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3. Dezember 2009

Kulturspiegel

Nachruf auf David Șerbu

Die Kreisgruppe Aachen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen trauert um unser ältestes Mitglied David Șerbu, dem wir am 28. Oktober 2009 auf dem Jü­dischen Friedhof in Aachen das letzte Geleit gaben. Unser Mitgefühl gilt seiner Witwe Silvia und seiner Familie. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 15 mal kommentiert.

  • bankban

    1bankban schrieb am 03.12.2009, 07:28 Uhr:
    Insgesamt ein schöner Bericht, vielen Dank dafür. Nur ein Satz wäre zu korrigieren: "Durch die auch in Siebenbürgen ab 1939 einsetzende Judenverfolgung..." Diese Judenverfolgung setzte durch die deutschen und ungarischen Minderheiten des Landes und durch die rumänische Mehrheit spätestens 1933 ein, in der Form von Ausgrenzung, Hatz und antisemitische Feindseligkeit sowie Propaganda (doch sollten wir nicht vergessen, dass die rumänische Studentenbewegung bereits 1927 Pogrome veranstaltete und die jüdischen Häuser des Dorfes Borsa im Marmaroschgebiet bereits 1931 von den rumänischen Faschisten der Eisernen Garde niedergebrannt wurden). Sodann wurden die ersten, explizit gegen die Juden gerichteten Gesetze bereits Anfang 1938 durch die Regierung des aus Siebenbürgen stammenden Octavian Goga erlassen. Diesen folgten im August 1940, also noch vor der Abtretung von Territorien an Ungarn und Bulgarien, weitere antisemitische Gesetze.
    Umso schöner, respektabler und beachtenswerter ist, dass D. Serbu sich über all dies anscheinend "hinwegsetzen" und den Weg des Brückenbaus beschreiten konnte.

    [Beitrag am 03.12.2009, 07:30 von bankban geändert]

    [Beitrag am 03.12.2009, 07:33 von bankban geändert]
  • seberg

    2seberg schrieb am 03.12.2009, 08:28 Uhr:
    In der Zeit vor dem Nazi-Wahn gab es (zumindest in Kronstadt) mehrere jüdische Familien, die so sehr in die sb.sächsische Gemeinschaft integriert waren, dass die meisten Sachsen nicht einmal wusste, dass es Juden waren.

    Vielleicht ist es ein kleiner Trost, dass es das auch bei uns Sachsen gegeben hat: dass es unwichtig war, ob ein Mensch Jude ist oder nicht.

    [Beitrag am 03.12.2009, 08:30 von seberg geändert]
  • bankban

    3bankban schrieb am 03.12.2009, 08:32 Uhr:
    @ seberg: "dass die meisten Sachsen nicht einmal wusste, dass es Juden waren" --- nur die, die damit etwas kompensieren, von etwas anderem ablenken, im Trüben fischen wollten - die wussten und thematisierten es.
  • seberg

    4seberg schrieb am 03.12.2009, 09:14 Uhr:
    So ist es, bankban. Und kein Trost kann es sein, dass sich all zu viele Sachsen dann aus "menschlich-allzumenschlichen" Gründen zum Kompensieren und Ablenken ebenfalls haben verführen lassen von jenen, die es thematisierten und oft schon aus dem Wort "Jude" ein Signal machten. Alle Entschuldigungen diesbezüglich gehen ins Leere. Umso erstaunlicher sind solche Beispiele wie D.Serbu und umso mehr ein Grund zur ehrlichen, wenn auch mühseligen und langwierigen Aufarbeitung.
  • Joachim

    5Joachim schrieb am 03.12.2009, 10:00 Uhr:
    Aber man hat aus der Geschichte wieder einmal nichts gelernt. Zur Zeit wird mit dem Islam bei uns das gleiche Spiel betrieben.
  • pedimed

    6pedimed schrieb am 03.12.2009, 10:11 Uhr:
    Im toleranten Mediasch waren viele Jüdische Familien durch die deutsche Schule gegangen und es gab auch mehrere die mit Sachsen verheiratet waren und auch noch evangelisch waren.War dort kein Makel. Die Mediacher haben sogar den Zigäunern Arbeit verschaft wie die Stadtkehrung und die Müllabfuhr, was sogar in der kommunistishen Zeit beigehalten wurde. Also nicht über das Miteinander der Volksgruppen lästern, dort war es die Toleranz die wirkte!

    [Beitrag am 03.12.2009, 10:13 von pedimed geändert]
  • bankban

    7bankban schrieb am 03.12.2009, 11:07 Uhr:
    @ pedimed: Sorry, aber ich verstehe diesen Satz nicht, können Sie ihn erläutern?: "Im toleranten Mediasch waren viele Jüdische Familien durch die deutsche Schule gegangen und es gab auch mehrere die mit Sachsen verheiratet waren und auch noch evangelisch waren.War dort kein Makel." Meine Schwierigkeit mit dem Satz liegt hier: wenn sie evangelisch waren - dann waren sie doch keine Juden mehr, oder? Es sei denn man hat es gewusst, festgehalten, irgendwie thematisiert. Aber dann wiederum muss es doch ein "Makel" gewesen sein ... denn ansonsten wäre man sich doch dessen nicht bewusst gewesen... oder? Ich meine, wenn etwas kein Makel ist, dann weiß man es auch nicht. Sobald man sagt, "du bist X, aber das ist kein Makel", stigmatisiert doch ... Aber vielleicht ist das Psychologie und da hab ich keine Ahnung.
  • pedimed

    8pedimed schrieb am 03.12.2009, 11:41 Uhr:
    @ bankban: Aus dem Namen hat man es gewusst,daß die Vorfahren Juden waren, hat aber niemanden gestört. Gemeint ist also die Herkunft, hat in Mediasch aber niemanden gestört. Ob die ungarischen Juden in Mediasch katholisch und die rumänischen orthodox waren weißß ich nicht. Wir hatten auch etliche in der Nachbarschaft ohne mit ihnen welche Schwierigkeiten. Es gab sogar auch Mischfamielien mit Rumänen,deren Kinder trotz des Namens in die deutsche Schule gingen und in den Kränzchen der Mediascher Sachsen mitmachten.War also bei uns die Toleranz, die auch noch zu meinerzeit dort gelebt wurde.

    [Beitrag am 03.12.2009, 11:42 von pedimed geändert]
  • bankban

    9bankban schrieb am 03.12.2009, 11:46 Uhr:
    Danke, pedimed.
  • Joachim

    10Joachim schrieb am 03.12.2009, 12:53 Uhr:
    Alles klar !
  • Anchen

    11Anchen schrieb am 05.12.2009, 23:12 Uhr:
    Ein bemerkenswerter Lebensgang!

    @seberg Du schreibst von Aufarbeitung,ehrlich, mühselig, langwierig, wie kann sie für dich konkret aussehen ?

    @pedimed Aber man kann schon sagen, dass die von dir beschriebene gelebte Toleranz zu einer Zeit ihr grausames Ende fand ?
  • Joachim

    12Joachim schrieb am 05.12.2009, 23:26 Uhr:
    Was für Toleranz ?
  • Anchen

    13Anchen schrieb am 05.12.2009, 23:38 Uhr:
    Na, die g-e-l-e-b-t-e, ob sie nun klein oder winzig war oder umgekehrt, aber du weisst deine Antwort schon : Alles klar !
  • Joachim

    14Joachim schrieb am 05.12.2009, 23:46 Uhr:
    Jo !
  • seberg

    15seberg schrieb am 05.12.2009, 23:47 Uhr:
    Aber Anchen, du willst von mir doch sicher keine Anleitung zum ehrlichen Umgang mit der Vergangenheit? Das muss schon jeder mit sich selbst ausmachen, nicht wahr? Konkret: War z.B. Mediasch wirklich eine solche Ausnahme als Hort der Toleranz zwischen Sachsen, Juden, Rumänen, Zigeunern usw.? Und ganz konkret finde ich doch z.B. deinen Hinweis auf das grausame Ende der dortigen Toleranz. Sehr gut! Wie es dazu kam und vorallem wie sehr eins das selbst angeht als SbS, darüber nachzudenken ist doch sicher keine einfache Sache, die schnell und einfach erledigt ist, wenn es ehrlich sein soll, oder?
    Also: am besten immer bei sich selbst anfangen und bei seinen "Nächsten"...

    [Beitrag am 05.12.2009, 23:56 von seberg geändert]

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