Ritterkür beim Neujahrsball

(13.01.2018) 21:21 Uhr

Baden-Württemberg

2018 wird die Ritterkür in neuem Rahmen stattfinden. Der Historiker Dr. Konrad Gündisch – vor allem durch seine Schriften bekannt geworden – gehört zu den humorvollsten Wissenschaftlern der Siebenbürger Sachsen. Er wird im Rahmen des Neujahrsballs der Siebenbürger Blasmusik Stuttgart am 13. Januar 2018 um 21.21 Uhr in der Osterfeldhalle in Esslingen-Berkheim zum Ritter geschlagen werden. Seine Laudatorin wird keine Geringere als die Bundesvorsitzende Herta Daniel sein.
Die Überzeugung, dass Lachen gesund ist, war das Fundament unserer Vereinsgründung sowie der Dreh- und Angelpunkt der heiteren Veranstaltungen. Seit 1985, als in Rottweil der erste Ritterschlag spontan erteilt wurde, kürt der Kulturverein Foederatio Saxonica Transsilvana verdiente Persönlichkeiten aus den Reihen der Siebenbürger Sachsen zu „Rittern wider den tierischen Ernst“. So wurden bislang 20 bekannte Dichter, Politiker und Lehrer – um nur die am zahlreichsten vertretenen Gruppen zu nennen – zu Rittern geschlagen.
Während der 32 Jahre sind zwei so genannte kritische Anmerkungen wiederholt vorgetragen worden. Zunächst die vermeintlich radikale Infragestellung unseres Unterfangens mit der Begründung, in Siebenbürgen habe es weder Ritterkür noch Ritterschlag gegeben. Diesem „Vorwurf“ können wir zuallererst mit dem Hinweis auf unseren Fortschrittsglauben begegnen. Hätte die Menschheit seit der Steinzeit immer nur das wiederholt, was es damals gab, würden wir auch heute noch mit Steinwerkzeugen arbeiten. Sodann haben wir schon in der Festschrift zum 25. Geburtstag des Kulturvereins auf eine Wissenslücke unserer Kritiker hingewiesen: In Siebenbürgen gab es nämlich die Tradition des Richttages, an dem Verdienste herausgestellt und Fehlentwicklungen kritisch beäugt wurden. In unserer neuen Heimat, die teilweise mit der Urheimat der Siebenbürger Sachsen deckungsgleich ist, gibt es die lebendige Tradition der Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst. Aus der Verknüpfung dieser Bräuche ergab sich die Kür zum Siebenbürgischen Ritter wider den tierischen Ernst.
Ein Detail unserer heiteren Veranstaltungen fand auch seine Kritiker: Wenn durch den Ritterschlag die Geehrten gewissermaßen zu Doctores humoris causa promovieren, wie konnte es geschehen, dass auch weniger humorvolle Persönlichkeiten geehrt wurden? Auch dieser kritischen Anmerkung setzen wir unseren Fortschrittsglauben entgegen: In den wenigen Fällen, wo das humoristische Wirken der Ausgezeichneten nicht so offenkundig schien, dass es auf Anhieb erkennbar war, setzten wir auf das Prinzip Hoffnung. Wenn die Kunst der Rede erlernbar ist, was der Grieche Demosthenes bereits in der Antike bewies, kann man sich mit Gewissheit auch die Kunst des humoristischen Wirkens aneignen. So konnten wir durch die Ehrung auch diese verdienten Persönlichkeiten in die Pflicht nehmen, für den Humor eine Lanze zu brechen.

Siegfried Habicher

Ort: Osterfeldhalle, Esslingen-Berkheim

Schlagwörter: Ritterkür

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