27. Juli 2008

Brandkatastrophe in Bistritz: Rumänischer Staat in der Pflicht

Das rumänische Kultur- und Kultusministerium wird sich mit erheblichen Mitteln an der Renovierung der brandgeschädigten evangelischen Stadtpfarrkirche in Bistritz beteiligen. Das Ministerium werde die Kostenermittlung und Projekterstellung übernehmen, erklärte Kultur- und Kultusminister Adrian Iorgulescu am 12. Juli nach der Besichtigung dieses bedeutendsten Renaissance-Bauwerks Rumäniens.
Als weitere Geldgeber nannte der Minister den Kreisrat des Kreises Bistritz-Nassod und das Bistritzer Bürgermeisteramt. Die Kosten des dreijährigen Wiederaufbaus und der Renovierung schätzt er auf 1,85 Millionen Euro. Iorgulescu hält die bisherige Baufirma mitverantwortlich für die Feuerkatastrophe vom 11. Juni, da sie nicht alle erforderlichen Brandschutzmaßnahmen getroffen habe.

Erhebliche Mittel ließen sich über die österreichische Industrie vermitteln, sobald ein konkretes Projekt feststehe. Die Hilfsbereitschaft sei vorhanden, setze aber eine zügige Projekterstellung voraus. Dies erklärte Pfarrer Mag. Volker Petri, Bundesobmann des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung. Unter seiner Leitung haben Siebenbürger Sachsen aus Österreich ihre Wurzeln im Nösnerland erkundet und vom 11. bis 13. Juli Gespräche mit dem Forum, Stadtpfarrer Krauss und Bürgermeister Crețu geführt.
Bürgermeister Ovidiu Crețu, Dipl. Ing. Atila ...
Bürgermeister Ovidiu Crețu, Dipl. Ing. Atila Czurka und Prof. Dr. Balint Szabo (von links nach rechts) auf dem inzwischen isolierten Gewölbe des Kirchenschiffes. Foto: Dr. Hans Franchy
Das größte Problem ist zurzeit die fehlende Koordination der Sicherungs- und Wiederaufbauarbeiten in Bistritz. Deshalb hat der Vorstand der HOG Bistritz-Nösen nach einer außerordentlichen Sitzung am 12. Juli in Wiehl-Drabenderhöhe eine Delegation nach Siebenbürgen entsandt, um mit dem Landeskonsistorium sowie der Stadtverwaltung und dem Presbyterium in Bistritz Wege einer effektiven Koordination zu erörtern. Die HOG vertritt die Auffassung, dass die evangelische Stadtpfarrkirche einer neuen, weiteren Zweckbestimmung auch in Verantwortung der Stadt zugeführt werden soll. Die Eigentumsverhältnisse des Turms und der Kirche müssten dringend geklärt werden.

Vor allem der rumänische Staat steht in der Pflicht, den Großteil der Kosten zu übernehmen, meint Horst Göbbel, stellvertretender Vorsitzender der HOG Bistritz-Nösen. Zuschüsse seitens der EU sollten nach Ansicht Göbbels vom rumänischen Staat professionell gestellt und begleitet werden. Mittel in Höhe von 50 000 Euro hat der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien bereits für erste Notsicherungsmaßnahmen bewilligt (diese Zeitung berichtete).

S. B.

Delegationreise der HOG Bistritz-Nösen

Eine Delegation der HOG Bistritz-Nösen, bestehend aus dem Vorsitzenden Dr. Hans Georg Franchy sowie den Vorstandsmitgliedern Pfarrer i.R. Kurt Franchy und Michael Weihrauch, wohnte am 18. Juli der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Bischof Klein in Hermannstadt bei. Danach wurde mit Bischof Klein, Hauptanwalt Friedrich Gunesch, Prof. Dr. Paul Niedermeier, Landeskirchenkuratorin Ortrun Rhein, Dechant Bruno Fröhlich und Stadtpfarrer Hans Dieter Krauss das Thema Wiederaufbau des Kirchendaches und des Turms umfassend erörtert. Dr. Hans Georg Franchy berichtet.

Als Ergebnis dieses Gespräches kann man festhalten:

1. Die Landeskirche sieht die Rettung der Bistritzer Kirche als eine der obersten Prioritäten an.

2. Hauptanwalt Friedrich Gunesch hat den Wiederaufbau der Bistritzer Kirche zur Chefsache gemacht.

3. Das Landeskonsistorium wird schnellstens alle durch sie aufgeforderten Spendensammler zusammenführen, Gleiches wird Pfarrer Kraus in Bistritz tun.

4. Prof. Dr. Paul Niedermeier wird, soweit seine Gesundheit dies erlaubt, den Wiederaufbau fachlich begleiten.

5. Das Presbyterium der Kirchengemeinde Bistritz und Stadtpfarrer Hans Dieter Krauss sind im Sinne der Kirchenordnung die Befugten zum Handeln vor Ort.

6. Bischof D. Dr. Christoph Klein und Prof. Dr. Niedermeier sind bereit, kurzfristig zu klären, wie und wann die vom Kultus- und Kulturministerium zugesagten Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Nach der Anreise nach Bistritz erfolgte am Samstag, 19. Juli, eine Besichtigung des Kirchendaches (=Baustelle). Das Gewölbe unter dem abgebrannten Kirchendach ist sauber, wasserfest abgedichtet, so dass Regenwasser über Rohre in den Pfeilern im Inneren der Kirche nach draußen abgeleitet wird. Zurzeit wird das Kirchendach im Bereich, der nur geringfügig durch den Brand betroffen war, repariert. Pfarrer Krauss und Bürgermeister Ovidiu Crețu sind zuversichtlich, dass die beauftragte Baufirma noch vor dem Wintereinbruch den Dachstuhl wiederherstellen wird. Architekten und Fachleute suchen nach einer Lösung zur Beschaffung von Dachziegeln. Hier werden hohe fachliche Ansprüche gestellt. Die Ziegeln müssen von der Form und Haltbarkeit den Anforderungen (Frost, Schnee, Hagel usw.) genügen. Die Kirchengemeinde Bistritz hat einen Bauingenieur angestellt, der die Interessen der Kirchengemeinde fachlich vertritt. Beachtlich ist das Engagement des neuen Bürgermeisters Ovidiu Crețu, der zusammen mit Pfarrer Krauss den Führungsstab leitet. Dieser wird nach Bedarf, aber mindestens alle 14 Tage, mit dem Architekten Prof. Bálint Szabó aus Klausenburg, den Vertretern der Baufirma "Creativ" und den zuständigen Behörden der Kreisverwaltung den Fortschritt der Arbeiten prüfen und erforderliche Anweisungen für den weiteren Fortschritt der Arbeiten erteilen. Es wurde vereinbart, dass nach der Sitzung des Führungsstabes, die Presse, die Medien über den aktuellen Sachstand und die weiteren Maßnahmen informiert werden.

Dr. Hans Georg Franchy

Schlagwörter: Stadtpfarrkirche Bistritz

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