30. August 2003

Engagiert in der Siebenbürgenhilfe

Die Hauptaufgabe des Sozialwerks liegt gemäß seiner Satzung nach wie vor in der Unterstützung und Betreuung der in Siebenbürgen lebenden Landsleute, vor allem der Alten, der Kranken und der Bedürftigen. Durch die politische und wirtschaftliche Entwicklung Rumäniens haben sich die Betreuungsmöglichkeiten des Sozialwerks in Siebenbürgen seit 1990 erheblich vereinfacht und gebessert, so dass unsere Tätigkeit heute entschieden von den Praktiken der 60er, 70er und 80er Jahre abweicht.
Durch die 1992 erfolgte Gründung der Saxonia Stiftung durch das Sozialwerk, mit Sitz anfangs in Hermannstadt und jetzt in Kronstadt, konnte eine operative Durchführung der Betreuungsmaßnahmen vor Ort gesichert werden. Inzwischen ist die Saxonia Stiftung zum Bindeglied zwischen dem Sozialwerk und vielen anderen Hilfsorganisationen in Deutschland und Österreich und den zu betreuenden Einrichtungen und Personen in Siebenbürgen geworden. Obwohl die Saxonia Stiftung ihre interne Organisation aus selbst erwirtschafteten Mitteln bestreitet, wurde sie auch vom Sozialwerk durch Bezuschussung und vor allem mit Einrichtungsgegenständen unterstützt.

Die weiterhin schlechte wirtschaftliche Lage in Rumänien bereitet den in der Vereinzelung und ohne familiäre- oder nachbarschaftliche Hilfe lebenden Sachsen in Siebenbürgen erhebliche Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs und vor allem mit Lebensmitteln. Die große Kluft besonders zwischen niedrigen Renten und hohen Preisen erschwert das Leben der Alten und Hilfsbedürftigen ungemein.

Einzelhilfen



Auf die Zusammenarbeit mit der Saxonia Stiftung und deren Struktur vertrauend, hat das Sozialwerk in den vergangenen Jahren beachtliche Hilfsmaßnahmen durchgeführt, vor allem im Bereich der Einzelbetreuung. Seit 1990 wurden Lebensmittel und Geldhilfen im Wert von einer knappen halben Million Euro verteilt, über 20 000 Personen wurden dabei mit durchschnittlich 25 Euro pro Einzelhilfe betreut. Die Einzelbetreuung besteht hauptsächlich aus Lebensmittelpaketen mit einem Inhalt von je zehn Kilogramm, aber auch aus Geldhilfen. Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2003 leistete das Sozialwerk 3 735 Einzelhilfen im Gesamtwert von fast 100 000 Euro.

In der Praxis erhält das Sozialwerk über die Saxonia Stiftung Listen mit Bedürftigen, zusammengestellt von den einzelnen Kirchengemeinden oder den örtlichen Foren der Deutschen in Siebenbürgen. Den Bedürftigen kommen die einzelnen Hilfen zugute. Bedauerlicherweise klappt dieser Informationsfluss nicht hundertprozentig, so dass in manchen Fällen Personen, einzelne Kirchengemeinden oder Dorfstrukturen nicht in die Betreuung einbezogen werden.

Wie in den vergangenen vier Jahren verteilen wir zurzeit zehn Kilogramm schwere Lebensmittelpakete, die wir inzwischen kostengünstig von in Kronstadt angesiedelten Lebensmittel-Großhandelsfirmen packen lassen. Die Geldhilfen in Höhe von jeweils 25 Euro werden in rumänisches Währung ausgezahlt - im Jahr 2003 waren es 950 000 Lei/Empfänger.

Die Betreuungsaktionen finden bei den Empfängern eine sehr positive Resonanz. Täglich erreichen uns viele Dankschreiben von Bedürftigen, aus denen wir deutlich ersehen können, wie schwer es dem Einzelnen wirklich geht. Eine Frau aus Kronstadt schreibt:
"Vielen Dank für die Hilfe, die mir gegeben wurde in barem Geld zu einer Zeit, in der ich eigentlich nicht mehr wusste, wie ich eine Arzt-Behandlung meines Mannes bezahlen sollte.... Wir wohnen in Miete und bekommen das Mittagessen durch die ,Küche auf Rädern' bei der ich vor Jahren selbst freiwillig gearbeitet habe."

Dankesschreiben werden oft auch von mehreren betreuten Personen gemeinsam an das Sozialwerk geschickt, um einerseits die relativ hohen Portokosten zu sparen, um aber anderseits auch ihren Dank auszusprechen.

Ein zweiter Tätigkeitsbereich des Sozialwerks sind die Hilfsmaßnahmen im Bereich Medikamente und medizinische Geräte. Dank guter Zusammenarbeit mit der Apotheke des Bayerischen Roten Kreuzes konnten in den Jahren 1998 und 1999 viele Medikamentenwünsche für Einzelpersonen erfüllt werden. Der Bund hat die Zuwendungen des Bundes an das Deutsche Rote Kreuz für die deutsche Minderheit in Rumänien jedoch drastisch reduziert. So konnte das Bayerische Rote Kreuz viele Medikamentenwünsche nicht mehr erfüllen. Hier übernimmt das Sozialwerk die Kosten. Als sehr effektiv hat sich eine 2002 neu eingeführte Form der Medikamentenbeschaffung erwiesen: Das Sozialwerk stellt der Saxonia Stiftung Bargeld zur Verfügung, die die Medikamente vor Ort einkauft und verteilt. Im Bereich der medizinischen Geräte hat das Sozialwerk, in enger Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk der Evangelischen Landeskirche in Rumänien, die Lieferung und die Kosten von Pflegemitteln für die Altenhilfe und protetische Hilfen, vor allem Hörgeräte, übernommen.

Betreuung von Altenheimen



Die Betreuung der in den letzten zehn Jahren in Siebenbürgen entstandenen sächsischen Altenheime ist ein weiterer Schwerpunkt unserer Tätigkeit. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Altenheim Schweischer, das 1991-1992 dank einer großzügigen Spende der Max-Kade-Stiftung aus Amerika vom Sozialwerk wesentlich erweitert und ausgebaut wurde. Für das Altenheim haben wir in den vergangenen Jahren vor allem Instandhaltungsarbeiten und bauliche Ergänzungen finanziert und 1998 ein neues Kraftfahrzeug gekauft, mit dem auch die Hilfsgüter zwischen München und Kronstadt transportiert werden. 1999 wurde in Schweischer ein Erweiterungsbau mit einem Begegnungsraum und zwei Gästezimmern fertig gestellt (Gesamtkosten: 107 287 Euro). Mit 90 000 Euro wurden in den letzten vier Jahren auch andere Pflegestationen und Altenheime gefördert, vor allem die seit vielen Jahren funktionierende Pflegestation Blumenau in Kronstadt und die Pflegestation in Schäßburg. 2001 wurde das Altenheim "Blumenau" in Kronstadt mit einem Betrag von 23 724 Euro - aus einer Spende der Alliance of Transylvanian Saxons (ATS) in den USA - unterstützt. Inzwischen wurde das neue Altenheim "Blumenau" soweit fertig gestellt, dass im Herbst 2002 die ersten Alten einziehen konnten. Ebenfalls im letzten Jahr wurden der Evangelischen Landeskirche in Rumänien 25 000 Euro aus dem Vermächtnis eines in den USA verstorbenen Landsmannes für den Erweiterungsbau des "Elim-Heimes" in Michelsberg zugewendet.

Alle oben aufgeführten Leistungen des Sozialwerks waren nur durch die vielen Spenden unserer Landsleute vor allem aus Deutschland, aber auch aus den USA und Kanada möglich. Bedauerlicherweise ist das Spendenaufkommen in den letzten Jahren zurückgegangen. Wenn 1999 bis 2001 das jährliche Spendenaufkommen um durchschnittlich bis zu 17 Prozent gestiegen war, so fiel es 2002 drastisch auf 86 Prozent zurück. In den ersten sieben Monaten 2003 liegen die Spendeneinnahmen mit nur 23 000 Euro noch viel weiter darunter. Sicherlich gehen in den letzten Monaten eines Jahres immer etwas mehr Spenden ein. Trotzdem werden wir 2003 nicht das Spendenaufkommen des Vorjahres erreichen. Deshalb ergeht unsere dringendste Bitte an alle Landsleute, Mitglieder der Landsmannschaft, unserem Aufruf in der Siebenbürgischen Zeitung, Hilfe nach Siebenbürgen, Folge zu leisten.

Nur mit einem erhöhten Spendenaufkommen wird das Sozialwerk seine Tätigkeit in der gleichen Weise fortführen können. Wir müssen immer in der Lage sein, unsere in Siebenbürgen lebenden bedürftigen Landsleute mit Einzelhilfen zu unterstützen.

In einem weiteren Tätigkeitsbereich übt das Sozialwerk eine Mittlerfunktion zwischen dem Bundesministerium des Innern, dem Bundesverwaltungsamt sowie dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und dem Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) aus. Das Sozialwerk übernimmt die Planung, Antragstellung und Durchführung nach der Genehmigung sowie die nachträgliche Abrechnung der Bundesmittel, die von der Bundesregierung jährlich für die deutsche Minderheit in Siebenbürgen zur Verfügung gestellt werden.

Aus diesen Mitteln werden auch Lebensmittel- und Geldhilfen an Bedürftige, wie im Kapitel "Einzelhilfen" beschrieben, verteilt. Hinzu kommen noch Maßnahmen zur Ausstattung der Zentrums-, Orts-, oder Lokalforen des DFDS und Ausstattung der evangelischen Kirche mit Einrichtungsgegenständen, Kommunikationsmitteln, Kfz-Ersatzteilen für Schulbusse und vielem mehr.

Nur durch die sehr gute Zusammenarbeit mit der Saxonia Stiftung in Kronstadt konnten die Voraussetzungen geschaffen werden, dass dieser Bereich, der sehr viel zeitaufwendiger ist als die Einzelbetreuung der Bedürftigen, ohne nennenswerte Probleme abgewickelt werden konnte. Die Planung, Antragstellung und nachträgliche Abrechnung aller Maßnahmen erfordern einen erheblichen Verwaltungsaufwand.

Das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen nimmt in den letzten Jahren verstärkt auch besondere Aufgaben in Deutschland wahr. Bedingt durch die massiven Mittelstreichungen im Bundeshaushalt für die kulturelle Breitenarbeit gemäß § 96 BVFG werden der siebenbürgischen Landsmannschaft seit geraumer Zeit weniger bis gar keine Mittel für diesen Bereich zur Verfügung gestellt. In der Voraussicht dieser Entwicklung hat der Verbandstag 1999 eine Beitragserhöhung beschlossen. Die zusätzlichen Mittel sollen fast ausschließlich für die kulturelle Breitenarbeit verwendet werden. Dieser Beitragsanteil wird von den Landesgruppen monatlich direkt dem Sozialwerk zugeführt, das dann aus diesen Mitteln, sowohl einen Personalkostenanteil des hauptamtlichen Kulturreferenten als auch teilweise Maßnahmen der kulturellen Breitenarbeit finanziert.

Eine weitere Aufgabe des Sozialwerks sind die Hilfen an unverschuldet in Not geratene Landsleute in Deutschland. Die Voraussetzungen für solche Hilfen wurden den Landesgruppen der Landsmannschaft mehrfach mitgeteilt, das Echo- bzw. konkrete Anträge sind bis auf wenige Ausnahmen ausgeblieben. Sicherlich gibt es heute im Kreise unserer in Deutschland lebenden Landsleute viele, die durch unterschiedliche Gesetzesveränderungen in Not geraten sind (z.B. kleinerer Rentenanteil aus dem Fremdrentengesetz). Diese Nöte auszugleichen, würden aber die finanziellen Möglichkeiten des Sozialwerks sehr schnell überfordern. Das Sozialwerk kann die Rentenversicherung nicht ersetzen.

Das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen e.V. als integranter Teil der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ist und bleibt nach wie vor ein sehr wichtiges Standbein in der gesamten Tätigkeit der Föderation der Siebenbürger Sachsen.

Peter Pastior
Vorsitzender des Sozialwerks



Anmerkung: Dieser Artikel wird als Bericht im Vorfeld des Verbandstages 2003 in Mannheim veröffentlicht.


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