Fotoausstellung Dr. Karl-Heinz Rothenberger im Haus des Deutschen Ostens in München

(09.02.2012-30.04.2012)

Bayern

Am 9. Februar waren viele Landsleute der Einladung des Hauses des Deutschen Ostens (HDO) München gefolgt, um bei einer bemerkenswerten Fotoausstellung von Prof. Dr. Karl-Heinz Rothenberger und einer spannenden Buchpräsentation von Alfred Schuster dabei zu sein.
Zurzeit schmücken 30 neue Aufnahmen die Gänge des Hauses des Deutschen Ostens. Der aus Niederbayern stammende Arzt Prof. Dr. Karl-Heinz Rothenberger war mit weiteren 25 Rotariern in Siebenbürgen. Neben der Erledigung ihrer wohltätigen Aufgaben besichtigten die Gäste mehrere siebenbürgisch-sächsische Kirchenburgen und Städte, wobei den Fotografen Schäßburg wohl am meisten fasziniert hat. Er begrenzt sich auf Schwarz-Weiß-Fotos mit der Begründung, dass diese Technik den Betrachter zum genaueren Hinschauen, zu mehr Konzentration auf das Wiedergegebene zwingt, als das bei Farbfotografien der Fall sei. Somit verführt er den Betrachter, die Bilder mit den Augen des Künstlers zu sehen. „Man schaut durch das Objektiv – subjektiv“, meint er lächelnd. Auch will er nicht viel über seine Bilder erzählen. „Sie sollen für sich sprechen. Zu viele Worte machen die Bilder unscharf. Jeder soll seine eigenen Geschichten drin finden.“ Wir freuten uns an den alten Gebäuden, den vertrauten Kirchen, den bekannten Wegen, Gassen und Brücken. Erinnerungen wurden wach. Der richtige Winkel, die Wirkung von Licht und Schatten trugen dazu bei „unsere“ Geschichten zu finden.
Als diplomierter Geologe war Alfred Schuster, 1937 in Hermannstadt geboren, oft mit dem Fahrrad in den Südkarpaten unterwegs, und zwar meistens allein. Damals schon faszinierten ihn alte Wege; er beschaffte sich Bücher und Karten, um den Spuren der Römer oder auch der Hirten zu folgen. Daraus ergab sich die Frage, wie unsere Ahnen ins heutige Siebenbürgen gekommen waren. Dieses Problem beschäftigte ihn immer mehr und so entstand sein Jugendtraum, einmal die Strecke zwischen Luxemburg und Hermannstadt zurückzulegen, und zwar allein, mit dem Fahrrad. 2007, als Rentner, verwirklichte er diesen Traum. Das Ergebnis ist sein Buch „Alte Wege nach Siebenbürgen“ (ISBN 978-3-941271-47-0).
Schuster liest vor, erzählt, zeigt Karten, erklärt ... und alle hören gebannt zu. Es gibt nur wenige Erkenntnisse über die Art des „Reisens“ aus der Zeit, als sich unsere Vorfahren auf den Weg gemacht haben, um eine neue Heimat zu finden. „Ich werde auf einer Fahrradreise von Luxemburg nach Siebenbürgen nicht genau den Karren- und Fußspuren meiner Ahnen folgen können. Doch ich wollte zumindest auf einigen Straßen fahren, die schon im Mittelalter Reise- und Handelswege waren. Ich würde meine Reise so planen, dass ich so weit wie möglich in ,Korridoren‘ fahre, in denen es im Mittelalter mit Sicherheit Wege gab.“
Wir erfahren von seinen euphorischen Gefühlen und seiner enormen Müdigkeit, von seinen Begegnungen mit interessanten Menschen und auch einiges über seine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Nach sehr viel Vorarbeit, ausgerüstet mit alten Karten und Büchern, startete Schuster seine abenteuerlich anmutende Expedition. Er beschreibt Zeltplätze, die Puszta, den Weg von der Donau zur Theiß ... Die Reihenfolge der Ortschaften fand er in einem Reisebericht aus dem 13. Jahrhundert. An den Grenzübergängen fallen ihm Schikanen ein, die er vor dem Fall des Eisernen Vorhangs erdulden musste. Jetzt wird er zwar wegen seiner ungewöhnlichen Art zu reisen bestaunt, aber die Grenzer und Zöllner wünschen ihm „Gute Fahrt“. Er kommt ins Banat und findet kaum noch Schwaben vor. Er sieht Pferdewagen, bettelnde Roma-Kinder, Ortschaften in desolatem Zustand, aber auch den Neubau eines orthodoxen Klosters. Zwölf Nonnen und ein Mönch laden ihn zu ihrem kargen Mittagessen ein und erzählen von den Bemühungen der Kirche, den Glauben der Menschen wieder zu stärken. Es folgen weitere interessante Begegnungen ... an 31 Tagen in fünf Ländern. Alfred Schusters Ziel, Wege unserer Ahnen zu finden, ist ihm streckenweise gelungen. Er hofft, mit seinem Buch Historikern Denkanstöße gegeben zu haben, um weiter zu forschen.

Renate Kaiser



Die Fotoausstellung „Siebenbürgische Lebenswelten. Mit den Augen eines Freundes“ von Dr. Karl-Heinz Rothenberger ist bis zum 30. April 2012 zu den Öffungs- und Veranstaltungs­zeiten des Hauses des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, in München zu sehen.

Ort: München

Veranstalter: Haus des Deutschen Ostens (HDO), München

Schlagwörter: Fotoausstellung

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