erstellt am 27.08.2006 um 23:33 Uhr
Hier ein paar interessante Aspekte, die mir Klaus Danielis zukommen ließ:"im Herbst 89 führte ich zum Thema „deutschstämmig“ einen Briefwechsel
mit dem damaligen ZDF-Journalisten Reinhard Appel, er schaltete die
„Gesellschaft für die deutsche Sprache e.V.“ ein und diese schrieben mir
dazu am 7. Dezember 1989 folgendes:
Für die Stichwörter, die mit dem Buchstaben D beginnen, liegt eine
Neubearbeitung des Deutschen Wörterbuchs der Brüder Grimm vor. Dieser
Band wurde nach einer Bearbeitungszeit von 20 Jahren 1983 vollendet. Es
handelt sich um ein historisches Belegwörterbuch großen Stils. Zu unserm
Erstaunen jedoch fehlt darin das Wort „deutschstämmig“, so dass sich
historische Belege und eine Bedeutungsentwicklung des hier in Rede
stehenden Wortes nur mit Mühe zusammentragen ließen. Dies ist aber auch
gar nicht nötig. Denn es geht Ihnen ja um die gegenwärtige Bedeutung und
Verwendung von „deutschstämmig“.
Das jüngste deutsche Wörterbuch, der im Herbst 1989 erschienen
„Universal-Duden“ erklärt „deutschstämmig“ als ´von deutschen Vorfahren
abstammend´. Dieses trifft den Kern der Sache. Dazu schrieb Professor
Schlau (Mainz) in der FAZ vom 5. August 1988 in einem Leserbrief:
„Deutschstämmig“ … sind Personen, unter deren Vorfahren auch Deutsche
waren, die sich selbst jedoch nicht als Angehörige des deutschen Volkes
betrachten.
Dieser Definition möchte sich die GfdS ebenso anschließen wie der folgenden:
„Deutsche sind Personen, die nach Abstammung, Sprache, Geschichte,
Kultur und Bewusstsein zum deutschen Volk gehören und sich auch dazu
bekennen, wobei der in einem Menschenalter oft mehrfach wechselnden
Staatsangehörigkeit eine nur untergeordnete Bedeutung zukommt“.
In unserer „Wortkartei zur deutschen Gegenwartssprache“ haben wir eine
ganze Reihe von Pressenotizen zum Wort „deutschstämmig“ gefunden. Sie
gehen in einem Fall zurück bis zum 15. August 1981! Sie sehen: Dieses
Sprachproblem brennt vielen Mitmenschen unter den Nägeln. Deshalb sollte
man mit der Verwendung des Wortes „deutschstämmig“ sehr vorsichtig umgehen.
Dr. Uwe Förster – Leiter des Sprachberatungsdienstes
Deutsche Politiker und Journalisten gehen sehr schludrig mit diesem
Begriff um, sie machen sich nicht die Mühe zwischen Staatszugehörigkeit
und Nationalität zu unterscheiden. So wurde quasi über Nacht aus der
rumänischen Hochspringerin Alina Astafei eine Deutsche“.
Sogar zu kommunistischen Zeiten wurde uns in Rumänien die „deutsche
Nationalität“ zugestanden und in den Personenstandsakten bescheinigt.
Wenn nun die deutsche Öffentlichkeit so ist wie sie eben ist, daran
werden wir nichts ändern, dann kann man sich nur wundern. Viel schlimmer
ist es wenn namhafte SbS eben mit diesem komischen Begriff auch
fahrlässig umgehen; Dürr hat ihn gebraucht und in der SbZ wie eben auch
in den Foren gibt es zusehends mehr Nachahmer.
Der in den Foren so gescholtene Schlatner schreibt dazu:
„Meine Muttersprache ist Deutsch, komme aber nicht aus Deutschland;
meine Heimat ist Rumänien, bin selbst kein Rumäne:
zu einer Minderheit möchte ich nicht gezählt werden,
das Rumäniendeutschtum hat Wurzeln in ganz verschiedenen Geschichtsepochen“.
Der Oxford-Proffesor und ehemalige FDP Politiker Sir Ralf Dahrendorf ist
der Meinung das wir SbS Kulturnation seien inmitten der rumänischen
Staatsnation;
Peter Miroschnikoff vom BR schrieb mir am 24.1.96:
"Ihre Anregungen bezüglich des Begriff´s "Deutschstämmig" nehmen wir
gerne auf und werden sie auch im Kollegenkreis weitergeben".
ist wohl eine Höflichkeitsanwort und doch meine ich dass Miroschnikoff,
im Vergleich zu andern Journalisten diese Theamatik besser
nachvollziehen kann.
Der inzwischen verstorbene Johannes Gross schrieb am 18. Mai 1989,
damals noch bei Guner und Jahr, unter anderem:
"Ich darf dennoch bezweifeln, ob man auch in Zukunft im Hinblick auf
zumindest jene Landsleute, die, im Stadium ihrer Einsiedlung befindlich,
offiziell noch nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen (mithin
ungewollt oder gewollt Rumänen, Polen oder Russen sind) auf den Begriff
"deutschstämmig" wird gänzlich verzichten können".
Der ansonsten sympatische Journalist wollte sich die Mühe, wie so viele
seiner Kollegen, nicht machen und Staatszugehörigkeit von Nationalität
trennen; es ist halt einfacher so.
Vertrete die Meinung, dass wir, die Erlebnisgeneration „Siebenbürger
Sachsen“ sind, nach Sprache, Kultur und vor allem nach unserem
Bewusstsein einer der verschiedenen deutschen Stämme sind; für die
nachfolgenden Generationen verliert diese, so genannte Haarspalterei an
Bedeutung, ein vereinigtes Europa wird dazu auch etwas beitragen."
Da bin ich anderer Meinung wie Danielis. Araber, Türken etc.werden die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben, sie werden aber darauf bestehen, dass sie eine andere Nationalität, Kultur und Religion haben, genauso wie wir und unsere Vorfahren dies getan haben. Nur Ignoranten glauben, dass diese für jeden Menschen eigentlich entscheidenden Handlungsmaximen, die eigentlich die Identität einer Person und Gruppe bestimmen, mir nichts dir nichts gewechselt oder abgelegt werden können.
[Dieser Beitrag wurde von Johann am 27.08.2006 editiert.]