22. November 2002

Förderverein Siebenbürgisches Museum gegründet

Der Förderverein Siebenbürgisches Museum wurde am 8. November als selbständige Rechtspersönlichkeit in Gundeslheim am Neckar gegründet, um sich wirksam am Rechts- und Geschäftsleben zugunsten der Einrichtung beteiligen zu können. Als Vorsitzender wurde Rechtanwalt Rolf-Dieter Happe gewählt, der im Folgenden über die Gründungssitzung berichtet.
„Das Damoklesschwert hängt nicht mehr über Gundelsheim“, so stand es in der Siebenbürgischen Zeitung-Onlinezu lesen, nachdem sich der (vormalige) Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin gegen die Verlagerung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim nach Ulm entschieden hatte.

Nur wenige Wochen zuvor, am 23. September, hatte der Ministerialrat des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und Medien (BKM), Dr. Jürgen Martens, in einem Schreiben an den Trägerverein des Museums sein Einverständnis damit erklärt, dass der Mietvertrag des Museums für die Liegenschaft Heilbronner Straße 13 in Gundelsheim bis Ende 2006 verlängert wird. Eine Zusage, die nur wenig später auf das Jahr 2004 verkürzt wurde.

Zumindest für die nächsten beiden Jahre ist die Förderung des Siebenbürgischen Museums durch den BKM zugesichert - eine „Schonfrist“, die nach den oft nervenaufreibenden Auseinandersetzungen der letzten vier Jahre über die Standortfrage des Museums Zeit und Gelegenheit zur Konstituierung einer selbstbestimmten, verantwortungsvollen Förderung gibt. Diese Gelegenheit ohne Zeitverlust zu nutzen, war das vorrangige Anliegen des Trägervereins des Museums und seiner Vorsitzenden, Irmgard Sedler. Der Trägerverein lud daher im Rahmen der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage 2002 in Gundelsheim für den 8. November auf Schloss Horneck zur Gründungsversammlung eines Fördervereins ein. Der neu zu gründende Verein soll als selbstständige Rechtspersönlichkeit die verdienstvolle Tätigkeit des seit 1979 existierenden Freundeskreises des Museums fortsetzen. Die Neugründung wurde erforderlich, um sich zugunsten des Museums wirksam am Rechts- und Geschäftsleben, wie beispielsweise dem Erwerb von Exponaten, dem Abschluss von Nutzungs- und anderen Verträgen, der Annahme letztwilliger Zuwendungen usw. beteiligen zu können, was eine selbstständige Rechtspersönlichkeit voraussetzt.

Gründungsversammlung auf Schloss Horneck (von links nach rechts): Prof. Peter Jakobi, Irmgard Sedler, Rolf-Dieter Happe.
Gründungsversammlung auf Schloss Horneck (von links nach rechts): Prof. Peter Jakobi, Irmgard Sedler, Rolf-Dieter Happe.

Zur Gründungsversammlung waren neben der Vorsitzenden des Trägervereins, Irmgard Sedler, der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft, Karin Servatius-Speck, und dem Vorsitzenden des Hilfsvereins der Siebenbürger Sachsen „Johannes Honterus“ e.V., Dr. Christian Phleps, dem Hausherrn, auch Prof. Peter Jacobi und Prof. Walter König sowie als Mitglieder des Trägervereins bzw. des Freundeskreises Dipl.-Ing. Melitta Capesius, Dipl.-Ing. Peter Handel, Balduin Herter, Udo Krasser, Alfred Mrass, Hermann Schobel, Gustav Weber und Christian Weiss erschienen. Nach Versammlungseröffnung und Begrüßung durch Gustav Weber sowie einem kurzen Abriss der Museumsgeschichte mit Sachstandsdarlegung durch Irmgard Sedler wurde Rechtsanwalt Rolf-Dieter Happe, der Vorsitzende der Kreisgruppe München, zum Leiter der Gründungsversammlung gewählt.

Happe verlas und erläuterte die von ihm für die Gründung des „Vereins zur Förderung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim“ entworfene Satzung, die mit nur wenigen Änderungen beschlossen und von den Gründungsmitgliedern unterzeichnet wurde. Nach der Gründung des als e.V. einzutragenden Vereins wurden die Vorstands- und Beiratsmitglieder sowie die Kassenprüfer gewählt mit folgendem Ergebnis: RA Rolf-Dieter Happe wurde zum ersten Vorsitzenden, Architekt Dipl.-Ing. Volker Dürr zu seinem Stellvertreter und Adelheid Schmidt zur Schatzmeisterin gewählt. Die Wahlen erfolgten jeweils einstimmig. Das Amt des Schriftführers wurde kommissarisch ebenfalls von RA Rolf-Dieter Happe übernommen. Zum Beiratsvorsitzenden wurde Prof. Peter Jacobi und zu Beisitzern Irmgard Sedler sowie Gustav Weber gewählt. Die Besetzung dreier weiterer Beiratsämter steht noch aus. Ferner wurden Dipl.-Ing. Melitta Capesius und Christian Weiss zu Kassenprüfern gewählt.

Den Vorstand des neuen Vereins erwarten schwierige Aufgaben. Zum einen gilt es, möglichst viele Finanzmittel zur Erhaltung und Stärkung des Museums zu akquirieren; zum anderen müssen die staatlichen Förderungen auch über das Jahr 2004 hinaus erhalten werden, da sie für den Weiterbestand des Museums unerlässlich sind. Insoweit bleibt zu hoffen, dass der Vorstand bei der neuen Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und Medien, Dr. Christina Weiss, Gehör findet. Vorrangigste Aufgabe des neuen Vorstands aber wird es sein, die seit Jahren rückläufigen Besucherzahlen des Museums wieder zu steigern, hängt doch nicht zuletzt auch davon die weitere staatliche Förderung am Standort Gundelsheim ab, der wiederum Voraussetzung für den Erhalt der Einheit des siebenbürgisch-sächsischen Kulturzentrums ist.

Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass die Vereinsgründung in das fünfzigste Jahr der Anfänge des Museums fällt. Vor einem halben Jahrhundert nämlich hatte Lore Connerth-Seraphin die ersten volkskundlichen Gegenstände im Rahmen des „Siebenbürgisch-Deutschen Heimatwerkes“ zusammengetragen. Zehn Jahre später wurde daraus eine überschaubare kleine Ausstellung in den Räumlichkeiten des „Hilfsvereines Johannes Honterus“ auf Schloss Horneck in Gundelsheim. Seit 1986 führt das Museum die offizielle Bezeichnung „Siebenbürgisches Museum Gundelsheim“ und verfügt heute über einen Bestand von 15 000 Exponaten, viele davon Schenkungen aus den Kreisen seiner geistigen Trägerschaft.

Der beeindruckende Sammlungsbestand des Museums wird in einer auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aufgebauten Dauerausstellung präsentiert, die aus einem Ort der schönen Erinnerungen für die Besucher auch eine Stätte der Selbstreflexion gemacht hat. Diese will die Besucher nicht im nostalgisch-verklärenden Erlebnis des Gewesenen bestätigen, sondern sie bereichern und anregen, auf das heutige, mitten in Europa mit all seinen Spannungsfeldern liegende Siebenbürgen zu blicken. Hier kann und muss das Selbstverständnis siebenbürgischer kultureller Einrichtungen auf bundesdeutschem Gebiet ansetzen; hieraus erhält auch das Siebenbürgische Museum seine Daseinsberechtigung in heutiger wie in künftiger Zeit.

Es ist dem neuen Verein und seinem Vorstand, letztendlich aber uns allen zu wünschen, dass das Museum nicht nur erhalten, sondern gestärkt werden kann in Fortsetzung der seit dem frühen 19. Jahrhundert mit dem Brukenthal-Nationalmuseum entwickelten siebenbürgischen musealen Tradition. In diesem Sinne ist die Gründung des „Vereins zur Förderung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim“ auch eine Aufforderung zum persönlichen Beitrag jedes Einzelnen für den Erhalt dieser wertvollen Sammlung von dinglichem Kulturgut siebenbürgischer Prägung in der Bundesrepublik Deutschland.

Die Vereinsmitgliedschaft steht allen offen. Der Jahresbeitrag beträgt 30 Euro. Aufnahmeanträge sind an den Verein zu richten unter seiner Anschrift: Schloss Horneck, 74831 Gundelsheim.

Rolf-Dieter Happe


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 19 vom 30. November 2002, Seite 5)

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