13. Juni 2003

Großau ins Herz geschlossen

Im Folgenden bekennt der ehemalige DDR-Bürger Roland Barwinsky seine Liebe zu Großau, die seit seiner ersten Reise im Jahre 1987, alljährlich aufgefrischt, den heute in Thüringen lebenden gebürtigen Sachsen-Anhaltiner erfüllt.
Vielleicht interessiert das bevorstehende Heimatfest am 2./3. August 2003 in Großau nur die dort einst ansässige deutschstämmige Bevölkerung. Vielleicht ist der 1223 als "Insulana Christiana" zum ersten Mal urkundlich erwähnte Ort für viele eine Siedlung wie jede andere. Für mich verbindet sich mit diesem Ort mehr als nur eine Episode, obwohl mir mittlerweile ganz Siebenbürgen zur zweiten Heimat geworden ist. Denn in der Gemeinde unweit Hermannstadt begann im Dezember 1987 eine Verbundenheit der besonderen Art. Hier klopften wir einen Tag vor Heiligabend spontan an eine Tür und wurden eingelassen. Hier fand drei Tage später ein Weihnachtstanz statt, der in Gesprächsrunden mit der ansässigen Bevölkerung bis zum Sonnenaufgang mündete. Infolgedessen schlug ich mich bis zur Wende im Osten oft genug in das Dorf am Zibin durch und hörte dabei viel über die treibende Rolle, die die Nachfahren der Gäste von König Geysa II. in jenem Landstrich spielten. Egal ob unter osmanischem Einfluss oder unter der k. u. k.-Monarchie. So lernte ich auch die "Landler" kennen, die nur einige Flecken im jetzigen Rumänien besiedelten. Und hautnah spürte ich die Folgen, die durch den Seitenwechsel Rumäniens während des Zweiten Weltkriegs im August 1944 hervorgerufen worden ist (Russlanddeportation und Massenexodus).

Gottesdienst in Großau zu Pfingsten 1989
Gottesdienst in Großau zu Pfingsten 1989

Pfingsten 1989: Letztmalig erlebten Großau und ich einen Gottesdienst der altehrwürdigen Art, wobei dieses Foto entstand. Monate später brach der Ostblock nebst Ceausescu-Diktatur zusammen.

Roland Barwinsky, Hirschberg


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 9 vom 15. Mai 2003, Seite 8)

Schlagwörter: Barwinsky, DDR, Reise, Großau

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