9. Dezember 2010

Die Mundartautorin Maria Gierlich-Gräf wurde 80

Geboren am 1. Dezember 1930 in Großscheuern bei Hermannstadt, wo sie auch den Großteil ihres Lebens verbrachte, feiert die heute in Erding bei München lebende Autorin, Mundartdichterin und Kulturschaffende Maria Gierlich-Gräf ihren achtzigsten Geburtstag. Die Mutter dreier Kinder kann dabei auf ein äußerst erfülltes, wenn auch oft beschwerliches Leben zurückblicken, in dem ihre künstlerische Betätigung stets einen großen Raum einnahm.
Maria Gierlich-Gräf wurde in eine bewegte Zeit am Vorabend des heraufziehenden Zweiten Weltkriegs hineingeboren. Die Ereignisse der Kriegszeit, die Wirren der folgenden Jahre und die beginnende kommunistischen Umgestaltung, die die althergebrachten bäuerlichen Strukturen massiv bedrohte, wirkten prägend für ihr späteres Verhältnis zu Volk und Heimat. In ihren Beiträgen, Gedichten, Liedern und mundartlichen Theaterstücken bewahrt sie die Erinnerung an eine Welt, die im Strudel der Geschichte teilweise schon untergegangen ist.

Bekannt wurde sie einem breiten Publikum durch ihre Lokalberichte – seit 1958 war sie Volkskorrespondentin der Tageszeitung Neuer Weg – und Veröffentlichung einiger ihrer Gedichte in dieser und anderen deutschsprachigen Zeitungen Rumäniens. Neben ihrem literarischen Engagement wurde frühzeitig auch ihr musikalisches Interesse und Begabung deutlich. Mit eigenen Gedichten und Liedern war sie oft Gast in der deutschsprachigen Sendung des rumänischen Fernsehens. Auch das überlieferte Liedgut lag ihr sehr am Herzen. Mit der Veröffentlichung von zwei Schallplatten mit sächsischen Volksliedern trug sie dazu bei, dieses Erbe der Nachwelt zu erhalten.

Maria Gierlich-Gräf in Großscheuerner Tracht, ...
Maria Gierlich-Gräf in Großscheuerner Tracht, 2010. Foto: Irmgard Lutsch
In ihrem Schaffen orientierte sich Maria Gierlich-Gräf an Vorbildern wie Frida Binder-Radler, Grete Hermann-Müller, Grete Lienert-Zulter und Juliana Fabritus-Dancu, mit welcher sie eine innige Freundschaft verband.

In einer Zeit, als die traditionsgebundenen ländlichen Lebensformen und die damit verbundenen Werte in Frage gestellt wurden, gebrauchte Maria Gierlich-Gräf das Mittel der ­siebenbürgisch-sächsischen Mundart, um konkreter, offener über Sorgen- und Festzeiten zu schreiben und den Lesern ein Stück vertraute Heimat wiederzugeben. Sie war Gründungsmitglied des sächsischen Literaturkreises in Hermannstadt und nahm an allen sechs Mundartdichtertreffen in Siebenbürgen teil. Für die Kleinen – und nicht nur für sie – übertrug sie Klassiker der deutschen Literatur wie „Max und Moritz“, „Hans Huckebein“ oder „Struwwelpeter“ ins Siebenbürgisch-Sächsische.

Auch nach ihrer Übersiedlung in die Bundesrepublik im Jahre 1992 blieb sich Maria Gierlich-Gräf treu und wirkte auch in der neuen Umgebung für die sächsische Gemeinschaft. Als ein herausragendes Ereignis kann man die von ihr mit geplante und organisierte Ausstellung „Tracht, Sitte und Brauchtum der Siebenbürger Sachsen“ im Mai 2001 im Frauenkircherl in Erding anführen. In Anwesenheit des damaligen bayerischen Kultusministers Hans Zehetmeier und anderer Vertreter aus Politik und öffentlichem Leben des Landkreises Erding wurde die Ausstellung feierlich eröffnet und brachte im Laufe einer Woche mehr als 1600 Besuchern Geschichte, Tracht und Brauchtum der Siebenbürger Sachsen näher.

Wir danken Maria Gierlich-Gräf für ihr bisheriges Wirken im Dienste der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft und wünschen ihr noch viele frohe Jahre im Kreise ihrer Lieben und eine weiterhin ungebrochene Schaffenskraft.

Christian Lutsch

Schlagwörter: Kultur, Geburtstag, Mundartautoren, Porträt, Sachsesch Wält, Großscheuern, Erding

Bewerten:

16 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.