Deckmantel: Militärdienst in Rumänien .......... Wirklichkeit : Arbeitslager

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grumpes
schrieb am 28.11.2010, 12:13 Uhr
Viele von uns SB haben es erlebt, keiner spricht mehr davon. Der Militärdienst "la lopată" war eine andere Perversion des kommunistischen Ceau- Regimes. Warum nur das Kopfgeld für jeden Einzelnen bei der Ausreise kassieren, wenn noch die Möglichkeit bestand die jungen SB in Arbeitslagern zu missbrauchen und auszubeuten. Schreibe hier aus der eigenen Erfahrung heraus. Ende der 70- ger Jahre wurde ich zum Militärdienst einberufen, Dienst "la lopată" in der Dobrudscha. Jeder von uns hat täglich ca 10 Meter lange Gräben für Bewässerungsohre ausgehoben, in normaler Erde , aber auch in steinigem Boden, mit Spitzhacke und Schaufel. Eine schwere Arbeit, Sommer oder Winter war egal: wir mussten raus.
Diesen Militärdienst mussten haupsächlich die unbequemen "Elemente" des kommunistischen Rumänien ausüben :
- auswanderungswillige Soxen (ohne Parteibuch)
- Zigeuner
- politisch Verfolgte jeder Nationalität
- Homosexuelle
- vorbestrafte Kriminelle
- kräftige rumänische Bauernsöhne ohne viel Bildung
Bin sicher, dass viele von uns einiges darüber berichten können und das " Schweigen" brechen können.
Und das "I" Tüpfelchen kommt noch: diese Zeit wird von der Rentenversicherung in Deutschland nicht anerkannt.
Meine Familie hatte vor meiner Einberufung zum Militärdienst den Antrag zur Ausreise eingereicht. Ausreisen durften wir erst nach Beendigung meines Militärdienstes. Ein Trost bleibt : für die arme aber sehr gastfreundliche Dobrudscha sehe ich mich jetzt als " Entwicklungshelfer" obwohl mein Rücken für immer krumm bleiben wird.
Gruß
grumpes
seberg
schrieb am 28.11.2010, 12:26 Uhr
Wenn ich mich nicht täusche, hat Willi Roth etwas darüber geschrieben, Erinnerungen daran, Sammelband von Betroffenen oder so ähnlich, hier ein Link zu seinem Artikel in der SBZ:
www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/8721-zwangsarbeiter-beim-rumaenischen.html
grumpes
schrieb am 28.11.2010, 12:32 Uhr
@seberg,
danke, kannte ich noch nicht.
Gruß
grumpes
aurel
schrieb am 28.11.2010, 13:07 Uhr
Im Sinne einer Diskussion mit der Einbeziehung allen Aspekten, sage ich auch etwas dazu.

Ich denke das war ein Grund warum:


Meine Familie hatte vor meiner Einberufung zum Militärdienst den Antrag zur Ausreise eingereicht.


Anders, „unzuverlässig politische“ und zu wenig „Patrioten“ wurden fern von „Militärgeheimnisse“ gehalten.
grumpes
schrieb am 28.11.2010, 13:29 Uhr
@aurel,
bin ein " friedliebender Mensch", bei deinem Kommentar jetzt fällt mir nur etwas spezifisches für die Dobrudscha ein . DER ESEL.Er hat alles gefressen was er vorfand. Auch Verpackungen der beliebten "Eugenia" hat er nicht liegenlassen. Und noch eine Frage an dich : was waren das für Militärgeheimnisse in Rumänien ? .... die Geheimnisse einer schrottreifen Armee? ...... Dein Glück ist der gute "Vin de Butuc" aus der Dobrogea, er besänftigt mich ein bisschen. Sonst würde ich nicht auf deine Bemerkungen reagieren. Sag mal, hast Du die politisch verfolgten jetzt gar nicht berücksichtigt ? bist Du vielleicht auch noch so ein alter " Betonkopf" ?
Gruß
grumpes
aurel
schrieb am 28.11.2010, 13:50 Uhr (am 28.11.2010, 13:51 Uhr geändert).
Nur weil ich ein Aspekt der Problematik erwähnt habe, macht mich das nicht den Vertreter des Systems oder?

Diskussion heisst Meinungen austauschen und nicht, immer die gleiche Meinung vertreten
grumpes
schrieb am 28.11.2010, 13:57 Uhr
OK , aurel : der Wolf im Schafspelz hat bei mir schon lange ausgedient : vaya con dios !!!!
Gruß
grumpes
aurel
schrieb am 28.11.2010, 14:16 Uhr (am 28.11.2010, 14:27 Uhr geändert).
Sei mir bitte nicht böse. Es war meinerseits nicht böse gemeint.

Ich bin für Gerechtigkeit, auch in einer Diskussion.

Hätte ich damals einen Ausreiseantrag gestellt, wäre ich auch in so einer Einheit gelandet.
Ich wäre aber auch lieber deutschstämmig, wie viele andere Rumänen, und so, mit einer Hoffnung, irgendwann dem System zu entfliehen.

Diese Hoffnung hatten wir die andere nicht !.
Und das scheint bei manche hier nicht klar zu sein.


P.S. Und du (ein deutschstämmiger) hättest protestieren können. Mit den starken deutschen Staat im Rücken, man hat schon andere Karten in der Hand.

aurel
schrieb am 28.11.2010, 15:34 Uhr

Sag mal, hast Du die politisch verfolgten jetzt gar nicht berücksichtigt ? bist Du vielleicht auch noch so ein alter " Betonkopf" ?


Ich war auch zum Militärdienst. Etwa 4 Wochen.
Mir hat es nicht gepasst und ich habe protestiert.
Ich wurde „rausgeschmissen“.

Die Bedingungen dort waren Menschenunwürdig.
Man hat uns wie die Schafen frisiert, die ganze Haare entfernt
Nach einem Tag ohne Essen ohne nichts in der Sonne wie die Dummen gewartet auf Einteilung, am Abend irgendwann am Ende Dobrudscha, eine Einheit mit tristen Gemäuer, kalt, eine Dusche mit nur einem Ventil Kalt/Warm für jeweils eine Gruppe von etwa 10 Rekruten mit kahlen Köpfe, für 5 Minuten, anschließend ein Stück schwarzes Brot und Tee.
Eine alte, getragene, feuchte, blutverschmierte Uniform. Gelöcherte Stiefel.
Feuchtes schmutziges Bettzeug und ein kalter Raum. Eine Alptraum Nacht in der Kälte und Feuchte.

Morgens kaputtmachende Gymnastik. „Mersul piticului“ bis zur Erschöpfung. Habe es abgelehnt. Als Straffe brachte mich ein Unteroffizier zur Toiletten die verstopft waren, zum Saubermachen. Die Pisse und das Wasser standen 5 Cm hoch überall.
Ich war noch bereit die Straffe entgegen zu nehmen. Habe gefragt womit. Womit ich das putzen soll. Der schmiss mir einen Lappen und sagte „Damit und mit der Hand“.
Ich schmiss ihm den Lappen zurück und habe ihm gesagt, „Wenn er denkt, man kann damit dort sauber machen, soll es selber machen“.

Er wurde rot im Gesicht, etwas Schaum am Mund und konnte nicht viel sagen. Machte aber den Eindruck, hätte mich gerne mit den Stiefel getreten, zum Glück ist aber nur weg gegangen um Bericht zu erstatten. Ich weiß es nicht ob er in meinem Gesicht gelesen hat dass ich der Meinung war, ich habe nichts mehr zu verlieren, aber es war besser so, für beide.

Es ging weiter nur noch einige Wochen, sehr unterhaltsam.
Ken Kesey in seinem berühmten „Einer flog über das Kuckucksnest“ hat etwas ähnliches beschrieben.

Die Idee ist, der Staat (die Regime) war der seine Bürger unterdruckt, misshandelt und fertiggemacht hat. Wie in DDR, Ungarn, Bulgarien, usw. Und nicht die Rumänen die Deutschen. Meine Meinung.


seberg
schrieb am 28.11.2010, 15:57 Uhr
@grumpes
der Wolf im Schafspelz hat bei mir schon lange ausgedient

pavel_chinezul
schrieb am 28.11.2010, 16:26 Uhr (am 28.11.2010, 16:33 Uhr geändert).
@aurel

Und nicht die Rumänen die Deutschen.
Natürlich nicht DIE RUMÄNEN(das Volk), denn es gibt keine Kollektivschuld bei ihnen, genauso wie es auch bei den Deutschen (auch wenn du das anders siehst) keine gibt. Es war die Schuld der Rumänen, die in Entscheidungsposition waren und deren Hofsänger, Ja-Sager usw. die dazu beitrugen, dass das System noch lange genug aufrecht erhalten werden konnte. Deswegen hörst du auch keine Pauschalverurteilung der Rumänen von uns, sondern nur die Verurteilung der Betreiber sowie Unterstützer dieses Systems. Und wenn du ehrlich bist, dann gibst du es auch zu und reitest nicht immer auf dem "Rumänen abwatschen" Klischee soviel herum. Und wenn du dazu auch noch fair bist, dann wirst du wohl auch anerkennen, dass wir die Mitläufer deutscher Volkszugehörigkeit, genauso kritisieren und für das Unglück derer, die unter dem System gelitten haben, mit verantwortlich machen.
grumpes
schrieb am 28.11.2010, 16:40 Uhr (am 28.11.2010, 16:45 Uhr geändert).
@aurel,
ein letztes mal kommentiere ich deinen Beitrag: Jeder der so gehandelt hätte wie Du, wäre im "batalion disciplinar" gelandet.Daraus schließe ich nur, dass Du die damalige rumänische Armee nicht gekannt hast, oder ein mächtiger "pilos" warst, der Eltern in der Partei hatte oder ähnliche Verbrecher in bestimmten Ämtern. Te-ai dat de gol.
Gruß
grumpes
aurel
schrieb am 28.11.2010, 16:56 Uhr

ein letztes mal kommentiere ich deinen Beitrag: Jeder der so gehandelt hätte wie Du, wäre im "batalion disciplinar" gelandet.Daraus schließe ich nur, dass Du die damalige rumänische Armee nicht gekannt hast, oder ein mächtiger "pilos" warst, der Eltern in der Partei hatte oder ähnliche Verbrecher in bestimmten Ämtern. Te-ai dat de gol.


Misstraurrisch wie ein würdiger Vertreter deines Volkes.
Ich habe eine „Hungerstreikaktion“ gestartet, ohne aber diese als solche zu deklarieren.
Ich war auch damals den Zeiten voraus.
Es ist etwas komplizierter als man nur mit einigen Zeilen beschreiben kann.


Und man merkt die Lücken in deiner Bibliothek. Du hast den Ken Kesey nicht gelesen.


P.S. Ich schätze, ich war wahrscheinlich der einzige in Rumänien der so etwas geschafft hat.
Ich bin überhaupt nicht bescheiden was das angeht, ich weiss was es bedeutet hat.

grumpes
schrieb am 28.11.2010, 17:06 Uhr
One Flew Over the Cuckoo`s Nest....... der Ausgang war traurig, der Kopf war kaputt und verdreht, jetzt verstehe ich ALLES.
Gruß
grumpes
Mynona
schrieb am 28.11.2010, 17:16 Uhr
LOL,„cuckoo“ heißt verrückt...also "Einer wurde verrückt".....passt!

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