20. Juni 2001

Hans Ambrosi erhielt siebenbürgischen Kulturpreis

Der renommierte Fachmann auf dem Gebiet des Weinbaus und Kulturstifter Dr. Hans Ambrosi wurde mit dem 50. Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis ausgezeichnet. Die Verleihung fand wie gewohnt am Pfingstsonntag in der St. Paulskirche zu Dinkelsbühl statt. Zudem wurde Dinkelsbühls Altbürgermeister Friedrich Höhenberger mit der Stephan-Ludwig-Roth-Medaille der Landsmannschaft geehrt. Fritz Frank, Ehrenbundesobmann der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich, lieferte sinnvolle Überlegungen über unsere Kulturpolitik, einen niveauvollen musikalischen Rahmen boten dazu Ursula Trede-Boettcher an der Orgel und Karl Graef an der Posaune.
Der international renommierte Fachmann auf dem Gebiet des Weinbaus Dr. Hans Ambrosi wurde mit dem 50. Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis gewürdigt. Zu den Stationen seines erfolgreichen Wirkens zählen der Lehrauftrag für Weinbau an der Universität Stellenbosch in Südafrika und die Leitung des Hessischen Staatsweingüter. Verbunden bleibt sein Name zudem mit der Renovierung des Klosters Eberbach, mit dem von ihm initiierten Rheingau-Musikfestival und mit weiteren Aktivitäten, mit denen er den Weinbau als Nährboden von Kultur reaktiviert und in der Öffentlichkeit wieder bewusst gemacht. Seiner siebenbürgischen Herkunft wie der Familientradition sei Hans Ambrosi durch sein berufliches und außerberufliches Wirken verbunden geblieben, heißt es in der Verleihungsurkunde.
 Mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2001 ausgezeichnet: der Weinbaufachmann und Kulturstifter Hans Ambrosi. Foto: Josef Balazs
Mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2001 ausgezeichnet: der Weinbaufachmann und Kulturstifter Hans Ambrosi. Foto: Josef Balazs


Der Name Ambrosi war in Siebenbürgen mit den Weingütern der Familie und der Verwandten des Preisträgers verbunden, erinnerte Dr. Wilhelm Bruckner, Vorsitzender des Kulturpreisgerichts, in seiner Laudatio. Hans Ambrosi, 1925 in Mediasch geboren, habe sein Erbe jedoch nicht antreten können. Der Zweite Weltkrieg und die kommunistische Herrschaft veranlassten ihn, in Deutschland zu bleiben. Er studierte Landwirtschaft in Stuttgart-Hohenheim und promovierte dort 1953. Nach seiner Lehrtätigkeit in Südafrika war er ein Vierteljahrhundert lang, beginnend mit 1966, im Dienste des Landes Hessen im Zisterzienserkloster Eberbach im Rheingau tätig. Während staatliche Weingüter anderswo in Deutschland kaum Erträge erwirtschaften, sei es Ambrosi gelungen, den Gewinn der Staatsweingüter Kloster Eberbach erheblich zu steigern, betonte Bruckner. „Streitbar und kompromisslos setzt er sich für die Wahrung der Weinbautradition im Rheingau ein. Seine Seminare sowie historischen und weinkundlichen Publikationen sind vielen Tausend Weingenießern und Rheingauliebhabern bekannt“, schrieb die Zeitschrift Der Rheingauer von Januar/Februar 2000. Die Entwicklung des größten deutschen Weinguts sei ohne Ambrosi nicht denkbar, hatte der damalige Ministerpräsident Hans Eichel bei der Verleihung des hessischen Verdienstordens an Ambrosi betont. Als er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde, hieß es, der Siebenbürger Sachse habe dem großartigen Kulturdenkmal (Kloster Eberbach) zu neuem Ansehen verholfen und den Wein in einen kulturellen Zusammenhang gestellt.
„Musik mit Wein zu veredeln oder Wein mit Musik, das dürfte seit Hans Ambrosi in unserer Sprache ein neuer Begriff werden“, so Bruckner in seiner Laudatio. In der imposanten Klosterkirche habe er regelmäßig das Rheingaumusikfestival organisiert, zu deren Gründungsvätern und Kuratoriumsmitgliedern er gehört. Ein 1994 entstandenes Rheingau Nachwuchs-Festval lässt auch moderne Musik innerhalb der Klostermauern erklingen.
Als er 1990 in den Ruhestand verabschiedet wurde, titelte eine Tageszeitung 1990: „Weinpapst ging in Ruhestand“. Dennoch blieb er auch nach seiner Pensionierung aktiv, veröffentlicht weitere Bücher, war als Weinbau-Beratungsbeauftragter der zuständigen Landesregierungen der Gebiete Saale, Unstrut und Elbe tätig und engagierte sich für die Wiedervereinigung in diesem wirtschaftlich wichtigen Bereich.
Auch in internationalen Fachkreisen ist Ambrosi bekannt. Er verfasste 36 Bücher und ein Vielfaches an Artikeln und Aufsätzen mit Bezug zum Wein, die zum Teil übersetzt wurden. Die Bücher seien auch für Nichtfachleute leicht verständlich geschrieben und in ansprechender Aufmachung gedruckt, betonte Bruckner.

Fundament für die Partnerschaft zwischen Dinkelsbühl und Siebenbürger Sachsen gelegt

Als fördernder Freund der Siebenbürger Sachsen wurde der Dinkelsbühler Altbürgermeister Dr. Friedrich Höhenberger mit der Stephan-Ludwig-Roth-Medaille ausgezeichnet. Wie der landsmannschaftliche Bundesvorsitzende Volker E. Dürr in seiner Laudatio hervorhob, habe sich Höhenberger außerordentliche Verdienste bei der partnerschaftlichen Begleitung und Unterstützung der Heimattage der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl erworben. Der Geehrte wurde 1925 im Dinkelsbühl geboren und war von 1961 bis 1967 Bürgermeister seiner Heimatstadt. In seiner Amtszeit habe Höhenberger tragfähige Fundamente für die später geschlossene Partnerschaft zwischen der Stadt Dinkelsbühl und den Siebenbürger Sachsen geschaffen. Neben der Einrichtung der Gedenkstätte, des Siebenbürger-Hauses und der siebenbürgischen Glocke im Turm habe sich der Altbürgermeister vor allem für die Ansiedlung und Eingliederung von vielen siebenbürgischen Familien in Dinkelsbühl engagiert, sagte Dürr.

"Kultur ist die glaubwürdigste Politik"

In seiner Eröffnungsansprache zur Verleihung des Kulturpreises und der Stephan-Ludwig-Roth-Medaille hatte Dr. Fritz Frank, stellvertretender Vorsitzender des Kulturpreisgerichts, auf den Wandspruch im Versammlungssaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Klausenburg verwiesen: „Kultur ist die glaubwürdigste Politik.“ Diese Aussage des früheren deutschen Bundespräsidenten Richard von Weiszäcker sei auch für die Siebenbürger Sachsen kennzeichnend, betonte Dr. Frank. Seit Jahrhunderten hätten sich jene Siebenbürger, die sich in der großen Welt, in der Wirtschaft oder auf Universitäten profilierten und auf der Höhe ihrer Entfaltung standen, in der Regel entschlossen, „nach Hause“ zurückzukehren, zurück in den Karpatenbogen, um ihr geistiges Potenzial in ihrer Polis, ihrer Gemeinschaft, ihrer Heimat, einzubringen. „Und diejenigen unter ihnen, denen im 19. oder 20. Jahrhundert in Wien, Berlin, Peenemünde, Köln, München oder Kapstadt eine glänzende künstlerische oder wissenschaftliche Laufbahn beschieden war, ließen bis auf wenige Ausnahmen, der Außenwelt gegenüber nie einen Zweifel darüber, dass sie den Ursprung ihrer Entfaltung kennen und bekennen.“
Bei der Einrichtung des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises im Jahre 1968 sei deshalb neben dem Kriterium der Qualität und Außerordentlichkeit einer Lebensleistung auch die Erwartung festgeschrieben, dass die Empfänger sich durch ihr Schaffen für die Siebenbürger Sachsen oder Siebenbürgen verdient gemacht haben. Der glaubwürdige Wert einer Gemeinschaft werde, so eine weitere Überlegung bei der Einrichtung des Kulturpreises, wohl auch danach gemessen, wie sie mit denen umgehen, deren Lebenswerk den strengen Kriterien der internationalen Kunstkritik und der wissenschaftlichen Beurteilung standhalten. „So drückt der Kulturpreis, den wir alljährlich vergeben, neben der Anerkennung und Förderungsabsicht, auch unsere Dankbarkeit aus für die Treue unserer kulturell Schaffenden. Und wir haben im Weiteren Kulturschaffenden auch dafür zu danken, dass sie die Maßstäbe der modernen Welt an unser traditionsgeprägtes Denken heranbringen“, so Frank weiter. „Und dass unsere Volkspolitik Kulturpolitik und nur als solche glaubwürdig und dauerhaft ist, sahen und sehen wir nicht zuletzt bei unseren Heimattagen, seien dieses in Dinkelsbühl, Wels, Birthälm, in Cleveland oder Youngstown in USA, Kitchener oder Aylmer in Kanada.“

Siegbert Bruss


(Siebenbürgische Zeitung, Folge 10 vom 20. Juni 2001, Seite 8)

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