9. November 2000

Landlerhilfe engagiert sich in Siebenbürgen

Eine beeindruckende Bilanz hat die Oberösterreichische Landlerhilfe beim Festakt zu ihrem zehnjährigen Gründungsjubiläum Ende Oktober in Linz präsentiert. In den letzten zehn Jahren hat der Verein Geld- und Sachspenden, auch mit Unterstützung der Oberösterreichischen Landesregierung, im Wert von 118 Millionen Schilling für Landler in Siebenbürgen, Oberwischau und der Ukraine geleistet. 40 weitere Hilfsorganisationen und Privataktionen führten zudem Projekte im Wert von rund 300 Millionen Schilling durch, die gleichfalls von der Landlerhilfe koordiniert wurden.
Einzelpersonen ließen dabei oft alte Verbindungen und Erinnerungen wieder aufleben, Heimatvertriebene und Ausgewanderte gingen mit "offenen Herzen und einer offenen Hand" auf ihre frühere Heimat zu, berichten die Oberösterrreichischen Nachrichten. Zudem organisierte die Landlerhilfe personelle Hilfe und menschlichen Austausch: Bisher sind 25 Zivildienstleistende, Sozialarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer in Siebenbürgen eingesetzt gewesen. 150 Kinder kamen auf Ferien nach Oberösterreich, 200 ältere Menschen konnten ihre "Urheimat" besuchen. "Das alte Verständnis füreinander ist oft auch erste Anknüpfung und Basis für neue wirtschaftliche Initiativen österreichischer Unternehmen in Rumänien, wo zudem eine ebenso kompetente wie rührende österreichische Handelsdelegation arbeitet", schreibt das Lokalblatt.


Siebenbürger Schmankerl (aus Siebenbürgen mitgebracht)


Der Landtagsabgeordnete Mag. Otto Gumpinger, Vorsitzender der Landlerhilfe, konnte beim Festakt "10 Jahre Verein Eine Welt - Oberösterreichische Landlerhilfe" im Kulturzentrum Ursulinenhof zu Linz rund 400 Personen, darunter 80 aus den sogenannten Landlerdörfern Großpold, Großau und Neppendorf in Siebenbürgen, Oberwischau in Nordrumänien sowie Königsfeld und Deutsch-Mokra in der Ukraine begrüßen. Als Ehrengäste waren Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, der Schirmherr der Veranstaltung, Altlandeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck mit Gattin, der Bundesobmann der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich, Pfarrer Mag. Volker Petri, sein Vorgänger, Konsulent Dr. Fritz Frank, und Robert Sonnleitner, Internetreferent der siebenbürgischen Landsmannschaft in Deutschland, zugegegen. Aus Siebenbürgen waren Dechant Pfarrer Dietrich Galter (Neppendorf), die Kuratoren Samuel Gromer (Neppendorf) und Johann Rechert (Großpold), Bürgermeister Ioan Pavel (Großpold) u.a. angereist.


v.l.n.r. Landtagsabgeordneter Mag. Otto Gumpinger (Obmann der OÖ. Landlerhilfe) und Kurator Samuel Gromer aus Neppendorf)


Kulturelle Höhepunkte steuerten die Siebenbürger Tanzgruppe und Blaskapelle Traun, Landlertänzer aus Oberwischau, die in Salzkammergütler Tracht auftraten, und ein Schülerchor aus Großpold bei. Aus den Grußworten des Vereinsvorsitzenden Grumpinger, des Landeshauptmanns Pühringer und der von Mag. Klaus Huber (ORF) moderierten Gesprächsrunde wurde deutlich: Die humanitäre Hilfe für Siebenbürgen ist über Jahre hinaus weiter notwendig und wird fortgesetzt. In den drei Dörfern Großpold, Großau und Neppendorf seien vor allem ältere und kranke Personen verblieben, die einer täglichen Pflege und Betreuung bedürfen. Medikamente und Pflegematerial seien fast nicht zu bekommen, so dass die durch die Oberösterreichische Landlerhilfe ins Leben gerufene Altenhilfe weiterhin erforderlich sei, erklärte Gumpinger.
Die deutschsprachige Grundschule in Großpold konnte durch den Einsatz österreichischer Lehrer(innen) und Zivildiener (bisher 25 Personen in den letzten zehn Jahren) weitergeführt werden. Derzeit sind zwei Lehrerinnen aus Oberösterreich in Großpold tätig.


v.l.n.r. Silva Dröscher (öst. Lehrerin in Großpold seit 3 Jahren), Helmut Atzlinger (Geschäftsführer der OÖ. Landlerhilfe) Karola Seidl (öst. Lehrerin in Großpold seit 2 Jahren)


An die Schule angeschlossen ist ein Schulinternat mit 45 Kindern, das durch eine Vielzahl von Hilfslieferungen modernisiert und ausgebaut wurde. Für die Landwirtschaftsvereine, die es den Siebenbürgern ermöglicht, ihre zum Teil erstatteten Grundstücke zu bewirtschaften, wurden viele gebrauchte Maschinen geliefert und sollen auch in Zukunft diverse Ersatzteile bereitgestellt werden. Durch die vielen Hilfstransporte und Hilfsprojekte in der zehnjährigen Tätigkeit der Oberösterreichischen Landlerhilfe konnten "die Situation der Landler in Rumänien und der Ukraine ein wenig lebenswerter gemacht werden, der noch immer vorherrschende Auswanderungsdruck verringert und auch einigen Familien und aktiven jungen Leuten vor Ort Zukunftsperspektiven eröffnet werden", sagte Gumpinger.
Viele Aktivitäten kommen nicht nur den Landlern, sondern insgesamt der Region zugute. Als "Hit" habe sich der Einsatz der Auslandszivildiener und Jugendlichen, die einen freiwilligen Auslandssozialdienst auf Taschengeldbasis leisten, erwiesen. "Sie leisten wertvolle Arbeit vor Ort, bauen viele persönliche Beziehungen zwischen Einzelpersonen, Familien und ganzen Gemeinden auf und gewinnen für sich selbst sehr wertvolle Lebenserfahrungen."


Festsaal des Landeskulturzentrums Ursulinenhof in Linz - 400 Besucher


Weitere Informationen über die vielseitigen Hilfsaktionen nach Siebenbürgen können bei der Oberösterreichischen Landlerhilfe, Schillerstraße 53, A-4020 Linz, Telefon: (07 32) 60 50 20, erfragt werden.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Landler

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