Wir sollen wissen wollen

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Popescu
schrieb am 21.02.2011, 18:06 Uhr
Ich bin froh, dass die Ausgabe vom 20.02.2011 der SZ auf Seite 5 den Artikel „Wir sollen wissen wollen“ von Christian Schoger bringt. Dieser bezieht sich insbesondere auf die Leserbriefe des Hans-Joachim Acker und Michael Miess aus dem Januar 2011.
Interessant ist die Tatsache, dass Schoger Jahrgang 1969 ist, während die beiden genannten Herren ungefähr der Generation seiner Eltern angehören. Herrn Miess kenne ich zwar nicht persönlich (nur seine Frau), habe trotzdem mit ihm Telefongespräche geführt.
Herr Schoger scheint die Meinung zu vertreten, dass wir nur dann glaubwürdig sind, wenn wir ehrlich zu unserer Geschichte stehen. Herr Acker und Herr Miess sollen dagegen die Meinung vertreten, dass es besser wäre, das Thema in der SZ zu tabuisieren. Zumindest im Leserbrief des Herrn Miess kann ich eine derartige Forderung nicht finden. Er stellt nur die Frage, was wir davon hätten, dass wir in den bundesdeutschen Medien nicht mehr eine „Quantité négligeable“ sind. Da glaube ich aber, dass er sich irrt. Wir sind auch weiterhin eine solche Menge.
Interessanter erscheinen mir Aussagen des Herrn Acker und würde gerne Ihre werte Meinung dazu erfahren. Er schreibt: „Immer wieder werden wir als Brückenbauer zwischen den Völkern bezeichnet und aufgefordert, diese Aufgabe mit Leben zu füllen“. Wieso gibt er keinen Hinweis auf diesen Treffpunkt / Allgemeines Forum, ein Musterbeispiel des „Erfüllens dieser Aufgabe“?
Weiter schreibt er : „Sind wir selbsternannte Richter und spielen das Spiel derer, die ein ganzes Land, ja viele Länder und Völker in den Ruin getrieben haben?“ Wen könnte er mir „derer“ meinen? Hätte er „ja viele Länder und Völker“ weggelassen, würde ich annehmen, dass er die Rumänen meint, aber so? Meint er etwa die Deutschen?
Und weiter: “Ist es nicht unsere Pflicht unseren Kindern und Kindeskindern, die zum großen Teil in der neuen Heimat geboren sind, die Würde und die Geradlinigkeit unserer Vorfahren weiterzugeben?“ Kann man die Geradlinigkeit durch Belügen (oder einfach durch Verschweigen der Wahrheit) weitergeben?

Richtig interessant erscheint mir aber der letzte Abschnitt: „Aber vorher sollten wir die wahren Schuldigen kennen? Die sitzen, soweit sie noch leben, in der alten Heimat, die wir gerade deshalb verlassen haben, weil wir Gefahr liefen, unsere Würde als Menschen zu verlieren.“ Abgesehen davon, dass ich es kaum schaffe den ersten Satz als Frage zu lesen (meint wohl: Sollten wir nicht vorher die wahren Schuldigen benennen?), stelle ich mir die Frage, wen er als „wahre Schuldige“ erkannt haben will? Sind es Leute wie Lucky, also die Deutschstämmigen die in der alten Heimat geblieben sind? Sind es die Rumänen die das Land nicht verlassen haben? Ist es nicht vielmehr so, dass die Schuldigen eher diejenigen sind (oder waren), die die Pest des real existierenden Sozialismus/Kommunismus über Osteuropa und darüber hinaus haben kommen lassen? Die sind jetzt längst alle verstorben, aber sie saßen nicht im heutigen Rumänien (unserer alten Heimat) sondern in Deutschland (unserer neuen Heimat). So viel zu dem Erhalt der Würde. Und wenn schon die Rede von der Würde, dann die Frage (an diejenigen die nach 1989 Rumänien verlassen haben): Hätte bei einem Verbleiben die Gefahr eines Würdeverlustes bestanden? Haben alle die nicht ausgewandert sind ihre Würde verloren, oder gerade nicht?

Zum Abschluss: Mir gefällt der Artikel des Christian Schoger sehr und hoffe, dass alle SBS seiner Generation (und die noch Jüngeren) so denken. Auch diejenigen meiner Generation denken wahrscheinlich mehrheitlich so. Wie die 12-24 in diesem Forum denken, wird sich eventuell herausstellen. Egal wie sie sich aber äußern, eines steht fest, sie stellen noch nicht einmal die von Gerri angegebenen 1% dar, also eine „Quantité négligeable“ innerhalb einer „Quantité négligeable“.





getkiss
schrieb am 22.02.2011, 16:07 Uhr
@Popescu:"Interessanter erscheinen mir Aussagen des Herrn Acker und würde gerne Ihre werte Meinung dazu erfahren..."

Herr Popescu, Schnee von Gestern.
In den Kommentaren zum Artikel von Herrn Acker wurde unsere werte Meinung schon längst geschrieben.....
Popescu
schrieb am 22.02.2011, 17:46 Uhr (am 22.02.2011, 18:11 Uhr geändert).
Herr Kiss,
dann bräuchte ich ja nur dort zu suchen, aber wie finde ich diese Kommentare? Könnten Sie mir bitte einen Link nennen? Vielen Dank.

Habe sie inzwischen gefunden, vielen Dank.

Nun habe ich sie auch gelesen und bin zufrieden mit den geäußerten Meinungen. So soll es aus meiner Sicht auch sein. Nur die Frage, wer den die "wahren Schuldigen" sind, hat niemand angeschnitten. Ist auch OK.
cäsar
schrieb am 24.02.2011, 18:05 Uhr
Hallo Herr Popescu,

In Ihren Meinungen, nicht nur hier in diesem Strang schwingt immer eine Art Ethnoverwischungstaktik mit. Für Sie sind immer nur die Ideologen an den verschiedenen geschichtlichen Vorgängen schuld. Dreist behaupten Sie, dass die wahren Schuldigen(die die Pest des Sozialismus/Kommunismus einführten) in Deutschland leben.Sind am heutigen Zustand Rumäniens um ganz aktuell frei von Geschichte zu reden, etwa die Azerbatschaner schuld? So einfach wie Sie sich hier das machen wollen, ist es nicht.
Des Weiteren ziehen Sie Schlüsse, wie "wir" hier in den Forum denken und meinen, dass wir vernachlässigbar seien. Aber, das "Wie" definieren Sie nicht. Also: Wie denken "wir" hier im Netz, Herr Popescu? In einem anderen Thread wurden Sie etwas deutlicher und beschuldigten "irgendjemanden"(wieder nicht ganz konkret) der Beleidigung des rumänischen Volkes bzw. sprechen Sie und/oder ihre Konsorten(die Beiträge sind sich verdächtig ähnlich)oft über Rumänenfeindlichkeit in den verschiedenen Threads. Das geht gar nicht, weil uns die Administratoren längst gesperrt hätten. Nochmal die Frage: was stört Sie an so etwas wie "unser" denken, dass es aus meiner Sicht so nicht gibt,weil jeder von uns ein frei denkendes Individuum ist. Danke!

ave
Argus
schrieb am 24.02.2011, 20:07 Uhr
Hallo, Freunde!
Es ist schwierig über dieses Thema zu debattieren.Man kann leicht Unschuldige verletzen und Schuldige für Opfer halten.Persönlich habe ich Folgendes dazu zu sagen: die Vorgehensweise um IMs anzuwerben war äußerst perfide. Wehe, sie hatten dich mit irgend etwas an der Hand. Dann warst du ein sicheres Opfer. Anders herum, spielten sie sich zuckersüß auf und versuchten dir deine Existenz rosig zu gestalten, wenn du mitmachtest. Und warteten immer den passenden Moment ab, um an dich heranzukommen. Zweimal haben sie es bei mir versucht. Das erste Mal, nach einer Deutschlandreise. Ich konnte mich ihnen entwinden. Der Preis, den ich dafür zahlte: ich durfte nicht mehr ins Ausland reisen. Nach Jahren hab ich's geschafft, wenigstens für Polen ein Visum zu bekommen. Und selbst danach haben sie es erneut versucht. Das erste Mal saß ich vor dem "freundlichen" Mann wie auf Nadeln. Ich musste auf jedes seiner aber auch meiner Worte genau achten. Es war wie ein Schachspiel. Ich wusste aber was auf dem Spiel stand. Meine Einwände, beispielsweise, dass ich mich dazu nicht fähig fühlte, aus welchen Gründen auch immer, konnten mein Gegenüber nicht überzeugen. Wenn ich erpressbar gewesen wäre, ich hätte kapituliert. In meiner Verzweiflung habe ich zum letzten Mittel gegriffen, ich bin in die Offensive gegangen. Ich habe mein Gegenüber gezwungen auf meine Frage zu antworten. Ich wusste, wenn er sie verneint, habe ich gewonnen. Und so war es auch schließlich. Welche Frage ich ihm gestellt habe? Ich fragte ganz offen: Haben wir, meine Familie und ich, etwas für unser Leben und unsere Gesundheit zu befürchten, im Falle ich das Angebot abschlage? Nein, lautete die Antwort und darauf nahm ich meinen Hut. Auf der Straße fühlte ich mich danach total ermattet aber frei!!!
Nach Polen versuchten sie es, wie gesagt, erneut. Diesmal entzog ich mich einfach durch meinen Umzug in eine andere Stadt. Seitdem hatte ich Ruhe vor ihnen. Der Preis war ein relativ geringer (sage ich jetzt): ich hätte nie mehr einen Pass bekommen um ins Ausland zu reisen. Das wusste ich ganz genau und habe mich dementsprechend auch verhalten: Habe bis 1990 keinen Versuch mehr unternommen einen Pass zu erlangen.
Was ich sagen will: mein Fall ist glücklich verlaufen, viele andere nicht. Deshalb ist es schwer hier pauschal von Schuld oder Unschuld zu reden.
Popescu
schrieb am 24.02.2011, 22:20 Uhr
@Cäsar:
„Dreist behaupten Sie, dass die wahren Schuldigen(die die Pest des Sozialismus/Kommunismus einführten) in Deutschland leben.“.
Wenn man geringfügig der deutschen Sprache mächtig wäre, würde man erkennen, dass Herr Acker in seinem Leserbrief: „Aber vorher sollten wir die wahren Schuldigen kennen? Die sitzen, soweit sie noch leben, in der alten Heimat, die wir gerade deshalb verlassen haben, weil wir Gefahr liefen, unsere Würde als Menschen zu verlieren.“ die GEGENWART benutzt (die wahren Schuldigen sitzen in Rumänien).
Ich schrieb: „Ist es nicht vielmehr so, dass die Schuldigen eher diejenigen sind (oder waren), die die Pest des real existierenden Sozialismus/Kommunismus über Osteuropa und darüber hinaus haben kommen lassen? Die sind jetzt längst alle verstorben, aber sie saßen nicht im heutigen Rumänien (unserer alten Heimat) sondern in Deutschland (unserer neuen Heimat).“ und benutzte die VERGANGENHEIT, auch wenn ich das Wort „sind“ benutzt habe.
Damit wäre das Thema eigentlich erledigt, aber Sie schieben gleich noch etwas nach, nämlich, das mit der Schuld für die derzeitigen Verhältnisse in Rumänien.
Ich wüste nicht, wodurch ich den jetzigen Zustand Rumäniens irgendjemandem sonst, als größtenteils dem Leben dieses Volkes, jahrhundertelang, im osmanischen Reich und dem real existierenden Kommunismus ankreide. Hier wird aber die Schuld dem rumänischen Volk an sich zugeschoben. Wieso waren die Verhältnisse in der DDR so verschieden von denen in der BRD, wo es doch dasselbe Volk ist und es auch keine osmanische Vergangenheit gab? Und wollen Sie allen Ernstes die Korruption, selbst in unserem heutigen Deutschland, abstreiten?
Wissen Sie wie so mancher an seinen Dr. kommt oder wissen Sie weshalb so mancher eine Operation über sich ergehen lassen muss? Kann es sein, das Krankenhäuser niedergelassenen Ärzten „Honorare“ dafür zahlen, dass diese Patienten für Operationen einweisen? Und wie war es mit dem Bau der Münchner Fussball-Arena?
Zum Abschluß schrieb ich: „Wie die 12-24 in diesem Forum denken, wird sich eventuell herausstellen. Egal wie sie sich aber äußern, eines steht fest, sie stellen noch nicht einmal die von Gerri angegebenen 1% dar, also eine „Quantité négligeable“ innerhalb einer „Quantité négligeable“.“. Sie meinen ich würde das „Wie“ nicht definieren. Welches „Wie“ hätte ich definieren sollen? Ich habe festgestellt, dass ich aus den kommenden Beiträgen erfahren werde, welche Meinungen existieren. Und dass 12-24 mehr- oder weniger- Sachsen, gemessen an der Gesamtheit derselben eine vernachlässigbare Menge darstellt, dürfte jedem einleuchten. Etwas anderes stünde das Ganze, wenn diese user als Vertreter (z.B. gewählt) einer jeweils größeren Gruppe auftreten würden. Dies ist aber m.E. nicht der Fall. Noch nicht einmal ein Administrator könnte sich als Vertreter irgend einer Gruppe ausgeben.
Um auf Ihre Frage antworten zu können, müssten Sie mir schon sagen, welche meiner Äußerungen Sie meinen, in der ich „irgendjemanden“ der Beleidigung des rumänischen Volkes beschuldigt habe. Bezüglich der verbreiteten „Rumänenfeindlichkeit“ in verschiedenen Threads, könnten wir neutrale Personen, also z.B. „Reichsdeutsche“ wie Merlen oder Joachim befragen. Sie könnten natürlich alma-si, Szeklerpartisan oder Iceman als objektive Schiedsrichter vorschlagen, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten.
Und nun zum Schluss: Die Frage: „was stört Sie an so etwas wie "unser" denken, dass es aus meiner Sicht so nicht gibt,weil jeder von uns ein frei denkendes Individuum ist.“ verstehe ich so, dass Sie der Meinung sind, im Forum gäbe es ein „unser-Denken“ und ich soll mich äußern, was mich daran stört. Da ich aber kein „unser-Denken“ kenne (Sie beschreiben es ja selbst, wieso es so etwas nicht geben kann), kann ich Ihnen mit einer Antwort nicht dienen.
@Argus:
Ich habe zwar keinerlei Kontakt mit der Securitate gehabt (wahrscheinlich auch weil ich rechtzeitig abgehauen bin, aber nicht nur), teile Ihre Meinung über deren Vorgehensweise voll. Noch ein Wort dazu, weshalb ich möglicherweise verschont wurde. Wie Sie sich vorstellen können, war ich mit meinem Namen keine „Vertrauensperson“ in deutschen Kreisen. Auch in rumänischen Kreisen war weder ich noch meine Familie tief eingebunden. Die Securitate hatte also von mir kaum zu erwarten, dass ich echte Geheimnisse sächsischer oder rumänischer Kreise erfahren könnte. Sie hat sich wohl für die Informationen über Sachsen auf Sachsen, über Ungarn auf Ungarn und über Rumänen auf Rumänen gestürzt. Ich vermute, dass diesbezüglich Mischlinge einen kleinen Vorteil hatten. Sie schreiben es nicht explizit, ich vermute aber, dass Sie der Meinung sind, dass die Methoden der Securitate allen gegenüber, egal ob Deutsche, Ungarn oder Rumänen gleich waren. Wenn es einen überzeugten Kommunisten gegeben haben soll, dann war diese Haltung wohl bekannt, womit er als IM nicht tauglich war. Angeblich musste man sich auf der Hochschule am meisten vor Kollegen fürchten, die nicht Mitglieder der UTC waren.
Wenn ich nicht ganz korrekt mit meiner Meinung bin, dann bitte ich Sie zu bedenken, dass ich 1969 Rumänien verlassen habe. Ich habe keinen Zweifel, dass die Zeit danach immer schlimmer wurde. Ich meine nur, dass dieses Schlimmerwerden alle betraf, nicht nur die Deutschen oder Ungarn. Ich verurteile niemanden, weder weil er IM war, noch wenn er bei der Waffen-SS oder der NSDAP war. Was ich verurteile ist eine entsprechende Haltung auch danach und der Versuch eine Schuld die hauptsächlich das eigene Volk trägt, einem anderen Volk in die Schuhe zu schieben. Übrigens hat mir einer meiner Bewerber, aus der DDR stammend, schon beim Einstellungsgespräch „gebeichtet“, dass er eine IM-Erklärung unterschrieben hatte. Ich habe ihn eingestellt und sowohl ich als auch alle anderen waren mit ihm sehr zufrieden.



Joachim
schrieb am 24.02.2011, 22:55 Uhr
Wie ich schon einmal schrieb,
die größte Korruption findet in Deutschland statt.
Man hat sie nur legalisiert.
Henny
schrieb am 24.02.2011, 23:03 Uhr
Wie ich schon einmal schrieb,
die größte Korruption findet in Deutschland statt.
Man hat sie nur legalisiert.

Ach so... und wie laufen deine Geschäfte???
getkiss
schrieb am 25.02.2011, 00:07 Uhr
@Henny:"Ach so... und wie laufen deine Geschäfte???"

Das unterliegt dem Geschäftsgeheimnis.
Offensichtlich konnte er sich in Deutschland (wegen der Korruption?) nicht durchsetzen und versuchte daher die Rumänen oder Ukrainer zu beglücken.

Da hat der Joachim bestimmt viel Herzblut reingelegt, so viel, dass er nicht einmal mehr hier im Forum Teil nehmen konnte. @grumpes könnte das bestätigen, meine ich.

Und ich nehme an, inzwischen laufen seine Geschäfte so gut, weil er alles nicht nach deutscher Arbeitgebermanier durchorganisierte, sondern die Mitarbeiter nach eigenem Kopf und Sitte arbeiten ließ.

Jetzt läuft es prima von alleine, Joachim ist Rentier geworden, seine Aktien werfen Dividenden ab und endlich kann er seinem liebsten Hobby hier frönen.

Oder nur darum, weil er keine Arbeit hat?

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