14. Dezember 2014

Forstwissenschaftler, Experte für Jagdwesen und noch viel mehr ...

„Durch seine Auffassung und sein Werk gehört Diplom-Forstwirt Rudolf Rösler zur Plejade der Elite von Forstwirten“, die die Kronstädter Forstwissenschaftliche Fakultät hervorgebracht hat und „die auf dem Niveau der anderen weltweit traditionsreichen Forstfakultäten stehen und sich in vollem Umfang im europäischen Raum verwirklicht haben“. Mit diesen Worten würdigte Dr.-Ing. Christian Stoiculescu, langjähriger Mitarbeiter am Forstwissenschaftlichen Forschungsinstitut Bukarest, den Forstwissenschaftler und Kollegen Rudolf Rösler als bedeutende Persönlichkeit in seinem Fachbereich. Doch er ist nicht nur ein bekannter Forstwissenschaftler und Experte des Jagdwesens, sondern auch ein interessierter, vielseitig tätiger Botaniker, ebenso „ein Bücherfreund, Bibliograph, Kartograph, Graphiker und Maler“, der nach acht erfüllten Jahrzehnten auf ein umfassendes Werk zurückblicken kann.
Rudolf Rösler wurde am 14. Dezember 1934 in Sankt Georgen (Sângeorzul Nou) im nordsiebenbürgischen Nösnerland geboren, wo sein Vater als Lehrer tätig war. Die Eltern Rudolf Rösler und Hilda, geborene Beer, stammten aus Bistritz. Hineingeboren in eine Zeit, in der sich bereits Veränderungen politischer Art anbahnten, die zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führten, sollte der junge Rudi kaum sechsjährig erleben, wie seine nordsiebenbürgische Heimat infolge des Wiener Schiedsspruchs von 1940 an Ungarn angegliedert wurde. Ab 1941 besuchte er drei Jahre lang die deutsche Grundschule in Bistritz, wohin sein Vater als Schuldirektor berufen wurde. Das vierte Schuljahr konnte er nicht mehr beginnen, denn im September 1944 wurde die Familie mit vielen anderen Nösnerländer Siebenbürger Sachsen durch die deutsche Wehrmacht auf deren Rückzug evakuiert und nach Deutschland mitgenommen, wo die Familie in Aue/Erzgebirge in Sachsen eine kurze Bleibe fand. Bereits ein Jahr später wurden sie aus der 1945 von der Sowjetarmee besetzten Ostzone Deutschlands nach Bistritz rückgeführt.

Nachdem das deutsche Schulwesen Nordsiebenbürgens zusammengebrochen war, besuchte Rudi 1945/1946 die 4. Klasse der rumänischen Elementarschule und kam anschließend ins Gymnasium, das er 1953 mit der Reifeprüfung abschloss. Sein weiterer Lebensweg führte ihn ins südöstliche Siebenbürgen, nach Kronstadt, wo er im Herbst 1953 sein Studium an der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Universität (damals Polytechnisches Institut) begann und gleich im Parallelgang zwei Semester Park- und Landschaftsgestaltung studierte, was ihm später zu Gute kommen sollte. Nach Beendung seines Studiums 1958 erhielt er seine erste Anstellung am Institut für Forstliche Forschung und Planung in Kronstadt, wo er als Forsteinrichtungs-Sektionsleiter (Forstrat) bis 1961 tätig war. Seine Arbeit führte ihn in mehrere staatliche Forstämter in den Kreisen Harghita, Buzău, Hermannstadt, Kronstadt und Covasna. In Kronstadt lernte er auch seine spätere Ehefrau, Kollegin und Mitarbeiterin, die Diplomforstwirtin Dietlinde Helga Lang kennen, die er 1959 heiratete. In über fünfzig Jahren haben sie viele Forschungsarbeiten gemeinsam veröffentlicht. In Kronstadt wurden auch ihre beiden Söhne geboren.
Rudolf Rösler ...
Rudolf Rösler
Im Spätherbst des Jahres 1961 nahm er die Stelle eines Forst-Oberrates in der Forstdirektion Bistritz an, wo er bis 1964 als Sachbearbeiter für Holzindustrie im Sachgebiet Produktion tätig war. Ab Herbst 1964-1967 war Rösler in der Industriedirektion der Lokalindustrie des Bistritzer Bezirkes beschäftigt, wo er leitende Stellen einnahm und schließlich 1967-1968 die Funktion des Technischen Direktors bekleidete. Nach der territorialen Neustrukturierung des Landes 1968 kam Rösler in die Forstdirektion des Kreises Bistritz-Nassod, wo er acht Jahre lang als Leitender Forstdirektor für das Sachgebiet Jagd, Fischerei und forstliche Nebennutzung sowie im Qualitätssicherungs-Dienst tätig war. Zudem hatte er als Sachverständiger des Forstlichen Forschungsinstituts Bukarest Verantwortung für die Qualität der Forstsamen aus Nord-Ost-Siebenbürgen. Als Forstdirektor der bärenreichsten Reviere Rumäniens gewann Rösler tiefe Einblicke in das Jagdwesen jener Zeit, die er in seinen Veröffentlichungen zur Geschichte des Jagdwesens verarbeitet hat. 1976 übersiedelte die Familie Rösler in die Bundesrepublik Deutschland und ließ sich in Bayern nieder. Hier fand Rudolf Rösler zunächst eine Anstellung in Landshut, wo er bis April 1978 als Angestellter am Stadtgartenamt tätig war. Mit seinem fundierten Fachwissen im Bereich Forstwirtschaft und Jagdwesen sowie seinen organisatorischen Fähigkeiten konnte er rasch Fuß fassen und im niederbayrischen Forstwesen eine berufliche Heimat finden. So arbeitete er ab 1978 bis zum Eintritt in den Ruhestand bei der Oberforstdirektion Niederbayern-Oberpfalz in Regensburg, und zwar zuerst als Forsteinrichtungs-Sektionsleiter im Sachgebiet Waldbau, Forsteinrichtung und Standorterkundung in vielen Forstämtern dieser Region. In den letzten acht Jahren seines Berufslebens arbeitete er von 1987-1996 weiter im Sachgebiet Waldbau, unter anderem in den Bereichen Versuchswesen, Naturwaldreservate, Zulassung von Saatgutbeständen und forstliche Erhebungen.

Darüber hinaus konnte er immer wieder aus seinem reichen Wissen schöpfen und über siebenbürgische Themen berichten, mit denen er sich weiterhin wissenschaftlich auseinandersetzte und für die er viele aufmerksame Zuhörer und würdigende Anerkennung fand. Dank seines reichen Fachwissens und seiner Erfahrung mit Land und Leuten in Rumänien wurde Rudolf Rösler 1987 zum beratenden Sachverständigen des Europarates für Jagdwesen in Ost- und Südosteuropa berufen.

Seine wissenschaftlichen Interessen zeichneten sich bereits in seiner Studentenzeit ab, als er in den Arbeitskreisen für Botanik, Landschaftsgestaltung, Wildbiologie und Jagdkunde (Prof. Otto Witting und Prof. V. Cotta) tätig wurde. Nach seinem Studium wurde der junge Forstwirt auch Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften und war in vielen auch an deren Leitung beteiligt, so z.B. als Vorstandsmitglied des Bezirks-Jagdvereines des Nösnerlandes, Vorsitzender der Regierungskommission für die Bewertung von Jagdtrophäen, Mitglied in der Landeskommission Rumäniens für Zertifizierung der forstlichen Herkunft u.a.m. Für seine vielseitige Tätigkeit blieben auch Auszeichnungen mit Ehrenschildern und Medaillen nicht aus. Die Tätigkeit in wissenschaftlichen Vereinen setzte er nach 1976 in Deutschland fort und wurde Mitglied in über zwanzig forstlichen, botanischen, Naturschutz- und anderen Vereinen, internationalen Kommissionen und wissenschaftlichen Gesellschaften, so z.B. der Internationalen Gesellschaft für Bärenforschung und Management in Missoula/Montana, USA (1989). Mehr als 30 Jahre war Rudolf Rösler auch aktives Mitglied der Sektion Naturwissenschaften im Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde.

Nicht zu vergessen sind seine siebzig wissenschaftlichen Vorträge, die er anlässlich von Fachtagungen in Deutschland, Österreich, Rumänien, aber auch in anderen Ländern auf Weltkongressen, so in Covadonga/Spanien (1988), Tampere/Finnland, Kuala Lumpur/Malaysia gehalten und veröffentlicht hat.

Nach Dr.-Ing. Christian Stoiculescu ist Rudolf Rösler „ein produktiver forstwissenschaftlicher Autor mit enzyklopädischem Horizont“. Doch damit wäre seiner breitgefächerten wissenschaftlichen Tätigkeit nicht Genüge getan, denn Rudolf Rösler ist nicht nur Forstwissenschaftler, sondern ein äußerst rühriger, vielseitig interessierter Wissenschaftler, dessen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, in Büchern, Jahrbüchern und der Presse mit der beeindruckenden Zahl von 413 Titeln einen weiten Bogen über viele Fachgebiete spannen. Von den Forstwissenschaften und dem Jagdwesen geht es über Botanik, Vegetationskunde, Zoologie, Biogeographie, Naturschutz, Volks- und Landeskunde bis hin zu Biographien bedeutender Forstleute und Naturwissenschaftler sowie Reiseliteratur und Bergtourismus. Hinzu kommen 36 Referate zu wissenschaftlichem Schrifttum. Rudolf Rösler ist auch ständiger Mitarbeiter traditionsreicher wissenschaftlicher Schriftreihen wie der in Freiburg erscheinenden „Forstlichen Umschau“, des „Österreichischen Forstbiographischen Lexikons“ und der in München verlegten „Neuen Deutschen Biographie“.

Die Tätigkeit wäre unvollständig dargestellt, sollte man seine niedergeschriebenen Sagen und Legenden vornehmlich aus dem Nösnerland vergessen. Er zeichnet und malt auch gern, hat einige Bücher und Zeitschriftenartikel illustriert und beteiligte sich mit seinen Bildern an Ausstellungen in Deutschland und Rumänien.

Seine erfolgreiche und vielfältige Tätigkeit wäre in dem Umfang nicht möglich gewesen, hätte er nicht das Verständnis und die Unterstützung seiner Familie, insbesondere seiner Frau Dietlinde, gehabt, die ihm für viele Dinge den Rücken freigehalten hat.

Der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde, insbesondere die Sektion Naturwissenschaften, wünscht ihrem langjährigen Mitarbeiter zu seinen acht erfüllten Jahrzehnten, er möge zumindest einen Teil seiner früheren unermüdlichen Arbeitsfreude und Arbeitskraft noch lange behalten und in Gesundheit mit seiner Familie noch viel Schönes und Erfreuliches erleben.

Erika Schneider

Schlagwörter: Jubilar, Geburtstag, Wald, Jagd

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