27. September 2005

Ausstellungen als Aspekt der Kulturarbeit

Vorträge, Diskussionsrunden, bunter Kulturabend, eine kirchengeschichtliche Ausstellung sowie ein Besuch der Pyramiden-Ausstellung: Den 25 Teilnehmern der Kulturreferententagung, die der Landesverband Bayern der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen am 17./18. September in Rosenheim veranstaltete, war ein vielfältiges Programm geboten. Die vom Haus des Deutschen Ostens München geförderte Tagung leitete die Kulturreferentin des Landesverbandes Bayern, Doris Hutter. Für hervorragende Arbeitsbedingungen im Gemeindehaus der Erlöserkirche, Unterkunft und Verpflegung trug die gastgebende Kreisgruppe Rosenheim Sorge.
Zu Veranstaltungsbeginn hieß Dietmar Zermen, Vorsitzender der Kreisgruppe Rosenheim, die Teilnehmer (neben Kulturreferenten waren vereinzelt auch Pressereferenten und Kreisgruppenvorstände vertreten) herzlich willkommen. Doris Hutter dankte für die angenehme Atmosphäre in dem liebevoll dekorierten Tagungsraum. Im Rahmen einer ausführlichen Vorstellungsrunde, die den Samstagvormittag in Anspruch nahm, äußerten die Teilnehmer ihre persönlichen Erwartungen an Programm und Verlauf des Wochenendes.
Teilnehmer der Kulturreferententagung in Rosenheim besuchen die Pyramiden-Ausstellung im Lokschuppen. Foto: Christian Schoger
Teilnehmer der Kulturreferententagung in Rosenheim besuchen die Pyramiden-Ausstellung im Lokschuppen. Foto: Christian Schoger


Dem Ausstellungsmachen als gewähltem Themenschwerpunkt dieser Tagung widmete Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster am Samstagnachmittag seinen Vortrag "Überlegungen und Handreichungen zu einem Aspekt unserer Kulturarbeit: Ausstellung". In seiner PowerPoint-Präsentation behandelte der Referent grundlegende Gesichtspunkte des Ausstellungsmachens, wie Zweck und Ziel, Inhalt und Thema, Form und Präsentationsdesign. Anhand mitgebrachter Materialien vermittelte Schuster anschaulich die Bandbreite an geeigneten technischen Hilfsmitteln für verschiedene Anwendungsbereiche beim Erstellen einer Ausstellung. Viele der in dem lebendigen Vortrag zur Sprache gekommenen Lösungsvorschläge sollten im weiteren Verlauf der Tagung noch Diskussionsstoff liefern.

Auf die Theorie folgte die Praxis. So begab sich die Gruppe geschlossen zum wenige Gehminuten entfernten Ausstellungszentrum Lokschuppen, um die (noch bis zum 3. Oktober laufende) Ausstellung "Die Pyramide - Haus für die Ewigkeit" zu besuchen. Durch die Ausstellung führte eine fachlich als auch museumspädagogisch kompetente Kunstgeschichtlerin. Anhand von Modellen und Originalexponaten präsentiert diese eindrucksvolle Schau Theorien und Techniken des Pyramidenbaus. Als Hauptattraktion bestaunte die Besuchergruppe die Rekonstruktion einer Grabkammer. Darüber hinaus erhielten die Tagungsteilnehmer Hintergrundinformationen zu technischen Problemen, die im Zuge der Realisierung dieser aufwändigen Ausstellung zu bewältigen waren.

Wieder zurück im Gemeindehaus der Erlöserkirche, begann Doris Hutter, in Abänderung des vorgesehenen Programmverlaufs, noch am frühen Abend ihr Referat "Jugendprojektarbeit: Abholen und Unterstützen". In ihrem frei gehaltenen Vortrag gewährte die Referentin Einblick in ihre Erfahrungen auf dem Gebiet der Jugendarbeit. Zu diversen Seminaren und Projekten, wie z. B. das "JuThe" (JugendTheater) Nürnberg, lädt Hutter Kinder und Jugendliche ins Haus der Heimat in Nürnberg, wo sie als Geschäftsführerin tätig ist. Zu den im Referat angesprochenen Problemfeldern stellte Hutter hinführende Fragen, etwa: "Wie finde ich Jugendliche und wie komme ich an sie heran?" - "Was biete ich ihnen und wie halte ich sie über einen längeren Zeitraum?" - In engagierter Weise war die Vortragende darauf bedacht, das Forum zu sensibilisieren für die spezifische geistig-seelische Befindlichkeit dieser heranwachsenden Generation. Und die Referentin zeigte auf, wie Kinder und Jugendliche in gruppendynamischen Prozessen in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert werden können.

Ein kurzweiliges Kultur- und Unterhaltungsprogramm bot die Kreisgruppe Rosenheim ihren Gästen am Samstagabend. Es traten u.a. auf der Chor der Kreisgruppe unter Leitung von Hedwig Zermen als auch die von Rotraut Beer geleitete Tanzgruppe, jeweils in schmucken Trachten. Für gute Stimmung sorgten Sketche, die Mitglieder der Tanzgruppe unter der Regie von Gisela Jäntschi in Szene setzten, sowie Mundartvorträge von Hans Beer, Werner Kraus und Michael Orend. Ihre Nachtruhe fanden die Tagungsteilnehmer in privat organisierten Quartieren bei Landsleuten aus Rosenheim und Umgebung. Den "Gasteltern" und allen Helfern sprach Dietmar Zermen für ihre Unterstützung seinen Dank aus.

Praxisnahe Anregungen

Am Sonntagvormittag führte Hutter ihren am Vortag begonnenen Vortrag zu Ende. Als Beispiel für ein erfolgreiches Kinder- und Jugendprojekt präsentierte die Referentin im Anschluss Ausschnitte aus dem 2004/2005 nach ihrem Drehbuch und unter ihrer Regie entstandenen Dokumentarspielfilm "Schulzeit in Siebenbürgen. Ausgewählte Erinnerungen". Die gezeigten Sequenzen (auf Schloss Horneck in Gundelsheim interviewte Zeitzeugen schildern ihre Erinnerungen an die Schulzeit in Siebenbürgen) stießen allgemein auf großes Interesse.

Über "Praktische Erfahrungen und Probleme bei der Anfertigung einer Ausstellung" referierte alsdann Wilhelm Ernst Roth, Kulturreferent in der Kreisgruppe Augsburg. Anlässlich des heuer in Augsburg mit zahlreichen Veranstaltungen gefeierten 450-jährigen Jubiläums des Augsburger Religionsfriedens konzipierte und realisierte Roth unter erheblichem persönlichen Aufwand die Ausstellung "Die Ausstrahlung der Confessio Augustana nach Siebenbürgen". Der Referent, der in der Vergangenheit schon einige Ausstellungen gemacht hatte (u.a. "Johannes Honterus", "Auf den Spuren des Deutschen Ritterordens in Siebenbürgen"), schilderte den zurückliegenden Arbeitsprozess von der Idee bis hin zur Fertigstellung. Zum Abschluss der Tagung führte Roth neben Teilnehmern weitere Interessierte durch die im Veranstaltungsraum aufgebaute, aus 12 Schautafeln bestehende Ausstellung.

Maßgeblich für den Erfolg der von Doris Hutter mit Improvisationsgeschick geleiteten Kulturreferententagung in Rosenheim waren mannigfache praxisnahe Anregungen in den Referaten, freilich auch die aktive Mitarbeit der Teilnehmer. Und nicht zuletzt die ausgezeichneten Rahmenbedingungen, die von der gastgebenden Kreisgruppe Rosenheim in Person der im Hintergrund wirkenden Helfer, mit dem Vorsitzenden Dietmar Zermen an der Spitze, geboten wurden.

Christian Schoger

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