörfern und herrlichen Kirchenburgen. Letztere standen wirklich stumm da, kein noch so kleines Schild gab Auskunft, worum es sich da handelt. Könnten unsere Heimatortsgemeinschaften (vielleicht sogar einheitlich gestaltete) Tafeln anbringen lassen, um dem verirrten Besucher eine kurze Information über diese herrlichen Zeugen vergangener Zeit zu vermitteln?

Manfred Kravatzky

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