30. Juni 2007

Wiedereinweihung und Heimattreffen in Bell im Kaltwassertal

Mitten im malerischen Kaltwassertal liegt das zur Gemeinde Marktschelken gehörende Dorf Bell. Hier steht die evangelische Kirche, ein Bau aus dem 15. Jahrhundert. Vor fünf Jahren schien es so, dass diese Kirche einstürzen würde, wie jene in Wölz. In letzter Minute konnte die Kirche dank der Initiative der Heimatgemeinschaft (HOG) Bell in Deutschland und mit Unterstützung des Mediascher Bezirkskonsistoriums nicht nur gesichert, sondern auch renoviert werden.
Am 3. Juni wurde die Kirche durch Bischof D. Dr. Christoph Klein, den Ortspfarrer Gerhard Servatius-Depner und den Bezirksdechanten wieder eingeweiht. Zu dem Gottesdienst strömten nicht nur die rund 60 Beller, die in Deutschland leben, und die 20 in Bell lebenden Evangelischen.

Die Dorfbewohner aller Ethnien und Konfessionen bewiesen einen einzigartigen Zusammenhalt. Alle kamen in die Kirche, von orthodoxer Seite sogar der Ortspfarrer, und feierten gemeinsam mit ihren Landsleuten von nah und fern die Wiedereinweihung und das Heilige Abendmahl. Musikalisch untermalt wurde der Gottesdienst von dem Mediascher Männeroktett unter der Leitung von Edith Toth, die auch die E-Orgel spielte.

Bischof D. Dr. Christoph Klein (links) und ...
Bischof D. Dr. Christoph Klein (links) und Pfarrer Gerhard Servatius-Depner in Bell. Foto: Beatrice Ungar
Der Vertreter der zuständigen evangelischen Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner, Pfarrer Gerhard Servatius-Depner, sagte zur Begrüßung: „Wir haben keine Worte der Freude und des Dankes für die Hilfe, die wir bei der Renovierung der dem Heiligen Nikolaus gewidmeten Kirche in Bell erfahren haben.“ Bischof Klein pflichtete ihm in der Predigt bei: „Worte fehlen uns oft, aber es ist gut zu wissen, dass wir Menschen in solchen Situationen nicht selbst Worte finden müssen. Gott schenkt uns Worte, die wir einfach sprechen dürfen“. Bischof Klein ist übrigens nach Müller-Langenthal der zweite Bischof, der in Bell predigte. Vor zwölf Jahren hatte der Bischof schon einmal die Kirchengemeinde besucht und festgestellt, dass das Gotteshaus sich in einem bedauerlichen Zustand befinde. An diesem Dreifaltigkeitssonntag stellte er fest, dass die HOG alles tue, damit dieses Gotteshaus Zukunft erhält.

Schon vor einem guten Jahr hatte der HOG-Vorsitzende Richard-Christian Bothar begonnen, nach Möglichkeiten zu suchen, die ev. Kirche in seinem Heimatort vor dem Verfall zu retten. Dazu sagt er heute: „Wir sahen, dass in Siebenbürgen und vor allem in Hermannstadt etwas gemacht wird, und wollten nicht die letzten sein, die aktiv werden.“ Unterstützung fand Bothar nicht nur bei Hilde Pohl von der Kreisgruppe Rüsselsheim der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, sondern auch bei seiner Kirchengemeinde Rückingen, wo er als Küster dient. Diese stellte die Verwaltungsstrukturen für die Spendenaktion zur Verfügung. Die ersten Sicherungsmaßnahmen wurden aus Mitteln durchgeführt, die bei einer zweckgebundenen Kollekte im Mediascher Kirchenbezirk zusammengetragen wurden. Die Aktion motivierte die in Deutschland lebenden Beller und ihre Freunde, selbst zu spenden und schließlich kamen rund 6 000 Euro zusammen. So konnte die Kirche renoviert und die schöne Kassettendecke repariert werden.

Was Außenstehenden an diesem Sonntag einzigartig schien, ist für den Bürgermeister von Marktschelken, Nicolae Anghelina, Alltag. In seiner Ansprache beim anschließenden ersten Heimattreffen im Kindergarten erklärte er, von dem Zusammenhalt der Ethnien in diesem Ort zeuge nicht nur das dreisprachige Ortsschild, sondern die guten Beziehungen, die auch heute gepflegt würden: „Viele haben im Laufe der Jahrhunderte versucht, einen Keil zwischen Sachsen, Ungarn, Rumänen und Roma zu treiben. Gelungen ist es bis heute keinem.“ Wer am Dreifaltigkeitssonntag in Bell war, konnte sich davon überzeugen. Auch in der Küche, wo Frauen aller Ethnien gemeinsam für das leibliche Wohl der Teilnehmenden sorgten.

Beatrice Ungar

Schlagwörter: Kirche und Heimat, Treffen

Bewerten:

5 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.