11. Mai 2006

Ausstellung beim Heimattag: "Die Schulen der Siebenbürger Sachsen"

Seit Ende 2005 zeigte das Schulmuseum Nürnberg die Dokumentationsausstellung „Die Schulen der Siebenbürger Sachsen“. Mit großem Erfolg, wie die Siebenbürgische Zeitung mehrfach berichtete. Zu Pfingsten wird sie nun auch in Dinkelsbühl im Refektorium des Evangelischen Gemeindehauses St. Paul, Klostergasse 1, zu sehen sein.
„Das Besondere an dieser Ausstellung“, meint Michael Schneider, der aus Scholten gebürtige Leiter des Schulmuseums Nürnberg, „ist zunächst die Tatsache, dass sie nicht aus einer siebenbürgisch-sächsischen Kultureinrichtung kommt, sondern vom Schulmuseum Nürnberg.“ Im Rahmen der Ausstellungseröffnung am Pfingstsamstag um 9.45 Uhr wird Schneider in die von ihm konzipierte Ausstellung einführen. Freilich, räumt der Wissenschaftliche Mitarbeiter am Pädagogik-Lehrstuhl der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ein, habe die Ausstellung des Schulmuseums nur durch umfangreiche Leihgaben aus Gundelsheim, des Siebenbürgischen Museums und des Siebenbürgen-Instituts, sowie durch Spenden und Leihgaben zahlreicher Privatpersonen realisiert werden können.
Dokumentationsausstellung im Refektorium des Evangelischen Gemeindehauses St. Paul in Dinkelsbühl: Das Foto zeigt zwei Schulkinder aus Jaad, 1936.
Dokumentationsausstellung im Refektorium des Evangelischen Gemeindehauses St. Paul in Dinkelsbühl: Das Foto zeigt zwei Schulkinder aus Jaad, 1936.


Die Ausstellung thematisiert auf über 50 Bild- und Texttafeln sowie in Vitrinen die Geschichte und Bedeutung des Schulwesens der Siebenbürger Sachsen. Ausgestellt werden Fotos, Zeugnisse, Schulbücher, Schulhefte, Schulprogramme, Handarbeiten, Requisiten etc. Für die Gestaltung zeichnet Arch. Christian Koch, für die Graphik Frank Witschass verantwortlich.

Die Ausstellung wendet sich an Siebenbürger Sachsen, aber auch an ihre Freunde und Sympathisanten, an ältere Besucher, die diese Schulen noch selbst erlebt haben, wie auch an deren Kinder und Enkelkinder, die nach den kulturellen Wurzeln ihrer Herkunft fragen. Eingangs wird die Frage beantwortet: „Wer sind die Siebenbürger Sachsen?“ In dem Ausstellungsteil „Aus der siebenbürgisch-sächsischen Schulgeschichte“ werden u. a. die Anfänge der Schulen im 14. Jahrhundert, deren Erneuerung durch Johannes Honterus im Zeitalter der Reformation und die frühe Proklamation der allgemeinen Schulpflicht durch die Synode der Evangelischen Kirche (1722) behandelt. Der Hauptteil der Ausstellung ist der Blütezeit des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens (zweite Hälfte des 19. und erste Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts) gewidmet. Außerdem werden zwei Lehrerpersönlichkeiten portraitiert: Georg Daniel Teutsch (1817-1893), respektive dessen Karriere vom Gymnasiallehrer zum Bischof, und, stellvertretend für die Volksschullehrer, Michael Guist (1874-1951), der in seiner über fünfzigjährigen Berufstätigkeit als Lehrer und Rektor in Wolkendorf und Neustadt fünf Diensteide gegenüber unterschiedlichen Staaten und Dienstherren leisten musste. Unter dem Titel „Schule in der Diktatur“ wird die Zeit des Nationalsozialismus und die des nachfolgenden Sozialismus in Rumänien behandelt. Den Abschluss bildet das Thema „Schule im Gepäck – Zur Integration der Siebenbürger Sachsen in Deutschland“. Ergänzt wird die Ausstellung durch einen Videofilm von Doris Hutter „Schulzeit in Siebenbürgen“ sowie eine von Michael Markel zusammengestellte Sammlung: „Schule in der Literatur“. Zur Ausstellung ist ein 34-seitiges Katalogheft erschienen.

„Die Ausstellung“, so das Fazit von Michael Schneider, „macht deutlich, dass die Siebenbürger Sachsen aus eigener Kraft ein beachtliches Schulwesen geschaffen und unter zum Teil schwierigen Verhältnissen erhalten haben. Sicher wollten sie damit in erster Linie ihre kulturelle, ethnische und religiöse Identität wahren. Aber weil viele dieser Schulen, besonders die Gymnasien und die beruflichen Schulen, auch durch die stetigen Kontakte zum deutschen Sprachraum ein hohes qualitatives Niveau hatten, wurden sie zu gesamtsiebenbürgischen Anstalten, in denen gediegenes Wissen vermittelt, zudem Mitverantwortung und Toleranz gelebt und gelehrt wurden.“

CS


Schlagwörter: Ausstellung, Heimattag, Dinkelsbühl, Schulgeschichte

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