VERLÄNGERT bis August: Ausstellung über Deportation der Siebenbürger Sachsen

(07.11.2020-11.04.2021)

Baden-Württemberg

Die Deportationsausstellung des Siebenbürgischen Museums, die eigentlich zu Pfingsten beim Heimattag in Dinkelsbühl eröffnet werden sollte, wird vom 7. November bis zum 15. August 2021 in Gundelsheim gezeigt.
„Die russischen Frauen, wenn [sie] uns unterwegs begegneten und Mitleid mit uns hatten, sagten uns immer wieder ‚Scoro‘, bald könnt ihr wieder heim. […] An allen Enden, oft durch Fantasie, kamen diese Nachrichten zustande vom baldigen Heimfahren […] aber die Hoffnung stärkte uns zum Kämpfen gegen den Hunger, Krankheit und Heimweh. […] Am Abend holte ich mein Gesangbuch raus …“ (Theresia Klusch, Großpold/Lager Ceasow Jar).
Das „Skoro damoi“, die stetig wiederkehrende Aussage von der baldigen Heimkehr der aus Siebenbürgen in die russischen Arbeitslager Verschleppten, verdichtete sich in den Lagergemeinschaften im Donbass, im Ural und in Sibirien anfangs zur Chiffre von kräftemobilisierender und lebenstragender Hoffnung, um später, als propagandistisches Heimkehrgerücht entlarvt, zum Ausdruck von Enttäuschung, Resignation, gar Verzweiflung zu gerinnen.
Mit diesem Titel aus der Sphäre des Emotionalen verweist die Ausstellung auf einen Hauptaspekt im Kontext der drei wichtigen Präsentationsebenen – das subjektiv erlebte Deportationsgeschehen.
Den Leitfaden stellen hierbei auf einer zweiten Präsentationsebene die historischen Fakten. Das sind die Ereignisse in ihrem chronologischen Ablauf rund um die Verschleppung siebenbürgisch-sächsischer Männer und Frauen in die Arbeitslager der Sowjetunion im Zusammenhang mit den Folgen des Zweiten Weltkriegs. Sie sind eingebettet in die wirtschaftlich-politischen Lebensbedingungen in der russischen Nachkriegsgesellschaft, die ihrerseits geprägt war von den Kriegszerstörungen durch die deutsche Truppeninvasion, von den Stalinistischen Säuberungen und der bolschewistischen Misswirtschaft mit ihren massiven Hungersnöten und Repressalien.
Die Aushebung und Zwangsverschleppung der Siebenbürger Sachsen in die Sowjetunion 1945 – 1949 war Teil von viel umfangreicheren russischen Kriegsreparationsmaßnahmen, die die gesamte Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit aus den fünf osteuropäischen Staaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg unter russische Militärkontrolle geraten waren, im Blick hatte. Aufgrund des Beschlusses des Staatskomitees für Verteidigung der UdSSR vom 15. Dezember 1944 und des Geheimbefehls 7161 wurde „die Mobilisierung und Internierung aller arbeitsfähigen Deutschen – Männer im Alter von 17 bis 45 Jahren, Frauen von 18 bis 30 Jahren –, die sich auf den von der Roten Armee befreiten Territorien Rumäniens, Jugoslawiens, Ungarns, Bulgariens und der Tschechoslowakei befinden, sowie deren Verbringung zur Arbeit in die UdSSR“ angeordnet und vollzogen. Ca. 70 000 rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit wurden ab dem 13. Januar in die Arbeitslager der Bergwerkregionen im Donezbecken, des Ural und Westsibiriens verschleppt, darunter knapp 30 000 Sachsen, wovon etwa 12% dem Hunger- und Erschöpfungstod zum Opfer fielen.
Eine dritte Ebene gewährt dem Besucher anhand ca. 100 geschichte(n)beladenen Objekten und Fotografien den materialkulturellen Zugang zum damaligen Geschehen.
7. November 2020-15. August 2021, Siebenbürgisches Museum, Schloss Horneck, Gundelsheim am Neckar.

Ort: Siebenbürgisches Museum, Gundelsheim

Veranstalter: Siebenbürgisches Museum Gundelsheim

Schlagwörter: Ausstellung, Deportation, Russlanddeportation

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