25. Juli 2008

Zur Erinnerung an den Künstler Edgar Bauer-Kloos

Still und bescheiden wie er Zeit seines Lebens als Mensch gewesen war, verließ er, fern von seiner Burzenländer Heimat und kaum wahrgenommen von seinen siebenbürgischen Landsleu­ten, diese Welt: Edgar Bauer-Kloos, ein vielseitiger Künstler – Maler, Dichter, Fotograf, Musiker und Publizist – verstarb vor kurzem in Duisburg.
Geboren wurde Edgar Kloos, wie er sich als Künstler nannte, am 31. März 1938 in Brenn­dorf, einer sächsischen Gemeinde, wo zu jener Zeit noch mehrheitlich deutsche Einwohner lebten. Hier wuchs er auf „in der traditionsgeprägten Gemeinschaft“ und lebte bis zu seiner Aus­siedlung in seinem Haus in der Honigberger Gasse, wo er hauptberuflich als Fotograf tätig war. Schon als kleiner Junge zeichnete er gern, begeisterte sich für Musik und Literatur; später begann er zu malen und Gedichte sowie kleine Prosatexte zu schreiben. Doch als er sich dann, nach dem Abitur am Kronstädter Deutschen Abendgymnasium, zu Beginn der 1960er Jahre zur Aufnahmeprüfung an die Kunsthochschule – zuerst in Klausenburg, dann in Bukarest – stellte, wurde er abgewiesen.

Reinhardt Schuster: Porträt Edgar Kloos, Öl auf ...
Reinhardt Schuster: Porträt Edgar Kloos, Öl auf Karton, 55 x 45 cm, 1960
„Obwohl Edgar ungewöhnlich begabt war und hoffen konnte, zum Kunststudium zugelassen zu werden, wurde ihm dieser Wunsch von jenen, die damals über sein Schicksal entscheiden durften, nicht er­füllt“, erinnert sich der international bekannte, ebenfalls aus Brenndorf stammende Maler Rein­hardt Schuster. „In Bukarest sagte ihm sogar die Sekretärin des damaligen Kunstinstituts – die Studenten nannten sie ‚der Pirat‘ – in arrogantem und gehässigem Ton, er solle doch zurückgehen nach Siebenbürgen und dort ‚sein Glück‘ versuchen.“ Das habe den sensiblen Künstler sehr berührt und entmutigt, und so gab er die Hoffnung auf, in Rumänien studieren zu können. Erst viele Jahre später besuchte er dann in Deutschland einen Fernlehrgang und eignete sich einige kunsttheoretische Kenntnisse an.

Nach kleinen Ausstellungen in Brenndorf – so im „Vereinshaus“ in der Schulgasse und für Freunde in seinem Atelier – war Edgar Kloos auf der großen Ausstellung rumäniendeutscher Künstler vertreten, die im Sommer 1977 im Bukarester Kulturhaus „Friedrich Schiller“ gezeigt wurde. Seine Bilder hingen nun neben Werken von Eduard Morres, Harald Meschen­dörfer, Waldemar Mattis-Teutsch, Helfried Weiß und anderen namhaften Künstlern. Vor dieser offiziellen Anerkennung seiner Tätigkeit als Zeichner und Maler waren von ihm Gedichte in den Zeitschriften Volk und Kultur und Neue Lite­ratur – in der Rubrik „Junge Autoren“, die der Verfasser dieser Zeilen redaktionell betreute – veröffentlicht worden. Damals erschien auch zum erstenmal, nach einem Atelierbesuch in Brenndorf, eine Würdigung des jungen, vielseitigen Künstlers.

Zu Kloos’ besonderen Freunden gehörte der zu jener Zeit noch in Bukarest lebende Maler, Zeichner und Kunstpädagoge Reinhardt Schus­ter, einst ein Schüler von Hans Mattis-Teutsch, der bereits seit 1967 durch eigene Ausstellungen im In- und Ausland bekannt geworden war. In den Sommerferien, 1954-1972, wenn Schuster zu Besuch in seine Heimatgemeinde kam, zogen die beiden jungen Künstler mit dem Zeichen­block durch die vertraute Landschaft in der Um­gebung von Brenndorf, zu den lieblichen Auen am Alt, zum „Hillenguerten“, wo die Gärten der Sachsen aus der Honigberger Gasse lagen, und zum „Klenen Basch“, wobei zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen entstanden. Einige dieser Bilder wurden damals in der Zeitschrift Volk und Kultur reproduziert. Jahrzehnte später erwarb dann, auf Empfehlung Reinhardt Schusters, die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Düsseldorf, während der Weihnachtsverkaufsausstellung eine der schönsten Arbeiten von Edgard Kloos für die hauseigene Artothek: das Aquarell „Siebenbürgische Landschaft“.

Als sich am 18. Juni 2008, nach dem Tod des Künstlers, ein Kreis von Familienangehörigen und Freunden in Duisburg zu einer Abschieds­feier versammelt hatte, sagte Pfarrer Helmut von Hochmeister: „Edgar Kloos hat nicht nach der Devise ‚Zeit ist Geld‘ gelebt. Er hat seine Gaben und seine Zeit in den Dienst der Kunst gestellt als Dichter, Maler und Kunstfotograf. Thema seines künstlerischen Schaffens war immer wieder sein Heimatort Brenndorf und dessen Umgebung. Seine freundliche, liebevolle Art im Umgang mit allen Menschen bleibt uns, als Kennzeichen seines seelischen Reichtums, in besonderer Erinnerung. Lebendig und anregend waren die vielen und vielseitigen Gesprächs­runden mit Freunden und Bekannten (...). Die ihn näher kannten und mit ihm näher verbunden waren, konnten, wenn sie es wünschten, von ihm in allen Lebenslagen wertvolle, orientierende Worte und Gedanken empfangen.“

Edgar Kloos, der durch seine Beiträge in der Heimatschrift Briefe aus Brenndorf seiner Bur­zenländer Gemeinde verbunden blieb, war, so Reinhardt Schuster über den Jugendfreund, „eine Dreifachbegabung, und zwar eine literarische, malerische und auch musikalische. Denn er spielte auch hervorragend elektronische Or­gel. Trotz großer Widrigkeiten im Leben, die eine größere Entfaltung dieser besonderen Gaben beeinträchtigt haben, bleibt er (für mich) der talentierteste Brenndorfer, den ich in meinem Leben gekannt habe.“ Dem feinsinnigen und vielseitigen Künstler war es nicht vergönnt, seine ungewöhnlichen Begabungen vor einem größeren Publikum zu entfalten, und so lebte er, auch in Deutschland, weiterhin bescheiden und etwas abseits und verstarb am 10. Juni, zwei Monate nach seinem 70. Geburtstag, in Duisburg. Es wäre erfreulich, wenn sich vielleicht im kommenden Jahr einmal eine Retrospektive veranstalten ließe – in memoriam Edgar Kloos.

Claus Stephani

Schlagwörter: Kultur, Nachruf, Künstler, Brenndorf

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