16. November 2005

Vortrag Horst Göbbel: "Mehr Zuwanderung? Ist das die Lösung?"

Nach den Vorträgen "Sterben die Deutschen aus?" im März und "Mehr Kinder - aber wie?" im Juni ging Horst Göbbel, stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Nürbnberg-Fürth-Erlangen, im Rahmen seiner Reihe zum demographischen Wandel "Zukunft ohne Kinder?" am 20. Oktober im Haus der Heimat in Nürnberg den Fragen nach: "Mehr Zuwanderung? Ist das die Lösung?"
Das Schrumpfen und extreme Altern unserer Gesellschaft habe viel damit zu tun, dass die Geburtenrate in Deutschland - ähnlich wie in der gesamten westlichen Welt - während der letzten hundertdreißig Jahre kontinuierlich abgenommen habe, betonte der Vortragende. Derzeit liege sie in Deutschland bei durchschnittlich 1,35 Kinder pro Frau. Mindestens 2,1 Kinder pro Frau wären jedoch notwendig, um den aktuellen Bevölkerungsstand zu halten. "Um all die Aufgaben des Generationenvertrags erfüllen zu können, um Erziehung, Ausbildung, Pflege, Altersversorgung, Krankenversicherung, kommunale Infrastruktur und vieles andere zu finanzieren, um eine mobile Gesellschaft zu bleiben, benötigen wir mehr Kinder. Könnte die Zuwanderung unser demografisches Problem lösen?", fragte Göbbel.

Untermalt mit vielen statistischen Daten, mit Abbildungen, aktuellen Äußerungen von Fachleuten erörterte er die komplexe Thematik. Frank Schirrmacher, ein Experte, behauptet: "Vorausgesetzt es gibt keinen Krieg, so sind die Weichen für die nächsten 50 Jahre unumkehrbar gestellt: Die deutsche Bevölkerung wird bis 2050 um 12 bis 17 Millionen Menschen abnehmen. Ohne Zuwanderung würde der Rückgang 23 Millionen betragen. Ohne gravierende Veränderung der Geburtenrate und der Zuwanderung wird im Jahre 2050 die Hälfte der Deutschen über 51 Jahre (heute: 40 Jahre) alt sein. Italien wird am Ende des Jahrhunderts bei gleich bleibendem Trend nur noch 10 Millionen Einwohner haben."

Helmut Schmidt, der frühere Bundeskanzler sagt es noch drastischer: "Wer meint, den Geburtenrückgang der Europäer und die daraus entstehenden großen Probleme - zum Beispiel für die Zukunft des Wohlfahrtsstaates und seiner Finanzierung - durch Einwanderung von Menschen einer anderen Kultur ausgleichen und bewältigen zu können, der kann Europa vom Regen in die Traufe führen." Aus der Erkenntnis, dass unsere Gesellschaft unumkehrbar altert und wir seit Jahrzehnten nicht genügend Kinder haben, um das jetzige Niveau zumindest zu halten, ergeben sich für den Referenten folgende Thesen, die begründet und von den Anwesenden umfassend diskutiert wurden:

Zuwanderung ist weiterhin dringend notwendig, löst aber allein unser demografisches Problem nicht.

Wir brauchen unbedingt mehr Kinder.

Notwendig ist ein tiefer Bewusstseinswandel in unserer Gesellschaft und notwendig sind günstige politische, wirtschaftliche, psychologisch-kulturelle Rahmenbedingungen für eine kinderreichere und kinderfreundlichere Gesellschaft.

Wichtig sei, meinte abschließend Göbbel, eine These von Wolfgang Schäuble von 1996 aufgreifend, unbedingt junge Menschen zu Kindern zu ermutigen, denn "ein Volk, das nicht genügend Kinder haben mag, um seinen Bestand einigermaßen stabil zu halten, glaubt nicht an seine Zukunft. Und ohne Glauben an die Zukunft ist diese auch nicht zu meistern. Die ausschließliche Konzentration auf Wohlstandsmehrung, Bequemlichkeit und Genuss in der Gegenwart schafft nicht mehr Lebensfreude, sondern mehr Labilität." Wir müssen wieder begreifen, dass Kinder der lebendige Impuls für Zukunftswillen sind!

Horst Göbbel

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