23. Mai 2014

Jubiläum in Drabenderhöhe: Zehn Jahre Turm der Erinnerung und Kapelle

Vor zehn Jahren wurden der Turm der Erinnerung und die Kapelle im Alten- und Pflegeheim Haus Siebenbürgen eröffnet. Das kleine Jubiläum wurde mit einem Gottesdienst und Festakt im Robert-Gassner-Hof gefeiert, an dem zahlreiche Ehrengäste teilnahmen, unter ihnen Altbischof Dr. Christoph Klein aus Siebenbürgen, der Landrat des Oberbergischen Kreises, Hagen Jobi, Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen sowie Rainer Lehni, Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen im Verband der Siebenbürger Sachsen.
„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder“ – mit diesem Wochenspruch begrüßte Pfarrer Hans Klein die Gottesdienstbesucher und erinnerte an die Gründung des Adele-Zay-Vereins vor 50 Jahren, der Träger des Altenheims ist. Mit dem Altenheim habe man Adele Zay ein „lebendiges Denkmal“ gesetzt, betonte Altbischof Klein in seiner Predigt. Heute jedoch stehe die Einweihung der Kapelle und des Turms im Vordergrund. Man brauche solche Orte der Erinnerung, zu denen nicht nur steinerne Denkmäler, sondern auch das kulturelle Gedächtnis gehöre. Pfarrer Kurt Franchy, „Bote, Diener und Seelsorger“, der nach 25 Jahren als Vorsitzender des Adele-Zay-Vereins Abschied nehme, sei das Zustandekommen von Turm und Kapelle ebenso zu verdanken wie Enni und Harry Janesch. Synodalassessor Thomas Ruffler gratulierte namens des Evangelischen Kirchenkreises an der Agger und meinte, dass die Bürger stolz auf dieses Werk sein können. Musikalisch mitgestaltet wurde der Gottesdienst durch den Honterus-Chor unter der Leitung von Regine Melzer.

Bei strahlendem Sonnenschein fand anschließend ein Festakt im Robert-Gassner-Hof statt, zu dem Pfarrer i. R. Kurt Franchy neben den Ehrengästen zahlreiche Besucher begrüßen konnte. „Wir sind froh über den Bau der Kapelle“, sagte Franchy. Vor Jahren hätten die meisten Altenheimbewohner noch den Weg zur Kirche gehen können, heute sei das anders. Den Turm zu bauen war nicht einfach. Es habe viel Kritik gegeben, aber „wir waren überzeugt davon, dass sich einmal alle damit identifizieren können“. Der Turm sei wichtig, so Franchy. „Als vor 70 Jahren unsere Brüder und Schwestern aus Siebenbürgen evakuiert wurden, geschah das nach einem Gottesdienst in der Kirche. Unter Glockengeläut haben wir das Dorf verlassen. Wenn dieses Heim dem Adele-Zay-Verein eines Tages nicht mehr gehören sollte, steht der Turm mit seiner Glocke immer noch da“, meinte Franchy. Landrat Hagen Jobi betonte in seinem Grußwort, dass die Kirchenburgen in der alten Heimat zum Weltkulturerbe gehören und die Erinnerung daran größte Verpflichtung sei. Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, der vor zwei Jahren seine erste große Reise durch Siebenbürgen machte und dort die Kirchenburgen sah, betonte, dass „diese Stätten der Erinnerungen bewahrt und erhalten bleiben müssen“. Altbischof Klein erklärte: „Ein Blick vom Turm hinunter auf die Felder und Wälder erinnert an die alte Heimat“ und sei Symbol für die Welt, „in der Sie eins geworden sind mit denen, die Sie so gut angenommen haben“.
Gäste beim Jubiläum, von links: Harald Janesch, ...
Gäste beim Jubiläum, von links: Harald Janesch, Hans Klein, Ulrike Horwath, Rainer Lehni, Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, Brigitte Thomke, Landrat Hagen Jobi, Enni Janesch, Altbischof Christoph Klein, Kreissynodalassessor Thomas Ruffler und Kurt Franchy. Foto: Christian Melzer
Rainer Lehni, der in den Kreisgruppen schon des Öfteren Vorträge über siebenbürgische Kirchenburgenlandschaften gehalten hat, erzählte, dass er abschließend immer ein Bild vor Augen habe, das nicht aus Siebenbürgen stamme: den Innenhof des Drabenderhöher Altenheims mit seinem Turm der Erinnerung. Für ihn sei dieses Areal, umringt von den Gebäuden (wie von den Mauern einer Kirchenburg), ein Teil der siebenbürgischen Kirchenburgenlandschaft geworden. Altersmäßig könnten sich Turm und Kapelle natürlich nicht mit den altehrwürdigen Kirchenburgen messen, seien aber ins kollektive Bewusstsein der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft gerückt. Der Turm der Erinnerung sei von Anfang an zu einem Symbol für die Drabenderhöher Siedlung geworden und passe ausgezeichnet an diese Stelle. „Wo, wenn nicht hier, sollte er denn stehen“, meinte Lehni. Auch er dankte Pfarrer Kurt Franchy und Harry Janesch, die bei Planung und Bau Weitsicht bewiesen hätten.

„Trotz kritischer Stimmen haben wir uns nicht entmutigen lassen und den Bau des Turms vorangetrieben. Heute gehört er zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes und gilt als Wahrzeichen der Siedlung in Drabenderhöhe“, sagte die Kreisvorsitzende Enni Janesch. Ihr Dank ging an die Erbauer von Kapelle und Turm, der auf Initiative des Adele-Zay-Vereins ein Gemeinschaftswerk wurde, an dem sich die Kreisgruppe Drabenderhöhe, Nachbarschaften, Vereine, Kreisgruppen des Landes NRW, Heimatortsgemeinschaften und zahlreiche private Spender beteiligten. Architekt Georg Tinnes (†) plante und baute den Turm, der sich in das Ensemble des Altenheims gut einfügt und so eine geschlossene Einheit schaffte. Komme man durch den neu angelegten Garten durch das Tor des Turms, betrete man einen burgähnlichen Innenhof, den Robert-Gassner-Hof, der nach dem 1991 verstorbenen „Vater der Siedlung“ benannt wurde.
„10 Jahre Turm der Erinnerung“. Foto: Christian ...
„10 Jahre Turm der Erinnerung“. Foto: Christian Melzer
Zum Jubiläum erstrahlte der Turm, der einen neuen Anstrich erhalten hat, im schönsten Weiß. Im Torbogen wurde eine Karte mit den Ortschaften aus Siebenbürgen angebracht, die von Architekt Hermann Fabini aus Hermannstadt stammt. Vom obersten Stockwerk aus erklingt die Heimatglocke aus Mardisch. Am 7. September erinnert ihr Geläut an die Flucht der Siebenbürger Sachsen aus Nordsiebenbürgen, am 13. Januar an die Deportation in die Sowjetunion. Die Glocke, so Janesch, war eine Spende der Evangelischen Landeskirche aus Siebenbürgen unter Bischof Christoph Klein. Abschließend ging Janesch auf ein Zitat von Dietrich Bonheffer ein, das der Altbischof bei der Einweihung vor zehn Jahren verwendete: „Die Kraft der Erinnerung kommt immer wieder aus der Kraft der Dankbarkeit.“ „Ich“, so Janesch, „möchte heute sagen: Aus der Kraft der Erinnerung an die Heimat Siebenbürgen erwächst uns die Kraft der Dankbarkeit für die Menschen, die es möglich gemacht haben, dass wir hier in Drabenderhöhe willkommen waren. Wir hoffen, der Turm der Erinnerung möge auch in ferner Zukunft ein Zeichen dafür sein, dass die Siebenbürger hier eine neue Heimat gefunden haben.“

Ein Dankeschön ging auch an die Kindertanzgruppe unter Leitung von Christa Brandsch-Böhm und Anita Gutt. Die Mädchen und Jungen gaben in ihren siebenbürgischen Trachten ein reizendes Bild ab und erfreuten mit ihren Darbietungen das Publikum ebenso wie das Blasorchester Siebenbürgen Drabenderhöhe unter Leitung von Johann Salmen mit seinen musikalischen Beiträgen.

Ursula Schenker

Schlagwörter: Jubiläum, Drabenderhöhe, Verbandspolitik

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  • 23.05.2014, 09:43 Uhr von getkiss: Ja, 10 Jahre ist es schon her. Es stimmt, "Es habe viel Kritik gegeben, aber „wir waren überzeugt ... [weiter]

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